Inhalt | Das Jahr, in dem wir nirgendwo |
Che Guevaras Leiche liegt im Keller | Die Basis von Luluaburg |
DOGNA: Raúl Castro, der Verteidigungsminister, verabschiedete uns bei unserer Abreise aus Kuba. Ohne Zwischenlandung flogen wir von Kuba nach Moskau, von dort weiter in die Tschechoslowakei, ohne irgendwelche Probleme unterwegs. In der Tschechoslowakei wurden wir von einem empfangen, den sie »den Lahmen« nannten. Er hinkte tatsächlich. Danach ging es weiter nach Frankreich. Einige Compañeros sollten uns dort empfangen, aber sie waren nicht da. Wir übernachteten dort und flogen am nächsten Tag weiter nach Nairobi. Und von Nairobi weiter nach Tansania. In Daressalam erwartete uns der Botschafter, alles verlief ohne Probleme.
KAHAMA: Wir verließen Dar am 4. Mai, um 8 Uhr 25, nachdem wir sieben Tage auf weitere Leute gewartet hatten. Achtzehn Compañeros: Terry, Pichardo, Ramón, Diego, Revé, Manuel Pérez, Alejandro, Eddy, Emilio, Lucio, Amado, Armando, Mena, Arcadio (Dogna), Alfredo. Eine Reise von vier Tagen. Morgens um halb vier trafen wir am See ein.
KUMI: Weitere Compañeros trafen ein, doch es gab immer noch keine Anzeichen für eine bevorstehende Aktion. Es war gespenstisch, wir hatten am ersten Tag eine Organisation gesehen, die gar nicht existierte.
Am 8. Mai treffen 18 Kubaner unter der Führung von Aly [Santiago Terry] im Lager von Kibamba ein, sowie der hohe kongolesische Funktionär Leonard Mitoudidi, der aber unmittelbar darauf nach Kigoma zurückkehren muß, um Waffen zu besorgen. Die Gruppe macht einen guten Eindruck:
CHE: Selbstbewußt, seriös und gut organisiert.
KUMI: Ferner trafen Octavio de la Concepción, ein Haitianer, und weitere kubanische Ärzte ein.
RIVALTA: Aly, der mit der zweiten Gruppe gekommen war, prahlte schon bei der Ankunft mächtig herum, »wenn es ihn schon ausgerechnet nach Afrika verschlagen hätte, würde er dort auch mal ordentlich aufräumen.« Und dann begann er über alles mögliche zu reden, über Vorgesetzte, und plötzlich fängt er auch noch an, mit mir über den Che zu quatschen. Und ich dachte mir: »Schau dir den an, mir fallen gleich die Ohren ab, der weiß nicht mal, wo er eigentlich hingeht und daß er da den Che treffen wird.« Und ich gebe Aly den Rat: »Paß auf, warum quatscht du soviel über andere Leute?« Außerdem schicke ich eine Notiz an den Che. Und später schickte mir der Che eine Antwort, in der er mir schrieb: »Hör mal, derjenige, der sich bei dir wie ein Löwe aufgeführt hat, der in Afrika ordentlich aufräumen wollte, hat sich bei uns sehr gut eingefügt.« Aber was der Che außerdem noch tat, er sagte es Aly. Und damit hatte ich mir einen ganz schönen Ärger eingehandelt. Später erklärte ich Aly, was ich alles gesagt hatte, und erinnerte ihn daran, was er gesagt hatte. Schließlich blieben wir Freunde, und ich sagte zu ihm: »Schau, du hast einen Fehler gemacht, wie kannst du mitten in dieser Aktion anfangen rumzuprahlen?« Er war noch wüster als der Che. Der Bericht, der später über ihn eintraf, war großartig. Er handelte ohne zu zögern, ein glänzender Kämpfer. Terry war wie »El Vaquerito«: erst sprach er über Dinge und dann tat er sie. So war er.
DOGNA: Wir stiegen lange, lange bergauf, über einen Pfad, der selbst für eine einzelne Person sehr schmal war. Eine üble Schinderei, bepackt mit Getreide, Bohnen, Reis. Alle paar Meter mußten wir ausruhen. Wir brachen gegen zehn Uhr morgens auf, bis wir die Böschung erreichten, war es zwei Uhr nachmittags: wir waren vier Stunden marschiert, über einen schlechten Weg und mit Gepäck auf dem Rücken.
Nachdem wir in der Basis unser Gepäck abgeladen hatten, gingen wir zu den anderen Compañeros. Ich dachte, daß wir auf Ameijeiras treffen würden. Aber es war der Che, der uns allen die Hand gab und uns umarmte. Damals wußten wir nicht, daß wir auf den Che treffen würden. Obwohl Fidel uns schon in Kuba gesagt hatte, daß es ein Mann sein würde, der sein absolutes Vertrauen besaß. »Ihr werdet noch motivierter sein, wenn ihr ihn seht.«
Die Ankunft Mitoudidis macht Che wieder Mut, obwohl dieser fast augenblicklich abreisen muß, um einen Waffentransport von Kigoma vorzubereiten. Mitoudidi war ein Universitätsaktivist aus der mittleren Führungsebene der Befreiungsbewegung, der gut Französisch sprach und für die Organisation des Waffennachschubs an der östlichen Front zuständig war.
ILANGA: Der Che sprach mit Mitoudidi über Pierre Mulele, und dieser erzählte ihm, daß Mulele mit einer Streitkraft in der Gegend von Kwilo war, in der Nähe der Hauptstadt, doch daß er nicht so viel Boden gewonnen hätte wie wir an der östlichen Front. Die Gegend dort würde aufgrund ihrer Nähe zur Hauptstadt vom Feind besonders strikt überwacht. Mulele wählte die Taktik, den Kampf im Zentrum mit seinen eigenen Mitteln aufzunehmen. Wir im Osten begannen den Kampf von einem Nachbarland aus. Als Tshombé die Macht ergriff, konnten wir alle afrikanischen Nationen auf unsere Seite ziehen: Tansania lieferte uns Kriegsgerät, Kenia Nahrungsmittel. Warum? Weil sich die Afrikanische Einheit zum Feind Tshombés erklärt hatte. Darum machten wir Fortschritte. Mulele aber war im Zentrum eingekesselt. Hätte er den Kampf von Brazzaville aus begonnen, hätten wir ihn vom Osten aus unterstützen und ihm Kämpfer schicken können, zusätzlich zur Unterstützung aus den afrikanischen Staaten. Aber er war im Zentrum.
Über Mitoudidi ließ Kabila dem Che ausrichten, er möge seine Identität weiterhin unter Verschluß halten.
CHE: Ich blieb inkognito.
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