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70 / 20 Jahre Rote Hilfe

 

 


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Fluchthilfe in die Illegalität

Unter den Bedingungen des Faschismus sind viele Aktivitäten der Roten Hilfe über das benachbarte Ausland koordiniert worden. Solche Arbeit lief über Schweden, Dänemark, Niederlande, Belgien, Frankreich, Schweiz oder die Tschechoslowakei.
Die Rote-Hilfe-AktivistInnen haben sich nicht nur um die politischen Gefangenen und deren Familien gekümmert. Unter großen Gefahren wurden sie auch als FluchthelferInnen aktiv. Dies geschah natürlich in der Regel dort, wo es die geographischen Möglichkeiten für derartige Unterfangen gab, wie für Rote HelferInnen in Schleswig-Holstein. In Schleswig-Holstein wurde bereits relativ früh Kontakte zu dänischen GenossInnen aufgebaut. Der bekannteste Kontakt lief vor allem über Flensburg, Kiel und Eckernförde nach Sonderburg in Dänemark.
Wie fast überall waren in Schleswig-Holstein die Rote Hilfe AktivistInnen auch als Mitglieder der KPD aktiv. So ist eine exakte Differenzierung über die Funktion, in der die Einzelnen GenossInnen jeweils tätig waren, nicht immer genau vorzunehmen. So war z.B. Hermann Ivers eine zentrale Figur der KPD. Gleichzeitig waren er und sein Genosse Karl Piepgras, als Eckernförder Leiter der illegalen Roten Hilfe aktiv.[1] In Kiel setzten Mitglieder der KPD ihre Arbeit in der Roten Hilfe fort, nachdem ein Teil der GenossInnen verhaftet und in Zuchthäuser und Konzentrationslager verschleppt wurden. Eine der wichtigsten Aufgaben, die von diesem Kreis übernommen wurde, war die Organisation von Fluchthilfe nach Dänemark. Es wurde dafür gesorgt, daß mit Fischerkuttern oder Segelschiffen Personen als Flüchtlinge oder Kuriere von und nach Dänemark geschleust werden konnten. Bei der Fluchthilfe von gefährdeten Personen kam es auch zu einer begrenzten Zusammenarbeit mit SozialdemokratInnen. [2]
Die Wohnung der Rote Hilfe Genossin Elsa Petersen in Eckernförde diente hierbei als Anlaufstelle für EmigrantInnen. [3] Auch ein Hamburger Funktionär der Roten Hilfe, dessen Namen leider nicht bekannt ist, konnte durch die Kontakte in Flensburg sicher nach Dänemark über die Grenze gebracht werden. [4]
Diese Arbeit des Personen- und Materialtransports war äußerst gefährlich. Wenn ein Boot aus Dänemark kam, stand eine lange Kette von Posten in Abständen von 100 Metern an der Küste, um bei Gefahr Warnsignale geben zu können. Dennoch wurden Transporte von der Gestapo aufgebracht, in einem Kutter wurden z.B. drei Zentner Propagandamaterial gefunden. [5]
Es konnte nicht ausbleiben, daß auch die GenossInnen der Roten Hilfe, die sich aktiv an Fluchthilfe beteiligten, in die Klauen der Nazis gerieten. Ende Dezember 1935 kam die Gestapo der Arbeit auf die Spur und rund 30 GenossInnen wurden verhaftet. Stellvertretend für alle anderen sei hier Hermann Ivers genannt, er kam 1941 im Zuchthaus Bremen-Oslebshausen um. [6]
Durch ihre Arbeit, für die die GenossInnen der Roten Hilfe ihr Leben riskierten, sorgte die Rote Hilfe dafür, daß politisch Verfolgte, ob KommunistInnen, SozialdemokratInnen oder JüdInnen, sicher ins nördliche Ausland gebracht werden konnten und gleichzeitig Drucksachen für die politische Arbeit in Deutschland darunter auch Publikationen der Roten Hilfe und finanzielle Unterstützung der Roten Hilfe Dänemarks beschafft werden konnten.
Fußnoten:
  1. Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu den Stätten des Widerstand und der Verfolgung 1933-1945, Schleswig Holstein I, 1993, S. 164
  2. ebd., S. 164
  3. ebd., S. 165
  4. ebd., S. 25
  5. ebd., S. 164
  6. ebd., S. 165

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