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ID-HAUSMITTEILUNGEN

[ID 138/139 vom 2108.1976]


ID ALS GEGENÖFFENTLICHKEIT

Zum Selbstverständnis des ID-Kollektivs und seiner Pressearbeit hier einige Berichte und Stimmen

"Nun sind aber in den letzten zehn Jahren in vielen westlichen Ländern unzählige Zeitungen und Blättchen der Neuen Linken entstanden, die mit dem Nachrichtenstoff der etablierten Nachrichtenagenturen wenig anfangen können. Deshalb gibt es heute eine ganze Reihe von alternativen Nachrichtendiensten. In den USA der "Liberation News Service", in Frankreich die "Agense Presse de Liberation" (die heute in der Tageszeitung "Liberation" integriert ist) und in der Bundesrepublik Deutschland den "Informationsdienst zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten" (ID).

"Wir halten ein unabhängiges Organ wie den ID für notwendig, um dem Nachrichtenmonopol der etablierten und von der Werbung abhängigen Presse zu begegnen. Die Verabschiedung der Maulkorbgesetze (jetzt § 88a) könnte zur Folge haben, daß auch die letzten zensurfreien Publikationen in der Bundesrepublik zu Aufgabe der freien Meinungsäußerung gezwungen werden.
Da der ID auch aus Bereichen, die eine andere Zeitschrift heute kaum anzugehen wagt, authentisch berichtet, scheint uns die Existenz des ID besonders bedroht. Wir haben deshalb einen Beirat zur Unterstützung der Redaktion gegründet ..."
(Peter O. Chotjewitz, Jürgen Roth und Gerhard Zwerenz in einem Schreiben zur Unter stützung des ID)

"Eine wichtige Funktion kommt dem Informationsdienst zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten (ID) zu. Er ist das aktuellste und ausführlichste Nachrichtenorgan der Gegenpresse. Wöchentlich werden die "unterbliebenen Nachrichten" veröffentlicht, deren Verbreitung nicht im Interesse der herrschenden Medien liegt; oder deren Bedeutung sie nicht erkennt: über neue Widerstandsformen im Betrieb, im Stadtteil, im Ausbildungsbereich, über Justiz, Repression, "Klassenkampf von oben", über Jugendzentren, Frauenbewegung, Ökologie und Bürgerinitiativen, über Stadtguerilla, über den Kampf in der Armee und über Formen der Gegenkultur.
Der Schwerpunkt liegt auf "Basisberichten" und Selbstdarstellungen der Betroffenen. Die Bereiche sind nicht auf die BRD begrenzt, es bestehen Kontakte zu ähnlichen Projekten im Ausland. Der ID richtet sich an politische Gruppen, Zeitungen, linke Journalisten und interessierte Individuen, die für ihren Bereich die "unterbliebenen Nachrichten" gebrauchen und weiterverbreiten können."
"Bekannt wurde der ID durch seine Wyhl-Berichte, die - inzwischen unterbrochenen - Notizen aus Stammheim zum Stammheimer Prozeß und zuletzt durch die Veröffentlichung von 25 Namen und Adressen von CIA-Agenten in der BRD. Im ID-Kollektiv arbeiten etwa 15 Leute, in der Regel unbezahlt, dazu gibt es viele lose Kontakte. Die Auflage ist ca. 3.500."
(aus: ExtraBlatt über "Unterdrückung und Widerstand in der BRD - zum § 88a usw.", herausgegeben von der Münchner Stadtzeitung "Blatt", zu bestellen beim Blatt, Adelgundenstr. 18, 8000 München 22, Preis: zwei Mark.)

Das ID-Kollektiv arbeitet nach folgendem Selbstverständnis:
"der informationsdienst versteht sich als baustein für einen sozialistischen nachrichtendienst, dessen notwendigkeit sich ende der 60er jahre deutlich abzeichnete, als sich in betrieben, stadtteilen, und der provinz neue kampfformen gegen die diktatur des kapitals entwickelten. diese ereignisse und die erfahrungen daraus mußten und müssen weiterverbreitet werden.
wir wissen daß diese aufgabe von der bürgerlichen presse ignoriert, unterschlagen wird. andererseits sind die linken periodika entweder technisch noch nicht in der lage, die gesamtheit dieser nachrichten rasch zu erfassen und weiterzuleiten, oder sie schliessen sich durch ihre absolutistische haltung ("im interesse des volkes die halbe wahrheit verschweigen") von dieser möglichkeit aus."
(aus: "Linke Öffentlichkeit, Alternative von unten" in päd. extra vom 15.12.75)

"in letzter zeit wurde das feedback besser, durch immer mehr alternativzeitungen und andere alternative medienprojekte werden ID-meldungen immer häufiger verbreitet, d.h. unsere vorstellungen von multiplikatoren fängt an, sich zu realisieren. auch bleiben die, die den ID schon mal benutzt haben, mit uns weiter in kontakt.
seit bestehen des ID wollen gruppen den ID über nachrichten- und faktenvermittlung hinaus auch als ideologisches sprachrohr benutzen und daraus resultiert häufig der zensurvorwurf (ID 114). wir meinen, daß das produzierte papier aus der bewegung nicht die reale bewegung wiederspiegelt, sondern daß bestimmte gruppen aus ihrem arbeits- und lebenszusammenhang heraus mehr papier produzieren als andere, deren arbeit genauso wichtig ist. (fast ein jahr lang wurde im ID über wyhl berichtet, ehe die linke außerhalb freiburgs und auch andere überhaupt reagierten).
...
der ursprüngliche rahmen unserer arbeit, sich auf basismeldungen zu beschränken, ist mittlerweile öfter durchbrochen worden, indem wir zu bestimmten entwicklungen selbst recherchieren z.b. CIA, CARP, druckerstreik u.ä.)"
(aus: Kurze Darstellung der Entwicklung des ID fürs Aachener Treffen)

"Terroranweisungen gibt es in der Bundesrepublik im Buchhandel zu kaufen, für Interessenten sogar im Abonnement: mit Wissen der Sicherheitsbehörden werden seit zwei Jahren in der Anarchistenzeitschrift "Informationsdienst" Tips gegeben, wie man sich zum Beispiel mit Extremisten-Parolen in Live-Sendungen drängelt oder Fahrkartenautomaten knackt."
(aus: Bild am Sonntag)
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