TATblatt

Der Fall Gross
Prozeß "auf unbestimmte Zeit" vertagt

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Wenn sich ein Opfer des Hr. Gross nicht mehr genau an alle Einzelheiten des einstigen Terrors erinnert, dann gibt es keine Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus, dann gibt es keine Opferrente etc. Wenn sich Hr. Gross nicht mehr erinnert, dann läßt das Gericht Milde und Nachsicht walten.

"Auf unbestimmte Zeit vertagt" - sprich: der Prozeß, ist geplatzt und gestorben.

Jener Prozeß der nur durch den Druck internationaler Medien, zahlreicher Opfer der NS-Euthanasie, (Alternativ)medien in Österreich und durch das Engagement des DÖW zustande kam.

Ein Schlag vor allem in das Gesicht der Opfer. Sie, die jahrzehntelang um Anerkennung und gegen ihre Stigmatisierung ankämpften, werden erneut von dieser 2. Republik enttäuscht.

Doch die Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex der NS-Euthanasie wird weiter stattfinden und nur durch diese richterliche Entscheidung wird es nicht ruhig werden. Dafür wird die internationale Presse sorgen, die für den Prozeßverlauf sicherlich kein Verständnis aufbringt, aber auch jene Personen und Initiativen, die rund um dieses Thema im Land selbst arbeiten.

von 7. bis 13. April im
VOTIVKINO, Wien 9, Währinger Str. 12:

"Spiegelgrund"
ein Film von Angelika Schuster und Tristan Sindelgruber

Verein Standbild

Ehemalige Opfer der Kinder"heil"anstalt "Am Spiegelgrund" und deren Freundinnen und Freunde und Angehörige geben Auskunft über ihre traumatischen Erlebnisse, die ihr Leben bis heute bestimmen. Die FilmemacherInnen beschränkten sich bewußt auf diese vier Personen, damit es den Zuschauerinnen und Zuschauern möglich wird, sich an die Erzählweise heranzutasten und sich in das Geschehen hineinzuversetzen. Darüber hinaus vermitteln Expertinnen und Experten Einblick in die historischen und medizinischen Zusammenhänge, darunter Elisabeth Brainin, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie, Wolfgang Neugebauer, Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands, und Werner Vogt, Arzt, der 1979 von Heinrich Gross wegen Ehrenbeleidigung geklagt (und 1981 freigesprochen) wurde. filmladen

weitere informationen zur dokumentation "spiegelgrund" unter: http://go.to/standbild


aus: TATblatt nr. +136  (7/2000) vom 24. märz 2000
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