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Mon Jun 11 11:34:55 2001
 

Inhaltsverzeichnis Inhalt Das Jahr, in dem wir nirgendwo Aufwärts

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Die Bergung der Nachzügler


VIDEAUX: Die Belgier beendeten ihre Operation ungefähr fünfundvierzig Tage später und kehrten zu ihrer Basis zurück, was die Suche nach den Verlorenen erleichterte.


DREKE: Ishirine (Chibás) war an der Spitze der Bergungsgruppe.

MARTIN CHIBAS: Nach der gefährlichen Überfahrt landen wir in Kigoma, und kaum sind wir an Land gegangen, erinnert uns Tatu daran, daß die verlorenen Compañeros noch dort sind. Und nachdem er sich mit Moja unterhalten hat, wird um mehrere Freiwillige für die Suche gebeten. Es boten sich an: Julián Morejón, Virgilio Jiménez, José Aguiar García, Ezequiel Jiménez und Isidoro Peralta. Moja sagt zu mir: »Die Compañeros sind aus deiner Einheit, also mußt du die Führung der Gruppe übernehmen.« Ich akzeptiere.

Seit einigen Wochen wurde auch der Compañero Semanat aus Pombos Einheit vermißt, so daß es insgesamt drei Vermißte gab. Wir hatten bereits erfolglos nach Semanat gesucht.

Die Brigade flog nach Kuba zurück, und wir erhielten unsere Instruktionen von Moja. Sie ließen uns etwas Geld, einen Jeep und das Boot zurück, in dem wir den See überquert hatten. Wir mußten die Direktiven des Compañeros Óscar Fernández Mell abwarten, der in der tansanischen Hauptstadt war, und vor allem, daß sich die Lage am See normalisierte. Denn in diesen Tagen dauerten die Patrouillen der Gardisten an, die befürchteten, daß wir zurückkehrten.

Wir blieben zunächst in Kigoma. Der Bürgermeister hatte uns ein Haus zur Verfügung gestellt, und wir warteten ab. Fast jeden Tag nahmen wir Verbindung zu Fernández Mell auf und übermittelten ihm die Lage. Helfer der Guerilleros und einige Fischer versorgten uns mit Nachrichten über die Bewegungen der Gardisten.

So ging es ungefähr zwei Monate. Eines Tages nutzten wir die Ruhe an der Küste und überquerten den See, weil wir sehr ungeduldig waren, etwas von den Compañeros zu erfahren. Doch als wir am Ufer von Kazima landeten, eröffneten sie aus einem Kimbo, das die Gardisten in dieser Gegend hatten, das Feuer auf uns. Wir konnten nicht an Land gehen und kehrten nach Kigoma zurück.

Und wieder Warten. Während dieser Zeit kamen mehrere Männer zu uns, die sagten, sie wüßten, wo sich unsere Compañeros aufhielten, und von uns Geld für die Information verlangten. Ich sagte ihnen, bringt sie her, und wir geben euch so viel Geld ihr wollt. Aber es waren Leute, die uns betrügen wollten.

Ein paar Tage später bekommen wir einige Neuigkeiten zugespielt und fahren wieder über den See. Wir fuhren zu einer Stelle, an der wir auf ein Kimbo der Guerilleros trafen, aber sie wußten nichts von Kubanern, und wir fuhren nach Tansania zurück.

Darauf noch ein Versuch, aber wieder ohne Erfolg. Währenddessen blieben wir in Verbindung mit Fernández Mell, der sich von Daressalam aus um uns kümmerte.

Am 11. oder 13 Juni 1966 kommt ein Kongolese zu uns ins Haus und möchte den Chef sprechen. Ich saß gerade unter einem Palmwedel, und der Mann kommt auf mich zu und sagt, er kenne den Ort, an dem die Kubaner seien. Ich glaube, daß es sich wieder um einen Betrug handelt und sage ihm das gleiche wie immer, bring sie her und wir bezahlen dich. Der Mann will kein Geld, und das verwundert mich. Er nennt die Kriegsnamen der Compañeros und auch die wirklichen Namen, und ich beginne zu glauben, daß da etwas Wahres dran sein muß.

Der Kongolese erzählt, daß er ein Boot gestohlen hat, um aus dem Kongo herauszukommen, und mitten auf dem See in ein Fischerboot umgestiegen ist. Er zeigt mir ein Schulheft und erzählt mir, daß die Kubaner ihm Spanisch beibringen würden. Nun hat er mich völlig überzeugt, und ich frage ihn, was er braucht: »Ein Boot«, war die Antwort.

Unser Boot leckte an einer Stelle, an der es auf Grund gelaufen war, und ich bat den Kongolesen, auf mich zu warten. Ich gehe zu einem Dörfchen in der Nähe und heuere einen Tansanier an, der etwas von Booten versteht. Ich komme mit ihm nach Kigoma zurück, und in wenigen Stunden hat er den Schaden repariert.

Bei der Fahrt über den See erzählt mir der Kongolese, daß Roberto und Luis an Malaria erkrankt sind, daß sie dort keine Medizin hätten, um sie zu behandeln, und daß es ihnen sehr schlecht geht. Er sagt, sie seien in einem Kimbo ungefähr zwanzig oder fünfundzwanzig Kilometer von unserer geplanten Landestelle entfernt, und bittet mich, ihn nach der Bergung mit nach Kuba zu nehmen.

Wir brechen sofort nach der Landung zu dem Ort auf, den uns der Kongolese angewiesen hat. Es erwies sich, daß es viel mehr als zwanzig Kilometer waren, denn wir waren 21 Stunden ununterbrochen unterwegs, um besagtes Kimbo zu ereichen.

Als wir dort ankamen, sahen wir sofort die beiden Compañeros. Es war gewaltig; wir umarmten uns gegenseitig, und sie weinten vor Freude, und wir wurden alle ein bißchen gefühlvoll. Ich versuche mich zusammenzureißen und rufe: »Verdammt noch mal, wir sind doch keine Weiber!« Es war tatsächlich sehr bewegend, denn sie glaubten, daß sie nie mehr nach Kuba zurückkehren würden, und jetzt waren wir hier aufs neue zusammen.

Wir sprachen sofort mit dem Chef des kimbo und baten ihn um Führer und um einige Männer, um uns beim Transport der Compañeros zu helfen, denn sie waren außerstande, einen so langen Marsch durchzustehen. Wir bastelten zwei einfache Tragen und machten uns, nachdem wir einige Stunden ausgeruht hatten, auf den Rückweg.

Der Kongolese, der sie gefunden hatte, begleitete uns, und mit Hilfe der Einheimischen brachten wir den Rückweg schneller hinter uns, denn sie kannten viele Abkürzungen.

Aufs neue über den See, und endlich erreichten wir Kigoma. Ich nehme sofort Verbindung zu Fernández Mell auf und berichte ihm die gute Nachricht, daß die beiden schon bei uns sind. Oscarito rät mir, sie einige Tage ausruhen zu lassen und Havanna zu informieren.

Tage danach sprechen wir uns erneut, und er fragt mich, ob es uns gelungen sei, den anderen verlorenen Kubaner, Semanat, ausfindig zu machen. Ich antworte, daß wir nichts gehört hätten, daß es keine Nachricht von ihm gebe. Er fügt hinzu, daß Kuba sehr an seiner Rettung interessiert sei, und ich antworte, auch wenn wir nichts von ihm gehört hätten, seien wir bereit zu bleiben und weiter nach ihm zu suchen. Später erhalten wir die Anweisung, nach Daressalam aufzubrechen und von dort nach Kuba zurückzukehren.


ALEXIS: Was die Kubaner für unser Land getan haben, darf man nicht vergessen. Ich weiß nicht, ob ein anderes Volk das getan hätte. Sie starben mit uns, sie hungerten mit uns, und ihre Kleider waren genauso zerrissen wie die unseren.



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