AntifaDenkmal in Salzburg
TATblatt
Bereits seit langem gibt es in Salzburg eine Diskussion um ein Antifaschismusdenkmal
am Hauptbahnhof. Erinnern soll es an die Opfer des NS, die von dort in Vernichtungslager
transportiert wurden und die Eisenbahnerinnen, die Widerstand gegen die NS-Diktatur
leisteten, was viele von ihnen mit langjährigen Verschleppungen, Haft oder
ihrer Ermordung bezahlten.
Während die einen das Denkmal als längst überfälligen Beitrag
zur Aufarbeitung der Geschichte einfordern, lehnen es andere mit verschiedensten
Argumenten ab. Allen voran die FPÖ - wenn sie nicht über die Kosten
des Denkmals lamentiert, fordert sie anstelle des Antifadenkmals ein Denkmal
zu Ehren der Kaiserin Elisabeth.
In Seekirchen, einer Stadt nahe Salzburg, war es zum Beispiel dem FP-Mann Naderer
möglich in seiner Funktion als Vize-Bürgermeister eine derartige Sissy-Statue
aufstellen zu lassen (nicht ohne sich Vorwürfe einzuhandeln er hätte
den Auftrag widerrechtlich unter Überschreitung seiner Ressort-Kompetenzen
durchführen lassen). Erinnert wird damit an den denkwürdigen Tag,
als die Kaiserin in der Eisenbahn an der Ortschaft vorbeifuhr und den gemeinen
Pöbel zuwinkte. Nach jahrelangen Diskussionen wurde nun endlich eine Entscheidung
für ein AntifaDenkmal getroffen, Grundlage war ein Wettbewerb mit reger
internationaler Beteiligung mit 360 Künstlerinnen aus 20 Ländern.
Das SiegerInnenprojekt steht fest, es stammt vom Wiener Bildhauer Heimo Zobernig.
Es handelt sich um eine offene Betonhütte mit eingelassenem Bronzekopf
und Inschrift, sie soll im kommenden Herbst auf dem Bahnhofsvorplatz in Salzburg
aufgestellt werden. Zobernig entschied sich für einen Text als Inschrift,
den das städtische Kulturamt gemeinsam mit Opferverbänden, Historikern
und politischen Gruppen erarbeitet hatte.
Der Beschluss, ein Antifaschismus-Mahnmal aufzustellen, war nur mit einer Stimme
Mehrheit gefasst worden. Der Beschluss des Gemeinderates, dieses Mahnmal auch
tatsächlich aufzustellen, steht noch aus, ist aber laut SP-Bürgermeister
Heinz Schaden nur noch Formsache. Vizebürgermeister Siegfried Mitterndorfer
sieht die Sache als Vertreter einer rechtsextremen Partei naturgemäß
etwas anders: "Hässlich, finanzieller Luxus und unnötig"
sei dieses Denkmal, "eine Empörungs- und Gewissenswächterarchitektur,
dessen Ziel es sei, die Salzburger zu traumatisieren " und eine "Frotzelei
der Salzburger". Außerdem gingen die für das Denkmal vorgesehenen
zwei Millionen Schilling (ca. 145.000 Euro) bei anderen wichtigen Projekten
ab - wohl etwa einem Sissy Denkmal.
aus TATblatt Nr. +186 vom 2. Mai 2002
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