Plan Colombia
Im Sommer 2000 beschloss der US-Kongress eine 1300 Mio. US Dollar teuere Militärintervention in Kolumbien, die 'Plan Colombia' getauft wurde.
aus: megafon
Offiziell soll dieser Plan den illegalen Coca-Anbau und den Kokainhandel beenden, der rebellierenden Guerrilla ein Ende setzen und die 'älteste Demokratie' Lateinamerikas stabilisieren. Als humanitäre Hilfe gelten in diesem Falle das von Helikoptern aus erfolgende Spritzen von Anbaufeldern mit Chemikalien made by Monsanto. Wer sich jedoch auch nur ein bißchen über die Situation in Kolumbien und Lateinamerika informiert, wird sofort feststellen, dass die Drogen nur ein Vorwand sind, und dass die wahre Motivation ist, sich den Zugang zu Naturresourcen (besonders Erdöl) und die Kontrolle dieser geopolitisch strategisch wichtigen Region zu sichern, sowie die Implementierung einer neoliberalen Entwicklung der Region zu garantieren. Das Problem des Koka-Anbaus wird auch nicht gelöst werden, ganz im Gegenteil. Die BäuerInnen setzen auf Koka, weil durch die strukturelle Liberalisierungspolitik der Vergangenheit alle andere Agrarprodukte kein Einkommen garantieren, Kolumbien importiert neuerdings sogar Kaffee! Am Gesamtumsatz des Kokainhandels verdienen die BäuerInnen genau 0,67% und die Guerilla ca. 1%! Der größte Teil des Gewinns bleibt woanders. Solange es im Norden Nachfrage nach Kokain gibt, wird das Spritzen der Cocafelder nur bewirken, dass die BäuerInnen sich tiefer in den Dschungel zurückziehen und Urwald fällen, um mehr Coca anzubauen, weil die Produktionskosten nun höher liegen. Ein kleiner Blick auf die Region zeigt, dass Kolumbien wie eine natürliche Handelsdrehscheibe ist. Der Panamakanal ist mittlerweile zu klein und alt, um den zunehmenden Warenfluss zwischen Südostasien, USA und Europa zu verkraften, also müssen neue interozeanische Kanäle her. Die entdeckten Erdölreserven in Kolumbien sind enorm: BP, Exxon, Shell (durch die US-Tochterfirma Oxy, unter deren Großaktionären u.a. die Familie Gore ist) usw., haben bereits etliche Konzessionen bekommen. Megaprojekte wie Straßeninfrastruktur, Staudämme, Ölpipelines, große Monokulturen und Häfen sind bereits am Anlaufen. Zufälligerweise entsprechen die durch den Staat gesicherten Vertreibungen der indigenen, schwarzen und bäuerlichen Bevölkerung durch Paramilitärs, genau den Orten der geplanten Ölbohrungen und Megaprojekte. Die Situation in den Nachbarländern beunruhigt das Kapital: In Ecuador und Bolivien sind die sozialen und indigenen Bewegungen kurz davor die Macht zu übernehmen. Brasiliens starke Landlosen Bewegung und Linke Organisationen stehen einer neoliberalen Entwicklung im Wege. Venezuelas Präsident Chavez hat die OPEC Staaten dazu gebracht, die Erdölpreise in die Höhe zu drücken und die Kontakte zu sogenannten "Schurkenstaaten" wie Cuba und Irak verunsichern die Erdölinteressen der USA. Die wahren Ziele des Plan Colombias liegen auf der Hand.
Quellen:
www.derechos.org/nizkor/colombia [Infos zu Plan Colombia]
www5.gratisweb.com/ciclocrisis [Artikel und Analyse von Héctor Mondragón]
www.ecopetrol.com.co [Seite zu den Erdölfirmen in Kolumbien mit Landkarten]
aus TATblatt +159 vom 1. 2. 2001
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