TATblatt
MIRA, seit 6 Jahren arbeitende Berufsorientierungs- und -beratungseinrichtung für Mädchen, gibt nach längerem Kampf auf.
Wie berichtet, wurde im Dezember des Vorjahres das Konzept der Einrichtung für 1997 vom AMS (Arbeitsmarktservice) abgelehnt, was deren Ende bedeutet hätte. In einem von einer Protestkundgebung begleitetem Gespräch zwischen dem AMS NÖ und den Projektleiterinnen wurde vereinbart, daß MIRA ihr Konzept überarbeiten und Ende März noch einmal vorlegen.
Was auch geschehen ist - doch dem AMS war es immer noch nicht genug. Während MIRA bei ihrem Berufsorientierungskurs 21 Wochen fachspezifische und unterrichtliche Anteile und 3 Wochen Praktikum vorgesehen hatte, wollte das AMS den theoretischen Teil auf gut die Hälfte verkürzt (12 Wochen), dafür die Länge des Praktikums aber verdreifacht (9 Wochen) haben. Zu den beiden anderen von MIRA vorgeschlagenen Modulen, Training on the Job (ursprünglich eine Forderung des AMS) und Hauptschulabschluß, nahm das AMS erst gar nicht Stellung. Darüberhinaus verlangte das AMS eine 50%-ige "Erfolgsquote" nach Ende des Kurses, d.h. die Hälfte der Teilnehmerinnen sollten in technisch-handwerklichen Berufen untergebracht werden. Mensch muß keinE ExpertIn sein, um zu wissen, daß diese Forderung schlichtweg unerfüllbar ist. Es handelt sich hierbei wohl mehr um ein vorsorglich eingebautes Hindernis, um MIRA endgültig loswerden zu können.
Nach längeren Verhandlungen, die nicht nur fruchtlos blieben, sondern nach Aussagen der Beteiligten auch besonders abwertend und frauenverachtend waren, zieht MIRA die Konsequenzen und hört - mit gehöriger Wut im Bauch - auf.
aus: TATblatt Nr. plus 76 (9/97) vom 7. Mai 1997
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