TATblatt



"Herr Sika, greifen Sie ein!"

Mit Applaus gegen die österreichische Sicherheitspolitik
 

Allzu stürmischer Applaus brachte Michael Sika und Andreas Mölzer am 12. Juni in Graz zum Verstummen: Am 12. Juni fand dort unter der Regie von Peter Schachner-Blazizek, Wissenschaftsreferent des Landes Steiermark, eine Enquete zum Thema "Sicherheit" statt. Die Referenten: außer Franz Küberl von der Caritas noch Generaldirektor Sika, Rechtsaußen Mölzer und ein Admiral a.D. der Bundeswehr.

Schon bei der Einleitung mußte Schachner mehrmals ansetzen, da jedesmal beim Wort "Sicherheit" Beifall seine Rede übertönte. Etwa 10 Leute mit Anzug, Krawatte und roten Nelken hatten die ersten Reihen belegt und applaudierten zur Irritation der ZuhörerInnen kräftig. Doch spätestens als Andreas Mölzer mit seinem Statement an der Reihe war, begriffen die letzten, daß hier keine Sympathiekundgebung stattfand: Mölzers Ausführungen über die Bewahrung kultureller Identitäten gingen im tosenden Applaus unter.

Als sich weitere AktivistInnen mit einem Transparent "Rassismus tötet" vor das Podium stellten und bei Sikas ersten Sätzen Klebebänder hochhielten, ging endgültig nichts mehr.  "Wo soll denn das! Die scheene Veranstaltung stören!", protestierten  die BesucherInnen mit den roten Nelken und forderten "Abführen! Durchgreifen! Polizei!" und "Herr Sika, eingreifen! Werden Sie härter! Greifen Sie ein!". Sikas Redebeitrag verlor sich zwischen enthusiastischem Jubel und lautstarken Rufen nach Ordnung ("Abschieben! Öffentliche Ordnung, was ist !"). Eine Zuhörerin versuchte noch, die Veranstaltung zu retten. "Können wir darüber abstimmen, wer jetzt die Enquete hören will und wer nicht?" Ihr Vorschlag löste einen wahren Begeisterungssturm in den ersten Reihen aus: "Abstimmen! Abstimmen! Demokratie".

Die Polizei, inzwischen verstärkt zur Stelle, wollte räumen, doch Moderator Peter Pelinka von "News" verweigerte ihnen die nötige Zustimmung und gab dafür die Durchhalteparole aus: "Wir werden die Enquete zu Ende führen, soweit es unter diesen Umständen eben möglich ist." Küberl, der als einziger völlig ungehindert reden konnte, hatte kein Problem damit, der Admiral a.D. ("als Soldat muß man Tapferkeit zeigen") warf seine ganze Lautstärke ins Mikro, doch die zwei Meistumjubelten desertierten vorzeitig: Mölzer brach seinen zweiten Redebeitrag im Applaus ab, und Sika verzichtete nach seiner ersten mißglückten Wortspende überhaupt auf jede weitere Teilnahme. Bis zum Schluß verstellte das Transparent dem Publikum den Anblick auf einen beleidigten Generaldirekor, dem vor versammelter Lokalpresse nicht einmal der anwesende Chef der Grazer Polizei das bißchen öffentliche Ruhe für seine Law und Order-Predigen verschaffen konnte.


aus: TATblatt nr. +118 (10/1999) vom 17. juni 1999
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