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Alltag in Wien Favoriten:

Rassistische Übergriffe durch die Polizei

Immer wieder werden rassistische Übergriffe durch die Polizei bekannt. Leute werden offensichtlich aufgrund ihrer Hautfarbe kontrolliert und beamtshandelt. Nicht selten finden sich Leute danach im Polizeigewahrsam wieder oder werden nach einiger Zeit mit Verletzungen von der Polizei entlassen.

Gemeinsam gegen Rassismus, Radio Afrikas, online-Standard; TATblatt

Am Freitag den 15. März 2001 um 14.30 Uhr wurde auf der Laxenburgerstraße im 10. Bezirk K. M. aus der Demokratischen Republik Kongo von einem Streifenwagen gestoppt. Die Polizisten fragten nach seinen Papieren. Diese wurden aber von den Polizisten nicht akzeptiert. Sie sagten, dass diese Papiere nicht die Papiere von Herrn M. seien. Daraufhin wollten sie seinen Reisepass sehen. Als Asylsuchender hatte er aber keinen bei sich.

"Donīt be a stupid Nigger!"

Daraufhin eskalierte die Situation: "Donīt be a stupid Nigger!", soll einer der Beamten M. angebrüllt haben. "I am not stupid, I am not a Nigger!", antwortete M., wie er in einem Interview mit der Zeitschrift "Falter" angab. Dann "legten sie mich auf den Boden, traten mit den Füssen in meinen Rücken und legten mir Handschellen an".

Die Polizisten "informierten" Herrn K. M., dass er seit langem gesucht werde, ohne zu sagen warum. In der Zwischenzeit waren an die 20 Polizisten zur Verstärkung ihrer Kollegen eingetroffen. Zu seiner Überraschung war der Afrikaner plötzlich von vielen Polizisten umgeben und wurde geschlagen. FußgängerInnen die vorbei gingen, beobachteten diese Szene ohne etwas zu unternehmen. Dann wurde K.M. festgenommen und mit den Worten "you have a big Problem" aufs Bezirkskommissariat Favoriten in der Van der Nüll-Gasse gebracht.

Die Hände seien dabei noch immer am Rücken gefesselt geblieben. "Ein Beamter hat mir dann die Hose ausgezogen. Ich saß völlig nackt vor allen Beamten. Sie haben mich wie ein Tier behandelt und ausgelacht", erinnert sich K. M. Ein Beamter habe sich Gummihandschuhe übergestülpt und gemeint: "Open your legs!". Auf die Analkontrolle nach Drogen sei dann aber doch verzichtet worden. M. sei dann wieder in die Zelle gebracht worden, um auf einen Dolmetscher zu warten. Erst nach drei Stunden, um 17.00 Uhr, habe man ihn mit den Worten "You can go home" und der Begründung, er sei nicht die gesuchte Person, entlassen.

Wieder im Freien, ging er zum Arzt. Er erlitt Prellungen und verspürte Hals- und Kopfschmerzen. Doch die seelischen Schmerzen seien schlimmer als die körperlichen Folgen der Misshandlung.

Nach Angaben des "Falter" lässt die Polizei den Fall durch eine interne Sondertruppe untersuchen. "Wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind, geht der Akt an die Staatsanwaltschaft", meint Josef Hladik, Sprecher der Wiener Polizei im "Falter".

In Polizeigewahrsam

Am Dienstag den 19.3.2002 wurde beobachtet, wie in Wien 10, Favoritenstrasse am Viktor Adler Markt ein Mann von vier uniformierten, männlichen Polizisten auf die Motorhaube eines weissen Opel Astra gedrückt und misshandelt wurde. Anschliessend wurde er in diesem Auto - einem Zivilfahrzeug - abtransportiert. Das Auto hatte das Kennzeichen "W 565 TI". Einer der Polizisten gab auf Nachfrage des Zeugen die Dienstnummer "82" an (obwohl Dienstnummern üblicherweise vierstellig sind). Der Zeuge wurde um ca. 18:15 auf die Situation aufmerksam, als er die Schreie des "Beamtshandelten" hörte und um das Geschehen bereits eine größere Menschenmenge versammelt war. Um ca. 18:30 hatten die Polizisten offenbar genug und der Mann wurde abtransportiert.

Andere ZeugInnen berichteten, dass sie am Vortag in der Nähe von zwei der beteiligten Polizisten kontrolliert wurden - was die Vermutung nahelegt, dass es sich um Streifenpolizisten handelt.

Etwa eine halbe Stunde nach dem Vorfall rief der Zeuge im Bezirkspolizeikommissariat Favoriten (Wien 10, Van der Nüll-Gasse 11, Tel. 01/60174-0) an und sprach mit einer Beamtin mit der Dienstnummer 1387. Ein beteiligter Polizist saß laut ihrer Aussage gerade neben ihr, er hätte aber leider "keine Zeit", selber mit dem Zeugen zu reden. Auf das brutale Vorgehen angesprochen, behauptete die Beamtin, der Afrikaner hätte einen Polizisten in den Finger gebissen. Um ca. 20:30 wurde noch einmal im Kommissariat angerufen, um zu versuchen, Aufenthaltsort und Namen des Betroffenen herauszufinden. Dieses mal war ein männlicher Polizist am Telefon, der bestätigte, dass der Betroffene in der Van der Nüll-Gasse in "Gewahrsam" ist und angab, dass er später in das Gefängnis Rossauer Lände überstellt werden soll. Auskunft über seinen Namen und darüber, was ihm vorgeworfen wird, sowie über den Zeitpunkt der Überstellung verweigerte er aber.

Interventionen bei:
Bezirkspolizeikommissariat Favoriten
Wien 10, Van der Nüll-Gasse. 11
Tel. 01/60174-0

aus TATblatt Nr. +184 vom 28.März 2002

 
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