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Söldner und flüchtende Bauern


22. Oktober. Gefechtslärm aus der Richtung von Lubonja. Che bittet Masengo, die Gegend dort mit Kämpfern vom See zu verstärken, um in dieser Phase nicht in Abwehrkämpfe verwickelt zu werden, denn noch befindet sich seine kleine Armee erst im Aufbau. Che weigert sich, die Truppe weiter aufzuspalten.

24. Oktober. Sechs Monate sind seit der Ankunft im Kongo vergangen. Eine Gruppe Kongolesen war aufgebrochen, um Zinkplatten zum Schutz vor Sturm zu besorgen. Es regnete heftig ...


CHE: ... es war vielleicht eine Stunde seither vergangen, als man eine Gewehrsalve und darauf Trommelfeuer hörte. Nichtsahnendwaren die Kongolesen auf die Armee gestoßen, die zu einer Aktion ausgerückt war.

DREKE: So um ein oder zwei Uhr mittags gehe ich aufs Klo und fange an, dort meine Geschäfte zu machen, und bin schon fertig, fast fertig, als ich einen heftigen Schußwechsel aus der Richtung der Hütte vernehme, in der ich den Che lesend zurückgelassen hatte.

MENA: Um halb zwei hört man Schüsse aus der Gegend von Tatus Hauptquartier in Kilonwe, Mörser und Maschinengewehre. Rebocate erhält den Befehl, mit seiner Einheit die Spitze des Hügels zu besetzen, um zu verhindern, daß die Gardisten uns überlaufen. Dreke hält Truppen bereit, um einem Überraschungsangriff begegnen zu können. Bahaza und andere sind an der Kanone, Kahama an einem Luftabwehrgeschütz, das den Weg kontrolliert. Gegen zwei kommt es zum Zusammenstoß mit den weißen Söldnern.

NANE: Der Che gab mir Geld, um ein oder zwei Kühe zu kaufen, und ich machte mich mit dem Ruander Compañi auf den Weg. Wir brauchten vier oder fünf Tage. Als wir mit den zwei Kühen zurückkamen (es war wie beim Kuhtreiben in Matanzas), standen wir plötzlich mitten zwischen den Schußlinien, und alles rannte kreuz und quer.

GENGE: Der Che kämpfte aufrecht stehend und begab sich damit in Gefahr. Einige kubanische Compañeros wollten ihn beschützen und machten ihn darauf aufmerksam. Er erwiderte: »Hier gibt es nur einen Comandante.« Dieser Zug seiner Persönlichkeit sollte uns Kubaner immer wieder anspornen. Das Ganze wiederholte sich während des Gefechtes noch mehr als viermal.

CHE: Das Lager war das reinste Pandämonium; die Kongolesen waren verschwunden, und wir konnten die Verteidigung nicht organisieren. Sie waren zur Behausung des muganga gelaufen, um sich die dawa verabreichen zu lassen, erst danach begaben sie sich auf ihre Posten. Ich organisierte die Verteidigung mit Ziwas Kompanie in vorderster Linie, und wir schickten uns an, den Soldaten einen angemessenen Empfang zu bereiten. Plötzlich berichten mir mehrere Compañeros, daß über die Berge feindliche Truppenkontingente heranmarschierten, um uns zu umzingeln. Ich konnte keine Soldaten sehen, und auf meine Frage, wieviele es seien, antworteten sie, es seien viele. Wieviele? Viele, war die Antwort; man erfuhr nicht, wieviele, aber es schien eine ganze Menge zu sein. Wir befanden uns in einer schwierigen Situation, denn sie konnten uns den Rückzug abschneiden. (...) Ich schickte eine Einheit unter der Führung von Rebocate hinauf, um sich den feindlichen Kräften so weit oben wie möglich zu stellen und sie dort aufzuhalten. Wir befanden uns in einem Dilemma: blieben wir, wo wir waren, so riskierten wir, eingekreist zu werden, zögen wir uns zurück, gingen das Munitionsdepot und die gesamte Ausrüstung verloren, die wir gerade erst gerettet hatten, zum Beispiel zwei 60er Mörser, eine Radiostation usw. Wir hätten keine Zeit gehabt, irgendetwas davon mitzunehmen. Ich zog es vor, dem Feind die Stirn zu bieten, in der Hoffnung, standhalten zu können, bis die Nacht einbrach und wir uns zurückziehen konnten. Wir warteten voller Anspannung, bis der Feind über den naheliegendsten Weg heranrückte, die Landstraße nach Lulimba. Wir eröffneten das Feuer, doch es dauerte kaum eine Minute und ein Compañero kam herbeigelaufen, der schwer verletzt schien, doch es war nur der Rückstoß der Bazooka gewesen; dieser berichtete, die Soldaten seien schon bei unserer vordersten Linie angekommen, die sich in Auflösung befinde. Eilig mußte der Befehl zum Rückzug ausgegeben werden.

MENA: Kahama informierte Tatu, daß sie in die Zange genommen würden; er hatte sich durch den Rückstoß der Bazooka am Kopf verletzt ... Tatu gibt den Befehl zum Rückzug; als Moja bemerkt, daß sich die am nächsten zu ihm postierte Gruppe zurückzieht, schickt er einen Boten aus, und dieser begegnet M'bili, der gerade den Befehl des Che zum Rückzug überbringen will.

Bei einer Gruppe - bestehend aus Bahaza, Maganga, Ziwa und Azima - kommt der Rückzugsbefehl nicht an, und sie hält stattdessen den Feind in Schach.

CHE: An diesem Tag haben sie unsere Ehre gerettet.

MENA: Aziwa, Ziwa und Bahaza decken den Rückzug. Sie halten die Söldner unter Beschuß. Bahaza sinkt verwundet zu Boden. Rebocate erfährt, daß die Söldner, von denen sie angeblich umzingelt wären, nur flüchtende Bauern gewesen sind.

POMBO: Der schrittweise Rückzug wird eingeleitet, und der Compañero Víctor Shueb Colás bleibt an der Spitze einer kleinen Gruppe von Männern zurück, um den gegnerischen Angriff aufzuhalten, so daß sich der Großteil der Truppe zurückziehen kann.

Shueb und seine Gruppe liefern dem Feind ein zähes Gefecht, während wir übrigen uns in ein sichereres und uns besser bekanntes Gebiet zurückziehen: die Berge.


DREKE: Es fehlte nicht viel, und sie hätten den Che getötet.



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