Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm beordert regelmäßig vielePolizeibeamte aus ganz Deutschland in sein kleines Reich: knapp 6.000 standen beispielsweise Anfang Mai 60 Castor-GegnerInnen beim Transport aus einem Kernkraftwerk gegenüber. Auch Mitte Juli war das Aufgebot an
Sicherheitskräften während eines Treffens von Motorradfans wieder enorm. Doch diesmal schlug der Einsatz zumindest einigen der angereisten BeamtInnen auf den Magen. Nicht wegen der wenigen RockerInnen - die waren friedlich.
Maden hätten in der als Verpflegung ausgegebenen Suppe geschwommen, beklagten sich 30 baden-württembergische BeamtInnen laut Polizeigewerkschaft. Die fleischliche Einlage hätte bei einigen der Cops zu Übelkeit geführt. Das aufgescheuchte Innenministerium ordnete in der Folge eine Untersuchung an, fand keine Maden und mutmaßte konsequenterweise, die Mägen der westdeutschen Ordnungshüter seien wohl zu empfindlich für östliche Gerichte. Der Potsdamer Polizeipräsident ging gleich noch einen Schritt weiter, indem er spekulierte, dass die westdeutschen Cops wohl einfach besoffen gewesen wären: "Ein Zusammenhang mit den nachträglichen Krankmeldungen" könne nicht ausgeschlossen werden, hieß es in einem Untersuchungsbericht. Schließlich seien "größere Mengen Leergut alkoholischer Getränke " zurückgelassen worden.
Eine Anschuldigung, die sich die angegriffenen BeamtInnen so nicht gefallen lassen wollten. Denn geistesgegenwärtig hatten die düpierten Esser ein paar der lebendigen Tierchen von ihren Löffeln geangelt und in Alkohol konserviert, nachdem penibel Beweisfotos und Videos von ihnen angefertigt worden waren. Ein Gutachten der Universität Potsdam stellte fest, in der faden Beamten-Suppe hätten sich keinen Maden getummelt, dafür aber Mehlmotten-Raupen. Die Polizeigewerkschaft kündigte derweil an, eine Klage wegen Körperverletzung zu prüfen.
Schon kurz nachdem bekannt geworden war, dass der größte Laberlkonzern der Welt den Herbstparteitag der britischen SozialdemokratInnen sponsern würde, hatte sich auch schon ein breites Spektrum an antikapitalistischen Aktivistinnen gefunden, die ihren Unmut gegen das geplante Spektakel kundtun wollten. Grüne, GewerkschafterInnen, Ökos, SozialistInnen und das restliche Spektrum an GlobalisierungskritikerInnen waren sich einig: McD, das Symbol für mieseste Arbeitsbedingungen und rücksichtslose Umweltzerstörung, ist nicht gerade das Leitbild der ArbeiterInnenbewegung. "Wenn Tony Blair McDonald´s zur Konferenz einlädt, dann werden wir Angestellte von McDonald´s sehen, die den Delegierten von deren Erfahrungen, deren schlechter Bezahlung, den Überstunden und beschissenen ManagerInnen erzählen."
Nachdem McD erst vor wenigen Wochen in Großbritannien wegen der illegalen Beschäftigung von Kindern in einigen seiner Filialen verurteilt worden war (siehe TATblatt +172/173), befindet sich die Labour Party nunmehr auch in einem gewissen Erklärungsnotstand. Zum Parteitag am Sonntag dem 30. September, der jetzt schon als "McLabour Conference" in die Parteigeschichte eingegangen ist, werden auf jeden Fall rund 10.000 DemonstrantInnen erwartet. Die richtige Gelegenheit also, um den Unmut um den Parteikurs um New Labour kundzutun.
Anfang letzter Woche trudelte im nordamerikanischen Animal Liberation Front Pressebüro (ALFPO) ein anonymes BekennerInnenschreiben ein, indem sich einige antikapitalistische AktivistInnen zum Brandanschlag auf einen Mäci bekannten. Bei dem Brandanschlag auf einen McD in Tucson, Arizona, entstanden immerhin eine halbe Million Dollar Sachschaden. Die durch den Brand total zerstörte Filiale, wurde übrigens auch mit A.L.F. und E.L.F. (Earth Liberation Front) Graffitis verziert.
In dem Schreiben, welches durch einen anonymen Remailer versandt wurde, bezeichnen die AktivistInnen ihr Vorgehen als "eine Warnung für Konzerne auf der ganzen Welt". "Die Aussage davon ist, dass auch ganz gewöhnliche Leute gegen zerstörerische Konzerne aktiv werden. (...) Gewaltlose Zerstörung von Eigentum, ökonomische Sabotage, wurde auch hier ein weiteres Mal erfolgreich eingesetzt", kommentierte A.L.F. Pressesprecher David Barbarash die Anschlagserklärung in einer Presseaussendung.
Die Erklärung geht dann auch weiter auf die negativen Folgen der fortschreitenden wirtschaftlichen Globalisierung für Menschen, Tiere und die Erde ein: "Solange dieses Land der rücksichtslosen Ausbeutung von Konzernen dient und seine Verantwortung gegenüber Menschenrechten, Tierrechten und der Umwelt ignoriert, sind wir in Opposition. Solange der Präsident den Freihandel unterstützt und nach dem Abbau von Handelsschranken ruft, werden wir in Opposition weiterarbeiten. Solange Konzerne ArbeiterInnen in zahlreichen Ländern der Welt versklaven, natürliche Ressourcen verschwenden und Tiere foltern, werden wir alle gemeinsam in Opposition gehen."
aus TATblatt Nr. +174 vom 20.September 2001
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