Brutaler Skinheadüberfall in Vorarlberg!
Kulturverein Sägefisch
In der Nacht vom 23. auf den 24. Dezember wurde das als "linkes Lokal" bekannte "Rasthaus" in Koblach von etwa 20 rechtsextremen Skinheads überfallen. Dabei wurden vier Personen (u.a. vom Kulturverein Sägefisch) zum Teil schwer verletzt, zwei Leute mussten mit Kopf- und Schnittverletzungen ins Landeskrankenhaus Feldkirch eingeliefert werden. Außerdem entstand Sachschaden in dem Lokal. Einer der Skins soll laut Gendarmerie sogar eine Faustfeuerwaffe mit sich geführt, sie jedoch nicht eingesetzt haben. Die Gendarmerie geht davon aus, dass die Täter "vermutlich der Skinheadszene angehören". Soweit die offizielle Darstellung bis jetzt.
Uns ist ein Teil der Täter namentlich bekannt. Es handelt sich dabei um langjährige Aktivisten der rechtsextremen Bregenzer und Feldkircher Skinszene, die eine eigene Blood&Honour-Division gegründet haben. Diese war u.a. auch für ein von 200 rechtsextremen Skinheads besuchtes Konzert im Route 66 (ist in dem selben Gebäudekomplex wie das jetzt überfallene Lokal!) Ende August verantwortlich . Nach unseren Informationen ist im Februar das nächste Konzert in Feldkirch geplant.
Der Überfall war generalstabsmäßig geplant: zuerst spionierten drei Skins das zu dem Zeitpunkt schlecht besuchte Lokal aus, zwei Minuten später griffen 20 Skins die darin befindlichen Personen aus der Punk- und Skaterszene an. Diese hatten gegen die Übermacht kaum eine Chance, sich zu wehren. Der Angriff dürfte eine Vergeltungsaktion für den Rausschmiss dreier Rechtsextremer letzte Woche gewesen sein (sie wurden in dem Lokal nicht bedient und aufgefordert zu gehen - als sie rumpöbelten wurde etwas nachgeholfen). Der Überfall war der bestorganisierte und brutalste Angriff auf linke Jugendliche in Vorarlberg seit drei Jahren. Eine weitere Eskalation ist zu befürchten, zumal die Sicherheitsdirektion das Problem massiv verharmlost. Diese beteuert immer wieder, die Lage unter Kontrolle zu haben, wogegen eindeutig die Fakten sprechen. So erfuhr die Sicherheitsdirektion von dem Skinhead-Konzert im August erst so kurzfristig davor, dass es nicht mehr verboten werden konnte. Das Konzert hatte zur Folge, dass mehrere Lokale im selben Gebäudekomplex (u.a. das Rasthaus) aus Sicherheitsgründen schlossen (Umsatzausfall: 300.000.-) und 100 GendarmeriebeamtInnen im Einsatz waren. Wir gehen zudem davon aus, dass der Sicherheitsdirektion noch nichts über das geplante Konzert am 17.2.2001 bekannt ist.
Rechtsextreme Gruppen in Vorarlberg:
Bei "B&H - Division Österreich" sind in der Vorarlberger Sektion 10 Personen aktiv. Diese arbeiten auch am erstmals 1999 erschienenen Magazin von "Blood&Honour Österreich" mit. Zitat aus ihrer Selbstdarstellung:
"Wir halten unsere Sitzungen wöchentlich ab und machen T-Shirtsgestaltungen, Beratungen, Konzertplanungen, Partievorbereitungen... Sobald wir das erste organisiert haben, seit ihr alle herzlichst eingeladen!" Und als Abschluss des Vorarlberger Artikels: "Antifa zerschlagen!"
Die Täter des gestrigen Überfalls stammen allesamt aus dem Umfeld von Blood&Honour Vorarlberg. Es waren auch Personen dabei, die wir direkt den Aktivisten von B&H zuordnen.
Als weitere organisierte rechtsextreme Gruppe existiert in Dornbirn
die "Legion West", erkenntlich an ihren selbstgedruckten T-Shirts und Aufnähern.
Sie umfasst etwa 40 AktivistInnen und SympathisantInnen, die aber wegen
ihres jungen Alters (noch) nicht so gefährlich wie die langjährigen
Aktivisten aus Feldkirch und Bregenz sind. Letztere verfügen über
sehr gute Kontakte nach Deutschland und vor allem auch in die Schweiz,
ohne die das Konzert im August nie möglich gewesen wäre.
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