TATblatt


Innsbruck:

Zuvorkommende PolizistInnen

Nicht dem (klein-)bürgerlichen Mainstream zu entsprechen kann in Österreich leicht ins Auge gehen. In Innsbruck noch allemal.

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Um die anhaltende Repression zur Sprache zu bringen, wollen wir hier ein Ereignis vom 24.9.1997 dokumentieren: Zwei unbekannte Jugendliche bespuckten die Scheibe des Innsbrucker Wachzimmers "Innere Stadt" (bekannt unter dem Namen "Adamsgasse") und suchten das Weite. Die sofort herausstürmende Polizei traf auf eine Gruppe von Punks, die gerade auf dem Weg zum Landhausplatz war. Diese wurden sofort verdächtigt, die "Freveltat" begangen zu haben und zur Rede gestellt. Eine Punkerin wurde ohne Angabe von Gründen aufgefordert, die BeamtInnen ins Wachzimmer zu begleiten. Als sie sich weigerte, statt dessen aber nach dem Verhaftungsgrund und der Dienstnummer eines Polizisten fragte, wurde dieser handgreiflich, drückte sie in ein Gebüsch und würgte sie. Der Umstand, daß sie in dieser Situation, in Panik geraten, gegen das Schienbein des Beamten trat, lieferte den PolizistInnen einen Vorwand, die Frau "mit Brachialgewalt zu überwältigen" (Tiroler Tageszeitung). Auf eine andere Punkerin, die ihrer Freundin helfen wollte, wurde ebenfalls eingeschlagen.

Die beiden wurden gemeinsam mit einem weiteren Punk festgenommen. Die "Hauptverdächtige" wurde in den Keller verfrachtet, aus dem die ZeugInnen des Vorfalls Schreie und Gepolter vernahmen. Die beiden anderen Verhafteten wurden inzwischen verhört und wegen des Verdachts auf Drogenmißbrauch von einem herbeigerufenen Amtsarzt untersucht, der ihnen ohne ihr Einverständnis Blut abnahm.

Die Punkerin, die im Keller verhört wurde, wurde nach eineinhalb Stunden wieder freigelassen. Ihr wird BeamtInnenbeleidigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Sachbeschädigung vorgeworfen. Letzteres wegen des zerrissenen Hemds eines Beamten. Ihren Angaben zufolge wurde sie im Keller mehrmals mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen und von zwei Polizisten festgehalten, während sie von einem dritten Fausthiebe in Brust- und Magengegend bekam. Beim Versuch, die Schläge abzuwehren, wurde das Hemd des Beamten zerrissen. Sie selbst trug Prellungen am ganzen Körper, Würgemale am Hals und eine Gehirnerschütterung davon.

Die bürgerlichen Medien übertitelten ihre Berichte über diesen Vorfall mit "Festnahme wurde zu Ringkampf" (Kurier) oder "Punkerinnen attackierten Beamte" (Tiroler Tageszeitung).


aus: TATblatt Nr. +86 (19/97) vom 6. November 1997
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