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Fünf Monate nach dem EU-Gipfel:
Hungerstreik in Griechenland.


Während dem EU-Gipfel bei Thessaloniki, Griechenland, im Juni dieses Jahres, wurden von Seiten der Mächtigen nicht nur über die EU-Armee, verschärfte Maßnahmen gegen unerwünschte Einwanderung, eine „Verfassung“ für die EU und die Aufnahme der neuen Staaten debattiert, sondern auch die Protest- und Gegenveranstaltungen mit Repression überzogen.
Neben etlichen Verletzten gab es ca. 120 Festnahmen, schwere Anklage soll gegen 29 AktivistInnen erhoben werden, darunter zwei Leute aus Graz. Sieben der Inhaftierten sind noch immer in Haft.
Fünf der Inhaftierten sahen als letzte Möglichkeit ihren politischen Kampf fortzusetzen den Hungerstreik – und vorübergehend sogar einen Durststreik.
Castro begann am 21. September einen zeitlich unbegrenzten Hungerstreik, da ihm die Anschiebung nach Syrien und somit eventuell sogar die Todesstrafe droht.
Carlos Martinez, Fernando Perez und Simon Chapman schlossen sich am 5. Oktober dem Hungerstreik an, um die Forderungen Cstros zu unterstützen und um die erlittenen Misshandlungen und ihre Situation anzuprangern. Ab den 8. Oktober beteiligte sich auch Spyros Tsistas an den Protest. Ihr gesundheitlicher Zustand ist bereits besorgniserregend, auch der Druck der Autoritäten auf die Inhaftierten nimmt zu.



Chronologie des Hungerstreiks:

Diavata Hochsicherheitsgefängnis Thessaloniki:

21.September 2003: Soulieman Dakduk (Castro) beginnt einen zeitlich unbefristeten Hungerstreik gegen seine Deportation nach Syrien.

28.September 2003: Ein am 11.September eingebrachter Einspruch gegen die Haft wird abgelehnt.

5. Oktober 2003: Carlos Martinez, Fernando Perez und Simon Chapman schließen sich dem Hungerstreik an, um die Forderungen Suleimans (Castro) zu unterstützen und um die erlittenen Misshandlungen und ihre Situation ohne juristische Gewährleistung ihrer Rechte anzuprangern.

8. Oktober 2003: Spyros Tsitsas beginnt ebenfalls einen Hungerstreik. Somit haben sich fünf der Inhaftierten entschlossen, auf dieses extreme Druckmittel zurückzugreifen, um für ihre Freilassung zu kämpfen.

22. Oktober 2003: Ein ärztliches Team besucht die Hungerstreikenden. Diese haben bereits einiges an Gewicht verloren. Castro geht es so weit so gut, obwohl er an Kopfschmerzen leidet. Er befindet sich nun seit 31 Tagen in Hungerstreik.

23. Oktober 2003: Ein Antrag, die Gefangenen nach fünfmonatiger Untersuchungshaft zu entlassen, wird abgelehnt.

27: Oktober 203: Wegen des Ernährungsmangels leiden die fünf regelmäßig an Kopfschmerzen, sie haben Ohnmachtsfälle, Blutungsschwankungen und vor allem Gewichtsverlust. Und in einem Fall Organschäden, die sich als irreversibel erweisen könnten. Spyros wird zu Erste Hilfe Maßnahen einige Stunden ins Krankenhaus gebracht.

30. Oktober 2003: Das Legal Team weist in einer Presseerklärung darauf hin, dass die Hungerstreikenden speziellen Haftbedingungen unterliegen. Im griechischen Strafgesetzbuch wird Hungerstreik als unveräußerliches Recht angesehen. Im Gefängnis Diavata gilt dies jedoch als Disziplinarvergehen, das inoffiziell Sanktionen zu Folge hat, wie Kontaktsperre zu Vertrauenspersonen.

3. November 2003: Carlos Martin Martinez wurde nach 30 Tagen ohne Essen in ein Spital eingewiesen.

5. November 2003: Nachdem er einen Tag in zwei verschiedenen Spitälern verbrachte, wurde Carlos Martin zurück ins Gefängnis gebracht. Im Spital kam es zu Misshandlungen durch die Polizei; Carlos wurde an einen Sessel gefesselt und wiederholt geschlagen und getreten. Auch der Zustand der übrigen Hungerstreikenden wird von Tag zu Tag kritischer. Castro kann das Bett nicht mehr verlassen. Simon Chapman kann nicht mehr schlafen. Fernando Perez hat Blut im Stuhl.

6. November 2003: Fernando Perez und Spyros Tsitsas wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Beide fühlen sich wegen des Hungerstreiks sehr schwach aber leiden noch nicht unter Organschäden. Sie verweigern Infusionen. Carlos Martinez Gesundheitszustand ist schlecht, aber er fühlt sich stark und optimistisch und will mit dem Hungerstreik weitermachen. Die griechischen Behörden versuchen seine Mutter zu überzeugen, Carlos zu besuchen. Wahrscheinlich wollen sie, dass sie die Erlaubnis unterschreibt, dass Carlos künstlich ernährt werden darf.

8. November 2003: Alle fünf Hungerstreikenden werden ins Spital gebracht, wo sie von einem massiven Polizeiaufgebot bewacht werden. Sie haben sehr viel Gewicht verloren und ihr gesundheitlicher Zustand wird zunehmend kritischer. Trotzdem erklären sie, ihren Kampf fortzusetzen.

9. November 2003: Castro befindet sich seit 50 Tagen in Hungerstreik.

10. November 2003: Die fünf Hungerstreikenden verweigern nun auch die Aufnahme von Flüssigkeit. Ihre Gesundheit ist dadurch noch akuter gefährdet. Sie werden im Spital massiv von der Polizei bewacht und bedroht. Diese dramatische Eskalation ihres Protestes ist eine Reaktion auf die ständige Verweigerung ihrer Rechte, besonders seit ihrer Aufnahme im Krankenhaus. Die Forderungen illustrieren ihre verzweifelte Situation: Konatkt zu den RechtsanwältInnen, die Erlaubnis zu telefonieren, Privatsphäre bei der Benützung des WC.

Hochsicherheitsgefängnis Ppapnjkola’oy nahe Athen:

11. November 2003: Am Morgen werden die fünf Hunger- und Durststreikenden trotz ihres kritischen gesundheitlichen Zustandes 400 km quer durch Griechenland ins Spital im Hochsicherheitsgefängnis bei Athen gebracht – begleitet von massivem Polizeiaufgebot, wird jedoch ohne die AnwältInnen zu informieren. Die Gefangenen werden vorerst keine Betten zur Verfügung gestellt und Decken verweigert. Fernando, einer der Gefangenen, war so geschwächt, dass er in ein öffentliches Krankenhaus überstellt werden musste – er kann sich kaum noch bewegen.
Nachdem die griechischen Behörden nachgegeben und Kontakt zu den RechtsanwältInnen, Telefon, Bücher, und Privatsphäre beim Benützen der Toiletten genehmigt haben, beginnen die Gefangenen wieder, Wasser zu sich zu nehmen. Die Situation ist jedoch weiterhin sehr sehr ernst. Das Legal Team brachte am Vormittag einen Antrag ein, die Gefangenen wegen ihrer gesundheitlichen Probleme auf Kaution freizulassen.



Den sieben noch Inhaftierten und 20 weiteren Angeklagte droht wegen teils offensichtlich konstruierter Anklagepunkte wie der schweren Sachbeschädigung, des Widerstands gegen Staatsbeamte, der öffentlichen Ruhestörung, der Brandstiftung und des Besitzes sowie des Gebrauchs von Waffen bzw. Sprengstoff (Zwillen und Molotov-Cocktails) fünf bis 25 Jahre Haft. Zwei Leute wurden gleich im Anschluss an die Proteste in Schnellverfahren verurteilt.
Es gab und gibt international – vor allem in Großbritannien und Griechenland – etliche Soliaktionen, um politischen Druck für die Freilassung aufzubauen, auch auf juristischen Gebiet wird mit allen Mitteln für eine Freilassung der Gefangenen gekämpft.


Crack the WEF!

Vom 21. Bis zum 25. Januar 2004 findet im Schweizerischen Nobelskiort Davos zum wiederholten Male das „World Economic Forum“ – WEF statt.
Neben Tausenden PolizistInnen werden auch bis zu 6.500 Soldaten das Treffen vor "gewalttätigen Demonstrationen verbunden mit Plünderungen, von Angriffen auf Personen, Sabotageaktionen oder Terroranschlägen" schützen. Grund zur Sorge gibt es allemal, haben sich mit der unter anderem mit der Gründung der AGB (Autonome Gipfel Blockade) allerlei StörenfriedInnen angekündigt: „Unser Widerstand soll schon jetzt durch den Sammelbegriff Cracking in alle Welt getragen werden und Menschen aus allen Schichten zu Aktionen, in welcher Form auch immer, animieren. Crack the WEF, kann in erster Linie als Sehnsucht nach der Aufsplittung, der Brechung und schlussendlich der Auflösung des WEF/Platzen des Forums betrachtet werden.“ (Crack = knacken; krachen; brechen zerbrechen; zerschlagen; platzen; knallen; ausbrechen; zersplittern; knacken, lösen (eine Lösung finden).

http://www.antiwef.org
http://www.no-wef.ch.vu
     

aus TATblatt Nr. +204 November 2003.

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