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»Gerechter Handel«

Die Familie Peters sichert sich ihr Einkommen auf andere Weise. Ihre Finca Irlanda ist ein ganz besonderes Schmuckstück in den Händen der deutschen Kaffee-barone in Chiapas. Hier wird seit 1928 Kaffee angepflanzt, und zwar »biologisch-dynamisch«. Rudolf Peters, Gründer der Plantage, lernte sein Handwerk noch persönlich beim obersten Anthroposophen-Priester Rudolf Steiner. Mittlerweile wird die Ökofarm von der dritten Generation bewirtschaftet, die der anthroposophischen Lebensweise noch immer treu verpflichtet ist.

Vermarktet wird der Bio-Kaffee von der Firma Lebensbaum mit Sitz in Diepholz und Rehden, unweit von Osnabrück. Sie sorgt dafür, daß der Irlanda-Kaffee in den Regalen der zahlreichen Naturkost- und Bio-Läden in Deutschland steht. Für teures Geld kann man sich dort mit dem nach »Demeter-Richtlinien« angebauten »biologisch-dynamischen« Produkt gesundheitsfördernd eindecken. Gleichzeitig vermittelt Lebensbaum seinen Kunden den Eindruck, mit dem Kauf des Irlanda-Kaffees nicht nur sich selbst etwas Gutes zu tun, sondern auch einen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit zu leisten. Schließlich prangt auf den Kaffeepäckchen ein Siegel mit der Aufschrift »FairTrade«.

Dabei sind die Arbeits- und Lebensbedingungen der LandarbeiterInnen auf Irlanda keineswegs besser als auf den anderen Plantagen. Genau das aber suggeriert die Plakette mit der Aufschrift »FairTrade«. Wer genauer hinschaut wird den Unterschied bemerken. Das »FairTrade« Prädikat ist nämlich einem findigen Anthroposophen-Hirn entsprungen. Es klingt nach dem »Transfair«-Siegel, mit dem tatsächlich von Kleinbauern-Kooperativen stammender Kaffee ausgezeichnet wird, ist es aber nicht. Stattdessen handelt es sich bei »FairTrade« um eine Selbstauszeichnung von Lebensbaum. Den durch das gefakte Siegel plausibel gemachten Aufpreis kassieren der geschäftstüchtige Biobauer Peters und sein erfindungsreicher Zwischenhändler Ulrich Walter von Lebensbaum in die eigenen Taschen. Die naiven Naturkostkunden bezahlen.

Darauf machte die Freie ArbeiterInnen Union (FAU) die Kunden in Deutschland aufmerksam. Die AnarchosyndikalistInnen entfalteten eine Aufklärungskampagne und thematisierten die miserablen Arbeitsbedingungen auf Irlanda und den Konsumentenbetrug in Deutschlands Bioläden. Im Herbst 1996 zeigte das Engagement erste Früchte: Lebensbaum stampfte die Kaffeetüten mit der selbsterfundenen Auszeichnungsmedaille »FairTrade« ein und reduzierte das Sortiment um den größten Teil des Irlanda-Kaffees.



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