Unter den Bedingungen des Faschismus sind viele Aktivitäten der Roten Hilfe über das benachbarte Ausland koordiniert worden.
Solche Arbeit lief über Schweden, Dänemark, Niederlande, Belgien, Frankreich, Schweiz oder die Tschechoslowakei.
Die Rote-Hilfe-AktivistInnen haben sich nicht nur um die politischen Gefangenen und deren Familien gekümmert. Unter großen
Gefahren wurden sie auch als FluchthelferInnen aktiv. Dies geschah natürlich in der Regel dort, wo es die geographischen
Möglichkeiten für derartige Unterfangen gab, wie für Rote HelferInnen in Schleswig-Holstein. In Schleswig-Holstein wurde bereits
relativ früh Kontakte zu dänischen GenossInnen aufgebaut. Der bekannteste Kontakt lief vor allem über Flensburg, Kiel und
Eckernförde nach Sonderburg in Dänemark.
Wie fast überall waren in Schleswig-Holstein die Rote Hilfe AktivistInnen auch als Mitglieder der KPD aktiv. So ist eine exakte
Differenzierung über die Funktion, in der die Einzelnen GenossInnen jeweils tätig waren, nicht immer genau vorzunehmen. So war
z.B. Hermann Ivers eine zentrale Figur der KPD. Gleichzeitig waren er und sein Genosse Karl Piepgras, als Eckernförder Leiter der
illegalen Roten Hilfe aktiv.[1] In Kiel setzten Mitglieder der KPD ihre Arbeit in der Roten
Hilfe fort, nachdem ein Teil der GenossInnen verhaftet und in Zuchthäuser und Konzentrationslager verschleppt wurden. Eine der
wichtigsten Aufgaben, die von diesem Kreis übernommen wurde, war die Organisation von Fluchthilfe nach Dänemark. Es wurde dafür
gesorgt, daß mit Fischerkuttern oder Segelschiffen Personen als Flüchtlinge oder Kuriere von und nach Dänemark geschleust werden
konnten. Bei der Fluchthilfe von gefährdeten Personen kam es auch zu einer begrenzten Zusammenarbeit mit SozialdemokratInnen.
[2]
Die Wohnung der Rote Hilfe Genossin Elsa Petersen in Eckernförde diente hierbei als Anlaufstelle für EmigrantInnen.
[3] Auch ein
Hamburger Funktionär der Roten Hilfe, dessen Namen leider nicht bekannt ist, konnte durch die Kontakte in Flensburg sicher nach
Dänemark über die Grenze gebracht werden. [4]
Diese Arbeit des Personen- und Materialtransports war äußerst gefährlich. Wenn ein Boot aus Dänemark kam, stand eine lange
Kette von Posten in Abständen von 100 Metern an der Küste, um bei Gefahr Warnsignale geben zu können. Dennoch wurden
Transporte von der Gestapo aufgebracht, in einem Kutter wurden z.B. drei Zentner Propagandamaterial gefunden.
[5]
Es konnte nicht ausbleiben, daß auch die GenossInnen der Roten Hilfe, die sich aktiv an Fluchthilfe beteiligten, in die Klauen der
Nazis gerieten. Ende Dezember 1935 kam die Gestapo der Arbeit auf die Spur und rund 30 GenossInnen wurden verhaftet.
Stellvertretend für alle anderen sei hier Hermann Ivers genannt, er kam 1941 im Zuchthaus Bremen-Oslebshausen um.
[6]
Durch ihre Arbeit, für die die GenossInnen der Roten Hilfe ihr Leben riskierten, sorgte die Rote Hilfe dafür, daß politisch
Verfolgte, ob KommunistInnen, SozialdemokratInnen oder JüdInnen, sicher ins nördliche Ausland gebracht werden konnten und
gleichzeitig Drucksachen für die politische Arbeit in Deutschland darunter auch Publikationen der Roten Hilfe und finanzielle
Unterstützung der Roten Hilfe Dänemarks beschafft werden konnten.
Fußnoten: