Inhalt | Das Jahr, in dem wir nirgendwo |
Ches Brief an Fidel Castro | Moçambique |
KUMI [Dr. Rafael Zerquera]: Als ich mein Medizinstudium beendete, gab es eine Reihe von Bögen auszufüllen, in denen die Postgraduierten gefragt wurden, was sie in Zukunft tun wollten, wohin sie gehen wollten. Auf einem dieser Bögen gab ich an, daß ich bereit sei, zu tun, wozu die revolutionäre Regierung mich anweisen würde, daß ich keine Ambitionen persönlicher Art hätte. Dies tat ich, ohne dem irgendeine weitreichendere Bedeutung beizumessen.
Ich war in Santo Domingo, in der Sierra Maestra, auf einer medizinischen Station eingesetzt worden, in einer schwierigen Zone, weil sich dort eine komplizierte Situation mit den Campesinos ergeben hatte, und man uns schon zweimal die Einrichtung niedergebrannt hatte.
Der Minister Machado Ventura hatte mich rekrutiert und an diesen Ort in der Sierra Maestra geschickt. Ich arbeitete in der Kampagne gegen Kinderlähmung und beim Wiederaufbau der Station ... Und dann benachrichtigt mich der Compañero Rodríguez, Koordinator für diese Zone, daß Machado mich sehen wollte, daß ich all meine Sachen dort lassen sollte und daß für mich schon eine Fahrt nach Havanna gebucht sei. Das war im März 1965.
»Verdammt, was hab' ich bloß angestellt?« Ich glaubte, daß man mich denunziert hätte, weil ich Bezugsscheine gegengezeichnet und den Zement für den Wiederaufbau der Station aus Bayamo abgezweigt hatte. Ich glaubte, ich hätte ein Delikt verübt, weil ich nicht um Erlaubnis gebeten hatte.
Machado redet mit mir nicht darüber, und ich genausowenig. Das Gespräch beginnt mit dem Dokument, das ich unterschrieben hatte. »Hör mal, komm her, du hast ein Dokument, einen Fragebogen ausgefüllt, den sie ausgeteilt haben. Aber nun sag mal, hast du das nur so aus Gefühl unterschrieben? Das ist jetzt vorbei, du bist jetzt nicht mehr der arme Junge aus Trinidad, du bist jetzt Arzt, du hast jetzt eine ökonomische Sicherheit.«
Er sagte mir, es gäbe da eine Aufgabe, daß sich mehrere Compañeros schon dafür gemeldet hätten, daß es eine sehr wichtige Aufgabe sei, er würde mir nicht verheimlichen, daß es Risiken gäbe, er wüßte, daß ich ...
Es drehte sich im Kreis. Ich weiß definitiv nicht, worum es geht, aber ich habe nicht die geringste Angst, ich weiß, daß das Leben eines jeden dafür da ist, gelebt zu werden, und zum Teufel mit der ganzen Philosophie. Ich gestehe Machado die Sache mit dem Zement für die Station, der andere lacht und sagt:
Und dann sagte er mir, wo ich untergebracht sei, Hotel Nacional, Zimmer 504, einige Compañeros würden Kontakt mit mir aufnehmen. Dabei blieb es. Ich hatte Angst.
Ich nehme Kontakt zu Osmany Cienfuegos auf. Ich war nicht Mitglied der Partei und hatte keine Kampferfahrung von früher. Sie sagten, das sei nicht wichtig. Es gehe um eine Aufgabe, bei der mich Compañeros mit großer Erfahrung begleiten würden, aber die meisten von ihnen würde ich nicht kennen. Daß ich darüber nachdenken sollte, weil es Risiken gäbe. Es gab keine Verpflichtung. Man wisse nicht, wie lange ich außer Landes sein würde. Ich sagte ja. Man bestellte mich für den nächsten Tag, sie machten Fotos von mir und so.
Meine Mamá war an Krebs operiert worden, aber ich hatte einen Bruder, sie würde nicht allein bleiben und die Compañeros würden für sie sorgen. So habe ich keine Angst, sie zurückzulassen, wenn ich gehe.
Die Tage vergehen, und auf einmal ruft mich Osmany an und sagt mir, ich solle bleiben, wo ich bin, er komme mich abholen. Um halb acht oder acht bringt er mich woanders hin, »was mache ich hier?«. Ich überlege, wer an der Spitze stehen könnte. Almeida und Raúl waren da, mir fiel auf, daß der Che nicht da war, schließlich glaubte ich, daß Efigenio Ameijeiras der Mann an der Spitze sein würde.
Ich steige in ein Auto, es war die Maschine des Comandante, sieh einer an, Fidel war da und Osmany saß am Steuer, es war der 8. April.
Was mich beschäftigte, war, ob sie mir vertrauten.
»Das ist eine Aufgabe, eine verdammt wichtige Aufgabe,« sagte ich mir.
Sehr angespanntes, anstrengendes Gespräch. »Und wer bin ich? Was mache ich hier?« Er stellt mir Fragen: »Bist du vielleicht besorgt wegen deiner Mutter?«
Ich war 32 Jahre alt und ein schwarzer Arzt aus Trinidad.
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