Kärntner Heimatdienst fordert:
"Einmal muss Schluss sein!"
Unterschriftensammlung zur Revision der Geschichte
Unter dem Titel "Einmal muss Schluss sein!" sammelt der Kärntner Heimatdienst seit 6. Juni 2001 Unterschriften gegen die von der Bundesregierung mit Opferverbänden ausgehandelten Restitutions- und Entschädigungszahlungen für Verbrechen des NS-Regimes. In der geradezu klassischen Diktion rechtsextremer Organisationen fordert der KHD "den Schlussstrich unter den Sühnezahlungen". Doch dem Heimatdienst geht es nur vordergründig ums Geld.
TATblatt
Hinter der an die "Repräsentanten unseres Staates" gerichteten Forderung, "keine weiteren Verpflichtungen wem immer gegenüber zu Sühneleistungen zulasten des Steuerzahlers mehr einzugehen" versteckt der KHD auch eine ganze Reihe von Forderungen, die direkt den Köpfen so genannter "Geschichtsrevisionisten" entsprungen zu sein scheinen: "Ich fordere ... unsere Volksvertreter auf, verstärkt auch die Millionen schuldlosen Opfer einer archaischen Rachejustiz nach Kriegsende hinzuweisen, mit dem Ziel, den Opfern von Mord und Vertreibung späte Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen."
Die armen Deutschen und die nationale Selbstachtung
In den Erläuterungen zur Unterschriftenaktion nehmen sich die ProtagonistInnen
der Aktion kein Blatt vor dem Mund: Unter dem Titel "Warum Protestaktion?"
kann mensch lesen...
"...weil es die Menschen endgültig satt haben, tagtäglich
mit Nazi-Greuel konfrontiert zu werden. Im Fernsehen, im Radio und in den
Zeitungen werden tagtäglich die vor mehr als einem halben Jahrhundert
begangen Nazi-Verbrechen heraufbeschworen und damit ein zerstörerischer
kollektiver Selbsthaß einer Nation einzuimpfen versucht, deren Angehörige
für diese Untaten nicht verantwortlich sind. Die Masse der heute lebenden
Bevölkerung wurde erst nach Ende der NS-Herrschaft geboren.
...weil es nicht mehr länger akzeptiert werden kann, daß die nach dem Krieg an Millionen schuldlosen Deutschen und Altösterreichern begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verschwiegen werden. Nach Zerschlagung des nationalsozialistischen Terrorregimes wurden unter Anwendung einer gegen alle europäischen Rechtsgrundsätze verstoßenden Rachejustiz 18 Millionen Deutsche und Altösterreicher aus ihrer angestammten Heimat vertrieben. Weit mehr als 2 Millionen wurden ermordet. Diese schuldlosen Opfer verdienen nach dem Grundsatz, Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind unteilbar, ein ebensolches Mitgefühl wie die Opfer des Nationalsozialismus. Auch diesen Opfern und deren Nachkommen muß endlich Gerechtigkeit zuteil werden!
...weil es die nationale Selbstachtung gebietet, endlich selbstbewußt, wenn auch ohne Aggressivität und nationale Überheblichkeit, gegen kollektive Schuldzuweisungen aktiv aufzutreten."
Garniert ist das Pamphlet des KHD mit typischer KHD-Flegelei gegen SlowenInnen
und antifaschistische PartisanInnen sowie (im Internet) mit einer Bebilderung,
die sich Julius Streicher (Herausgeber des "Stürmer") hätte ausdenken
können: Ein trauriger, blonder kleiner deutscher Junge, umarmt von
seiner weinenden Mutter neben einer Gruppe fröhlich lachender deutscher
Soldaten, die einen offensichtlich humorlosen orthodoxen Juden umringen.
aus TATblatt Nr. +167/168 vom 15. Juni 2001
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