Die Rote Hilfe entstand in einer Situation, in der versucht wurde, jeden revolutionären Widerstand zu kriminalisieren und begonnen
wurde, den Repressionsapparat auszubauen. In dieser Situation beteiligte sich die Rote Hilfe von Anfang an an verschiedenen
Kampagnen oder organisierte sie.
In der Gründungsphase waren dies vor allem:
die Solidaritätsaktionen zum Hungerstreik der politischen Gefangenen gegen die Isolationshaft und für die Freilassung der
politischen Gefangenen 1974.
die Kampagne einen deutschen Paß für Sascha: Sascha
Haschemi war Kommunist und einer derjenigen, die wegen Teilnahme an der Roten Antikriegstagsdemo 1972 in München zu
Knast verurteilt worden waren; allerdings war er mit Abschiebung bedroht. Sascha ist zwar in Deutschland geboren, hat aber
einen persischen Vater und sollte dem Schah-Regime ausgeliefert werden. Seine Einbürgerung konnte schließlich erreicht
werden.
die Routhier-Prozesse: Im
Zusammenhang mit dem Tod von Günther Routhier wurden zwischen 1974 und 1976 über 1000 Menschen zu Haft- und Geldstrafen
verurteilt, weil sie gesagt haben, daß Günther von den Polizisten ermordet worden ist.
Gleich nach Günthers Tod wurden Kundgebungen in Duisburg und anderen Orten im Ruhrgebiet
organisiert, um seine Ermordung bekannt zu machen. Auch die
Rote Hilfe verteilte in allen RH-Städten Flugblätter, sammelte Geld zur Unterstützung der Familie und gab Presseerklärungen
heraus.
Die Rote Hilfe unterstützte in den siebziger Jahren vor allem von Repression betroffene Menschen aus den folgenden
Bereichen:
Der Kampf gegen die Kriminalisierung der linken und kommunistischen Presse, z.B. mit dem §90a (Verächtlichmachung des
Staates) und andere zu diesem Zweck im Laufe der Jahre geschaffene Paragraphen des Strafgesetzbuches war immer ein Bestandteil
der Rote Hilfe-Arbeit. Die Rote Hilfe berichtete über laufende Verfahren, sammelte Geld für die Betroffenen und unterstützte Verurteilte in
ihrer Knastzeit.
Im Januar 1972 wurde als Antwort auf die starke kommunistische Bewegung und zur Entfernung von KommunistInnen aus dem
Öffentlichen Dienst der sog. Radikalenerlaß eingeführt. In den nächsten Jahren wurden Tausende von Berufsverboten verhängt. Die
Solidaritätsarbeit für die
Berufsverbotsopfer war ein wichtiger Bestandteil der Rote-Hilfe-Arbeit.
Auch die Anti-AKW-Bewegung ist nun mittlerweile über 20 Jahre alt. Die RH-Zeitung berichtete über die brutalen Polizeieinsätze
in Whyl, Brokdorf, Grohnde, Gorleben und Wackersorf und über Prozesse. Die Rote Hilfe stellte bei Demonstrationen Sani-Trupps und
bereitete
Prozesse mit vor. Neben den Berichten in der Zeitung gab die RH Prozeßinfos und zahlreiche Flugblätter heraus.
Neben der materiellen Unterstützung für verfolgte AKW-Gegner gab es auch andere Fälle, die die Solidarität vieler forderten: So
z.B. der Fall eines Kieler Genossen, der auf der Brokdorf-Demo 1976 von einem von einem Polizisten geworfenen Stein so schwer am
Kopf verletzt wurde, daß er 1 1/2 Jahre in stationärer Behandlung war und das Sprachzentrum des Gehirns langfristig geschädigt wurde.
Die Rote Hilfe organisierte vielfältige Unterstützung für den Genossen und seine Familie.
Anfang der 80er Jahre waren die Strauß-Prozesse ein nicht unwesentlicher Bestandteil der Rote-Hilfe-Arbeit: Im Zusammenhang mit dem
Wahlkampf von Franz-Josef Strauß kam es zu einer waren Prozeßflut, Strauß-Gegner wurden mit Prozessen und hohen Geldforderungen
überzogen, Plakate, Anstecker und Flugblätter kriminalisiert.
Die Rote Hilfe berichtete regelmäßig über die Verfolgung von Strauß-Gegnern, erstellte Materialsammlungen und leistete einer
Vielzahl der Betroffenen Unterstützung.
Nach dem Tief der Roten Hilfe Anfang/Mitte der 80er Jahre konnte die RH sich ab 1988 mit ihrer Arbeit zu
repressionsspezifischen Themen (Sicherheitsgesetze, diverse §129a-Verfahren, IWF/Weltbanktagung in Berlin) wieder in die
Diskussion einbringen. Als im Februar 1989 der letzte große Hungerstreik der politischen Gefangenen in der BRD
begann, konnte die RH erstmals wieder tatsächlich als bundesweite Organisation tätig werden und
beteiligte sich nicht nur an zahlreichen Aktionen, sondern griff auch inhaltlich in die Debatte ein.
Die Rote Hilfe unterstützte die Angeklagten im Düsseldorfer Mammutprozeß gegen kurdische PolitikerInnen finanziell und
berichtet seit diesem Prozeß kontinuierlich über
Repression gegen KurdInnen in der BRD.
Die schleswig-holsteinischen Rote Hilfe Gruppen übernahmen während des Hungerstreiks der politischen Gefangenen 1989 eine
Initiative des palästinensischen Befreiungskampfes, um sich für die politischen Gefangenen in der BRD einzusetzen: Der 17.4. wurde
nach der Niederschlagung des Gefangenenaufstandes von palästinensischen Gefangenen in dem berüchtigten israelischen
Gefangenenlager Ansar III von der vereinigten nationalen Führung der Intifada als Tag der politischen Gefangenen ausgerufen.
Seit 1989 rufen schleswig-holsteinische Rote-Hilfe-Gruppen am 17.4. zu einer Kundgebung vorm
Lübecker Knast auf. Dort saßen 1989 noch Hanna Krabbe, Christine Kuby, Irmgard Möller und Gabriele Rollnik, Gefangene aus der
RAF und der Bewegung 2. Juni.
Vor dem Hintergrund des faktisch abgeschafften Asylrechts in der BRD bildete die Arbeit zu Flüchtlingen, Asyl und
Ausländergesetzen 1991 ein Hauptarbeitsfeld. Weitere Themen waren nach wie vor der § 129a und vor dem Hintergrund der RAF-
AussteigerInnen in der DDR KronzeugInnen, sowie die Angriffe auf die politischen Gefangenen und ihre AnwältInnen.
Ein Schwerpunkt in den 90er Jahren blieb die Situation der Gefangenen aus der RAF. Neben der Berichterstattung über
gesundheitliche Situation, Haftbedingungen und neue Prozesse beteiligte sich die Rote Hilfe z.B. an der Kampagne für die Freilassung
von Irmgard Möller, die am 1. Dezember 1994 nach über 22 Jahren Knast aus der Haft entlassen wurde: Es gab ein zentrales Flugblatt,
einzelne Orte beteiligten sich an verschiedenen Aktivitäten und organisierten mit anderen Gruppen gemeinsam Demonstrationen.
Ein weiterer Schwerpunkt in den 90er Jahren ist ein Thema, das leider schon seit 1975 fester Bestandteil der Rote Hilfe-Arbeit ist
Repression gegen Antifas. In der Rote Hilfe Zeitung gibt es mittlerweile eine feste Rubrik, in der über die uns bekannten
Repressionsfälle der letzten Monate berichtet wird. Eine Vielzahl von AntifaschistInnen erhielt in den letzten Jahren finanzielle
Unterstützung von der Roten Hilfe.
Nach dem Verbot der kurdischen Organisationen und Schließung der Vereine 1993 nahm die Repression gegen KurdInnen ein
bisher ungeahntes Ausmaß an. Die Rote Hilfe unterstützte KurdInnen durch Veröffentlichungen und finanzielle Hilfe.
1995 beteiligte sich die Rote Hilfe vor allem an der Kampagne für die Freilassung des Spaniers Benjamin Ramos Vega, der in
Berlin in Auslieferungshaft sitzt und für die Freilassung von Mumia Abu Jamal, der in den USA hingerichtet werden soll. Die Rote
Hilfe organisierte Unterschriftensammlungen, Postkartenaktionen, Demonstrationen, Kundgebungen usw. allein und gemeinsam mit
anderen Organisationen.
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