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    Du und das Gold - Burma.


Ein Aktivist.

Ich suchte verzweifelt das Fragezeichen auf dem Burma-Werbeplakat, welches diesen netten Slogan „Du und das Gold“ als Überschrift hatte. „Burma – du und das Gold?“ würde es doch schon eher treffen, dachte ich mir zumindest. Das Hintergrundbild erinnerte auch eher an den Garten Eden als an eine Militärdiktatur und irgendwie bekam ich das Gefühl nicht los, dass bei diesem Vortrag ziemlich einseitig berichtet werden würde. Mein Gefühl bestätigte sich in dem Augenblick, als ich das Logo der Lauda Air rechts unten zu Gesicht bekam. Zusätzlich luden noch drei verschiedene Reisebüros zum Informationsabend ein. Dies war genug um zum Schluss zu kommen, dass hier nicht über die Militärdiktatur Burma geredet werden würde, sondern über das Reiseziel Burma. Ich fühlte mich von dieser Einladung auch sofort angesprochen, aber nicht weil mich der „objektive“ Vortrag so interessierte, sondern weil ich die Intention hatte, aktiv gegen solche „wir lügen doch nicht, aber wir verschweigen die Hälfte“-Leute aktiv zu werden.
Also machte ich mich daran, die unschöne Seite von Burma auf Papier zu bringen. Mittels der Fakten schrieb ich die wichtigsten Argumente über das Burma nieder, welche von den oben erwähnten Leuten kategorisch ignoriert werden.
Am 3. Oktober bot sich mir in der Empfangshalle dann folgendes Bild. Um die 30 bis 40 Leute standen in der Halle, wo ein nettes Buffet aufgebaut war. Dort wimmelte es auch nur so von permanent grinsenden ReisebüromitarbeiterInnen, welche jedoch kein Problem darstellten was das hineinkommen anbelangte. Gemeinsam mit meiner Freundin begann ich dann den Leuten unsere, wie ich sie nannte „Informationszettel über Burma“ auszuteilen. Wir wollten diese Aktion auch relativ schnell über die Bühne bringen, da wir wussten, dass ein Rausschmiss nicht lange auf sich warten lassen würde. Unsere Erwartungen bestätigten sich kurz darauf auch auf ganzer Linie. Man merkte plötzlich, wie das obligatorische Grinsen aus den Gesichtern der ReisebüromitarbeiterInnen allmählich verschwand und sich ein Ausdruck von Nervosität und Wut in den Mienen wiederfand.
Die beiden Hauptveranstalter, ein älterer Herr und eine Frau, verwickelten uns sofort in eine Diskussion. Die Argumentation welche uns entgegenschwappte war an Intoleranz nicht zu überbieten. Wir wurden als „nichtswissende Jugendliche“ hingestellt. Unsere Handzetteln wurden als „totaler Blödsinn“ gebrandmarkt (zumindest von dem älteren Herrn). Immer und immer wieder versuchte er uns mit dem Argument „ihr seit doch noch nie in Burma gewesen, wie könnt ihr nur so einen Blödsinn verzapfen“ in die Knie zu zwingen. Die Frau hingegen lenkte unentwegt völlig vom Thema ab und bombardierte uns mit Pseudo-Ausreden wie „da kann man ja dann nirgends mehr hinfahren“ oder „mit eueren Anprangerungen solltet ihr in Österreich einmal anfangen“.
Man startete auch den Versuch, uns die Handzetteln gewaltsam zu entreißen, was jedoch fehlgeschlagen ist. Als die Organisatoren dann immer wütender wurden, weil wir von unserem Konfrontationskurs immer noch nicht abgewichen waren, drohte man uns wie erwartet mehrmals mit der Polizei. Allmählich wurden mehr und mehr Gäste der Veranstaltung auf uns aufmerksam und mischten sich teilweise in die Diskussion ein. Einige traten uns mit der gleichen Intoleranz entgegen wie die beiden Veranstalter, andere hingegen verteidigten unsere Linie, was schließlich dann auch dazu führte, dass wir rausgeschmissen wurden. Man versuchte uns sogar zu untersagen, die Handzettel auf offener Straße zu verteilen, wobei sie dieses untragbare Argument dann später wieder relativierten, indem der Herr sagte, dass es ihm am liebsten wäre, wenn wir die Zetteln nicht vor dem Gebäude austeilen würden.
Bevor wir dann endtgültig den Rückzug antraten, hinterlegten wir noch aufmerksamerweise ein paar Info-Zettel unter den Scheibenwischern des anwesenden Autos der Lauda Air.

Jede Medaille hat zwei Seiten, und ich bin mir sicher, dass aufgrund dieser Aktion auch die Seite abseits des „Goldes“ in Burma zum Vorschein gebracht wurde. Die Aufmerksamkeit, die uns zuteil wurde, sprach für sich und bestärkt uns in unserem Willen, nicht ruhig da zu sitzen und alles Ungerechte über uns hereinbrechen zu lassen. Konsequente Aussagen müssen durch konsequente Taten untermauert werden!

     

aus TATblatt Nr. +203 Oktober 2003.

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