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Korrekturen und Ergänzungen:
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Wien, 13. April 2002:
Polizei verteidigt rechtsextreme Kundgebung mit Pfeffer, Hunden, Knüppel und Wasserwerfern gegen bis zu 5.000 AntifaschistInnen
Mit feuerlöschergroßen Sprays wurden vor den Toren des Heldenplatzes drängende AntifaschistInnen mit Pfeffer angegriffen. Wenig später kam auch ein Wasserwerfer zum Einsatz. Zuerst sprühte er seine Ladung noch in die Luft, um die DemonstrantInnen von oben zu berieseln. Schon bald zog die Polizei aber vor, den Strahl direkt auf die Köpfe und Bäuche der AntifaschistInnen zu richten. Gegen 16.00 Uhr wurden die DemonstrantInnen von mehreren Seiten von WEGA-Einheiten mit Gummiknüppeln angegriffen.
Die von uns in der Ursprungsfassung dieses Textes beschriebenen Ghostbuster-ähnlichen Geräte am Rücken getragene Behältnisse, die mit einer Art Gewehr verbunden waren (>>>siehe Bild bei wienerfotografie.at) sollen laut Information eines Postings auf indymedia spezielle Hochdruckfeuerlöscher und keine Reizgaswaffen gewesen sein. Der Einsatz von Reizgasen wurde von der Polizei am Samstagabend übrigens offiziell dementiert. >>>Dieses wienerfotografie.at-Bild vom Einsatz eines Riesenpfeffersprays beweist das Gegenteil. Ein paar leere Reizgasflaschen mit Bundesadler sind bei derstandard.at zu sehen.
Insgesamt wurden drei DemonstrantInnen vorübergehend festgenommen, zahlreiche
Personen wurden an den Augen, einige am Kopf verletzt.
Die nicht einmal hundert Rechtsextremen, die sich am Heldenplatz versammelt
hatten, um gegen die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" zu protestieren,
blieben bei ihrer nationalsozialistischen Wiederbetätigung von der Polizei
freilich unbehelligt.
Begonnen hat der Demo-Tag aber bereits um 12.00 Uhr, an den Treffpunkten Oper und Westbahnhof ...
Oper und Westbahnhof
Um zirka 12.50 Uhr zogen rund 1300 DemonstrantInnen (TATblatt-Zählung)
von der Oper los. Sie bewegten sich erst Richtung Heldenplatz, bogen dann aber
stadtauswärts in die Gumpendorfer Straße ein, um sich später
in der Mariahilfer Straße mit dem Demozug vom Westbahnhof zu vereinigen.
Warum das ursprünglich dezentrale Konzept aufgegeben wurde, war nicht ersichtlich.
Auch beim Westbahnhof setzten sich die DemonstrantInnen um ca. 12.50 Uhr in
Bewegung. 2.700 TeilnehmerInnen konnten bei diesem Demozug gezählt werden.
Bis zur Ringstraße dürfte die Demo aber stetig noch weiter angewachsen
sein. Einer weiteren, in der großen Menge nur mehr schwer durchzuführenden,
TATblatt-Zählung zufolge, könnten es insgesamt fast 5000 AntifaschistInnen
gewesen sein, die sich letztendlich Richtung Heldenplatz bewegten.
Burgtor und etwas daneben
Beim Burgtor traf die Demo auf eine Absperrung der Polizei: Tretgitter und
eine Reihe SWB. Ihre Helme hatten die BeamtInnen zuerst noch nicht auf, das
sollte sich aber rasch ändern.
Die erste Demo-Reihe rannte auf die Absperrung zu, einige DemonstrantInnen versuchten,
die Tretgitter zu entfernen. Die BeamtInnen reagierten sofort mit Gummiknüppel-Schlägen,
blieben aber hinter ihren Gittern. Wenig später flogen erste Gegenstände
in Richtung der BeamtInnen - überwiegend Farbbeutel und Plastikflaschen,
vereinzelt Holzstangen. Die Polizei fuhr zwei Wasserwerfer auf, der Katastrophenzug
der Wiener Rettung eilte herbei. In der Folge entspannte sich die Situation
an dieser Stelle aber.
Ein paar Meter weiter versuchten währenddessen einige DemonstrantInnen,
ein unbewachtes abgesperrtes Gittertor zum Heldenplatz zu öffnen. Ein bisserl
rütteln genügte, und schon war es tatsächlich offen. Die DemonstrantInnen
waren aber gerade erst durch das Tor gelaufen, da kamen ihnen auch schon BeamtInnen
mit Hunden entgegen. Ob Letztere Beißkorbe trugen, wurde von den DemonstrantInnen
unterschiedlich wahrgenomen. Sie zogen es vor, sich lieber rasch wieder hinter
das Tor zurück zu ziehen. Es folgten noch kleinere Auseinandersetzungen
mit Stangen auf der einen Seite und Gummiknüppel auf der anderen, das von
der Polizei notdürftig durch ein Fahrradschloss wieder versperrte Tor verhinderte
aber gröbere Zusammenstöße.
Der Großteil der Demo zog Richtung Parlament weiter, rund tausend DemonstrantInnen
blieben zwischen Burgtor und dem Abgang zur U-Bahn-Station Volkstheater in Höhe
Bellariastraße zurück. Wenig später wurde auch beim Heldenplatz-Eingang
in der Nähe des U-Bahn-Abgangs versucht, das Gittertor zu öffnen.
Die Polizei versuchte erst durch Stöße mit Gummiknüppeln durch
das Gitter, die DemonstrantInnen auf Distanz zu halten. Rasch wurde auch ein
Wasserwerfer aufgefahren. Ehe dieser eingesetzt wurde, kamen aber noch polizeiliche
Pfeffersprays zum Einsatz. Einigen DemonstrantInnen wurde aus nächster
Nähe direkt in die Augen gesprüht. Der Pfeffernebel war aber auch
noch viele Meter weiter zu spüren und verursachte bei vielen Atemnot und
Hustenanfälle. Die PolizeibeamtInnen wurden u.a. mit Holzplanken, Eiern,
Flaschen und Steinen beworfen.
Danach folgten Wasserwerfereinsätze. Zuerst wurden die DemonstrantInnen
"nur" berieselt, dann wurde direkt auf Kopf und Körper gezielt.
Gegen 16.00 Uhr kehrte der größere Teil der Demo zurück. Über
Lautsprecherwagen beschimpfte ein Vertreter einer sich "Antifaschistische
Linke" nennenden trotzkistischen Gruppierung die den Pfeffer- und Wasserwerfer-Angriffen
ausgesetzten DemonstrantInnen als Deppen und forderte alle DemonstrantInnen
auf, sich zu entfernen. Ergänzung: Damit
provozierte er massive Kritik von solidarischeren DemonstrantInnen, die den
Lautsprecherwagen aufhielten und ein bisserl schaukelten. Daraufhin rief der
AL-Oberrevolutionär nach "Ordnern", die sogleich zur Stelle waren
und die BlockiererInnen gewaltsam entfernten. Kurz nachdem der Wagen weiter
gefahren war, kamen plötzlich Polizeieinheiten aus Richtung Parlament,
rannten auf die DemonstrantInnen zu und schlugen auf sie ein. Einzelne DemonstrantInnen
wurden aus der Menge gezerrt, durch die schlammigen Lacken des polizeilich versprühten
Wassers geschleift und/oder verprügelt, "nur" vereinzelt gab
es auch Festnahmen.
In Höhe Burgtor konnten sich die DemonstrantInnen wieder sammeln. Allen
Aufrufen des Sprechers der "Antifaschistischen Linken" zum Trotz,
zogen es fast alle vor, dort auszuharren. DemonstrantInnen, die in die Bellariastraße
getrieben worden waren, zogen über die so genannte Zweierlinie zum Burgtor.
Als wenig später die Polizei das Platzverbot am Heldenplatz aufhob und
die gesamte Demo durch das Burgtor ziehen ließ, war es just wieder der
"Antifaschistische Linke", der kurz zuvor noch nichts wie weg wollte,
dies als "gemeinsamen Sieg" zu haluzinieren.
Kurz danach löste sich die Demo auf.
Währenddessen: am Heldenplatz
Dazu erreichte uns der folgende Bericht:
Beim Erzherzog-Karl-Denkmal am Heldenplatz fand sich ein klägliches Häufchen von etwa 50 Jugendlichen (inklusive Kindern ab 10 Jahre; Einer der eines der großen Transparente am Rand hielt, war vielleicht 12) im Nazi-Skinhead-Outfit und etwa 30 burschenschaftermäßig bis Lodenjanker, im Alter bis zu Kriegsteilnehmende.
Zwischen der zweiten Gruppe und den anwesenden Linken gab es bis zur Kundgebebung (die dann mit "Ich hatt' einen Kameraden" abgeschlossen wurde), immer wieder rege Diskussionen, die aber fruchtlos verliefen. Eine Demonstrationsteilnehmerin mit "Gegen Nazis"-Schild wurde von einem Polizisten gebeten, dieses nach einiger Zeit zu entfernen, da es sich um eine genehmigte Demo handle, und sie nicht mehr provozieren solle, die (uniformierte) Polizei hielt sich aber sonst sehr lange zurück, war rund um das Denkmal lange gar nicht zu sehen. Die linken Demonstrierenden sangen dann antifaschistische Lieder wie Bella Ciao, aber auch "Let it be", welches für die ZuhörerInnen im Refrain auch noch auf "lasst es sein, geht heim, und lernt Geschichte" übersetzt wurde. Auch Lieder aus der Friedensbewegung wie "How many roads" wurden gesungen.Erst als ein Linker direkt vor einem der Transparente wiederholt "Scheiß Nazis" gerufen hatte, kam die Polizei, wohl von den Ordnern geholt, und stellte sich auf dieser Seite der Gruppe vor die Skinheads.
Während der Kundgebung, bei der der Anmelder (von einer Burschenschaft), ein älterer Lodenträger mit Kaiser-Willhelm-Bart, und ein Jüngerer im Skinhead-Look sprachen, und dabei von Tapferkeit und Ritterlichkeit der Kameraden in der Wehrmacht schwärmten, sowie sich selbst mit Verweis auf die andere Demo und die Donnerstagsdemo als die eigentlichen "Demokraten" hinstellten, war neben den Pfiffen der anwesenden Linken lautstart der Lärm der Demonstration am Ring zu hören. Um 15.30 Uhr war der geschichtliche Rückschritt vorbei, die Teilnehmer verließen langsam durch die Hofburg den Heldenplatz.
Botschaft besorgter BürgerInnen
Die Botschaft besorgter BürgerInnen am Ballhausplatz war während der Kundgebung von PolizeibeamtInnen mit Tretgittern vor allfälligen Angriffen der Rechtsextremen, die allerdings zum Glück ohnedies ausblieben, geschützt worden.
Schusswaffe
Von einem weiteren Zwischenfall, zu einem Zeitpunkt, als die Demo bereits in Auflösung begriffen war, berichtet >>>Ökoli:
Als die Demo bereits so gut wie aufgelöst und noch etwa 200 Leute am Heldenplatz waren, kam es zu einem weiteren Zwischenfall. Ein Junge ging ins Gebüsch zum Pinkeln, als einige Polizisten auf ihn zu kamen und seinen Ausweis verlangten. Er weigerte sich und ein Freund samt Hund kam ihm zu Hilfe. Gemeinsam versuchten sie, sich loszureißen und zu entkommen, der Hund wurde nervös und biss einen der Polizisten. Letzterer drehte völlig durch, zuckte seine Pistole, lud durch, und stand mit gezogener geladener Pistole mitten in der Menge. Die DemonstrantInnen reagierten gut und zerrten die beiden Jungen weg von den PolizistInnen, bildeten Ketten und verhinderten somit eine weitere Verhaftung. Es ist von Glück zu sprechen, dass dem durchgedrehten Polizisten keine Kugel entkam.
Festnahmen
Insgesamt wurden unseren Informationen zufolge drei antifaschistische DemonstrantInnen vorübergehend festgenommen. Zirka 30 Leute zogen daher um 18.00 Uhr herum noch zur Roßauer Kaserne, um für die Freilassung der Festgenommenen zu demonstrieren, wurden dort aber bald von der Polizei eingekesselt. Erst nach Aufnahme der Personalien durften sie wieder gehen. Ihnen wurden Anzeigen wegen Landfriedensbruch angekündigt.
Doch noch Fascho-Demo
Ergänzung: Nach 16.00 Uhr schafften es die Rechtsextremen, vom Großteil der AntifaschistInnen unbemerkt, doch noch, in der Innenstadt aufzumarschieren. Dazu erreichte uns der folgende Bericht:
Kaum hatten die Rechtsextremisten den Heldenplatz durch den Polizeischutz verlassen können, formierten sie einen geschlossenen Demonstrationszug in der Augustinerstraße und zogen am Antifaschismus-Denkmal vorbei in die Kärntner Straße. Hier skandierten sie "Ausländer raus", "Sieg heil" und "Hier marschiert der nationale Widerstand" bis hinunter zum Stephansplatz. Der Marsch dauerte eine knappe halbe Stunde, während der keinE einzigeR PolizistIn zu sehen war. Unnötig zu sagen, dass es wegen des Skandierens der Nazi-Parolen keinerlei Festnahmen, nicht einmal die Feststellung der Identität dieser Wiederbetätiger gab.
>>>minuziöser "Demo-Ticker" bei indymedia
>>>viele Bilder bei wienerfotografie.at
weitere Infos:
>>>www.gegennazis.at.tf
>>>www.raw.at
zur Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht.
Dimensionen des Vernichtungskrieges 19411944":
>>>www.verbrechen-der-wehrmacht.de
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Die Ausstellung ist noch bis 26. Mai 2002 geöffnet, jeweils Mo. bis So.
10.00 bis 18.00 Uhr; Do. bis 21.00 Uhr
>>TATblatt-Homepage | >>Printausgabenindex 2002 |
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