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Gedenkkundgebung zum 9. November 1938.
Am Sonntag dem 9. November fand im Hof 6 des Alten AKH eine Gedenkkundgebung anlässlich des Novemberpogroms von 1938 statt. Die Kundgebung war mit rund 100 TeilnehmerInnen recht gut besucht, bedenkt man, dass der Veranstaltungsort in einem Innenhof der Universität Wien - damit von der Straße nicht einsichtig - lag. Begleitend zur Veranstaltung wurde auch ein Reader vorgestellt, der unter anderem die auf der Kundgebung vorgetragenen Texte enthält: >>>Reader Textsammlung zum Novemberpogrom 1938 Während des Novemberpogroms 1938 wurden in Wien 27 Jüdinnen und Juden ermordet, 4000 Wohnungen und Geschäfte sowie 42 Synagogen vom antisemitischen Mob zerstört. Die 1903 im Alten AKH errichtete Synagoge wurde nach ihrer Verwüstung von den Nazis als Lagerraum genützt und - symptomatisch für den österreichischen Umgang mit der eigenen Vergangenheit - 1953 zur Trafostation umgebaut. |
9.
November 1938 Niemals vergessen! Zum 65.
Mal jährt sich am 9. November jener Pogrom, der im 3. Reich die Verfolgung
jüdischer Menschen eskalieren ließ. Gab es schon zuvor Diskriminierungen
durch die Nürnberger Rassengesetze und antisemitische Ausschreitungen,
sollte der Novemberpogrom (von den Nazis als Reichskristallnacht bezeichnet),
die Deutschen und ÖsterreicherInnen auf die Ausrottung des europäischen
Judentums einschwören und gleichzeitig der Naziführung ein Stimmungsbild
verschaffen. Sie wurden nicht enttäuscht. Nachdem der 17-jährige
Hershel Grynszpan den deutschen Botschaftsrat in Paris getötet hatte
(aus Rache, weil seine Eltern aus Deutschland ausgewiesen wurden und im
deutsch-polnischen Niemandsland wie viele tausend JüdInnen herumirrten),
sah die Nazispitze die Chance gegeben, im ganzen Land die Bevölkerung
gegen jüdische Menschen zu mobilisieren. Und nicht etwa durch ÖsterreicherInnen oder Deutsche. Die überwältigende Mehrheit hat den Holocaust und den Raubkrieg unterstützt oder toleriert. Viele profitierten davon und zeigten kein Interesse daran, den Wahnsinn von sich aus zu beenden. Von sich auf andere schließend ist die Vergeltung von Gleichem mit gleichem erwartet worden. Die unfassbaren Opferzahlen selbst interessierte hier aber niemand. Die Alliierten mussten nach der Befreiung feststellen, dass von Reue keine Spur war, eher depressive Gleichgültigkeit und bei Vielen die (berechtigte) Angst vor den Alliierten. Allein die sowjetische Bevölkerung hatte durch den deutschen Vernichtungskrieg einen Blutzoll von 25 Millionen Toten bezahlt. Zwecks Wiederaufbau wurde die deutsche Volksgemeinschaft durch die österreichische Volksgemeinschaft ersetzt, und beim vielen Zupacken wollte sich hier niemand mit der gerade verflossenen Nazizeit beschäftigen. Die Entnazifizierung wurde bald beendet, viele TäterInnen und MitläuferInnen kamen ungeschoren davon und besetzten bald wieder politische Ämter und behördliche Funktionen. Selbst im Kabinett Kreisky fanden sich noch drei ehemalige NSDAP-Mitglieder. Und davon gab es nach 1945 so viele, dass SPÖ und ÖVP sich nicht genierten, um ihre Stimmen zu buhlen. Die FPÖ-Vorgängerpartei Verband der Unabhängigen (VdU) war ohnehin Sammelbecken all jener, denen Jörg Haider noch 1995 eine "ordentliche Gesinnung" attestierte. Und so konnte es geschehen, dass ein Kurt Waldheim WEGEN seiner SA-Vergangenheit Bundespräsident wurde, dass ein Jörg Haider mit Nazikoketterie die FPÖ an 28% heranführen konnte, dass antisemitische Aussagen von PolitikerInnen, die zu ernsthaften Konsequenzen führen müssten, hier noch augenzwinkernd akzeptiert werden. Die Israelitische Kultusgemeinde wird ausgehungert und geschichtsrevisionistische Einrichtungen wie das Haus der Heimat mit Geld überhäuft. Und machen wir uns nichts vor: auch wenn die FPÖ am Boden liegt, die Motive, mit denen sie gewählt wurde, sind immer noch im gleichen Ausmaß vorhanden: Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Homophobie, Denunziantentum und Autoritätshörigkeit. All diese in Österreich tief verwurzelten Eigenschaften machten auch den 9. November 1938 möglich. Diese Kundgebung will ein Anstoß dazu sein, diesen Zuständen entschieden entgegenzutreten - in jeder Situation. In diesem
Sinne: Initiative "Niemals vergessen!" |
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