Autonome Gruppen aus Linz
Doch nicht wie vermutet der Bundesparteitag, sondern der Landesparteitag
der oberösterreichischen FPÖ fand am 8.4. in Linz statt. Die
ursprünglich beschlossene bundesweite Mobilisierung wurde daher eingestellt.
Ausschlaggebend für diese Entscheidung war unsere Annahme, dass dies
für die Mobilisierung gegen den tatsächlichen Bundesparteitag
der FPÖ kontraproduktiv ist. Auch die lokale Mobilisierung wurde dadurch
erschwert. Hinzu kam, dass das Bündnis "Aktion Zivilcourage" von einem
kleinen Teil behindert wurde.
Wer anderen eine Grube gräbt, bleibt selbst daheim.
Die unterschiedlichen Vorstellungen über die angemessene politische
Vorgehensweise hatten eine eigenmächtige Abmeldung der Demo, nur wenige
Tage vor dem Parteitag zu Folge. Die Gründe dafür sind unklar.
Doch unabhängig davon, ob die Gründe dafür akzeptabel oder
nicht waren, war die Vorgangsweise unverantwortlich. Das Ganze gipfelte
darin, dass sofort die Abmeldung der Demo via Mailingliste, und über
Internet Verwirrung verbreitet wurde, obwohl die Demo natürlich gleich
wieder angemeldet wurde. Dies führte zum Fernbleiben etlicher DemonstrantInnen.
Trotzdem wurden die geplanten Aktionen durchgeführt.
Morgenstund hat Gold im Mund
Erwartungsgemäß versammelten sich im "Morgengrauen" leider nur 67 "gezählte, schrille Autonome" (laut Oberösterreichischen Nachrichten) vor dem hermetisch abgeriegelten Linzer Brucknerhaus. Die FPÖ-lerInnen wurden bei ihrem Eintreffen "freundlich" empfangen, doch die von uns von Anfang an kritisierte Umkreisung des Veranstaltungsortes blieb uns nicht erspart. Da im Vorfeld schon mit einer geringen Beteiligung zu rechnen war, wendeten wir Aktionsformen an, die bisher von uns sträflich vernachlässigt wurden. Der erste wirkliche Höhepunkt war, dass den FPÖ-lerInnen ca. 10 nackte Hinterteile präsentiert wurden. Am späten Vormittag zog die Demo in die Linzer Innenstadt. Zu diesem Zeitpunkt verwandelte sich die Demo in eine Agit-Prop-Aktion. Ein blaumaskierter Führer wurde von ebenfalls blaumaskierten "kleinen Frauen und Männern" auf einer Sänfte getragen, von seinem Hofnarren "Wolfi" an der Leine begleitet, seinen OrdnungshüterInnen und einem Polizeiaufgebot beschützt. Der Zug führte über den gut besuchten Flohmarkt am Linzer Hauptplatz auf den Taubenmarkt, wo die Demo mit einer Rede des Führers endete. Einigen der umstehenden PassantInnen stand wegen der Außergewöhnlichkeit dieser Aktion der Mund gewaltig offen. Wir waren überrascht mit geringem und durchaus lustvollem Aufwand so viel Resonanz erreicht zu haben.
Wer zuletzt lacht, lacht am Besten
Das Nachmittagsprogramm, ein Soundsystem, wäre auf Grund der Absage des bereits zugesicherten Zuganges zu einem Stromanschluss von Seiten des Kulturamtes der Stadt Linz beinahe nicht zu Stande gekommen..., aber, innerhalb einer halben Stunde, war es uns möglich, ein Notstromaggregat zu organisieren. Den PolizistInnen, die sich bereits darauf freuten, dass sie uns die Suppe versalzen hatten, konnten wir doch noch einen interessanten Nachmittagsdienst bescheren.
Die Ordnung, die sie meinen
Schon seit einiger Zeit wird die vielzitierte Deeskalationstaktik der Linzer Polizei durch eine härtere Gangart ersetzt. Die Auflagen der Polizei für diese Demo nahmen skurrile Ausmaße an. Die Lautstärke wurde auf 78db (bessere Zimmerlautstärke) beschränkt, das "Verharren" der Demo wurde verboten, um sämtliche Blockadeversuche zu unterbinden, höfliche Umgangsformen mit der Polizei wurden eingefordert und die Erstanmelderin wurde gezwungen, ein Papier zu unterschreiben, welches besagte, dass die Parole "Verhindern wir den FPÖ-Parteitag" kein Aufruf zu einer strafbaren Handlung ist. Begleitet wurde der 8.4. von ständigen Provokationen und Schikanen durch die Polizei. So wurde z.B. eine Gruppe deutscher JournalistInnen unter dem Vorwand, dass sie zum "Parolen-Sschmieren" nach Österreich gekommen seien, das Auto durchsucht, die Personalien festgestellt und ein Presseausweis beschlagnahmt. Außerdem wurden unter fadenscheinigen Vorwänden die Personalien von Personen festgestellt und es gibt Menschen auf die es die Polizei dezitiert abgesehen hat und die bereits mit Hausbesuchen beglückt worden sind.
Trotz aller Schwierigkeiten ist es uns gelungen, eine effektive und lustvolle Form des Widerstandes zu finden.
In diesem Sinne...
...am 1. Mai gemeinsam kämpfen, und zwar in Klagenfurt (anlässlich des FPÖ-Bundesparteitags; Anm. TATblatt).
Linz: Aktionen anlässlich des FPÖ-Landesparteitags am 8. April
von einem der dort war
zwischen acht und neun uhr am morgen trafen sich ca. 80 - 100 menschen
(so haben wir EHRLICH gezählt) vor dem hochstrahlbrunnen. anschließend
wurden die delegierten, die nach und nach eintrudelten "begrüßt",
mit parolen wie "schiesst nazis auf den mond..." etc.) danach wurde eine
runde auf der straße zur eisenbahnbrücke und an der donaulände
wieder zurück zum brucknerhaus gemacht. vor dem brucknerhaus wurde
den delegierten, die sich schaulustig im foyer auf der rückseite versammelt
hatten, der arsch gezeigt. leider nur von sehr wenigen leuten (so ca. 8),
nachdem sich kaum wer "zu solch exhibitionistischen" (o-ton) aktionen motivieren
ließ. an der vorderseite des brucknerhauses fand dann noch eine abschlusskundgebung
statt. vorgelesen wurde die rede, die bereits bei der letzten kundgebung
der aktion zivilcourage am hauptplatz vorgelesen wurde.
dann folgte ein marsch zum taubenmarkt.
am nachmittag fand auf der lände eine auflegerei (techno) statt,
meines wissens ziemlich schlecht besucht... war
Linz, 8. April
Korrektur: FPÖ-Landesparteitag
Eine provinzielle statt einer österreichischen Sauerei
Autonome Gruppen aus Linz
Nicht wie vermutet der Bundesparteitag der FPÖ findet am 8. April
2000 im Linzer Brucknerhaus statt, sondern der Landesparteitag der oberösterreichischen
"Freiheitlichen Partei";. Noch vor einer Woche waren wir entschlossen,
bundesweit, überregional und international dazu aufzurufen, nach Linz
zu kommen und gemeinsam den Versuch zu unternehmen, den FPÖ-Parteitag
möglichst gewaltfrei zu behindern. Wir dachten dabei an den Versuch,
die vielzitierte "Zivilgesellschaft"; zu mobilisieren, und durch Menschenketten
und Sitzblockaden und ähnliche Mittel passiven Widerstands im besten
Fall konkret, im schlechtesten Fall symbolisch das Treffen einer rechtsextremen
Partei, die langsam zu Macht gelangt, zu behindern.Nach wie vor denken
wir nicht daran, dem Treiben der völkischen Neonationalen untätig
zuzusehen. Wir möchten aber Klarheit herstellen bezüglich der
Bedeutung des Parteitags. Vielleicht wäre es kontraproduktiv, groß
für den 8. April zu mobilisieren, schließlich findet ausgerechnet
am 1. Mai in Klagenfurt der tatsächliche Bundeskongress der FPÖ
statt. Auf diesem Parteitag soll Riess-Passer zur neuen Vorsitzenden gewählt
werden und Haider wird sicherlich sein neuestes populistisches Gustostückerl
vorführen. Wir denken, dass wir all unsere Energie in die Mobilisierung
gegen das FPÖ-Treffen am 1. Mai stecken sollten. Diese Entscheidung
ist nicht die Folge der Einschüchterungstaktik der Polizei (dass hunderte
Polizisten die Anweisung hätten "rigoros durchzugreifen", dass "man
informiert" sei, dass die Widersprüche innerhalb der Haider-GegnerInnen
"bekannt" seien), sondern Folge der Überlegung, dass viele Menschen
ein konkretes Zeichen setzen wollen. Nach dem Holocaust darf nie wieder
eine solche Weltanschauung die österreichische Gesellschaft beeinflussen
und niemand wird uns diesen Kampf abnehmen, den müssen jene führen,
die tatsächlich eine weltoffene und solidarische Lebensweise bevorzugen.
Kunst ist Kampf!
Wer Lust und Laune hat, den "Anständigen und Tüchtigen" am 8. April in Linz zu zeigen, dass sie nicht ohne Widerstand ihr Süppchen kochen können, ist herzlich willkommen. Es ist anzunehmen, dass wir zu wenige sein werden, um das FPÖ-Treffen zu blockieren, deshalb schlagen wir vor, die Bewegung für eine Agit-Prop-Kunst-Aktion zu nutzen, die die Schattierungen des Irrsinns der österreichischen Normalität widerspiegeln soll. Wichtiger erscheint uns aber, am 1. Mai in Klagenfurt ein politisches Zeichen zu setzen, das weithin sichtbar ist. Dass Haider den Kongress auf den 1. Mai legt, ein Tag, der selbst in einem Land mit einer schwachen linken Tradition ein wichtiges Symbol ist, empfinden viele Linke wie einen Schlag ins Gesicht. Die Versuchung, sie "nicht einmal zu ignorieren"; und die neue Power in die eigenen Demonstrationen zu stecken, ist verständlich. Dieses Land braucht aber nichts so sehr wie ein Zeichen des zivilen Widerstands gegen die Normalität des Rechtsextremismus, der geschichtsver-harmlosenden Massenmedien und des institutionalisierten Rassismus.
"In einem Land, in dem Rechtsextremisten demokratisch gewählt werden
können, muss man sie nicht demokratisch bekämpfen."
Haider ist nicht Hitler, aber die FPÖ ist keine Demokratie- und
Freiheitskompatible Partei. Eine demokratiefeindliche Partei kann sich
nicht auf demokratische Regeln berufen. Es ist nicht nur unser Recht, sondern
unsere Pflicht, die FPÖ auf jeder Ebene zu bekämpfen, notfalls
zu behindern! Deshalb rufen wir dazu auf, am 1. Mai 2000 den FPÖ-Bundeskongress
in Klagenfurt zu verhindern! 15 Jahre haben wir uns an Haider gewöhnt.
Es ist Zeit, auf unsere Art zu seiner "Entzauberung" beizutragen.
Kein nationaler Schulterschluss!
Insbesondere die grosse Zahl der Menschen in Wien und anderen Regionen, die bereit sind, immer wieder auf die Straße zu gehen und auf vielerlei Arten Widerstand leisten, sollten sich überlegen, ob es nicht an der Zeit ist, Haider und Konsorten genauer gezielte Steine in den Weg zu legen.
Bekämpfen wir rechtsextreme Strukturen! - Sabotieren wir die Mechanismen
des Rassismus! - Verzerren wir die Normalität von Sexismus und Ausbeutung!
- Für eine Gegenmacht von unten!
KUNST IST KAMPF! SA. 08.04.00 BRUCKNERHAUS LINZ!
DEN REAKTIONÄREN KONSENS SPRENGEN! 08.00 UHR!
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