Integrationsvertrag: Wiener Volkshochschulen überlegen Boykott
Die Wiener Volkshochschulen (VHS) überlegen den Boykott von Deutschprüfungen, falls Testergebnis und Aufenthaltsberechtigung miteinander verbunden werden.
Mario Rieder vom Sprachzentrum der VHS Ottakring: "Das Paket ist absolut ungeeignet." Er kritisiert, dass Aufenthaltsgenehmigungen in Zukunft an erfolgreich absolvierte Deutschprüfungen gekoppelt werden sollen. Weiters stört ihn, dass Flüchtlinge und ZuwanderInnen, die seit mehreren Jahren in Österreich leben, ebenfalls diesen Test machen müssten. MigrantInnen wollen deutsch lernen, die Angebote seien aber weder ausreichend noch leistbar.
Falls die Regierung den sogenannten "Integrationsvertrag" durchziehen will, überlegen die VHS, Prüfungen oder Kurse zu verweigern. Die VHS sind eine der HauptanbieterInnen für Deutschkurse. Nach Angaben von Rieder ist ein flächendeckender Boykott in Wien möglich, wie sich die VHS in ganz Österreich verhalten, sei aber offen.
TeilnehmerInnen eines Sprachpädagogik-Symposiums in Wien forderten diese Woche von der Regierung eine Beteiligung von SprachlehrerInnen und MigrantInnen-VertreterInnen an der Diskussion um den "Integrationsvertrag". Die Sprachkurs-Verpflichtung für Leute aus Nicht-EU-Ländern werde als Waffe verwendet, um jene abzuwehren, die mensch nicht in Österreich haben wolle, so eine Teilnehmerin. Ein Großteil der SprachlehrerInnen fordert, dass vom Integrationsvertrag in der geplanten Form Abstand genommen werden soll. Als Prüfung ist derzeit ein Multiple Choice Test vorgesehen, bei mehrmaligem Nichtbestehen würde die Aufenthaltsberechtigung entzogen.
aus TATblatt Nr. +183 vom 14. März 2002
>>TATblatt-Homepage | >>Printausgabenindex 2002 |
©TATblatt, 2002
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck, auch auszugsweise,
nur in linken alternativen Medien ohne weiteres gestattet (Quellenangabe und
Belegexemplar erbeten)!
In allen anderen Fällen
Nachdruck nur mit Genehmigung der Medieninhaberin (siehe Impressum)