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[gesamt]
Einschätzung des
Z.E.L.T.P.L.A.T.Z.K.O.M.I.T.T.E.E.
Eine weitere kurze Rückmeldung vom Grenzcamp `99 bei Zittau.
Unter uns, daß
heißt allen MitgliederInnen des Berliner
Z.E.L.T.P.L.A.T.Z.K.O.M.I.T.T.E.E., herrschte nach dem Ende des Grenzcamps bei
Zittau eine weitgehende Zufriedenheit. Wenn man und frau dabei erstmal
die Politik" beiseite läßt, dann waren wir uns einig darin,
daß die Durchführung und der Verlauf des Camps ein großer
Organisationserfolg waren. Gegenüber dem letzten Camp bei Rothenburg haben
sich im Durchschnitt dreimal soviel kontinuierlich anwesende Teilnehmerinnen an
dem Grenzcamp beteiligt. Die exzellent von einem Kollektiv aus dem Wendland
betriebene Vokü hat unter angenehmen Verzicht auf dubiose
Veganer-Ideologien rund um die Uhr gedampft und alle satt gemacht. Und das was
die unterschiedlichen Gruppen aus den Städten gekocht haben, hat sogar
meistens sehr lecker geschmeckt. Wer es bei einem ersten Überblick
über das Camp beließ, konnte sehr begründet den imposanten
Eindruck von einem lustigen kommunistischen Basis-Favela mit Eseln, Handys,
Hunden und world-wide-web-Internet-Kommunikation gewinnen. Eine Reihe von
gelaufenen Aktionen fanden wir ausgezeichnet durchdacht und sowohl in
taktisch-operativer wie strategischer Ebene als auch argumentativ-vermittelnder
Weise von Beginn bis Ende gelungen. So etwas macht Mut auch in Zukunft
irgendwie" weiter zu machen. Wer sich ein paar weitere Eindrücke von
einer Vielzahl von Aktionen, Diskussionen und Stellungnahmen von dem Camp
machen will, der sei ganz energisch auf die wirklich sehr liebevoll und
übersichtlich gestaltete Web-Site im Internet verwiesen:
www.nadir.org/nadir/initiativ/camp
Der Verlauf des Camps bot im Schnitt 500 Leuten aus den unterschiedlichsten
Gruppen, Szenen und Milieus die Gelegenheit, sich einmal aus räumlicher
Nähe mit zu bekommen. Dabei war der Raum des Grenzcamps groß genug
dafür, erst mal die Leute und Gruppen ignorieren zu können, mit denen
man nun wirklich nicht zuviel zu tun haben will; auf der anderen Seite war das
Grenzcamp eine soziale Kontaktbörse par excellance. Pech für die,
dich nicht dabei waren! Verglichen mit anderen Ereignissen hielt sich die
Aggression untereinander insgesamt in engen und überschaubaren Grenzen,
auch wenn immer mal wieder bei ein paar Plena-Auseinandersetzungen das
Phänomen der Reinigungsmeute" aufflackerte. Zumindest hat es der
Gesamtverlauf des Camps nicht unmöglich gemacht, daß sich für
das nächste Jahr wieder ein paar Organisationsheinze und Gretes finden
können, die etwas vergleichbares auf die Beine stellen wollen. Einige von
uns werden daran auf jeden Fall - wenigstens für eine bestimmte Zeit - als
neugierige Besucher wieder teilnehmen. Aktuell werden wir aber auch deshalb
noch mit einigen finanziellen Aufräumarbeiten beschäftigt sein, weil
sich einer Zahlungsmoral bei dem Obolus für den Teilnehmerbeitrag nur etwa
mehr als ein Drittel von doch über 1.000 GesamteilnehmerInnen verpflichtet
gefühlt haben.
Uns ist es als Gruppe gerade auch im Vorfeld, als uns der Platz weggezogen
worden ist, gelungen ein paar - je nach Betrachtungsweise eher privat oder eben
politisch motivierte - Streitigkeiten wieder in der gemeinsamen Organisierung
des Camps aufzuheben. Erneut hat sich gezeigt, daß es richtig ist und
bleibt niemals die Hoffnung aufzugeben, nicht doch irgendwie" wieder zu
einer aus einem offenen Geist" heraus geführten guten Zusammenarbeit
zu finden. Gegenüber einem aus meiner Sicht nur borniert zu nennenden
Verständnis von Autonomie", daß im wesentlich darin besteht
mit und in den Gruppen selber identitäre (Unter-)Ordnungsverhältnisse
zu errichten, und sich damit folgerichtig vor der Welt und damit den Leuten
abzuschließen, ist das der Vorzug eines prinzipiellen politischen
Verständnisses von Autonomie, diese sowohl in der Theorie wie in der
Praxis unbedingt im Sinne von offenen und gemischten Gruppen zu verstehen.
Unsere wieder gefundene Praxis einer gemeinsamen Organisierung des Camps war
somit eine sinnfällige Anwendung des von uns zunächst in einem
außenpolitischen Sinne gewählten Slogans: Keine Grenze ist
für immer!" auf unsere eigene innere Uhr", über die wir uns -
so oder so - handelnd verknüpfen müssen.
Politisch" wurde bis jetzt natürlich noch nichts zu dem Camp und
seinen mittelfristigen Wirkungen sowohl in der Region Zittau als auch auf die
bundesweit und überregional angereisten TeilnehmerInnen und Gruppen
gesagt. Angesichts der wirklich kontrovers im Raum stehenden politischen
Fragen, die uns dieses Camp gerade auch im Zusammenhang des
Organisationserfolges zurück gelassen hat, ist es jetzt allerdings noch zu
früh von uns aus etwas gemeinsames wie substantielles dazu zu sagen.
Auf jeden Fall steht für mich fest, daß wir mit den angefangenen wie
abgebrochenen Diskussionen auf dem Camp einfach noch zu viele Antworten auf die
Frage, wie ein kommunistisches 21 Jahrhundert aussehen kann und soll, schuldig
geblieben sind. Und das ist zwar kein Grund zur Trübsal, aber mindestens
einer dafür, es sich nicht als dicke Katze auf dem Sofa des
Organisationserfolges" gar zu bequem werden zu lassen. Gerade in der
Zukunft wird die Musik bei einem gut begründeten - wie bestimmten! -
Nein" gegenüber diesen Verhältnissen spielen; ein Nein"
das erstmal niemanden ausschließt sondern gewinnt!
Ein Anderer vom Z.E.L.T.P.L.A.T.Z.K.O.M.I.T.T.E.E.
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