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Mon Jun 11 11:34:02 2001
 

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Dreizehn Mann


CHE: Meine persönliche Moral befand sich auf einem fürchterlichen Tiefpunkt; ich fühlte mich schwach und aus Mangel an Übersicht schuldig an diesem Desaster.


Verlorengegangen waren das Munitionsdepot, Mörser, das Maschinengewehr, ein chinesischer Sender ... Che schickte eine Vorhut los, um feindliche Hinterhalte aufzuspüren. Die Brigade war für mehrere Tage auseinandergerissen. Ihm waren nur dreizehn Mann geblieben.

CHE: Einer mehr, als damals bei Fidel, aber der Chef war nicht derselbe. Moja, Pombo, Tumaini, Danhuse, Moustafá, Duala, Sitini, Marembo, Tremendo Punto und ich.

POMBO: Wir waren ungefähr vierzehn Kubaner. Tatu analysierte die Situation und erinnerte uns daran, daß in der Sierra Maestra nur zwölf Mann übriggeblieben waren und daß Fidels Selbstvertrauen entscheidend für den Sieg gewesen war. Er appellierte an unseren Optimismus, daß wir alle Compañeros wieder zusammenbringen und den Kampf fortsetzen würden, bis wir die uns aufgetragene Mission erfüllt hätten.

ALEXIS: Die Kubaner waren diszipliniert. Tatu sagte: das und das geht nicht, und niemand wagte zu widersprechen. Wenn wir Maniok aßen, aßen alle Maniok, wenn es Reis gab, gab es Reis für alle. Wenn es nichts gab, bekamen alle nichts. So war es immer. Das hat mich stark beeindruckt. Wenn der Che sagte, du bleibst hier, du kannst jetzt nicht zurückweichen, wich keiner der Kubaner von der Stelle.

Als die Nacht anbricht, treffen sie in einem kürzlich verlassenen Dorf ein.

CHE: Und wir nahmen uns ein paar Hühner, aus der Gewißheit, daß alles, was es dort gab, am nächsten Tag ohnehin dem Feind in die Hände fallen würde.

POMBO: Wir organisierten eine Postenkette, und ich bekam die Aufgabe, Shueb (Ziwa) ausfindig zu machen. Wir konnten jedoch nicht mehr am gleichen Tag aufbrechen. Shueb und seine Männer hatten während der Aktion über zwei Stunden gegen den zahlenmäßig viel stärkeren Feind gekämpft.

Wenig später kehrten aus den umliegenden Dörfern zwei Ärtzte, Fizi und Kimbi zurück. Nachrichten von Azima trafen ein, die das Gerücht bestätigten, daß Bahaza schwer verwundet worden war. Um vier Uhr morgens brach Ches Gruppe zu einer Siedlung auf, in der sie um sechs Uhr eintrafen.

CHE: [Dort] hatten sich etliche Kubaner und Kongolesen versammelt.

Sie tauschen Informationen aus, dabei klärt sich, was geschehen war:

POMBO: Alles war einem Mißverständnis entsprungen: die »Kolonne«, von der wir dachten, es sei die Armee, die uns zu umzingeln versuchte, waren einfache Bauern gewesen, die sich auf der Flucht und der Suche nach einem sicheren Ort befanden.

Die feindlichen Truppen hatten die Ebene nie verlassen. Diese Information ...

CHE: ... machte meine Beklemmung noch drückender; wir hatten eine gute Möglichkeit vertan, sie in einen Hinterhalt zu locken. Wir hätten ihnen große Verluste zufügen können und waren durch eine falsche Information gescheitert. Stattdessen war unsere Verteidigung aus den Fugen geraten und ein Flügel grundlos zusammengebrochen.

DREKE: Es gab Hinweise auf einen Verräter, der ihnen den Weg zum Lager gezeigt hatte.

Bahaza, der auf dem Rückzug verwundet worden war, ...

CHE: ... hatte eine Verletzung von einer Kugel, die ihm den Oberarmknochen sowie eine Rippe zertrümmert hatte und in die Lunge eingedrungen war. Seine Verletzung erinnerte mich an diejenige eines Compañeros, den ich vor Jahren in Kuba behandelt hatte, und der nach wenigen Stunden gestorben war; Bahaza war kräftiger als dieser, seine starken Knochen hatten die Kugel aufgehalten, die offenbar nicht bis in den Lungenlappen vorgedrungen war, doch er hatte große Schmerzen; wir schienten ihn so gut es ging und begannen einen außerordentlich ermüdenden Aufstieg über sehr abschüssige Berge, sehr glitschig aufgrund der Niederschläge, und mit einer sehr schweren Fracht, die von den ausgelaugten Männern getragen werden mußte, ohne daß die Kongolesen bei diesem Transport richtig mitanpackten. (...) Wir brauchten sechs Stunden, um Bahaza zu transportieren; es waren sechs furchtbare Stunden, die Männer konnten den Verletzten nicht länger als zehn oder fünfzehn Minuten auf den Schultern tragen, und jedesmal wurde der Wechsel schwieriger, denn die Kongolesen gaben sich, wie gesagt, nicht dafür her, und wir selbst waren relativ wenige (...); von der Höhe aus konnten wir im Tal unzählige Scheiterhaufen sehen, Bauernhäuser, die von den Soldaten in Brand gesteckt worden waren.



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