Mehrfacher Hausfriedensbruch, Verletzung des Geheim- oder Privatbereichs durch ein Aufnahmegerät, Sachbeschädigung, einfache Körperverletzung und mehrfache Rassendiskriminierung - in diesen Punkten hat das Bezirksgericht Bülach, Schweiz, den Tierschützer Erwin Kessler, Anfang Dezember vergangenen Jahres für schuldig befunden. Der, durch seine rassistischen und antisemitischen Umtriebe bekannt gewordene, Präsident und Begründer des Vereins gegen Tierfabriken, wurde zu neun Monaten Gefängnis unbedingt verurteilt, hat jedoch umgehend Berufung gegen dieses Urteil angekündigt.
Kessler, der sich schon Seit Jahren als Opfer von "jüdischen TerroristInnen" im speziellen, sowie der "jüdischen Weltverschwörung im Allgemeinen, halluziniert, zeigte sich mit seiner erneuten Verurteilung nämlich erwartungsgemäss überhaupt nicht zufrieden: Insgesamt stuft der VgT-Chef den "Bülacher Monsterprozess" als "beispiellos menschenrechtswidriges politisches Willkürverfahren" ein.
Vor fast zwei Jahren hatte Marianne Hoinkis, die Vorsitzende des Tierschutzvereins, von Fiat Lux Mitgliedern Spenden für ihr neues Tierheim im Schwarzwald entgegen genommen. Gleichzeitig traten über 200 Sektenmitglieder in den Tierschutzverein ein, denn schließlich, so Uriellas Ehemann "Icordo", mit bürgerlichem Namen Eberhard Bertschinger-Eicke, ginge es um das "Wohl der haarigen Geschöpfe Gottes".
Aufgeschreckt durch kritische Presseberichte wollte die Vorsitzende Hoinkis ihre neuen Mitglieder aber dann doch wieder los werden. Doch es blieb beim Versuch, denn Icordo verweigerte den Austritt und setzte vor Gericht eine außerordentliche MitgliederInnenversammlung durch, zu der er seine AnhängerInnen aus der Schweiz, Österreich und der BRD trommelte.
Nun, die Abstimmung ging zu Gunsten der Sekte aus, aufgrund der Mehrheitsverhältnisse könnte Fiat Lux nun auf der nächsten MitgliederInnenversammlung den Vorstand des Vereines übernehmen. Das, so Icordo, komme aber nicht in Frage: "Wir sind ein betender Orden, unser Werk ist nicht von dieser Welt". Für den Tierschutz solle "bloß" engagiert im Hintergrund gearbeitet werden, mehr nicht.
Seit 1983 hält unser Komitee alljährlich um den Hinrichtungstag von Grete Jost eine "Antifaschistische Kundgebung" bei der Gedenktafel, Rabenhof, Baumgasse 39, im 3., Bezirk, ab. Auch heuer ist es am Samstag, dem 19. Jänner 2002 um 14 Uhr wieder soweit (siehe TATblatt +179).
Margarethe Jost, geboren am 26.05.1916, stammte aus einer ArbeiterInnenfamilie. Grete war daher schon früh als Kinderfreunde-Kind und Jungturnerin des Wiener ArbeiterInnenturnvereines in der traditionellen ArbeiterInnenbewegung verankert. 1931 begann Grete als Schuhverkäuferin zu arbeiten und trat in die Gewerkschaft ein.
Nach dem ArbeiterInnenaufstand im Februar 1934 trat sie im Alter von 18 Jahren schließlich der zwischenzeitlich verbotenen KPÖ bei und wurde bald zu einer der führenden FunktionärInnen in der Widerstandszelle Rabenhof bzw. im 3. Bezirk während der austro-faschistischen Diktatur.
Nach 1938 und der Machtübernahme der Nazis setzte Grete ihre antifaschistische Widerstandstätigkeit fort, bis sie am 8. Februar 1941 von der Gestapo verhaftet wurde. Am 23. September wurde Margarethe Jost schließlich wegen "Hochverrat" zum Tode verurteilt und im Wiener Landesgericht geköpft. Bis zu ihrer Verhaftung gehörte sie der "Provinzkommission" der KPÖ an und diente als Verbindungsperson nach Baden und Umgebung, wo sie Gleichgesinnte mit illegaler antifaschistische Literatur versorgte.
Neben einer jährlichen Gedenkveranstaltung des Grete Jost Komitees bei der Gedenktafel an ihrem Wohnhaus in der Baumgasse 39, 1030 Wien, erinnert auch ein 1997 nach ihr benannter Park an die Antifaschistin.
Das kürzlich veröffentlichte Ergebnis einer Umfrage eines Meinungsforschungsinstitutes kann TATblattleserInnen wohl nur wenig überraschen. Die MeinungsforscherInnen fragten im November 500 repräsentativ für die Gesamtbevölkerung ausgewählte Personen ab 15 Jahren, welche der angeführten Bevölkerungs- und Berufsgruppen sie für sehr wichtig halten. Nicht ganz unerwartet führen bei der Umfrage die ÄrztInnen mit 87 Prozent der Nennungen die Liste der "angesehenen Gesellschaftsgruppen" an. Danach folgt Pflegepersonal - beispielsweise AltenbetreuerInnen und Krankenschwestern - und BäuerInnen. Schlusslichter bilden alle möglichen Gruppen von "SozialschmarotzerInnen", wie BeamtInnen, PensionistInnen, knapp gefolgt von KünstlerInnen, SchauspielerInne und SchriftstellerInnen. Weit abgeschlagen von all dem kommen schließlich Prostituierte und "die Ausländer" mit 28 Prozent. Wie "die AusländerInnen" dazu kommen, als "Berufsgruppe" gezählt zu werden, ist bisher nocht nicht ganz klar.
Eine weitere Umfrage klärte dieser Tage die Lieblingsbegriffe "der ÖsterreicherInnen". GewinnerInnen der diesjährigen Erhebung sind die "altbewährten" Werte "Ordnung" und "Sicherheit". Tugenden also mit denen mensch auch Konzentrationslager leiten kann.
aus TATblatt Nr. +180 vom 18. Jänner 2002
>>TATblatt-Homepage | >>Printausgabenindex 2002 |
©TATblatt, 2002
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck, auch auszugsweise,
nur in linken alternativen Medien ohne weiteres gestattet (Quellenangabe und
Belegexemplar erbeten)!
In allen anderen Fällen
Nachdruck nur mit Genehmigung der Medieninhaberin (siehe Impressum)