Den folgenden Text haben wir anonym erhalten. Die Veröffentlichung
erfolgt zu Dokumentationszwecken.
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Gewalttätige Donnerstags-Denunziantendemonstration
Um im Gegensatz zu jener Person, die gestern [29.9.; Anm. Tb] bereits
den "Widerstands-Mund"
mit seinen Ergüssen überschwemmt hat, klarzustellen wer wir sind:
Wir sind jene, die eben dieser als "zwei Halbwüchsige" bezeichnet
hat die "gemeint [haben sollen], es sei lustig, Fensterscheiben einzuschlagen".
Im Gegensatz zu den Falschinfos dieses Herrn oder dieser Dame haben
wir aber nicht am Westbahnhof die Scheiben eines Geschäftes eingeworfen,
sondern an der äußeren Mariahilfer Straße [...] und zwar
[eines Computergeschäftes; den konkreten Namen müssen wir aus
rechtlichen Gründen streichen; Anm. TATblatt]. Der Grund dafür
war weiters nicht das Verhalten der Bewohner des Hauses, sondern dass dieses
Geschäft seit Jahren offen faschistische und rassistische Propaganda
betreibt. Seit Jahren müssen hier täglich jugoslawische und türkische
MitbürgerInnen an Plakaten vorbeigehen, die sich offensiv gegen sie
richten: "Jugos müssen draußen bleiben", "Ich nix bedienen Jugos"
ist dort an den Auslagen und der Eingangstüre plakatiert. In Wiener
Lokalmedien versuchte der Ladenbesitzer immer wieder, seine menschenverachtende
rassistische Meinung öffentlich zu machen und als Rechtfertigung für
die offen rassistische Propaganda in seinen Schaufenstern zu verwenden.
Es wäre ein Armutszeugnis für eine antifaschistische
Demonstration gewesen, an einem solchen Fascholaden vorbeizugehen und nichts
zu unternehmen. Genau deshalb haben wir ganz gewaltfrei - Gewalt kann nämlich
sogar im österreichischen Recht nur gegen Personen angewendet werden
und nicht gegen Sachen - eine Fensterscheibe des Geschäftes eingeschlagen
und erwarteten uns dafür die Solidarität der Demonstration.
Diese Hoffnung stellte sich jedoch als viel zu optimistisch heraus.
Während es auf vergangenen Demos offensichtlich in Ordnung war, Polizisten
mit Eiern zu bewerfen - was wir auch nicht als Gewalt sondern bestenfalls
als Uniformbeschmutzung bezeichnen können - wurde uns für eine
reine Sachbeschädigung an einem Fascholaden nicht nur jede Solidarität
verweigert. Eine ganze Gruppe von DemonstrantInnen, die sich selbst wohl
als besonders gewaltfrei betrachte, in Wirklichkeit aber nur als Büttel
der Staatsgewalt gelten können, griff uns inmitten der Demonstration
an und denunzierte uns lautstark gegenüber anwesenden Zivilpolizisten.
Als wir innerhalb der Demo vor dieser Denunziantengruppe flüchteten,
wurden wir von dieser verfolgt und sogar via Megafon denunziert. Einer
direkten gewaltsamen Übergabe an die Polizei konnten wir uns nur durch
eine riskante Flucht vor der Demonstration entziehen, bei der uns auch
niemand aus der radikalen Linken begleitete und damit beschützte.
Wie wir später erfahren haben, wurden nach unserem Verschwinden
Personen, die sich gegen das Denunziantentum dieser DemostaatsschützerInnen
gewendet hatten, von diesen gewalttätig angegriffen, ohne dass sich
hier andere DemonstrantInnen gegen diese Gewaltanwendung zur Wehr gesetzt
hätten. Und weil sie es nicht geschafft haben, uns selbst der Polizei
auszuliefern, fordert uns nun einer dieser Denunzianten per "Widerstands-Mund"
auch noch auf, uns selbst anzuzeigen!
Unsere Antwort darauf erübrigt sich wohl für jeden vernünftigen
Menschen. Diese Gruppe gewalttätiger Spitzel und Denunzianten hat
mit ihrem gestrigen Demoverhalten den gesamten Geist der Donnerstagsdemos
zerstört. Wir werden jedenfalls nicht mehr mit einem staatsfetischisierten
Pöbel auf die Straße gehen, der Fascholokale vor antifaschistischen
Angriffen schützt und die wenigen AktivistInnen, die sich nicht mit
der österreichischen Normalität des Rassismus, Antisemitismus,
Nationalismus und einer auf der ganzen Welt nicht zu überbietenden
Obrigkeitsgläubigkeit abfinden wollen, an eine Staatsmacht ausliefern
will, die mittlerweile von offenen FaschistInnen beherrscht wird.
Antifaschistische Scherben, 29. September 2000
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siehe auch Diskussion in der E-Mail-Zeitung Widerst@ndMUND
vom 29. September und 1. Oktober ff
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