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SEK
Premiere für die "Kripo-Wehr"
 

Im Zuge der Verhaftung durch die vermummten Polizisten in Zivil fiel auch in einigen Zeitungsmeldungen der Name einer neuen Wiener Polizeitruppe - "Sondereinsatzgruppe Kriminaldienst" SEK wurde sie genannt. Und siehe da, es gibt sie wirklich, freiwillig, seit 1.2.2000 für 6 Monate im Probebetrieb mit einer geplanten Einsatzgruppe von 100 Mann.
 

TATblatt, Quelle: der Kriminalbeamte 3/00
 

"Die Exekutive lebt von Idealisten" teilt uns die Zeitschrift "der Kriminalbeamte" in ihrer Märzausgabe mit, und jene Idealisten waren es auch, die die Verhaftungen im Bereich der Schwarzenbergstraße nach der Demo vom 2.3. durchführten.

Eine vergleichbare Münchner Truppe dürfte den Wiener Polizeipräsidenten Peter Stiedl derart beeindruckt haben, dass sofort gleichwertiges in Wien aufgebaut werden sollte.

Die Beamten der SEK stellen sich zur Verfügung, rund um die Uhr für ihren Dienst bereit zu sein, mit dem Ziel innerhalb von drei Stunden an jedem gewünschten Einsatzort zu sein.

Dienst versehen diese Beamten weiterhin in ihren Stammdienststellen, für das Konzept dieser Truppe zeichnen Georg Rabensteiner und Roland Frühwirth verantwortlich. Rabensteiner ist leitender Beamter im 16. Bezirk, jener Bezirk, wohin nach unseren Informationen die in der Nacht von 2. auf 3. März Festgenommenen vorerst hingebracht wurden.

Laut Aussage Rabensteiners wird "eine Mischung aus Observation und Zugriff" angeboten, durch eine Einheit, die dann kommt, "wenn Not am Mann ist und spezielle Kenntnisse nötig sind".

Ein Kennzeichen soll auch die bunte Mischung der Einheit sein, sei es das äußere Erscheinugsbild oder z.B. vorherige Berufserfahrung der jeweiligen Beamten.

Konkurrenz zur Alarmabteilung wolle man keine sein, die darf sich weiterhin durch Fenster in Wohnungen schwingen, auf Fassaden hochklettern, etc., so Frühwirth.

Die SEK solle vielmehr beim Observieren und Zugreifen behilflich sein um dann wieder abzuziehen. Wie auf dem Videodokument ersichtlich, scheint sich die Zusammenarbeit der einzelnen Einheiten noch nicht herumgesprochen zu haben, denn die anderen Uniformierten schienen eher überrascht, als in die Planung eingebunden.

Zu befürchten ist daher, daß sich die SEK in ihrem halbjährigen Probebetrieb besonders profilieren möchte, um ihren Vollausbau und Weiterbestand abzusichern. Ob sie sich mit ihrem Einsatz am 2.3. eine besonders gute Visitenkarte erworben haben, ist zu bezweifeln. Wenn mensch sich jedoch die gewünschten Einsatzgebiete der SEK betrachtet, die Rabensteiner erläutert, sieht die Sache vielleicht schon wieders anders aus. Denn da wird als Beispiel die Operation "Spring" genannt, jener Einsatz gegen SchwarzafrikanerInnen, der sich durch besondere Brutalität auszeichnete.

Spezialausbildungen haben sie natürlich auch allesamt - Observation, Selbstverteidigung, Einsatz- und Zugriffstechnik, ...

Als Sonderausrüstung reicht ihnen angeblich die so gen. "Kripo-Garnitur" und Schutzwesten. Das zu dieser Garnitur die Kombination Zivilkleidung samt Vermummung zählt, scheint viele BeobachterInnen überrascht zu haben. Besonderen Einsatzwillen wollen sie unter Beweis stellen, "mit 110 Prozent bei der Sache" sein, wie Roland Frühwirth bemerkt, der wiederum im 6. Bezirk als leitender Beamter tätig ist.

Angefordert werden kann die "freiwillige Kripo-Wehr" scheinbar durch alle Dienststellen - wer dies am Tag der Demonstration war, wäre interessant zu wissen, ebenfalls, mit welchen übergeordneten Stellen dies akkordiert war.

Vielleich reagiert ja der Polizeipräsident Stiedl jetzt deswegen so heftig, da er die Einheit mal im Einsatz präsentieren wollte.

Der Konkurrenzkampf Alarmabteilung - SEK scheint eröffnet - aber bitte bloß nicht auf Kosten Außenstehender.
 
 



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aus: TATblatt nr. +135  (6/2000) vom 9. märz 2000
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