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Das Weiterbestehen des EKH mit ihren BewohnerInnen, AktivistInnen und Ideen muss garantiert sein!

Wir bleiben!

 

     



Es stand im TATblatt vor 13 Jahren ...

Die KPÖ und die Bewegung des Ernst-Kirchweger-Hauses
und sie bewegt sich doch (nicht)

in TATblatt-Extraausgabe Nr. minus 65a
>>TATblatt Nr. -65a als PDF (als Bild eingescannt und daher 1,5 MB!!!)




 

Die Anzeichen häufen sich, dass die KPÖ das EKH verkaufen und damit das letzte autonome Zentrum Wiens, Wohnraum für Flüchtlinge und andere Menschen, drei Zeitungsprojekte - darunter das TATblatt -, Infoladen, Volxbibliothek, Werkstätten, Veranstaltungs- und Proberäume und vieles mehr der Immobilienspekulation preisgeben will.


Am Dienstag dem 4. November waren Walter Baier, seines Zeichens Vorsitzender der KPÖ, und Claudia Krieglsteiner, KPÖ Wien, aus gegebenen Anlass im EKH zu Gast. Gesprächsthema war das Vorbeugen gegenüber bösen Gerüchten, angesichts der angespannten finanziellen Situation der KPÖ, nach einem verlorenen Rechtsstreit (Stichwort "Novum") in Deutschland. Auch wollte sich Baier unter den gegeben Umständen der Solidarität seitens des EKH vergewissern.

Die wichtigsten 9 Punkte des Baiers haben wir im Folgenden für euch zusammengefasst:

1. Das EKH fällt in den Zuständigkeitsbereich der KPÖ Wien. Diese darf somit über das EKH verfügen, auch wenn die KPÖ-Bundespartei Besitzerin ist. Sollte die Bundes-KP das Haus verkaufen, bekommt die Wiener Landesorganisation das Geld.
2. Die KPÖ Wien wird im nächsten Jahr mit einem Budget von 250.000 ÖS auskommen müssen und ist somit nicht existenziell gefährdet.
3. Die KPÖ-Parteistrukturen haben keinerlei Schulden.
4. Die KPÖ sah sich nach dem Urteil im Prozess um das Vermögen aus der DDR gezwungen, alle Angestellten, inklusive des Parteivorstandes zu entlassen. Die nun Erwerbsarbeitslosen müssen nun (ab Jänner bzw. März) in ihrer Freizeit Politik machen.
5. Die KPÖ möchte wieder MitarbeiterInnen einstellen und will daher alle ihrer über 500 Immobilien in Österreich gewinnbringend vermieten/verkaufen.
6. Das EKH ist einerseits mit keinerlei Hypotheken belegt, die die es aber doch gibt haben auch keinen Einfluss auf den weiteren Verbleib des Hauses.
7. Das EKH wurde lediglich einer/m ImmobilienmaklerIn übergeben, um durch Kaufoptionen zu schätzen, wie viel das Haus wert ist. Ein Verkauf wurde zwar noch nicht beschlossen, diese Option sei jedoch offen.
8. Im Falle dass die KPÖ das EKH verkauft, würde es die BenutzerInnen danach davon in Kenntnis setzen.
9. Die KPÖ weiß trotz eines eingeholten MarklerInnengutachtens nicht, wie viel das EKH wert ist.
10. Nach Wunsch der KPÖ sollte die Gemeinde Wien das Haus kaufen und daraus ein Sozialprojekt nach Gemeindevorstellungen verwirklichen.
11. Die KPÖ wird die Polizei nicht einschalten, um das EKH zu räumen.

Alles in allem ließ sich aus den oben genannten Punkten heraushören, dass die KPÖ nicht existenziell gefährdet ist, jedoch, um wieder etliche MitarbeiterInnen einstellen zu können, möglichs viel Geld erwirtschaften will. Dies soll durch die gewinnbringende Vermietung der KPÖ-eigenen Immobilien geschehen, wiewohl dem KPÖ-Vorsitzenden auch klar ist, dass das EKH bzw. die "Wielandschule" an die dort ansässigen Gruppen ökonomisch sinnvoll nicht vermietet werden kann. Aus diesem Grund will die KPÖ das EKH daher verkaufen - am liebsten an die Gemeinde Wien oder NGOs aus dem Flüchtlingsbereich -, um die im Haus lebenden MigrantInnen nicht auf die Straße zu setzen und damit das Partei-Image in der linken Öffentlichkeit weiter zu beschädigen, auch wenn dem KPÖ-Vorsitzenden dabei sehr wohl klar sein muss, dass sozialdemokratische Konzepte der Flüchtlingsbetreuung nicht einmal mit der eigenen diffus-sozialistischen Rhetorik der KPÖ vereinbar sein sollten. Andererseits muss Walter Baier auch ganz klar sein, dass die Stadt Wien schon gar kein Interesse haben wird, die über 20 politischen Gruppen und Projekte die im EKH beheimatet sind, zu unterstützen oder gar nur zu dulden.

In dem Sinne: Wer verkauft ist schon verkauft! EKH bleibt!

     
Erklärung des TATblatt:
 

Das TATblatt und das EKH:
Wir brauchen ein autonomes Zentrum!

Das TATblatt versteht sich seit 15 Jahren als Sprachrohr von AktivistInnen und Gruppen im Widerstand gegen Patriarchat, Rassismen, Kapitalismus, Umweltzerstörung, kurz: gegen alles Böse auf der Welt. Seit einigen Jahren wird es im EKH produziert.

Dabei ist das TATblatt nur eines von vielen Projekten im autonomen Zentrum Ernst Kirchweger Haus, welches vielseitig genutzt, bewohnt und belebt wird. Und: Die finanzielle Unabhängigkeit ist ein wesentlicher Faktor autonomer Strukturen.

Wir möchten an dieser Stelle festhalten, dass wir keinen "Krieg" gegen die KPÖ führen und einer guten Zusammenarbeit nicht abgeneigt sind.

Das Weiterbestehen des EKH mit ihren BewohnerInnen, AktivistInnen und Ideen muss aber garantiert sein.

Wir haben uns entschlossen, das EKH nicht kampflos aufzugeben. Wir bleiben!

Das TATblatt

     
Flugblatt des EKH:
  Wer verkauft ist schon verkauft! EKH bleibt!

Bedingt durch die angeblich schwere Finanzkrise der KPÖ denkt die Partei nun darüber nach, das einzige soziale Zentrum Österreichs, das Ernst-Kirchweger-Haus, zu verkaufen. Dies würde wohl das Aus für die ehemalige Wielandschule bedeuten. Das EKH wurde 1990 besetzt und seitdem haben sich, Staatsrepression und medialen Hetzkampagnen zum Trotz, verschiedenste linke politische Projekte entwickelt, die die KPÖ im Falle eines Verkaufs der Immobilienspekulation überlassen würde. Durch eine Räumung würen über 27 verschiedene Gruppen aus den Bereichen Antifaschismus, Antirassismus, Anti(hetero)sexismus, Kultur, Musik, Sans Papiers, kollektives Wohnen, Bibliothek, Archiv, Infoladen, Gegenkultur, Migration und viele mehr betroffen. Unser Standpunkt ist klar: EKH bleibt! Wir bleiben! Dieses Haus ist unverkäuflich! Seit der Besetzung vor 13 Jahren befindet sich dieses Gebäude nicht mehr in der Verfügungsgewalt der KPÖ!
EKH, Wielandgasse 2-4, 1100 Wien
>>>http://www.med-user.net/ekh




Aktionen:
Alles für die Partei!

von Aktivistinnen.

Anlässlich der 85 Jahr Feier der KPÖ am Samstag, 08.11.03 im 'Siebenstern' zeigten einige engagierte und kreative NutzerInnen des EKH ihre absolute Solidarität mit der KPÖ. Um die Partei in ihrer schweren Finanzkrise tatkräftig zu unterstützen, kündigten die AktivistInnen von der Partybühne an:
"Wir gehn jetzt für die Partei am Strich - komm mit GenossIn!!!"
Liebevoll gestaltete Spitzentaschentücher sowie Plakate mit Slogans wie "Ausverkauf ist geil - KPÖ", "Wer verkauft ist schon verkauft! - KPÖ", "Für die Partei geben wir Alles!" und "Wohnen ist Menschenrecht - KPÖ" sollten die GenossInnen von der tollen neuen Marktstratrategie überzeugen.
Außerdem präsentierten die engagierten Frauen und Männer mögliche Varianten ihrer neuen Berufskleidung von "hart" bis "zart" und es wurde auf unbestimmte Zeit das Klo besetzt.
Die Reaktionen der KPÖ- Genossinnen im Siebenstern waren sehr unterschiedlich - einige (überwiegend männliche Genossen) zeigten sich sofort sehr begeistert von dieser revolutionären Idee. Andere waren eher zögerlicher mit ihren Beifallsbekundungen.
Bleibt nun nur noch abzuwarten welches Lager in der KPÖ sich durchsetzten wird...

     


Aktionsbericht / KPÖ-Landeskonferenz
Wenn Delegierte in aller Früh mit Flugblättern belästigt werden

Quelle: http://www.ekhbleibt.info

Um den Delegierten der KPÖ-Landeskonferenz die Wichtigkeit des Projekts EKH nochmals in Erinnerung zu rufen, machten sich am Samstag dem 6.12., um 8:30 einige AktivistInnen auf den Weg zum Kongresshaus der Eisenbahner im 5. Wiener Gemeindebezirk. Vor den Toren wurden trotz des heftigen Sturms und Eiseskälte zahlreiche Flugis an die nach und nach eintröpfelnden KPÖ-VertreterInnen verteilt.

Das Feedback für die Aktion war dabei durchaus geteilt: Neben den zu erwartenden - vereinzelten - Beschimpfungen und Gewaltandrohungen (soi i da jetzt ana auflegn oder nocha...und: betoniert hob i eich fria a scho), gab es durchaus auch positives Feedback und Verständnis für die Aktion.

Eins ist den Delegierten aber wohl auf jeden Fall auf dem Weg in die Versammlung - in der es auch um die Zukunft des EKHs gehen wird - mitgegeben worden: Ein Verkauf des EKH kann keine Lösung sein und wird auf massiven Widerstand stoßen.

Bilder zu der Aktion, sowie alle Infos rund um die aktuelle Situation des EKHs gibt’s unter http://www.ekhbleibt.info



Aufruf an die Delegiertenkonferenz der KPÖ Wien

Frage nicht was die Partei für dich tun kann, sondern frage was du für die Partei tun kannst !

An die Delegierten der Landeskonferenz der KPÖ

Wir sind die Leute, vor denen Sie immer von Ihren Eltern gewarnt worden sind, die BesetzerInnen und NützerInnen des Ernst-Kirchweger-Hauses, Ihnen besser bekannt als Wielandschule. Auf diesem Wege möchten wir Missverständnisse versuchen aufzuklären. Wie schon der Gen. Walter Beier und GenIn Claudia Kriegelsteiner bei ihrem letzten Besuch im E.K.H. erstaunt feststellen mussten, wird das Haus nicht von einer Gruppe ChaotInnen bewohnt und benützt, sondern von den vielfälltigsten linken und linxradikalen Iniatitiven und Projekten, die sich über die Jahre im Haus als multikulturelles antifaschistisches und soziales Zentrum ihren Platz gefunden haben.

Veranstaltungsbereich / Musik, Volxtheater Favoriten (Drei Groschenoper, Der Auftrag, Pentesilea, Bezahlt wird nicht u.v.m.), das Politbeisl Que(e)r, das Rechtshilfebeisl als kontinuierliche Einrichtungen, Proberäume, ein Studio, der Infoladen Zehn, die ATIGF mit Lokal und Saal, der Dachverband der jug. Vereine, die Volxbibliothek mit mehr als 10.000 Büchern aus dem antifaschistischen, anarchistischen Bereich, das Archiv der sozialen Bewegungen auch mit weit über 500 Laufmetern linker und linxradikaler Zeitungen und Zeitschriften (zum Beispiel auch die Volksstimme aus dem Jahr 1949), einer Notschlafstelle der Flüchtlingshilfeorganisation Flughafensozialdienst und Unterbringsmöglichkeiten der Deserteurs- und Flüchtlingsberatung, die in Zusammenarbeit mit den BewohnerInnen der autonomen Wohnprojekten betreut wird, die Zeitungsredaktion TATblatt, eine Siebdruckwerkstatt, eine Frauenschreibwerkstatt und viele andere Projekte.

Deshalb fordern wir:

Kein Verkauf des E.K.H.!
Mietverträge für alle Gruppen!

Wir sind aber auch bereit, dass das Projekt E.K.H. sich ab sofort zur Gänze selbst trägt und für die KPÖ keine weiteren Kosten entstehen.


"tunlichst vermeiden usw ..."

Auf der Landesversammlung wurde im Übrigen unter dem "Druck der Straße" folgende Larifari-Entschließung verabschiedet, die selbstverständlich niemanden bindet. Aber immerhin ...



"Aus Sicht der finanziellen Notwendigkeiten der KPÖ ist es logisch, zum jetzigen Zeitpunkt eine Verkaufsoption nicht ausschließen zu können. Es soll jedoch in Zusammenarbeit mit den im EKH tätigen Initiativen auch nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten gesucht werden, um einen Verkauf tunlichst abwenden zu können."





Walter Baier fährt nach Paris

TATblatt

Vom 12. bis 15. November fand in Paris das zweite europäische Sozialforum (ESF) statt. Knapp 50.000 kamen nach Frankreich und nahmen an den verschiedensten Foren und Diskussionsrunden teil. Aus Österreich waren unterschiedliche Gruppen vertreten, für die KPÖ kam unter anderem deren Vorsitzender Walter Baier.
Während einer Rede bei einer Diskussionsveranstaltung wurde Walter Baier recht unsanft an den drohenden Verkauf des Ernst-Kirchweger-Hauses (EKH) in Wien erinnert. Einige französische no-border-AktivistInnen borgten sich kurzerhand das Mikrophon Baiers und informierten die Anwesenden über die Gefahr, die dem EKH von Seiten der KPÖ droht. Eine Person sprach in mehreren Sprachen über die Situation im EKH, während andere Flugblätter verteilten. Der KPÖ-Parteichef reagierte auf diese Aktion mit dem Hinweis, dass die BewohnerInnen des EKH damals nicht um Erlaubnis für eine Besetzung gefragt hätten, die Kommunistische Partei schliesslich Besitzerin der Immobilie sei und jetzt in Finanzschwierigkeiten stecken würde. Er betonte auch noch sein Unverständnis darüber, dass unterschiedliche politische Gruppen sich untereinander bekämpfen.
Von Seiten des Publikums gab es Applaus sowohl für die no-border-AktivistInnen, als auch für die Argumentation Walter Baiers. An der Aktion gegen den EKH - Verkauf nahmen no-border-AktivistInnen aus Grenoble teil, deren besetztes Haus Unterstützung für san-papiers (illegalisierte, "papierlose"; MigrantInnen) bot und das schließlich von der französischen KP geräumt wurde.




KPÖ-Stellungnahme zum drohenden EKH-Verkauf:


Liebe Freunde und Freundinnen vom Tatblatt - anbei mein kurzer Kommentar zur Lage

EKH bleibt! KPÖ - interessiert uns nicht?

1990: Die KPÖ residiert in einem 7 stöckigen Gebäude am Höchstädtplatz - in einer Unzahl von Büros arbeiten alleine hier ca. 250 Parteiangestellte. In der Druckerei nebenan wird die Tageszeitung der KPÖ, die Volksstimme, produziert.
Herbst 2003: Nach dem politischen Skandalurteil in Berlin muss die KPÖ - die bereits mehrere radikale Einsparungsbudgets umgesetzt hat - alle ihre noch verbliebenen 45 bundesweit bezahlten MitarbeiterInnen kündigen. Die Wochenzeitung Volksstimme wird eingestellt, die zentralen Büros in der Weyringerg. und in der Taborstraße werden aufgegeben.
Im ersten Flugblatt nach der Besetzung der Wielandschule 1990 hieß es u.a.: "Wenn ein solches Objekt (Wielandschule), in den Händen einer bestimmten Gruppe, von dieser nicht oder nur teilweise benützt wird, so ist es das Recht anderer Gruppen und Initiativen, die unbenützte Infrastruktur für sich in Anspruch zu nehmen." - nachzulesen unter http://www.med-user.net/ekh/ sonderrapidite.htm
Ich lasse dahingestellt, ob die BesetzerInnen anno dazumal das "politische Recht" auf ihrer Seite hatten - meiner persönlichen Meinung nach stimmte aber, dass die KPÖ 1990 das Haus unzureichend nutzte.
Möge jede und jeder für sich selbst beantworten, ob in der jetztigen Situation - in welcher der KPÖ finanziell das Wasser bis zum Hals steht - die "Beschlagnahme" von KPÖ-Eigentum noch legitim ist.
Der Standpunkt "EKH bleibt! Was aus der KPÖ wird, interessiert uns als Nicht-Parteimitglieder null", wird aber, so vermute ich, nichts zu einer vernünftigen Lösung der Probleme beitragen.

mit solidarischen Grüßen
didi zach
verantwortlicher für öffentlichkeitsarbeit beim bundesvorstand der kpö

aus TATblatt Nr. +204 / November 2003 und +205 / Dezember 2003

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