TATblatt

Krumpendorf ist ein Symbol

Im Vorfeld von Ulrichsbergfeiern und Kärntenjubiläen werden auch die Ideen des Widerstand bunter und augefeilter. Nachdem aus der Hubschrauberattacke von Gettoattack leider doch nichts wurde, lenkte eine andere "Aktion" umso mehr die Aufmerksamkeit auf sich. Die Aktion selbst, das darauf folgende Durcheinander und die fortwährende Rätselhaftigkeit machen den "Raub der Krumpendorfer Ortstafeln" zu einem Ereignis besonderer Güte.

TATblatt, div. Web-Sites

Einigermaßen sicher scheint: Mindestens zwei Ortstafeln von Krumpendorf (Bezirk Klagenfurt Land) wurden in der Nacht zum 28. September 2000 von ihren Befestigungen entfernt. Auf den leeren Halterungen hinterließ(en) der oder die TäterIn oder TäterInnen die plakative Botschaft "Krumpendorf ist ein Symbol".

Ganz sicher ist, dass in der Standardausgabe vom 30.September/1. Oktober 2000 eine Art BekennerInnenschreiben erschien, das dort zwar unter dem Namen Alfred Hrdlicka präsentiert wurde, aber ebenso sicher nicht von ihm stammen dürfte. Die unbekannte VerfasserIn geht darin ziemlich genau auf die Beweggründe Hrdlickas ein, weshalb genau jetzt und zuvor so lange nicht etwas getan werden müsse gegen die steinernen Zeugnisse der Verdrängung... Der Standard übernahm das BekennerInnenschreiben anscheinend im guten Glauben, und dementierte am Tag darauf: "Das (...) von Alfred Hrdlicka angekündigte Projekt 'Österreich darf nicht Krumpendorf werden', wird nicht stattfinden." und "Die Demontage der Ortstafeln (...) hat nicht stattgefunden". Wir fragen nun, welches angekündigte Projekt, und dass die Ortstafeln tatsächlich geraubt wurden (wahrscheinlich um sie aktionistischen Zwecken zuzuführen) steht eigentlich außer Zweifel. So bleibt dem Standard-Kolumnisten Günter Traxler in seinem "Blattsalat" nichts anderes übrig, als das Dementi selbst zu dementieren: "Gegen [den Versuch der Berichtigung] war der gefälschte Hrdlicka-Brief ein Born der Wahrheit". Mittlerweile haben auch Kurier, Krone und Presse das Thema aufgegriffen. Was wünscht man sich mehr an Öffentlichkeit? In Folge tauchen zumindest noch zwei weitere BekennerInnenschreiben auf, diesmal gezeichnet mit "RE-public", einer Veranstaltungsreihe des Steirischen Herbstes, bzw. mit Stefan Weber, dem legendären Sänger von Drahdiwaberl. Der Steirische Herbst dementiert umgehend: "RE-public argumentiert - Wir rauben dem Signifikanten, dem Ort das Wort...Damit haben wir nichts zu tun". Und die Gendarmerie mutmaßt umgehend: sie schließt lt. Kurier einen Zusammenhang mit den bevorstehenden Ulrichsbergfeiern und anderen Kärntner Jubiläen nicht aus.

Dabei gibt es eine wunderbare Website, die nicht nur das mediale Echo der Aktion dokumentiert, sondern eine Menge Erklärungen und Photos zum Raub der Ortstafeln zeigt. Der oder die TäterIn gibt an weiterhin unerkannt bleiben zu wollen, und belegt überzeugend, zumindest eine der Ortstafeln in 3 Teile zerschnitten zu haben. Danach wurden die Beweisstücke versandt: "Krump" ging natürlich an "Hump/Dump"-Kabas, "end" an die Bundesregierung und das verbleibende "orf" an den ORF. Die ARD hingegen konnte sich so wie die drei Weisen und der Bundespräsident über ein vollständiges Exemplar freuen. Wer noch Zweifel an der Geschichte hegt, dem wird ein Video zum herunterladen geboten. Hier heisst es allerdings: Computer ans Soundsystem und ab geht die Flex mitten im Wohnzimmer!

PS: 1995 bezeichnete Haider in Krumpendorf bei einer der dort jährlich stattfindenden Versammlungen der Waffen SS bzw. Kameradschaft IV, SS-ler als anständige Menschen mit Charakter. Dieser Tage meint der Altbürgermeister Klagenfurts Leopold Guggenberger zu den Ulrichsbergfeiern, dass man gegen eine Teilnahme der Veteranen der Waffen SS, die sich alljährlich in Krumpendorf treffen, nichts habe: "Das ist ein in Österreich legalisierter Verein".

PPS: Seid gefasst! Dass der oder die TäterIn auf einem Photo auf der Webpage als einziges Indiz ihre oder seine Füße zeigt, kann in Zukunft bei Polizeikontrollen nur bedeuten: "Schuhe ablegen".

mehr dazu: >>  http://home.graffiti.net/krumpendorf
 


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