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Neonazi Karl Polacek verhaftet

Der Neonazi Karl Polacek wurde im Dezember 2001 nach Jahre langer Flucht in Griechenland verhaftet. Er war im Sommer 1999 wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Vor Antritt der Haftstrafe hatte er sich ins Ausland abgesetzt und konnte nun auf Grund eines anonymen Hinweises festgenommen werden.

Die Vorgeschichte

Polacek hat dabei eine schon recht beachtliche Karriere in der organisierten Naziszene Europas hinter sich. Als niedersächsischer Landesführer der - 1995 verbotenen - neonazistischen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP), war er jahrelang Integrationsfigur für eine gewalttätige Nazi-Skin-Szene. Das Haus von Polacek, der seine Neonazikarriere bei der NPD begann, diente dabei schon seit 1983 als Treffpunkt für Neonazis aus Niedersachsen und der gesamten BRD. Der gelernte Holzfäller führte seit Beginn der 80er Jahre Gruppen der als neonazistisch eingestuften "Wiking-Jugend" - zwischenzeitlich auch verboten - regelmäßig zu Wehrsportübungen durch. Inbesondere die FAP nutzte das Haus immer wieder als Schulungszentrum für ihre KameradInnen. Aber Polaceks Heim diente auch des öfteren als Ausgangspunkt für geplante Angriffe auf Antifas und Antifastrukturen in der Umgebung.

1991 führte eine Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer auf Bewährung ausgesetzten Haftstrafe und zu einer Geldbuße von 2.000,- DM. In Deutschland war Polacek dabei fünfmal rechtskräftig verurteilt worden. So etwa, weil er mit einer Axt auf eine Demonstrantin losgegangen war.

1992 wird Karl Polacek durch die deutschen Behörden schließlich nach Österreich abgeschoben und findet bei dem wegen NS-Wiederbetätigung verurteilten Fritz Rebhandl unterschlupf. Polacek ist hier Herausgeber des Neonazi-Blatts "Braunauer Ausguck" ("Internes Rundschreiben an meine Kameradinnen und Kameraden zur See und an Land in aller Welt!"). Darin bezeichnete er etwa die "Skinheadbewegung" als Speerspitze der Nation, die den "Kampf auf der Grundlage des 'Politischen Guerillakrieges'" führen würde. Ein wichtiger Teil des "politischen Guerillakrieges" sei das "Führen von Archiven" zur "Feindaufklärung", also Tätigkeiten die mensch auch unter dem Neonazi-Schlagwort der Anti-Antifa versteht.

1995 veröffentlicht Polacek die Postfachadresse der schwedischen Neonazi-Gruppe Vitt Ariskt Motstand ("Weißer Arischer Widerstand"). Mitglieder der VAM trat mehrfach mit Anschlägen in Erscheinung, sie raubten Waffendepots aus und überfielen eine Bank. VAM steht in engem Zusammenhang mit anderen militanten Neonazi Gruppen, wie etwa Combat 18.

Der Prozess

1998 wird Polacek in Ried wegen NS-Wiederbetätigung zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt, sechs Monate soll er einsitzen. Er hatte im "Braunauer Ausguck" und in den "Schulungsbriefen" nationalsozialistisches Gedankengut verbreitet, Gewalt verherrlicht und die industriell betriebene Massenvernichtung von Juden im Dritten Reich geleugnet. Dem Haftantritt entzog Polacek sich durch Flucht ins Ausland und trat seither vor allem durch LeserInnenbriefe in diversen Nazi-Blättern in Erscheinung. Schon Ende 1999 teilte er in einem internen Rundbrief an seine "VolksgenossInnen" mit, dass er seinen "Braunen Ausguck" an "Kameraden im Ausland" abgegeben habe, da er befürchte, demnächst eine Haftstrafe antreten zu müssen.

aus TATblatt Nr. +180 vom 18. Jänner 2002

 
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