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Auch
diesmal wurde bis tief in die Nacht diskutiert. Thema war aus aktuellem
Anlass, wie könnte es auch anders sein, der Krieg gegen den Irak und
eine gewisse Ratlosigkeit im Bezug auf eine redaktionsinterne Position dazu.
Verbreitete Erklärungsmuster wie etwa die Parole "Kein Blut für
Öl" wollten nicht so recht überzeugen. Wenigstens darin war
mensch sich einig.
Doch damit
war zum Glück auch schon Schluss mit der TATblatt-internen Harmonie.
Die von einem Redaktionsmitglied geäußerte These, die USA würden
den Krieg führen, um zur Modernisierung und Demokratisierung im Irak
beizutragen, war dann ebenso schwer umstritten, wie die Behauptung, dass
antiamerikanische Agitation zu Kapitalismuskritik und somit Politisierung
einer großen Anzahl von Menschen führen könnte. Auch ob
der Hitler- und Stalin-Verehrer Saddam Hussein nun ein Nazi oder ein Stalinist
sei, oder gar ein Nazikommunist (Mc Bain, die Simpsons) , konnte nicht
endgültig geklärt werden.
Die für
uns zentrale Frage, auf die wir im Laufe der Diskussion immer wieder gestoßen
wurden, war jedoch, wozu wir uns überhaupt noch positionieren sollten.
Wurden in den letzten Wochen von diversen Mainstreammedien, die zumindest
oberflächlich betrachtet wieder zu einer kritischen Berichterstattung
zurückgefunden haben, nicht alle Details und Fakten um den Krieg
herum schon breitgetreten?
Wir denken
nicht. Und genau aus diesem Grund gibt es in dieser Nummer einen Schwerpunkt
zum Thema Irakkrieg. Denn unsere Position ist - bei allen Kontroversen,
die es da geben mag - im Kern immer die dritte: Wir sind gegen alle und
alles! Gegen George, gegen Saddam, gegen Gerhard, Tony und Jacques. Also
gegen die, die für diesen Krieg sind, und gegen die, die dagegen
sind, und überhaupt gegen jeglichen bürgerlichen Konsens.
Euer TATblatt.
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