Blick ins Grüne
Kurzmeldungen Ökologie |
Im November 1999 hatten sich Sylvia Boyes, 57 Jahre alt, und Keith Wright, 45, mit Hammer und sonstigen Geräten aufgemacht, Atomraketen eines U-Boots der britischen Atomflotte durch Beschädigung abzurüsten. Dazu drangen sie auf das Gelände der Schiffswerft in Barrow-in-Furness in der Grafschaft Cumbria in Großbritannien ein und wurden verhaftet.
Nun hat ein britisches Gericht die beiden freigesprochen. Es ist nicht das erste Urteil, das so ausgeht. Seitdem ein Gericht in einem ähnlichen Prozeß geurteilt hatte, daß die britischen Atomwaffen gegen internationales Recht verstoßen und demnach illegal in Großbritannien stationiert sind, gehen alle Sabotageakte mit Freisprüchen aus. Allerdings bleibt für AktivistInnen noch immer das Risiko des rechtsfreien Raums obrigkeitsstaatlicher Willkür, die Dank funktionierender Gerichtsbarkeit geringer ist als etwa in Österreich ohne jede unabhängige Gerichtsbarkeit, aber doch noch immer erheblich.
Verkehrsbilanz: Pro Tag fahren 16.000 Personen zwischen Wien und Bratislava mit dem Auto, 800 benutzen den Autobus, weitere 800 die Bahn. Verhältnis PKW-Öffis: 10:1.
Interessant ist, daß ausgerechnet die autobahnfanatische Wirtschaftskammer die Gründe beim Namen nennt. Der Betrieb auf dem Schienennetz sei mangelhaft, in Bratislava gebe es keine Verknüpfung mit dem Rest des Landes. Es gibt kein einheitliches Tarifmodell auf der Bahnstrecke, auf den Bahnhöfen Wien und Bratislava praktisch keine Informationen für Reisende. Die Grenzwartezeit für den Bus sei unakzeptabel.
Kleine Zusatzinfo: Alles eine Untertreibung. Seit der neuen Bahnstrecke über Bruck/Leitha (Errichtungskosten über 1 Mrd. öS) braucht der Zug eine Viertelstunde länger als früher über Marchegg, der Preis ist höher und die Endstation ist nicht mehr der Hauptbahnhof von Bratislava sondern Petrzalka (wo von Wien aus niemand wirklich hin will) und von wo es keine direkte Weiterfahrt in den Rest der Slowakei gibt.
HLS von Bush und Clinton gerettet
Die vor dem Bankrott stehende Tierversuchfirma Huntington Life Sciences in England wurde Ende Jänner in letzter Sekunde durch vorerst anonyme Geldgeber gerettet. HLS steht mit täglichen Demos vor den Toren, abgefackelten Autos der Angestellten und permanenten sonstigen Aktionen durch TierrechtlerInnen unter Dauerdruck. HLS ist die größte Tierversuchsfirma Europas und Ort brutalster Tierquälerei an allem, was gequält werden kann.
Praktisch alle britischen Banken und Investoren mußten sich bisher von HLS zurückziehen, zuletzt die Royal Bank of Scotland, nachdem vor ihren Filialen bei Demos Fotos von Tierversuchen bei HLS gezeigt wurden. Als diese Bank sämtliche Ausstände fällig stellte, brach in Großbritannien die Staatskrise aus. Mehrere Minister konferierten auf höchster staatlicher Ebene mit den USA, und es fand sich eine Lösung. Das Finanzimperium Stephens Inc., eine der größten Investitionsbanken der USA, wird für sechs Jahre die Finanzierung von HLS übernehmen. Die Zentrale von Stephens Inc. ist, wie der Zufall es will, Little Rock in Arkansas, Heimatort von Bill Clinton. Stephens Inc. finanzierte in der Vergangenheit aber auch die Ölgeschäfte von George Bush.
Die TierrechtlerInnen von Stop Huntington Animal Cruelty haben angekündigt, wie alle anderen zuvor auch Stephens Inc. so lange zu schädigen, bis sie aufgibt.
Die niederländische ALF (DBF) zerstörten am 10. Dezember zwei Fleischtransporter der Firma Van der Horst in Rosendaal. Einer brannte völlig aus, einer wurde beschädigt.
Der Besitzer sagte gegenüber der Presse, daß Benzin über vier LKWs geschüttet worden war und diese mittels Stoff verbunden wurden. Beim äußersten LKW wurde dann angezunden: "Unglücklicherweise brannten sie meinen ältesten LKW nieder, was bedeutet, daß ich nicht viel von der Versicherung bekommen werde. Wenn sie nur den neuen angezunden hätten". Die Aktion war zwei niederländischen TierrechtlerInnen gewidmet, die derzeit in Dänemark wegen einer Nerzbefreiung im Gefängnis einsitzen.
Ebenfalls auf das Konto der ALF geht eine Nerzbefreiung Ende November, bei der 6.000 Nerze freigelassen wurden. Die Farm in Nootdorp erlebte damit die dritte Befreiungsaktion in den letzten beiden Jahren.
Im Zuge des alternativ zum Weltwirtschaftsforum Davos in Porto Alegre in Brasilien stattfindenden Weltsozialforums stürmten brasilianische BäuerInnen der Landlosenbewegung MST eine Biotechnologiefabrik und vernichteten genmanipuliertes Soja und Weizen. An der anschließenden Besetzung nahm auch wieder Jose Bové von der französischen Confederation Paysanne teil, der nach seiner Verhaftung aus Brasilien ausgewiesen wurde.
Unabhängig von der Monsanto-Aktion stürmten StudentInnen einen McDonalds, besprühten das Lokal mit Parolen und warfen Mistkübel um. Auf einem Transparent war "Marijuana ist gut, McDonalds ist schlecht" zu lesen.
Die Wirtschaftskammer meldet: Österreichische Unternehmen führen in der Türkei fast ein Drittel aller Wasserkraftprojekte durch.
Wasserkraftwerke in der Türkei heißt Vertreibung von KurdInnen, Zwangsabsiedelung, Menschenrechtsverletzungen, zeitweilige Flächenbombardements, ethnische Säuberung, Militäreinsatz. Diese Interessen Österreichs führen auch dazu, daß in internationalen Organisationen wie der Weltbank und dem IWF bei Abstimmungen über Projekte und Programme Österreich immer in Übereinstimmung mit der Türkei abstimmt. Und wer das der blau-schwarzen Regierung umhängen will, der sei daran erinnert, daß die Blütezeit dieser Politik in die Ära der SP-Minister Lacina und Jankowitsch fällt.
Seit Oktober letzten Jahres findet in Wien ein Versuch mit Genmarillen statt. Das Institut für angewandte Mikrobiologie der Universität für Bodenkultur setzte in einem Glashaus im sogenannten Saran-Haus der Boku im 21. Bezirk Setzlinge aus.
Niederlassung von Bayer bei London attackiert
Die britische Polizei ermittelt gegen die Organisatoren gewaltsamer Proteste
von TierrechtlerInnen, bei denen Anfang Februar 87 Demonstranten festgenommen
wurden. Von der Aktion gegen internationale Pharma-Unternehmen war auch die
Niederlassung des deutschen Bayer-Konzerns in London betroffen. Dort wurden
nach Polizeiangaben Fensterscheiben eingeworfen und Büroräume verwüstet.
Die Niederlassung wurde ebenso geschlossen wie die Vertretung des US-Konzerns
GlaxoSmithKline in Weybridge.
Stop Huntingdon Animal Cruelty (SHAC) teilte mit, insgesamt hätten sich
1.000 DemonstrantInnen an den Kundgebungen beteiligt. Die Organisation wirft
den Konzernen vor, Geschäftsbeziehungen mit dem britischen Testunternehmen
Huntingdon Life Sciences zu unterhalten, wo täglich 500 Tiere für
Medikamentenversuche getötet werden. SHAC-Sprecherin Heather James erklärte,
die Aktionen seien ohne Gewalt geplant gewesen. «Es ist nur so, dass einzelne
Leute sehr, sehr wütend werden. Wir werden Grausamkeit gegen Tiere nicht
länger hinnehmen.» Der stellvertretende Polizeichef Steve Love sprach
von einer "konzertierten Aktion der TierschützerInnen, die zum Teil
vermummt waren". Die Festgenommenen kommen aus dem gesamten südenglischen
Raum.
aus TATblatt Nr. +160 vom 22. 2. 2001
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