Inhalt | Das Jahr, in dem wir nirgendwo |
Ein heftiger Schußwechsel/Verrat | Kabimba ist gefallen |
SIKI und TEMBO: [an Che] Der See hat sich in ein Flüchtlingslager verwandelt, die Disziplin ist folglich dahin.
Siki und Tembo übertragen Genge, gemeinsam mit Kumi, die Verantwortung über die Basis am See.
GENGE: Samstags und sonntags bekamen die Afrikaner frei und fuhren nach Tansania, am Morgen des folgenden Tages kehrten sie zurück. Große Verwirrung. Ich hatte ein gewisses Mißtrauen gegenüber dem Mualimo, dem Professor, ihrem Politiker, weil er immerzu verloren ging. Ich fragte, wo er sei, und sie sagten, er sei »in Baraka, in Fizi«. Er war einfach nicht aufzutreiben. In diesem Moment kommt die Meldung, daß Basungos (weiße Söldner) in unsere Richtung vorrückten. Tatu schickt einen seiner Assistenten los, Kokumo, den jüngsten Kämpfer der Guerilla (wir hatten zwei junge Burschen: Kokumo, vierzehn, und »Nummer vier«, sechzehn Jahre). Tatu schickte ihn los, die Position des Feindes zu erkunden und Informationen einzuholen. Uns befahl er, Minen auszulegen.
Wir bereiteten alles vor, legten Splitterminen aus, zusammen mit den Burschen von der Schule. Wir sollten ihnen eine schwere Verwüstung bereiten. Viele verloren später zwischen den explodierenden Minen ihr Leben. Denn so eine Stunde später hörten wir Detonationen auf der Höhe von Nganja, bei dem Stützpunkt, der hinter Sele liegt. Ich sage zu den Compañeros: »Da erwischt es gerade die ersten.« Sie sagen: »Wen erwischt es?« Der Feind war ja auch nicht blöd. Sie trieben die Dörfler zusammen, Ruander und Kongolesen, nahmen ihnen alle ihre Kühe weg, und hinter dem Vieh trieben sie die Bauern vor sich her. So rückten sie vor, aber als sie rochen, daß sie in der Nähe der Kubaner waren, daß sie auf technisch präpariertes Gelände gerieten, machten sie halt. Es waren mehr als zweitausend Soldaten. Sie hatten die Basis, Kibamba und Nganja einnehmen und bis nach Sele vorrücken wollen. Doch für den Moment blieben sie in Wartestellung.
In einem späteren Brief an Che berichten Siki und Tembo von der Bombardierung Kabimbas und der Gegend zwischen Jungo und dem See, seit 12 Uhr mittags. Sie befürchten, daß dies der Auftakt einer Landungsaktion sein könnte. Für eine ernsthafte Verteidigung stehen keine Kubaner zur Verfügung, viele sind krank.
CHE: Ich hatte beschlossen, nicht auf die Aufrufe von Siki und Tembo zu hören, als in der Nacht des 30. ein vom 29. datierter Brief [von Siki und Tembo] eintraf.
SIKI und TEMBO: Wie wir Dir schon in früheren Berichten geschrieben haben, gefällt uns Deine derzeitige Position überhaupt nicht. Wir wissen, daß die Gardisten versuchen werden, uns über den See einzukreisen. Unserer Meinung nach wäre die beste Lösung, einen Stützpunkt an Deiner jetzigen Position zu belassen und den größten Teil der kubanischen Truppen hierher zu verlegen. (...) Wir glauben Dir oft genug geschrieben und Dich über die Situation vor Ort und international auf dem laufenden gehalten zu haben. Wir kommen uns bald vor wie zwei alte Klatschmäuler. Wir bitten Dich, nun mit uns genauso zu verfahren, da wir immer auf Neuigkeiten warten (dann wären wir schon drei alte Klatschmäuler).
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