Inhalt | Das Jahr, in dem wir nirgendwo |
12. - 13. Oktober. Die verlorene | Söldner und flüchtende Bauern |
Die politische Lage hatte sich verändert, Tshombé war einem Militärputsch zum Opfer gefallen, Kimba versuchte, eine Regierung zu bilden, und Mobutu war jetzt der starke Mann.
VIDEAUX: Nach dem Putsch gegen Kasabuvu entstand durch Mobutus Befriedungspolitik eine Situation, die Disziplinlosigkeit und Desertionen begünstigte. Sie verbreiteten Propaganda: die Revolution sei nicht mehr nötig, die Mißstände wären jetzt beseitigt, man sollte den Kubanern keinen Glauben schenken; Tshombé war eliminiert und Kasabuvu ersetzt worden.
In Absprache mit der Führung der revolutionären Bewegung wurde den Gerüchten entgegengetreten. Der Che ließ durch die verantwortlichen Kubaner verbreiten, daß es sich um eine Propagandafarce handelte, daß Mobutu nur Frieden schaffen wollte, um mit dem Morden zu beginnen. Auch Chamaleso arbeitete in dieser Richtung. Aber diese Nachrichten führten nur zu noch mehr Disziplinlosigkeit unter den Soldaten.
Gespräch Ches mit dem Compañero »Rafael« [verantwortlich für die Angelegenheiten in Daressalam], in dem er auf die Notwendigkeit hinweist, über einen eigenständigen Funker und einen hinreichend starken Sender für direkte Verbindungen mit Havanna zu verfügen, für den Fall, daß man von Tansania abgeschnitten würde.
RIVALTA: Im wesentlichen übermittelten wir dem Che unsere Botschaften über eine Funkstation mit einem starken Sender. Auf diesem Wege konnten wir den Verlauf der Aktionen verfolgen.
Außerdem verlangte Che, daß Changa, der kein Kisuaheli sprach, durch einen anderern Compañero ersetzt würde und dieser stattdessen auf der kongolesischen Seite bei den Booten bleiben sollte. Zum Schluß schlug er vor, daß die wöchentliche Essensration für die neue Armee von Tansania aus organisiert werden sollte.
CHE: Bezüglich der Verpflegung korrigierte ich meine ursprüngliche Überlegung, die sich als falsch erwiesen hatte. Wir waren mit der Idee hierhergekommen, einen exemplarischen Guerillakern aufzubauen, alle Schwierigkeiten an der Seite der Kongolesen durchzustehen und ihnen durch unseren Opfergeist den Weg des revolutionären Soldaten aufzuzeigen. Doch das Ergebnis war, daß unsere Männer ausgehungert, ohne Stiefel und Kleider dastanden und die Kongolesen die Stiefel und Kleider, die sie auf anderem Wege erhielten, unter sich aufteilten; das einzige, was wir erreicht hatten, war, daß die Unzufriedenheit unter den Kubanern selbst Einzug hielt.
Hier lag auch der Grund für die Entscheidung, einen gut ausgerüsteten Guerillakern zu bilden. Die Streitmacht wurde in zwei Kompanien unter der Führung von M'bili und Moja mit Ziwa und Azima als Stellvertretern aufgeteilt; jede besteht aus fünfzehn Kubanern und fünfundvierzig Kongolesen.
CHE: Wir bezogen ein neues Lager, das zu Fuß eine Stunde von dem vorherigen entfernt lag, an den ersten Ausläufern der Berge, aber immer noch in der Ebene.
Chamaleso [Tremendo Punto] und Charles als zweiter Kommissar treffen ein. Angesichts des internationalen Drucks war Chamaleso der einzige, von dem man noch einen Aufruf zum äußersten Widerstand erwarten konnte, falls es hinter dem Rücken der Brigade zu Verhandlungen kommen sollte.
CHE: Er wußte nicht, wie es weitergehen würde, doch er war darauf eingestellt, den Kampf bis zur letzten Minute fortzusetzen. (...) Ich ordnete an, auf dem oberen Teil des Hanges ein Munitionsdepot einzurichten, um den Ballast der hundertfünfzig Kisten Munition loszuwerden, die wir in Lubonja gerettet hatten.
Bauern kommen hinzu, die in die neuen Verbände eingegliedert werden. Der Kern einer dritten Kompanie entsteht.
CHE: Ich hatte vor, mit der Rekrutierung bis zur vierten Kompanie weiterzumachen.
Kundschafter werden ausgeschickt, um nach Möglichkeit das gesamte Munitionsdepot von Lubonja zu bergen.
CHE: In der Gegend trieben sich Deserteure herum. Charles wird mit einer Expedition beauftragt, um ihnen die Waffen abzunehmen. Sie belästigten die Bauern, denen deshalb unsere Strafaktion sehr willkommen war. Intensive Arbeit in der Kampfakademie. Treffen von Offizieren und den Parteisekretären. Skepsis unter den Offizieren, obwohl sie ihre Aufgaben weiterhin gewissenhaft erfüllten.
Versammlung der Partei: ich fragte, wer an die Möglichkeit des Sieges glaubte, und nur Moja, M'bili und die zuletzt angekommenen Ärzte Fizi und Morogoro hoben die Hand; man konnte ebensogut vermuten, daß sie auch nicht daran glaubten und sich mir nur mehr verbunden zeigten, ein Loyalitätsbeweis also.
Che machte Bahaza für den Verlust der Kanone verantwortlich, die am Ende von Dreke gerettet worden war.
CHE: Ich hob die Versammlung in der Gewißheit auf, daß kaum jemand meinen Traum teilte, eine Armee aufzubauen, welche die kongolesischen Waffen zum Triumph führen würde, wenn ich auch einigermaßen sicher war, daß es genug Männer gab, die bereit waren, ihr Leben zu opfern, auch wenn sie das Opfer für sinnlos hielten.
Die Organisationsarbeit wird intensiviert. Einige Wachtposten zeigen Nachlässigkeit, da der Feind nicht bis in diese Gegend vorzudringen pflegt. Starke Regenfälle setzen ein, in den Dörfern beschlagnahmen Patrouillen weiterhin Waffen. Eine Gemeinschaftsküche wird aufgebaut, was zu Problemen mit den Kongolesen führt, die das kubanische Essen nicht mögen und unentwegt protestieren. Die kubanischen Köche müssen ständig auf der Hut sein, damit das Essen nicht verschwindet.
Ile Jean trifft mit sechzig Mann ein, doch Che weist ihn ab, weil er den Leuten nicht traut und sie nicht in die Brigade einbauen will. Er nimmt ihm einen Mörser und ein auseinandergefallenes Maschinengewehr ab, das mit Ersatzteilen aus einem anderen repariert wird. Er droht Deserteuren mit Erschießung und kritisiert die Haltung der Soldaten gegenüber den Bauern. Seine Worte werden nicht gut aufgenommen.
CHE: [Es ging darum,] sehr drastische Maßnahmen zu ergreifen und zur gleichen Zeit denen, die gehen wollten, den Abschied zu erleichtern, nachdem sie ihre Waffen abgegeben hatten.
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