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Antirassistischer Aktivist in Wien verhaftet

Bülent Öztoplu, Leiter und Gründungsmitglied des Jugendvereines ECHO, wurde am Mittwoch, den 12. September 2001 um 11.38 Uhr an seinem Arbeitsplatz festgenommen. Während Bülent auf einen Herrn wartete, der sich als Journalist der Kronen Zeitung ausgab, kamen überraschend fünf zivile Polizisten mit der Waffe in der Hand und nahmen ihn, angeblich aufgrund eines internationalen Haftbefehles, den sie aber nicht herzeigten, mit. Nach Mitteilungen der Wiener Polizei wirft man ihm vor, vor mittlerweile 17 Jahren in Deutschland einen Polizeibeamten schwer verletzt zu haben. Deshalb liegt ein Ansuchen eines deutschen Gerichtes vor, ihn nach Deutschland auszuliefern.

Bülent Öztoplu ist türkischer Staatsbürger mit unbefristeter Aufenthaltsberechtigung, , Mitglied einer Kommission des Menschenrechtsbeirates und anerkannter Experte in der Wiener Jugendarbeit.

Die Polizei machte wenige Stunden nach der Verhaftung eine Presseaussendung. Dazu muss erwähnt werden, dass Bülent, Gründer und langjähriger Leiter des Jugendvereines ECHO, sich jahrelang als Aktivist in der antirassistischen Szene in aller Öffentlichkeit engagierte und erst vor kurzem im Rahmen seiner Tätigkeit im Menschenrechtsbeirat das Kommissariat Kandelgasse kritisierte, in das er auch unmittelbar nach seiner Festnahme gebracht wurde. Von Menschenrechtsbeirates selbst gab es bisher keine Intervention oder Stellungnahme.

Erst nach fünf Tagen, am Montag, den 17.9. gab es den ersten Kontakt mit Bülent durch einen Anwalt. Er durfte in diesen Tagen weder seine Lebensgefährtin, noch seine FreundInnen noch einen Rechtsanwalt kontaktieren. Seine Lebensgefährtin wurde über die Verhaftung nicht verständigt. Am Dienstag sollte ihn sein neuer Anwalt, Dr. Soyer, besuchen und später Akteneinsicht erhalten. Bis Redaktionsschluss war uns noch nichts dazu bekannt.

ECHO ruft zu Solidaritätsbekundungen für die Freilassung von Bülent Öztoplu auf, sowie zu Protesten beim Menschenrechtsbeirat, der SP und anderen. Aktionen sollten bitte mit ECHO koordiniert werden. Dazu finden bis auf weiteres täglich um 19.00 Uhr Treffen statt:

ECHO, Gumpendorferstr. 73/1/7, 1060 Wien

Tel.: +43-1-5856857

Fax: +43-1-58 56 857-99

E-Mail: echo@non.at

weitere Infos:

>>>http://www.echo.non.at

>>>http://www.no-racism.net

Protest beim Menschenrechtsbeirat:

Kommission 1: Tel. (01) 5128581

Kommission 2: Tel. (01) 9791501 DW 14

aus TATblatt Nr. +174 vom 20.September 2001

 
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