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    Die Häuser denen die darin wohnen.
Männerwohnheim Meldemannstraße besetzt.

Am Samstag dem 29. November wurde gegen 6 Uhr in der Früh im 20. Bezirk in Wien das gerade aufgelöste Männerwohnheim Meldemannstraße von einer "Solidarischen Gemeinschaft für Obdachlose und Ausgegrenzte" in Eigenregie wiedereröffnet. Die Besetzung sollte nur wenige Stunden dauern und ging am frühen Nachmittag ohne Zwischenfälle zu Ende.

Die bisherigen Bewohner der Meldemannstraße wurden am Stadtrand in die Siemensstraße umgesiedelt. Dieses Heim bietet jedoch nicht nur weniger Menschen Platz, auch sind die Mietkosten dort nahezu dreimal so hoch. Die periphere Lage des Heims in der Siemensstraße verschärft außerdem die Ausgrenzung der Bewohner und soll verhindern, dass das alltägliche Elend in dieser Stadt von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen wird.

Geschichte des Hauses Meldemannstraße.

Durch den dreijährigen Aufenthalt von Adolf Hitler (1911 -13) im Haus Meldemannstraße, ist dieser Ort auch ein Monument, ein Denkmal über den Faschismus.

Das Besondere an dem Haus Meldemannstraße und der Nazipolitik ist der offensichtliche Zusammenhang mit der Frage der ordentlichen Beschäftigungspolitik der sogenannten Asozialen und ihrer bewussten Ausmerzung durch Hitler und seine Schergen. Das Erschreckende an dieser, immer wieder aktuellen Problematik, ist, dass darüber kaum mehr Material aus der Zeit des Schreckens vorhanden ist, da es bewusst beseitigt worden ist.

Die Besetzung.

Nachdem die Besetzung gegen 7 Uhr in der Früh durch Transparente an der Hausfront „öffentlich gemacht“ worden war, dauerte es noch ganze zweieinhalb Stunden bis das erste Streifenfahrzeug darauf aufmerksam wurde. Im Laufe der nächsten 2 Stunden sammelte sich um das Haus und die nähere Umgebung vermehrt Polizei, aber auch Feuerwehreinheiten.

Besonders die WEGA fiel dabei durch die Idee auf, die 5 Stockwerke des Gebäudes nach und nach zu stürmen. Währenddessen konnte die Einsatzleitung zwei Gruppen von BesetzerInnen – „Friedliebende“ und „Problematische“ – ausmachen und nützte diese Gelegenheit weitere Verstärkung nachzufordern.

Schlussendlich verließen die BesetzerInnen gegen 11.30 Uhr nach Aufforderung der Polizei das Gebäude und ließen es nicht zu einer Konfrontation mit der Polizei kommen. Auch wirkte die Einsatzleitung außergewöhnlich deeskalierend. So wurde beispielsweise nicht einmal versucht die Personalien von AktivistInnen aufzunehmen.

Einige der BesetzerInnen selbst sammelten sich noch vor dem Eingang des ehemaligen Männerwohnheims und warteten eine um 13 Uhr angesetzte Pressekonferenz ab. Dort solidarisierten sich unter anderem der Schauspieler Hubert Kramer, der wenige Wochen zuvor für ein Theaterstück in der Meldemannstraße den Theaterpreis „Nestroy“ erhalten hatte, Hermes Phettberg sowie die Grün-Stadträtin Susanne Jerusalem mit der Besetzung.

Symbolische Aktion.

Primäres Ziel der Aktion war es zunächst, das Haus zumindest über die Wintermonate uneigennützig als Unterkunft und offenes soziales Zentrum zu nutzen. Zusätzlich sollte die Obdachlosenproblematik für österreichische, wie auch nicht-österreichische StaatsbürgerInnen wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden.

Bis auf eine symbolische Aktion mit begrenzter öffentlicher Wirkung, sind diese Ziele aber klar gescheitert. Ursachen dafür dürften wohl auch mit in den unterschiedlichen Vorstellungen der bunt zusammengemischten BesetzerInnen zum Umgang mit Massenmedien, Vorgangsweise bei den Verhandlungen mit der Stadt Wien, sowie der Polizei  gewesen sein.

Spätestens nachdem ein Kamerateam des ORF und mit ihm VertreterInnen der Stadt Wien in das besetzte Haus gelassen worden waren, war es sowieso nicht mehr möglich, all diese nicht ausdiskutierten Punkte innerhalb der BesetzerInnen zu klären und die im ORF zur Selbstdarstellung bereiten AktivistInnen übernahmen die Szenerie.

Resümee.

Trotz all dem war das ganze als symbolische Aktion durchaus gelungen und es bleibt für die Zukunft nur zu hoffen, dass das Thema der Wohnraumaneignung auch in Österreich wieder vermehrt aufgegriffen wird und dass wir alle aus dieser Besetzung etwas dazugelernt haben.
     

aus TATblatt Nr. +205 Dezember 2003.

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