Die Methode hat System: Faschisten nennen sich Arbeiterpartei und Diktatoren Demokraten, große Männer geben sich als Anwälte der "kleinen Leute" und Patriarchen engagiert in Sachen Frauenrechte, Staatsrassisten reden von Menschenrechten und Reaktionäre machen auf Revolutionäre. Gerade Jubiläen bilden willkommene Anlässe für derartige ideologische Selbstdarstellungen. 1998 haben wir es mit einer derartigen Gelegenheit zu tun: Die rechten bis rechtsextremen Burschenschaften samt dazugehörender freiheitlicher Partei feiern sich als Erben der Revolution von 1848. Die Selbstverständlichkeit, mit welcher die Inszenierung über die Bühne geht, wollen wir - AntifaschistInnen aus unterschiedlichen Zusammenhängen - nicht hinnehmen. Als Bündnis antinationaler Gruppen (BANG!) haben wir daher vor einiger Zeit damit begonnen, Interventions- und Widerstandsmöglichlichkeiten auszuloten. Dabei geht es uns nicht darum, mit den JubilarInnen um das richtige Geschichtsbild zu streiten.
Bündnis antinationaler
Gruppen
Am 16. Mai wollen sich auf Einladung der zur "ARGE 1848" zusammengeschlossenen
national-freiheitlichen Studentenverbindungen schmissige Germanomanen aus
allen deutschen Gauen in der Wiener Hofburg versammeln. Auf einem "Revolutions-Kommers",
der nur den Höhepunkt burschenschaftlicher Aktivitäten in diesem
Gedenkjahr darstellt, werden sich honorige "Alte Herren" aus Wissenschaft,
Wirtschaft und Politik gemeinsam mit ihren Söhnen und Nachfahren im
Geiste als Erben des bürgerlichen und deutschnationalen Aufstandes
von 1848 abfeiern. Als Gäste willkommen: Gattinnen und Töchter.
Warum präsentieren sich ausgerechnet Rechtsextremisten, Reaktionäre
und Sozialdemagogen so vehement als "48er", als Nachkommen der Vorkämpfer
für demokratische, bürgerliche Freiheiten? Zum einen gehorcht
der Rückgriff auf die liberalen Regungen des Bürgertums der notwendigen
Selbststilisierung als Demokraten. Bei den Deutschnationalen fällt
diese deswegen so heftig aus, weil rund 80 Jahre später mit der NSDAP
nicht gerade eine Gralshüterin der Demokratie dieses Milieu fast vollständig
aufgesogen hat. Das burschenschaftliche Gedenken an 1848 stellt also den
Versuch dar, die eigene Geschichte vom Makel des Nationalsozialismus zu
befreien. Gleichzeitig erlaubt es der nationalistische Charakter des Aufstandes,
im Andenken an 1848 die großdeutsche Idee zum Ausdruck zu bringen.
Während etwa die Wiener Burschenschaft Bruna Sudetia noch 1971 vom
"Anschluß" als Verwirklichung des "Traum(es) der Deutschen Burschenschaft
vom großen Reiche aller Deutschen" schrieb, übt mann sich heute
in taktischer Zurückhaltung. Die 38er feiern sich als 48er und der
Pangermanismus gibt sich demokratisch. Etwa bei Andreas Mölzer, wenn
er schreibt: "Das Parlament in der Frankfurter Paulskirche war das einzige
frei gewählte gesamtdeutsche Parlament der Geschichte, bis 1848 und
seit 1848." Im permanenten Vergleich von Metternichscher Diktatur und NS-
Verbotsgesetz, Verhetzungsparagraphen, Anschlußverbot und "politisch-
korrektem Tugendterror" liegt eine weitere Besonderheit der national- freiheitlichen
1848er-Rezeption. Im Verweis auf die mangelnde "Freiheit der Wissenschaft"
beklagen sich Rassisten, daß sie nicht mehr Schädel vermessen
dürfen, Holocaustleugner, daß sie mit ihren "Erkenntnissen"
hinterm Berg halten müssen. Hetzer geben sich als Gehetzte, Meinungsführer
als Oppositionelle - Täter als Opfer eben. Die rechtsextreme Behauptung
einer "linken Meinungsführerschaft" ist zwar angesichts etwa der rassistischen
"Ausländergesetze" perfid, sie hat dennoch System.
Ähnliches gilt für die Selbstdarstellung freiheitlicher Kader
als "Anwälte der kleinen Leute". Der Wiener FPÖ-Chef und Burschenschafter
Pawkowicz griff dabei schon am "Millieniums-Kommers" auf 1848 zurück:
Damals hätten "national-freiheitliche Intellektuelle und Arbeiter
gemeinsam gekämpft." In Wahrheit war davon wenig zu merken. Sobald
vom Kaiser (dessen Enthauptung in Österreich nie auf der Tagesordnung
stand!) das Versprechen einer Verfassung und der Gewährung bürgerlicher
Freiheitsrechte gegeben worden war und ein Weitertreiben der politischen
zur sozialen Revolution drohte, war von einem gemeinsamen Kampf nicht mehr
viel zu merken. Das ohnehin stets untertänige Bürgertum (und
kurz darauf ein Großteil der revoltierenden Studenten) schloß
angesichts der aufkommenden ArbeiterInnenbewegung rasch einen Kompromiß
mit der alten Herrschaft. Als etwa die "Nationalgarde", aufgestellt zum
Schutz des Eigentums, im August 1848 revoltierende Wiener ArbeiterInnen
niedermetzelte, stand die "Akademische Legion" in abwartender Neutralität
abseits. Die Mehrzahl der Studenten hatte damals wichtigeres zu tun: die
Einigung eines großdeutschen Reiches. Dort wo die soziale Frage gestellt
wurde, propagierten sie volksgemeinschaftliche, ständische Lösungen.
Der romantische Antikapitalismus der Burschenschaften kann höchstens
als Ressentiment gegen die Moderne bezeichnet werden. Und als solches war
und ist er durchsetzt von Antisemitismus.
Auch vom Makel Auschwitz will mann sich im ideologischen Rückgriff
auf bürgerliche Emanzipationsforderungen befreien. Da den deutschnationalen
Korporationen, die in Österreich seit dem Ende der 1850er Jahre aktiv
sind, eine herausragende Rolle im organisierten Antisemitismus zukommt,
sind sie angehalten, sich als Vorkämpfer für die politische Gleichberechtigung
unabhängig von der Konfession darzustellen. Daß die bürgerlichen
Revolutionäre, die für die Emanzipation der Juden stritten, gerade
nicht in burschenschaftlicher Tradition stehen, wird dabei verschwiegen.
Denn die Burschenschaften wurden gegründet als Reaktion gegen Aufklärung
und französische Revolutionsimporte. Die Frontstellung gegen die Emanzipationsforderungen
der JüdInnen, ArbeiterInnen und Frauen zieht sich wie ein brauner
Faden durch die Geschichte der Korporationen. In den antinapoleonischen
Befreiungskriegen (1813-15), in welchen sich der deutsche, völkische
Nationalismus ausbildete, verteidigten die Untertanen die alte Ordnung
gegen die französische Fremdherrschaft. Neben dem Christen- bzw. Gottkaisertum
stellte die auf Jahn und Arndt zurückgehende völkische Ideologie
jenen Kitt dar, der das antizivilisatorische Bündnis aus Fürsten
und (vor allem bäuerlichen) Massen zusammenhielt. Die unter französischer
Herrschaft aus dem Ghetto befreiten Juden und Jüdinnen wurden als
fünfte Kolonne Frankreichs identifiziert. Die aufkommende deutsche
Idee vom Einheitsstaat, der nicht als Nation politisch hergestellt, sondern
einer natürlichen Wesenheit "Volk" erwachse, war von Anfang an verbunden
mit der Abgrenzung von Feinden: im inneren die Juden und Jüdinnen,
im äußeren Frankreich, wobei die Grenzen verschwammen. Gleichzeitig
erwuchs insbesondere unter der akademischen Jugend aus der enttäuschten
Hoffnung auf staatliche Einigung des deutschen "Volkes" nach 1815 jenes
rebellische Ressentiment gegen die adelige Obrigkeit, das bis heute mit
revolutionärem Freiheitsdrang verwechselt wird. Diese kollektive Enttäuschung
der Studenten, die in "Freikorps" gegen die französischen Truppen
gezogen waren und sich danach in Burschenschaften organisierten, verschaffte
sich 1817 am Wartburgfest erstmals Luft. Das Treffen im Andenken an die
Schlacht bei Leipzig und die Lutherische Reformation gipfelte in der ersten
deutschen Bücherverbrennung. Bei dieser kommt die spezifische Verbindung
von romantischem Freiheitsdrang, nationalem Einigungswunsch und völkischem
Reinheitswahn zum Ausdruck. Denn verbrannt wurden nicht nur Symbole und
Schriften der verhaßten Diktatur, sondern auch bürgerlich-liberale
Schriften und Saul Aschers "Germanomanie". Als die Burschenschafter die
Schrift, mit welcher Ascher vor dem Wüten der Völkischen warnte,
ins Feuer warfen, riefen sie: "Wehe über die Juden, so da festhalten
an ihrem Judentum und wollen über unser Volkstum und Deutschtum schmähen
und spotten." Geradezu mit prophetischem Weitblick warnte Heinrich Heine
angesichts dieser symbolischen Ermordung: "Dies war ein Vorspiel nur; dort
wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen." Mehrheitlich
war die frühe Burschenschafterbewegung also geprägt von militanten
Abwehrhaltungen gegenüber bürgerlichen Emanzipationsforderungen,
die als "undeutsch" ("französisch" oder "jüdisch") denunziert
und mit romantischen Vorstellungen der ständisch strukturierten, christlich-patriarchalen
"Volksgemeinschaft" kontrastiert wurden. Heine gehörte zu den wenigen,
welche die deutsche Fusion von nationaler Revolution und antisemitischem
Pogrom früh erkannten. Schon 1823 schrieb er, daß er überall
ein Revolutionär wäre, nur nicht in Deutschland, wo bei deren
Sieg "einige tausend jüdische Hälse" abgeschnitten werden würden.
Entgegen aller korporierten Legenden war der Antisemitismus von Anfang
an fixer Bestandteil burschenschaftlicher Agitation. Ausgehend von der
Denunziation der Juden als feige und waffen- bzw. wehrunfähig wurde
ihnen die Satisfaktionsfähigkeit abgesprochen. Bereits die 1815 gegründete
Jenaer Urburschenschaft nahm in ihre Verfassung den Passus auf, daß
"nur ein Deutscher und Christ" Mitglied werden dürfe. Bei der Vereinigung
der bereits bestehenden Burschenschaften stritt mann 1818 um den "Arierparagraphen".
Dieser fand 1820 beim geheimen Burschentag in Dresden eine Mehrheit, wobei
sich zunächst nicht alle Burschenschaften an diesen Beschluß
hielten. Daß er 1831 wieder zurückgenommen wurde, ist Ausdruck
einer Kräfteverschiebung. Denn neben der völkischen Gruppe existierten
tatsächlich demokratisch- jakobinische Positionen. Diese erhielten
unter dem Eindruck der Pariser Julirevolution von 1830 Aufwind. Jahn und
seine Germanomanen sahen darin zurecht ein Abrücken von den Idealen
der Urburschenschaft. Sie wetterten gegen die "Verjudung" und "Verwälschung"
der Bewegung, die am Vorabend der 48er Revolution tief gespalten war. Nach
dem Scheitern der Revolution, das gleichbedeutend ist mit der endgültigen
Niederlage demokratischer Positionen innerhalb der Burschenschaften, gewann
die völkische Richtung, die 1848 im Abseits war, wieder Oberhand.
Nun stimmte mann ein in den Chor der Reaktion, welche die Revolution von
Anfang an als "jüdisch" denunziert hatte.
Daß das Scheitern der bürgerlichen Revolutionen in Deutschland
und Österreich in ursächlichem Verhältnis zum Aufkommen
des Faschismus steht, wurde oft betont. Daß aber gerade die selbsternannten
Erben der 48er Revolutionäre auch in struktureller Hinsicht hier vorbereitend
wirkten, ist weniger bekannt. Im nun gebildeten Bündnis zwischen Bürgertum
und Adel kam den Korporationen zentrale Bedeutung zu: Sie stellten jenen
sozialen Ort dar, in welchem die angehenden Eliten ausgebildet wurden.
Über die Burschenschaften (und das Militär) konnten Bürger
Angehörige der besseren, satisfaktionsfähigen Gesellschaft werden.
In einer Unmenge von starren Riten, einem klar festgelegten System von
Über- und Unterordnung, paramilitärischen und gewaltförmigen
Handlungen (wie der "Mensur") wurde in dieser "Schule der Nation" jene
autoritäre Charakterstruktur zukünftiger Mörder und Schreibtischtäter
ausgebildet, die Norbert Elias als "menschlichen Habitus ohne Mitleid"
bezeichnete. Die völkische Ideologie verband sich hier mit dem soldatischen
Männerbild zur umfassenden Weltanschauung, die sich gegenüber
allem als "schwach" und "minderwertig" Identifizierten mit Verachtung abhob.
Das militärische Ich des Männerbundes, definiert durch Sekundärtugenden
wie Härte, Gehorsam, Wehr- und Ehrhaftigkeit, kontrastiert mit "Verweichlichung",
"Verweiblichung" und "Verjudung", war also auch strukturell mit Demokratisierung
und Emanzipation unvereinbar. Ab den 1870er Jahren erfuhr die antiemanzipatorische
Ideologie der Burschenschaften eine Radikalisierung. Dies betrifft vor
allem den Antisemitismus: Eine nach der anderen Verbindung stellte sich
auf den "Rassestandpunkt" und führte Jahrzehnte vor den "Nürnberger
Rassegesetzen" der Nazis "Arierparagraphen" ein. In Österreich waren
am Ende des Jahrhunderts alle Burschenschaften "judenrein". Auch auf den
Hochschulen kämpften die Burschenschaften für die Durchsetzung
ihrer antisemitischen Prinzipien und forderten einen Numerus Clausus für
jüdische Hörer. Fast täglich griffen sie unter dem duldenden
Auge weiter Teile der Professorenschaft die "Feinde des Deutschtums" (i.e.
jüdische, ausländische und marxistische Studenten) an und versuchten,
sie von der Universität zu vertreiben. Gleichzeitig erfolgte zur Jahrhundertwende,
als Frauen auf die Universitäten und in den Staat drängten, eine
offensive Deutung der männerbündischen Praxis über die Grenzen
der Korporationen hinaus. Die Männerbundideologie als theoretische
Vornewegverteidigung patriarchalen Besitzstandes setzte Staat mit Männlichkeit
gleich. In zahllosen antifeministischen Schriften wurde der "Nachweis"
erbracht, daß es die Männer sind, die mit einem "Geselligkeitstrieb"
ausgestattet sind und daher als einzige gesellschaftliche bzw. staatliche
Ordnungen begründen können. Frauen wurde hier ein "Familien-"
oder "Geschlechtstrieb" attestiert, welcher nur zur Ausbildung verwandtschaftlicher
Gemeinschaften ausreiche. Neben den Juden, von denen ebenfalls behauptet
wurde, sie wären nicht zur Staatsbildung (i.e. Männerbundbildung)
fähig, wurde so eine zweite gesellschaftliche Gruppe aus dem öffentlich-politischen
Leben ausgeschlossen. Bis 1918 stemmten sich die Korporationen vehement
gegen Demokratisierung und die sozialen Forderungen der ArbeiterInnenbewegung.
Danach wurden sie neben anderen (soldatischen) Männerbünden zur
gelebten Antithese des demokratischen Staates, der als "Herrschaft der
Minderwertigen" denunziert wurde. Auch unmittelbar politisch standen die
Korporationen an der Wiege der republikfeindlichen Kräfte in der Ersten
Republik. An der Niederschlagung der Rätebewegung waren sie genauso
führend beteiligt wie am Kapp-Putsch und an Hitlers "Marsch auf die
Feldherrenhalle" in München. Der Nationalsozialismus hat gerade in
Österreich personell wie ideologisch seinen Ausgang von den Universitäten.
Der "Anschluß" von 1938 wurde hier schon in den späten 20er
Jahren vollzogen.
Wenn wir heute gegen das burschenschaftliche Unwesen mobilisieren, dann
tun wir dies nicht nur aufgrund der rechtsextremen Traditionen, die den
"Bruch" von 1945 beinahe unbeschadet überstanden haben, sondern auch
angesichts der sozialen und HERRschaftsstabilisierenden Funktion, welche
Korporationen als männliche Solidargemeinschaften zukommt. Nicht nur
die deutschnationalen Verbindungen bilden Seilschaften in Politik, Wissenschaft
und Wirtschaft und organisieren im Alltag den Ausschluß von Frauen.
Strukturell wie inhaltlich stehen alle Studentverbindungen exemplarisch
für Antifeminismus und Frauenfeindlichkeit. Sie kultivieren bis heute
ein gewaltförmiges, elitäres Denken, das auf Kategorien wie "Stärke"
und "Durchsetzungsvermögen" basiert. Daneben betreiben sie über
die Grenzen des Männerbundes hinaus eine Militarisierung der Gesellschaft.
So wie wir unsere Aufmerksamkeit aber auch auf informelle Männerbünde
lenken sollten, dürfen wir unsere Oppositon gegen den nationalen Wahn
nicht verkürzen: Der Kampf gegen das völkische Prinzip verleitet,
die historische Alternative (die Nation als politische Gemeinschaft der
Staatsbürger) hochzuhalten. Zunächst basiert auch sie auf einem
Mythos: Statt der gemeinsamen Abstammung wird hier die Gleichheit behauptet.
Als Ideolgie des kapitalistischen Marktes meint Gleichheit die Vergleichbarkeit
von Warenbesitzern. Dieses Nationsverständnis der bürgerlichen
Revolution hat daneben den Ausschluß der Frauen vorausgesetzt. Als
Staatsbürger und Rechtssubjekte galten nur Männer, die einzig
zu Trägern der damit verbunden Rechte wurden. Dahinter steht die Trennung
des Lebens in eine private und eine öffentliche, politische Sphäre
und - damit verbunden - die Zuordnung der Geschlechter. Frauen hatten sich
auf das Private zu beschränken, während Männer als öffentlich-politische
Akteure die Nation oder den Staat bildeten. Die Aufnahme der Frauen in
den Staat wurde in jahrzehntelangen Auseinandersetzungen erkämpft.
Doch auch der formaldemokratische Sozialstaat ist nicht geschlechtsneutral,
wie das die modernen Patriarchen dauernd von sich behaupten. Jenseits dem
Andauern männerbündischer Politikformen und männlicher Dominanz
in den staatlichen (ideologischen wie Repressions-) Apparaten stellt er
jene Form dar, in welcher die soziale Ungleichheit der Geschlechter verwaltet
wird. Gleich der politischen Ungleichheit beruht auch diese auf der Trennung
und Hierarchisierung der beiden Sphären. Für uns stellt die Nation
(samt der dazugehörenden "Identität") keinen leeren Begriff dar,
der mit fortschrittlichen Inhalten gefüllt und gegen die Rechte gewendet
werden könnte. Die nationale Rede ist vielmehr jene beliebte ideologische
Form, in welcher das Schweigen über Geschlechter- und Klassenunterdrückung
organisiert wird. Sie harmonisiert die Gegensätze im Inneren und schafft
einen neuen - das Ausland bzw. die "Fremden". Das Gerede vom "linken" Nationalismus
ist ein Widerspruch in sich: Links, so wie wir es verstehen, meint Kampf
gegen Staat und Patriarchat, Nation(alismus) stabilisiert beide Herrschaftsformen.
Darum: Die Nation, ob österreichisch, deutsch oder sonstwie genannt,
überlassen wir der Rechten. Die Linke ist antinational, oder sie ist
keine.
aus: TATblatt Nr. +94 (6/98) vom 26. März 1998
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