Tote Flüchtlinge an der Festung Europa
Angaben der slowakischen Polizei zufolge sind am Montag, dem 11.6., bis zu 17 Flüchtlinge aus Indien bei der Überquerung der March nach Tschechien ertrunken. Montag Abend hörten Grenzpolizisten Schreie und sahen kurz darauf Menschen im Wasser, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Mittwoch, dem 13.6.
Die Flüchtlinge wollten die March bei Kopcany, rund 20 Kilometer nordöstlich vom Dreiländereck Slowakei, Tschechien, Österreich bei Hohenau überqueren. Der einzige Überlebende gab an, dass er mit 19 anderen unterwegs war. Außer einem Mann hat die Polizei niemanden retten können, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Er sei geborgen und mit starken Unterkühlungen ins Krankenhaus gebracht worden. Der Überlebende berichtete, dass er zu einer Gruppe von 20 Menschen aus Indien gehörte, die über Tschechien nach Deutschland gelangen wollten. Drei von ihnen seien von slowakischen Grenzbeamten noch am Flussufer verhaftet worden, sagte dagegen ein Sprecher der zuständigen Polizei in Trnava (Tyrnau). Einer von ihnen wollte mit einem Sprung ins Wasser flüchten.
Nach Angaben der Preßburger Tageszeitung "SME" durchsuchten Taucher
einen zweieinhalb Kilometer langen Uferabschnitt, bis Montagnacht sei aber
nur einer der noch 16 Vermissten gefunden worden. Ein Feuerwehrmann gab
an, dass die Strömung so stark gewesen sei, dass er selbst ohne Seil
wohl auch ertrunken wäre. Das Ufer sei sehr rutschig gewesen. Er konnte
nur einen toten und einen stark unterkühlten Flüchtling aus der
March retten. Von jenen Vermissten, die der Gerettete angegeben hatte,
fehlte laut "SME" jede Spur. "In Tschechien wurde kein illegaler Grenzübertritt
verzeichnet. Es ist also möglich, dass alle 17 ertrunken sind", zitierte
das Blatt Peter Pleva vom slowakischen Innenministerium. Die Feuerwehrleute
gehen davon aus, dass sie wohl fünf Tote finden könnten; einigen
dürfte aber durch die Flucht nach Tschechien gelungen sein.
aus TATblatt Nr. +167/168 vom 15. Juni 2001
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