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BLACK POWER
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Vorbemerkung

Interview

Anmerkungen

Interview mit Bashir Hameed

Hochsicherheitsgefängnis Rikers Island, New York City, September 1992

Bashir Hameed wurde im Dezember 1940 in Elizabeth, New Jersey als Zweitältester einer Familie mit sechs Kindern geboren. Er wuchs in einer kleinen Stadt nördlich von Rahway, New Jersey auf, wo sich auch das berüchtigte Bundesstaatsgefängnis Rahway befindet. Bashirs Vater, ein Metzger, der bereits während seiner Grundschulzeit die Schule verlassen mußte und selbst keinerlei Bildungsmöglichkeiten hatte, legte großen Wert darauf, seine Kinder so früh wie möglich mit der Realität von Schwarzen in den USA vertraut zu machen. Bashir erlebte die Unterdrückung von Schwarzen auch in den subtilen Formen des Rassismus in einer gemischten High School, von der er nach dem Abschluß 1958 mit einem Sportstipendium zum Delaware State College in Dover wechselte. Bashir kehrte nach New York City zurück, verbrachte ein Jahr an der Steton Hall University und verließ auch diese, mit dem Entschluß, reisen zu wollen. Im Frühjahr 1961 trat er in die US-Armee ein, war mit dem dortigen Rassimus konfrontiert und ging für ein weiteres Jahr zurück an das Delaware State College. 1963 heiratete er und zog nach Jersey City in New Jersey. Er wird Vater eines Sohnes und arbeitete in wechselnden Jobs. 1968 scheiterte die Ehe. Bashir ging nach Berkeley in Kalifornien. Dort nahm er Kontakt zur Black Panther Party auf und tritt ihr wenig später bei. Anfang 1969 schickte man ihn nach New Jersey zurück, um dabei zu helfen, die dortigen Reste der BPP aufzubauen. Im Herbst 1970 hatten sich die Anklagen gegen Bashir alle im Zusammenhang mit seiner Parteiarbeit so angehäuft, daß ihm über 20 Jahre Haft drohten. Er tauchte unter. Ein Jahr später wurde er verhaftet und in das Bundesstaatsgefängnis Trenton gebracht, wo er vier Jahre verbrachte. Im September 1975 wird er entlassen. Im Januar 1976 fand in derselben Haftanstalt ein Ausbruchsversuch statt, bei dem ein Mitglied der frühreren Studiengruppe Bashir Hameeds und ein Schließer getötet wurden. Eben erst entlassen, gerät Bashir sofort in Verdacht, den Ausbruch von außerhalb unterstützt zu haben. Im April 1981 wurde in St.Albans, Queens ein Lieferwagen von zwei Polizisten der New York City Police gestoppt. Zwei Schwarze Männer sprangen aus dem Fahrzeug und feuerten 27 Schüsse in das Polizeiauto. Einer der Polizisten starb, der andere wurde schwer verletzt. Bashir Hameed und ein anderes ehemaliges BPP-Parteimitglied, Abdul Majid, werden als Mitglieder der Black Liberation Army der Tat verdächtigt. Vier Monate später wurde Bashir in Sumter, Süd Kalifornien verhaftet; ein Jahr später Abdul Majid.
Bashir Hameed
s/n James York, #2A6313, Shawangunk Prison, Box 750, Wallkill, New York 12589
UnterstützerInnengruppe: Queens Two Community, Support Coalition, P.O. Box 1354, Brooklyn, New York 11247

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Vorbemerkung

Rikers Island ist eines der Wahrzeichen New Yorks, das in den Reiseführern gerne unterschlagen wird. Sie ist die Gefängnisinsel mitten im Hudson River, mit Blick auf Manhattan und durch eine bewachte Brücke mit dem New Yorker Stadtteil Brooklyn verbunden. Hier sind 15 000 Gefangene in vier Gebäudekomplexen inhaftiert. Weitere 800 Gefangene sind auf einem Knastschiff mitten im Hudson River untergebracht, weil die Zellen auf Rikers Island angeblich ständig überbelegt sind. [ 0 ]
Wir hatten Bashir wenige Tage vorher das erste Mal zusammen mit Abdul Majid bei einem Anhörungstermin für ihren Wiederaufnahmeantrag im Queens Court House gesehen. Für diesen Anhörungstermin war Bashir aus dem Hochsicherheitsgefängnis von Shawangunk in Upstate New York nach Rikers Island verlegt worden. Abdul Majid, der im Attica-Gefängnis von Upstate New York inhaftiert war, wurde in das Queens County Stadtgefängnis verlegt. Die Anträge der Anwälte auf Zusammenlegung von Bashir und Abdul, um ihnen eine gemeinsame Vorbereitung der Anhörung zu ermöglichen, waren aus Sicherheitsgründen abgelehnt worden.
Ungewohnt war bei dem Interview nicht nur der Ort, sondern auch die Schnelligkeit, mit der die Interviewgenehmigung erteilt wurde. Nur drei Tage nach der Anfrage erhielten wir die Genehmigung und einen Termin für ein zweieinhalbstündiges Interview. Der Kontakt mit dem Angestellten der PR-Abteilung der New Yorker Gefängnisbehörde, der das Interview organisiert hatte und zur Überwachung mitkam, war ein fast klassisches Beispiel für die Widersprüche innerhalb der schwarzen innerstädtischen Community. Er bezeichnete Bashir mit Selbstverständlichkeit als politischen Gefangenen. Als wir ihn auf den Arbeitszwang für die Gefangenen auf der Insel ansprachen, meinte er, daß er die Arbeit ohnehin als Sklavenarbeit definieren würde, da die Gefangenen nur einen Stundenlohn von 35 Cents erhalten. Bei der Rückfahrt nach Manhattan stellte sich dann heraus, daß er in einem der Sozialwohnungsghettos der South Bronx aufgewachsen war und gerade seine Doktorarbeit über Alternativen zum Gefängnis schrieb.

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Wie kamst Du zur Black Panther Party?

Bashir:Ich erinnere mich an eine Demonstration der Black Panther Party 1968, als sie mit Waffen zum Staatsparlament von Kalifornien nach Sacramento gingen, um damit gegen das Vorhaben der Regierung, die Gesetzesbestimmungen über das öffentliche Tragen von Waffen zu ändern, zu protestieren. Durch diese Aktion kam die BPP in die nationalen und sogar in die internationalen Nachrichten. Als ich darüber las, lebte ich noch in New Jersey. Im Verlauf desselben Jahres bin ich dann aber nach Berkeley, Kalifornien gezogen. Während ich dort arbeitete begann ich die Nachrichten über die BPP zu verfolgen. Huey Newtons Prozeß [ 1 ] hatte gerade begonnen. Obwohl ich vorher in keiner Art und Weise irgendwie organisiert gewesen war, habe ich mich jedoch sehr für die Partei interessiert. Ich begann, zu ihnen zu gehen und Schulungskurse zu besuchen. Schließlich wurde ich akzeptiert und trat der Partei bei.
Nachdem ich eine Weile in Kalifornien gewesen war, ging ich zurück nach New Jersey, New York um dort politisch zu arbeiten, da die Partei in New Jersey zu der Zeit in einem katastrophalen Zustand war. Eines der BPP-Büros war Ziel eines Anschlags gewesen. Dementsprechend groß war dort das Chaos. Ich wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden des New Jersey-Ortsverbandes der BPP ernannt. Wir versuchten dann, die geplanten Programme durchzuführen, z.B. die Jugend-Programme, wie kostenloses Frühstück. Wir hatten ein wirklich verdammt gutes Essen. Von einem großen Konzern bekamen wir eine Menge Dosen-Food gespendet die haben uns ganze LKW-Ladungen gegeben. Wir haben dann kistenweise Essen innerhalb der Community verteilt. Außerdem wurde uns von Reinigungsunternehmen viele Kleidungsstücke gespendet, die von den Leuten nicht abgeholt worden waren. Wir hatten damals ein sehr großes Büro in New Jersey City, und dort hat die Community sich die Kleidung dann abgeholt. Es schien, als ob die Community einige unserer Programme akzeptierte und befürwortete. Außerdem boten wir auch noch kostenlose politische Schulungskurse an, die sich mit Community-Themen auseinandersetzten. Wir gründeten ein Büro in Atlantic City , und in New Brunswick hatten wir ein kleines Büro, von wo aus wir mit vielen StudentInnen vom County College in Newark zusammenarbeiteten.

Gab es zu dieser Zeit schon Anzeichen polizeilicher Repression?

Bashir:Ja, die Polizei- und FBI-Repression [ 2 ] hat sofort mit der Gründung der BPP begonnen, sogar noch bevor ich zur Partei kam. Denn das, was die Panthers zu tun wagten, war etwas, das vorher in dieser Art und Weise niemals wirklich versucht und durchgeführt worden war. In erster Linie war die BPP eine sehr basisbezogene Organisation; sie war nicht eine dieser Organisationen wie die NAACP (National Association for the Advancement for Coloured People) [ 3 ], die die Gerichte oder den legalen politischen Weg als ausschließliches Mittel benutzen, um auf Community-Probleme aufmerksam zu machen. Die Partei war gewillt, mit allen ihr zur Verfügung stehenden und notwendigen Mitteln vorzugehen.
Wir waren nicht so eindimensional wie viele dieser anderen Schwarzen Organisationen, wie das SNCC (Student Non-violent Coordinating Committee) [ 4 ] oder die NAACP. Soweit ich mich erinnere, gab es keine Zeitspanne, in der es nicht gleichzeitig auch Repression gab. Zwangsläufig wurde also auch ich sofort nach meinem Beitritt in die Partei ein Ziel der Repression. Wenn du dir mein Vorstrafenregister ansiehst, wirst du feststellen, daß ich seit meinem Beitritt in die BPP oft wegen allen möglichen Kleinigkeiten, einschließlich dem Verkauf der BPP-Zeitung, verhaftet wurde. Die Polizei hat uns ständig angegriffen. Aber offiziell wurden wir immer als die Angreifer bezeichnet.

Wie hast Du die Zeit zwischen 1972 und 1974, als es die Spaltung innerhalb der BPP gab, erlebt?

Bashir:Die Spaltung gab es schon ein bißchen früher, ungefähr 1970. Das Problem ist, daß viele Leute Ego-Probleme haben. Es gibt da einen Grundsatz, der besagt Dein soziales Verhalten ist auch ein Kriterium. Nicht das, was du sagst, sondern was du tust, ist entscheidend.
Die Führung der Partei Huey Newton und einige der anderen dachte, sie würde über diesem Grundsatz stehen. Es gab immer kleine subtile Anzeichen dafür, z.B. daß Geld gar nicht oder ungleichmäßig auf die verschiedenen Ortsverbände im Land verteilt wurde. Es gab auch den Diskussionspunkt, daß die Führung zu sehr auf Kalifornien zentralisiert war. Die zentrale Führung versuchte nicht, die jeweiligen (regionalen und lokalen) Führungen, die sich im ganzen Land entwickelt hatten, miteinzubeziehen. Die Kontrolle lag in den Händen von ein paar wenigen Auserwählten, die gerade zufälligerweise an der Westküste lebten.
Dabei gibt es zwischen den Communities an der West- und Ostküste viele Unterschiede. Was vielleicht ein Thema in Kalifornien ist, unterscheidet sich von Themen, die in New Orleans oder in Chicago angesagt sind. In Kalifornien könnte es die Polizeibrutalität sein. Das ist auch in New York City ein Thema. Organisiert waren wir vielleicht besser in Fragen der Wohnungsnot. Wohingegen im Süden, in dieser speziellen Zeit, WählerInnenregistrierung ein gutes Community-Thema war. Die Auseinandersetzung kam deswegen auf, weil die Parteiführung nicht wollte, daß die Leute die Art der Organisierung an den jeweiligen Bedingungen vor Ort orientieren wollten. Sie wollten, daß sich alle an der Führung der Westküste orientierten. Dies führte zu vielen Widersprüchen, die nicht geklärt wurden.
Ich denke, Dinge hätten benannt werden können, ohne derart katastrophale Dimensionen zu bekommen, wie es dann später geschah. Die Egos der Leute kamen uns jedoch in die Quere, und als Folge davon kam es zur Spaltung. Das System war mit Hilfe von COINTELPRO in der Lage, die Widersprüche von Persönlichkeiten und Egos auszunutzen, um die BPP zu spalten, unter Druck zu setzen und zu zerstören.

Wie hast Du deine politische Arbeit fortgesetzt, nachdem die BPP zerstört worden war?

Bashir:Aufgrund der Festnahmen wegen meiner Organisierungsarbeit bin ich 1972 ins Gefängnis gekommen, wo ich bis 1975 blieb. Ich hätte für diese Anklagen nie in den Knast gehen müssen, aber sie wollten mich eben haben. Davor war ich in den Untergrund gegangen, um meine Festnahme zu vermeiden. Ich wurde in Philadelphia, Pennsylvania festgenommen.
Während der Zerschlagung der BPP war ich also im Knast. Wir versuchten dort, verschiedene politische Schulungen durchzuführen und die Organisierung voranzutreiben. In dieser Zeit war ich mit Kuwasi Balagoon [ 5 ], Sundiata Acoli und John Clark Andaliwa, der 1976 ermordet wurde, zusammen. Er war einer der Brothers, den wir im Knast kennenlernten und der sich extrem schnell entwickelte und politisierte. 1976 starb er bei einem Ausbruchsversuch aus dem Gefängnis, wie der Staat behauptet. Während dieser Zeit machten wir täglich politische Schulungen, arbeiteten kollektiv zusammen, lernten kollektiv und versuchten, unsere Mitgefangenen in der Ideologie des Kampfes zu schulen.
Ende 1975 kam ich aus dem Gefängnis. Kurz danach, im Januar 1976, kam es zu dem schon erwähnten versuchten Knastausbruch. Durch meine enge Beziehung zu dem Brother, von dem sie behaupteten, daß er den Ausbruchsversuch organisiert hatte, ging ich davon aus, daß sie mich immer noch beobachteten. Aber in diesem Fall wußte ich nicht, warum. Ich wollte nicht mit dem Staat und der Justiz reden und dachte, daß es das Beste wäre, einfach die Gegend zu verlassen und mich um mein eigenes Leben zu kümmern.

War es nicht hart, aus dem Gefängnis rauszukommen und zu sehen, daß Deine Organisation zerschlagen war?

Bashir:Das war es. Ich habe mich in der Zeit sehr alleine gefühlt. Ungefähr zwei oder drei Wochen nachdem ich aus dem Gefängnis kam, habe ich einen Job als Jugendsozialarbeiter bekommen. Wenn du einmal angefangen hast, eine Idee oder Konzepte zu verinnerlichen, dann versuchst du, ihnen treu zu bleiben. Ich wollte wieder anfangen, in der Community zu arbeiten.
Aber wie ich schon sagte, vier oder fünf Monate nach meiner Entlassung gab es diesen Vorfall im Bundesstaatsgefängnis von Trenton. Ich habe dann ein paar sehr gute Leute in anderen, ländlicheren Teilen des Landes getroffen und dort angefangen, Jugendarbeit, Arbeit in der Community und andere Dinge in dieser Richtung zu machen.

Wie definierst Du Dich selbst als Ex-Black Panther oder als Mitglied der Black Liberation Army (BLA)?

Bashir:Ich habe immer die Position vertreten, daß ich ein ehemaliges Mitglied der BPP bin. Ich habe keine Probleme mit der BLA. Ich glaube sogar, daß die BLA etwas ist, was Schwarze Menschen in dem Maße, in dem der Faschismus wächst, brauchen werden, um dem Terror der staatlichen Institutionen etwas entgegenzusetzen. Ob es jetzt BLA oder Islamic Jihad (Islamischer Heiliger Krieg) oder was auch immer ist Ich denke, es wird etwas geben müssen, um den Morden an und der Unterdrückung von Minderheiten entgegenzutreten.
Ich bin Moslem, und der Koran lehrt uns, daß wir ein Recht haben, gegen Unterdrückung zu kämpfen. Ich habe keine Wahl, als für das, was richtig ist, zu kämpfen. Der Koran sagt uns, daß wir dem verpflichtet sein sollen, was richtig ist, und daß wir verhindern müssen, was falsch ist. Und Unterdrückung ist falsch. Es ist sehr, sehr klar im Koran, daß wir als Moslems kämpfen müssen. Ich denke, daß der Staat jetzt, wo er sich nicht mehr vom Marxismus-Leninismus der Sowjetunion und den Ostblockländern bedroht fühlt, Angst vor dem Islam hat. Überall auf der Welt nehmen die Repressalien gegen Moslems zu, und das wird auch in diesem Land so sein. Meine Sicht heute ist die eines Moslems ich sehe den Islam als eine revolutionäre Ideologie. Ich glaube, daß er sich als solche überall auf der Welt erwiesen hat. Wenn du dir Algerien, Afghanistan und ähnliche Länder ansiehst, wirst Du erkennen, daß die Moslems bei dem Versuch, gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken, in erster Reihe stehen.

Ich möchte darauf später nochmals zurückkommen und noch eine weitere Frage zur BLA stellen: Wie hat sie sich entwickelt?

Bashir:Meiner Ansicht nach gibt es ein Bedürfnis nach einer Struktur in der Schwarzen Community, die außerhalb des legalen politischen Prozesses steht. Die Grundlage dafür ist folgendes Wenn es in der Community ein Problem gibt, schicken sie die Polizei. Wie wir wissen, vertritt die Polizei nicht immer die Interessen der Bevölkerung. Die Polizei sorgt dafür, daß das Eigentum der Hausbesitzer und Konzerne geschützt wird, und dazu benutzen sie Waffen. Wenn Leute wollen, daß es ihnen gut geht, werden sie eine Gegenmacht brauchen. Und ob das jetzt BLA oder sonst irgendwie heißt, es wird eine Struktur geben müssen, die die Unterdrückung, das Morden und die Brutalität bekämpft. In einer puertoricanischen Community könnte das die FALN (Fuerzas Armadas de LiberaciM-sn Nacional) [ 6 ] sein.
Die Justiz in diesem Land hat sich als ungerecht erwiesen. Rodney King [ 7 ] ist ein gutes Beispiel dafür, und es gibt einige Fälle, die ähnlich sind, etwa der Fall von Mumia Abu-Jamal. Der Brother bekam einen Prozeß in einer Stadt, in der fast zur Hälfte Minderheiten wohnen ich lebte in Philadelphia , und er hatte nur eine schwarze Person in seiner Jury. Die Berufungsgerichte haben alle erklärt, daß er ein faires Verfahren erhielt. Wir kämpfen momentan hier in unserem Wiederaufnahmeverfahren in Queens County (New York) darum, daß sie zugeben, in unserem dritten Prozeß zwölf Schwarze Geschworenen-KanditatInnen aufgrund ihrer Hautfarbe abgelehnt zu haben. Und dann behaupten sie immer noch, sie würden nicht diskriminieren das ist doch verrückt! Es ist ziemlich klar, daß das Justizsystem nicht funktioniert. Wenn sie sich dann noch nicht einmal an ihre Regeln halten, dann hast du auch keine rechtliche Chance mehr, rauszukommen.
Die einzige Möglichkeit für Veränderung kann nur sein, dieses System zu bekämpfen. Und wenn Schwarze oder auch andere dies nur mit Waffen erreichen können, so müssen wir das tun. Ob wir das dann Schwarze Befreiungsarmee oder Volksbefreiungsarmee oder Community-Befreiungsarmee nennen, macht keinen Unterschied. Das Wichtigste ist, daß sie eine Basis in der Community besitzen, von dort auch unterstützt werden und die Interessen der Community schützen und verteidigen.
Der Oberste Gerichtshof der USA besteht aus einem Haufen rassistischer Konservativer. Zu diesem Gericht gehört auch Clarence Thomas, der einzige schwarze Richter an diesem Gerichtshof, ein wahnsinniger Neger. Wir erfahren dort keine Gerechtigkeit und haben sie historisch auch nie erfahren.
Ich als Moslem engagiere mich für Frieden in der Gesellschaft. Aber manchmal müssen wir einen kleinen Krieg führen, um Frieden zu bekommen. Ich meine damit nicht, die Leute sollen einfach auf die Straße gehen und irgendwen angreifen. Es muß einen Mechanismus geben, der den Menschen klar macht, nicht willkürlich Menschen ermorden zu können, ohne daß es eine Art von Vergeltung dafür gibt. Im Islam ist das zulässig und erlaubt. Wir nennen es Kisas. Es ist eine Art der Rache und hat folgende Bedeutung: Wenn jemand ein Mitglied meiner Familie tötet, kann ich KISAS bekommen. Ich kann dafür sorgen, daß die Person dafür bezahlen muß. Nimm den Washington Heights Fall im dominicanischen Stadtviertel von New York. Erst gestern kam eine richterliche Verfügung raus, die besagt, daß es in diesem Fall keine Anklageerhebung geben wird. Es geht um den dominicanischen Jugendlichen, der im Sommer 1992 in Washington Heights von Weißen Bullen ermordet worden ist.
Außerdem gab es noch eine andere Entscheidung der Grand Jury, die viele übersehen haben: Ein Polizist hat angeblich aus Versehen eine Person vom Dach eines sechtöckigen Gebäudes geworfen. Die Person starb. In diesem Fall wird voraussichtlich auch keine Anklage erhoben werden. Das einzige, was der Staat verstehen kann, ist die Gewalt der Waffen, und wenn der Staat uns bewaffnet entgegentritt, dann mußt du ihm mit den gleichen Mitteln antworten. Vielleicht würden die Vertreter des Staates dann zuhören und die Bedürfnisse der Community ernstnehmen. Aber erzähle den Leuten nicht, sie könnten der Sorte von Politikern vertrauen, die andauernd die Wahlen gewinnen und die angeblich Minderheiten-Communities repräsentieren.
Ich persönlich bin gegen Gewalt, ich verabscheue Gewalt. Aber wenn das die einzige Sprache ist, die meine Unterdrücker verstehen, dann muß es eben sein.

Kannst Du über die Geschichte deines und Abdul Majids Falls erzählen?

Bashir:O.k., das war 1981. Nachdem ich ein paar Jahre im Süden gelebt hatte, kam ich in die Gegend von New York zurück. Ich hatte einen Job im Coney Island Krankenhaus und arbeitete erst in einem Projekt mit älteren und behinderten Menschen, dann bei Independent Living for the Handicapped (Unabhängiges Leben für Behinderte Menschen). Ich mochte diese Arbeit, weil ich nach meiner Zeit bei der BPP die Menschen in ihrer Komplexität besser verstand. Es ist sehr befriedigend und erfüllend, anderen Menschen zu helfen. Dann gab es diese Geschichte in Queens die Schüsse auf zwei Polizisten ein toter und ein verletzter Polizist und plötzlich waren Abdul und ich die Hauptverdächtigen. Als Begründung dafür wurde unsere Mitgliedschaft in der BPP angegeben.
Im Laufe des Jahres hatte ich fünf oder sechs Autos ge- und verkauft, um ein bißchen Geld zu verdienen. Eines der Autos, das ich gekauft habe, war ein Kleinbus, und den hatte ich an jemanden aus New Jersey verkauft. Dieser Kleinbus wurde dann angeblich bei der Schießerei mit den zwei Polizisten in Queens benutzt. Über den Bus wurde ich mit diesem Fall in Verbindung gebracht. Vor Gericht habe ich zugegeben, daß ich der vorherige Besitzer des Busses war. Aber die Akten haben auch gezeigt, daß ich in dieser Zeitspanne eine Reihe von Autos ge- und verkauft habe.
Da gibt es Schüsse auf zwei Polizisten, und sie nehmen an, daß es am wahrscheinlichsten ist, daß wir das gewesen sind, wegen unserer Geschichte in der BPP und einigen Zusammenstößen der BPP mit dem Staat. Das Phantombild, das der verletzte Polizist von dem sogenannten Angreifer gemacht hat, sieht mir nicht ansatzweise ähnlich. Denn ich war über 40 Jahre alt, als das passiert ist. Die Person auf dem Phantombild sieht aus wie ein etwa 25jähriger mit sehr vollen Haaren, einer Frisur, die wir Afro nennen. Zu der Zeit gingen meine Haare zurück; ich war fast kahl. Das alleine widerspricht also dem, was er sagte. Aber er kommt trotzdem in den Gerichtsaal und identifiziert mich. Im ersten Prozeß kannten wir das Phantombild nicht. Die Geschworenen waren unentschieden, was die Anklage wegen Mordes betraf, so daß es kein Urteil gab.
Im zweiten Prozeß kam die Existenz des Phantombildes beim Kreuzverhör des Polizisten heraus, und wir zeigten es den Geschworenen. Die Geschworenen waren acht zu vier für Freispruch. Der Richter entschied dann auf ergebnislosen Prozeß. Wir haben drei Prozesse mitgemacht. Eigentlich waren es sogar vier, denn einmal wurde der Richter krank. Im dritten vollständigen Prozeß hat die Anklagevertretung systematisch Schwarze Geschworene ausgeschlossen. Aufgrund ihres Verständnisses des Strafrechtssystems begreifen Schwarze Menschen die verschiedenen Widersprüche in diesem Fall und sind viel eher bereit, dir einen fairen Prozeß zu ermöglichen. Es ist klar, daß deine Chancen, mit dem Urteil nicht schuldig rauszukommen, fast Null sind, wenn nicht Angehörige von Minderheiten unter den Geschworenen sind. Das gilt besonders in einem Fall, in dem ein Schwarzer Radikaler angeklagt ist, einen Weißen Polizisten umgebracht zu haben. Mumias Fall ist das beste Beispiel dafür.

Wie lautete das Urteil gegen Euch?

Bashir:Naja, unser Urteil war eine Empfehlung, daß wir niemals freigelassen werden sollen. Der Richter, der das Urteil geprochen hat, ist ein Faschist. Ich denke, daß das die einzig zutreffende Bezeichnung für ihn ist. Sein Vater und ein oder zwei seiner Brüder waren Polizisten. In Amerika gibt es eine neue Sorte von Faschisten. Sie haben keine weißen Roben mehr an, aber die Ideen sind dieselben. Der Klan [ 8 ] trägt jetzt einen Anzug.

Du wurdest zu lebenslänglich verurteilt?

Bashir:Ja.

Wir haben gehört, daß Du auch gesundheitliche Probleme gehabt hast?

Bashir:Ja, als eine Folge von Streß und davon, daß ich im Gefängnis bin, Schwarz bin, in Amerika lebe, und auch als eine Folge der Isolationshaft. Ich habe festgestellt, daß die meisten Gefangenen und ich selbst auch zu hohen Blutdruck haben. Aufgrund der Gesundheitsschäden durch die Isolationshaft muß ich bis heute täglich Medikamente nehmen.

Wie bist Du aus der Isolationshaft rausgekommmen?

Bashir:Dhoruba [ 9 ] und viele andere Leute aus der Community haben viel für meine Verlegung getan. Nach seiner Entlassung hat Dhoruba überall auf Veranstaltungen über die Situation der politischen Gefangenen gesprochen. Das ist auch ein Grund, weshalb sie versuchen, ihn wieder ins Gefängnis zu bringen. Wir haben außerdem viele Schwarze Politiker angesprochen. Die meisten von ihnen tun allerdings so, als ob es uns nicht gäbe und wollen sich nicht mit den politischen Gefangenen auseinandersetzen.
Verschiedene Gefangene im Gefängnis von Shawangunk hatten sich als Reaktion auf die Brutalität der Schließer zu einem Gefangenen-Komitee zusammengeschlossen. Eine ihrer Forderungen war, daß ich aus der Isolationshaft entlassen werden sollte. Ich war dankbar dafür, daß sie Solidarität gezeigt hatten. Obwohl sich die Solidarität nur langsam entwickelte, gab es sie immerhin.
Wenn Du sagst, daß es politische Gefangene gibt, dann ist es ein Eingeständnis dafür, daß etwas mit dem System nicht stimmt. Das ist ein Thema, mit dem sich niemand beschäftigen will. US-AmerikanerInnen setzen sich mit den Problemen der politischen Gefangenen überall in der Welt auseinander, außer mit denen im eigenen Land. Sie bezeichnen uns alle als Kriminelle. Sie wollen nicht zugeben, daß die meisten politischen Gefangenen AktivistInnen waren, bevor sie ins Gefängnis kamen. Sie tun so, als gäbe es keine Fehler in ihrer Demokratie. Wir wissen, daß die USA der größte Heuchler der Welt ist und auf Minderheiten spuckt. Es gibt hier eine Klasse der Besitzenden und der Besitzlosen. Sie reden darüber, daß SozialhilfeempfängerInnen eine Last der Gesellschaft sind, aber sie reden nicht über die Klasse jener Leute, die das Sparkassensystem der kleinen Leute beraubt haben. [ 10 ] Das ist kein Thema im Wahlkampf gewesen. Menschen, die Sozialhilfe bekommen, wollen nicht vom Staat abhängig sein, weil die staatlichen Institutionen sie ihrer Würde berauben. Aber wenn es keine Jobs gibt, haben die Leute keine Alternative. Es gibt einen Bedarf nach vernünftiger Ausbildung. Bei überfüllten Schulen ist das nicht möglich. Das ist genau das, wovon wir vor 20 Jahren in der BPP geredet haben. Ein Drittel der Soldaten im Golfkrieg kamen aus den Minderheiten. Sie waren zwar gut genug, um als Kanonenfutter für die Abenteuer der Bush-Regierung benutzt zu werden, aber wenn sie wiederkommen und es gibt keine Jobs, werden sie stigmatisiert, weil sie Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld akzeptieren müssen. Das sind die Widersprüche und die Heuchelei des Systems.

Aber siehst Du denn Organisationen in der Schwarzen Community, die sich jetzt mit diesen Themen beschäftigen und dazu aktiv werden?

Bashir:Aufgrund des Rechtsrucks in der Gesellschaft passiert nicht so viel, wie ich es gerne sehen würde. Viele linke Kandidaten benutzen das Thema Umwelt als wichtigsten Bestandteil ihres Programms und beschäftigen sich nicht mit den tatsächlichen Problemen und Bedürfnissen der Minderheiten-Communities. Umwelt ist ihr Schlüsselthema. Aber wie kann ich mir um die Rettung der Umwelt oder eines Nationalparks Sorgen machen, wenn ich nicht einmal einen Park in meiner Community habe, wenn ich keine vernünftige Wohnung habe, wenn ich keinen Job bekommen kann?
Meine Sorge ist das Wohlergehen meiner Community. Dieses Land fällt auseinander. Es gibt keine vernünftigen Wohnungen, es gibt keine Jobs, Leute betteln, weil sie Hunger haben. Und gleichzeitig hat dieses Land noch eine ganze Menge Reichtum. Ich denke, mit dem Ende des Kalten Krieges ist es wichtig, daß das Geld, das benutzt wurde, um die Verteidigungsindustrie zu stützen , jetzt z.B. für den Bau von Wohnungen benutzt werden könnte. Mit den Kosten eines Panzers könntest Du fast eine Schule bauen.
Ich denke, daß Reverend Jesse Jackson [ 11 ] mit der Rainbow Coalition eine goldene Gelegenheit verpaßt hat. Sein Konzept kam ursprünglich von der BPP. Die Rainbow Coalition war ein Bündnis der Chicano-Bewegung [ 12 ], der Peace and Freedom Party-Bewegung [ 13 ], der Young Lords-Bewegung [ 14 ] und der BPP. Als er die Möglichkeit und eine Menge Unterstützung von der Basis dieser Bewegungen hatte, wurde die Rainbow Coalition Ende der 80er Jahre von Jesse Jackson in den Apparat der Demokratischen Partei eingebracht. 1988 wurde Jesse Jackson auf dem Parteitag der Demokraten in Atlanta aufs Abstellgleis gestellt. Er spielt heute politisch keine Rolle mehr. Solche Politiker als politische Führungspersonen zu haben nützt der Schwarzen Community gar nichts. Für die Schwarzen Community ist es ein Problem, daß Leute wie Jesse Jackson nicht die Nabelschnur zur Demokratischen Partei durchtrennen wollen. Was wir wirklich tun müssen, ist, etwas Unabhängiges aufzubauen; eine Organisation, die sich ernsthaft mit Problemen der Besitzlosen auseinandersetzt und alle Menschen aller Hautfarben miteinbezieht, die linksaußen von dem stehen, was in der Gesellschaft passiert.

In der BRD haben wir davon gehört, daß an der Westküste versucht wird, die BPP wieder aufzubauen. Wie schätzt Du diesen Versuch ein?

Bashir:Mein Konzept ist der Islam. Ich versuche eine globale Sichtweise zu behalten. Die Kraft, die ich an vielen Orten der Welt in vordester Reihe sehe, ist der Islam. Der Islam setzt sich mit vielen Dingen auseinander, die passieren müssen. Es gibt einen starken moralischen Verfall in Amerika. Die Menschen leben nicht nach Prinzipien; Moral hat für sie keine Bedeutung. Als Moslem sehe ich den Islam als eine revolutionäre Lebensweise. Der Islam verschreibt sich nicht einer totalen kapitalistischen oder sozialistischen Lebensweise. Der Islam hat ein ökonomisches System, ein politisches System, er setzt sich mit der Gesamtheit der Lebensbereiche der Menschheit auseinander. Ein Mensch muß moralisch, spirituell, politisch bewußt sein, um sich mit den Dingen auseinanderzusetzen, die auf der Welt passieren. Wenn du dir Algerien anschaust, dann ist das ein erstklassiges Beispiel dafür, wie Sozialismus gescheitert ist. Ich bin ein ehemaliger Sozialist in meinen politischen Ansichten. Es gibt eine Menge Leute, die sich inzwischen fragen, ob Sozialismus wirklich funktionieren kann. Du hast eine Bürokratie im Sozialismus, die hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt ist und die Menschen alleine läßt. Ich denke, daß der Mangel an einem spirituellen Aspekt in der Gesellschaft den Menschen etwas raubt. So sehe ich nicht, daß die BPP, besonders mit dem heutigen Grad an Repression, fähig wäre, die Antworten auf die Notlage der Community zu finden.

Und die Nation of Islam?

Bashir:Nein, ich gaube nicht, daß die Nation of Islam (N.O.I.) eine Lösung wäre, nicht in ihrem gegenwärtigen Zustand. Ich sage zwar, Islam ist die Lösung, aber ich sehe nicht, daß sich aus vielen der islamischen Gesellschaften eine Art von Führung entwickeln kann, die die tatsächlichen Probleme ansprechen würde. Viele Moslems akzeptieren den Islam einfach als Ritual, sie führen die Regeln aus, anstatt sich wirklich mit dem Islam auseinanderzusetzen, so wie zur Zeit des Propheten damit umgegangen wurde. Moslems waren bereit, zu kämpfen und Veränderungen in der Gesellschaft vorzunehmen. Wenn man sich einige islamische Führer ansieht, dann glaube ich nicht, das sie den Islam in die richtige Richtung lenken. Dies schließt die Führung in diesem Land und Saudi Arabien mit ein. Ich sehe die Saudis als Handlanger und Lakaien der US-Regierung an, die sich von den USA im Golfkrieg benutzen ließen. Deshalb sehe ich auch nicht, daß die Führung von dort kommt. Die Menschen dort kämpfen um Veränderung. Und ich möchte immer unterscheiden zwischen der Regierung und dem Volk. Die Führung in jenen Ländern praktiziert keinen Islam. Sie sind säkuralisierte [ 15 ] Regierungen, daraus ergibt sich die Unterdrückung des eigenen Volkes. Ich sehe den Islam als die Rettung an, die notwendig ist, die Probleme der Menschheit zu lösen. Meiner Ansicht nach ist Louis Farrakhan zwar ein islamischer Führer, aber keine fortschrittliche Person. Darüber hinaus schließe ich einen möglichen Zusammenhang mit dem Tod von El Haji Malik El-Shabazz [ 16 ] nicht aus. Er hat Malcom X jahrelang herunter gemacht. Ich glaube, daß er und Jesse Jackson zwei Menschen sind, die das Vertrauen, das Menschen in sie setzten, total benutzt und mißbraucht haben.

Welche Rolle siehst Du für Frauen in diesem Kampf?

Bashir:Ich bin keiner von diesen Moslems, der Frauen in die Küche verbannen möchte. Meine Erfahrung mit der Bewegung ist, daß Frauen in vorderster Front waren. Und ich habe auch keine Schwierigkeiten, mit Frauen zusammenzuarbeiten. Geschichtlich gesehen waren Frauen immer am Kampf ihrer Communities beteiligt, gleichgültig was die Leute sagten.
Jetzt gibt es Gesellschaften, wo Frauen unterdrückt werden. Aber ich gaube nicht, daß diese Gesellschaften den Islam in der Art praktizieren, wie es zu der Zeit der Propheten war. Ich habe durch das, was ich gelesen habe, gelernt, daß Frauen sogar als Ehefrauen an der Entwicklung und dem Kampf ihrer Communities teilgenommen haben. Ich bin keiner, der Frauen eine unterwürfige Rolle zuweist. Ich denke, dieses Verhalten ergibt sich aus vielen Unsicherheiten der Männer. Ich bin auch nicht frei von diesen Unsicherheiten gegenüber Frauen. Ich kann mich glücklich schätzen, daß ich mit vielen Frauen zu tun hatte, die erheblich intelligenter sind als ich. Daraus ergab sich, daß ich von ihnen lernen mußte. Und sie haben mir sehr viel beigebracht. Ich befinde mich eigentlich in einem ständigen Kampf mit meinen eigenen Unzulänglichkeiten in bezug auf Beziehungen mit Frauen. Wenn du mit Tonaquil, Dhorubas Ehefrau, sprechen würdest, wüßtest du, daß Tonaquil und ich eine andauernde Debatte darüber haben, was sie meine chauvinistische Art nennt. In bezug auf Respekt denke ich, daß es sehr, sehr wichtig für uns ist, Frauen zu respektieren. Sie waren geschichtlich gesehen ein vollwertiger Bestandteil in unserem Kampf. Wenn wir nicht all unsere Möglichkeiten und Kräfte nutzen, die wir haben, würde das bedeuten, daß wir uns selbst und unseren eigenen Kampf schwächen. Ich glaube, daß Frauen zu viel beigetragen haben, als daß wir sie in eine zweitrangige Rolle verweisen sollten.

Du hast in der BPP viel mit Jugendlichen gearbeitet und hast eine ganze Generation hier im Gefängnis miterlebt. Versuchst du immer noch, sie politisch zu organisieren?

Bashir:Ja, aber die Ausgangslage ist, daß die Kontinuität des Kampfes, die Geschichte des Kampfes, nicht mehr so vorhanden ist. Es gibt zuviele Jugendliche heute, die ich kenne, die von George Jackson und Attica nichts wissen. Sie haben vielleicht schon mal davon gehört, aber nichts genaues. Sie haben kein Interesse an der Geschichte der letzten 3540 Jahre, sei es in diesem Land, an der Bürgerrechtsbewegung, oder daran, was in Vietnam oder Südafrika passiert ist. Das Ergebnis davon ist, daß sie in einem Vakuum gefangen sind, im Materialismus. Ihre Helden sind so wie Eddy Murphy [ 17 ]. Er ist einer von den Reichen, die denken, alles ist o.k., weil sie einen Rolls Royce und Geld haben. Wir müssen gegen diese Haltung ankämpfen. Es gibt nur wenige junge Brothers. Somit siehst du auf der einen Seite in dieser Altersgruppe viel Apathie. Und auf der anderen Seite gibt es einige Jugendliche wenn auch nicht mehr so viele wie früher , denen bewußt ist, daß es mehr Unterdrückung geben wird. Ich bin froh darüber, daß es sie gibt. Die Lebensbedingungen zwingen sie mehr oder weniger dazu, das Elend ihres Volkes anzugehen.
Wir haben alle eine Aufgabe. Zum Beispiel die ProfessorInnen an den Universitäten, die den Jugendlichen eine klare Vorstellung der Machtverhältnisse geben müssen. Die meisten von ihnen haben eine begrenzte Sichtweise. Sie sehen nur die kulturellen und historischen Aspekte von Schwarzen Menschen, anstatt eine politische Sichtweise zu entwickeln. Ich bin nicht gegen Kultur, aber anstatt auf Ägyptologie oder die Geschichte von vor 4000-5000 Jahren näher einzugehen, ist es wichtiger, sich mit den heutigen unmittelbaren Problemen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Es ist wichtig, zu einer politischen Geschichte zu kommen, im Gegensatz zu einer nur historischen Geschichte. Eine Menge von den HipHop- und Rap-KünstlerInnen tragen nichts dazu bei, außer große Sprüche zu machen. Du hörst sie zwar vom System reden, in der Community engagieren sie sich jedoch nicht. Sie sind in dem Reichtum, den sie besitzen, gefangen.

Akzeptierst Du die Tatsache, daß sich einige der Schwarzen politischen Gefangenen als Kriegsgefangene bezeichnen?

Bashir:Ich bin Moslem, von dort aus sehe ich meinen Kampf. Andere sind NationalistInnen. Einige sind nicht einmal Moslems, einige sind MarxistInnen. Manche Leute bevorzugen das New Afrika-Konzept [ 18 ], was Land beansprucht. Sie nehmen für sich selbst den Status von Kriegsgefangenen in Anspruch. Das hängt von ihrer eigenen politischen Sichtweise ab. Ich denke, es ist wichtiger für uns, auf bestimmten Gebieten zusammenzuhalten. Meiner Ansicht nach ist es nicht entscheidend, ob es jetzt Kriegsgefangener oder politischer Gefangener heißt.
Vielleicht bin ich ja auch dadurch, daß ich hier im Gefängnis bin, zu faul geworden, auf diese Problematik näher einzugehen. Ich habe damit zu kämpfen, aus dem Isolationstrakt herauszukommen und mußte eine Menge Energie dafür aufwenden. Meine Gesundheit hat ihre Hochs und Tiefs gehabt. Seit ich aus der Isolation gekommen bin, haben einige Brothers und ich versucht, einige Schritte im Gefängnis zu unternehmen. Am meisten habe ich mich auf die Knastproblematik eingelassen, als ich beim Gefangenenrat war. Ich setzte mich für die inzwischen freigelassenen Gefangenen ein. Eine Menge Gefangener haben keine Bleibe und keinen Job, wenn sie aus dem Gefängnis kommen. Einige Brothers und ich hatten den Vorschlag ausgearbeitet, mehrere FreigängerInnen-Projekte aufzubauen. Wir wollen ein Projekt, das sowohl zukunftweisend als auch einzigartig ist; ein Projekt, das die Probleme von Gefangenen anspricht, die das Gefängnis verlassen.
Es gibt viel Gerede darüber, unsere eigenen Arbeitsplätze zu schaffen. Ich würde viel lieber das Gefängnis verlassen, einen Imbißwagen haben und unabhängig sein, anstatt an einen Job gebunden zu sein, der mir das meiste meiner Zeit und somit auch die Möglichkeit nimmt, mich nach meinen Vorstellungen politisch zu betätigen, und mich finanziell abhängig macht. Nachdem ich bei der BPP war, habe ich immer versucht, etwas Freizeit zu haben, um mich der Community widmen zu können. Dein ganzes Leben dreht sich um einen Job, wenn du 4050 Stunden die Woche arbeitest. Ich würde gerne mit Jugendlichen arbeiten und Jugendcamps organisieren.
Ein Problem von Jugendlichen ist Autodiebstahl, und viele werden dabei von den Bullen erschossen. Nun, ich würde mich gerne darauf einlassen, ihre Energie in eine positive Richtung zu lenken, so daß sie sich auf eine politische Schulung einlassen, ihre Ursprünge verstehen usw.
Viele der jüngeren Gefangenen kenne ich aus anderen Gefängnissen, in denen ich war, als sie 16 oder 17 Jahre alt waren. Später haben sie mich dann in HipHop unterrichtet. Ich las ihre Zeitschriften und habe so gelernt, daß einiges davon einen politischen Charakter hat. Wir können das daran sehen, wie sich das Establishment auf Ice T's Platte gestürzt hat, in der es auch um das Töten von Bullen geht. Daran zeigt sich auch der Rassismus und das momentane Ausmaß der Polizeirepression.
Die größte Polizei-Organisation in den USA, die F.O.P. (Fraternal Order of the Police), widersetzte sich auf ihrer Jahresversammlung im Bundesstaat New York der Anwesenheit von New York Citys Schwarzem Bürgermeister Dinkins, weil er öffentlich der Familie des Opfers von einem Polizeimord in Washington Heights [ 19 ] sein Beileid bekundete. Die Polizei ist die neue Stütze der faschistischen Ordnung hier. Und die Polizei ist hier sehr, sehr politisch, sie greift sehr stark in alle Aspekte des Lebens ein. Daran beginnst du zu erkennen, wie Faschismus entsteht, und so, oder so ähnlich war es wohl auch im Dritten Reich.
Die Entwicklung hier ist vielleicht nicht so direkt oder exakt mit dem Faschismus von Nazi-Deutschland in den 30ern vergleichbar, aber der Faschismus kann sein Gesicht verändern. Wir müssen das endlich verstehen.
Die Minderheiten-PolitikerInnen wollen das Thema der Polizeibrutalität nicht ansprechen. Sie sind da, um uns zu erzählen, daß das System funktioniert. Wir müssen begreifen, daß die Politik dieser Minderheiten-VertreterInnen nicht eine Frage der Hautfarbe ist. Ein Problem, in dem Schwarze historisch verfangen sind, ist, daß sie denken, wir seien ein Teil der Gesellschaft. So denken viele Schwarze. Wir alle sind vom Rassismus ungerecht behandelt, gepeinigt und gequält worden sowohl Colonel Colin Powell, der Oberkommandierende der US-Streitkräfte im Golfkrieg, als auch ich selbst oder irgendwer anders. Colonel Powell ist ein Vertreter des Staates, und er würde auf Befehl sein Zuhause bombardieren. Die Tatsache, daß er schwarz ist, bedeutet überhaupt nichts. Das ist es, was wir begreifen und erkennen müssen. Wir müssen uns darüber klar werden, daß, nur weil wir einen symbolischen Schwarzen im Obersten Gerichtshof sitzen haben, das nicht bedeutet, daß er sich für das Wohlergehen der Schwarzen einsetzt und die Sorge um unser Elend teilt. In den meisten Fällen, wenn Menschen sich in solchen Positionen befinden, kannst Du sie vergessen. Nimm David Dinkins: Er beschäftigt sich mit Nelson Mandela oder mit Joe Doherty, einem irischen politischen Gefangenen, aber er weigert sich, anzuerkennen, daß Dhoruba oder ich selbst politische Gefangene sind. Er und andere seiner Sorte sind doch nur Marionetten des Systems.

In der BRD gab es auch lange Zeit die Vorstellung von einer Hierarchie der Unterdrückungen, wobei dann entweder Sexismus oder Rassismus oder Klassenunterdrückung zum jeweiligen Nebenwiderspruch erklärt wurden.

Bashir:Ich kann mir das ganz gut vorstellen, weil das Problem hier in der progressiven Community teilweise auch existiert. Ich weiß nicht, ob ich sie als Linke bezeichnen würde, aber ich weiß, daß die progressive Community, wie ich das früher schon mal sagte, sich mit Themen wie Umweltverschmutzung beschäftigt, aber sich nicht mit dem Rassismus auseinandersetzen will. In den USA bekommst du automatisch durch deine weiße Hautfarbe Privilegien, und sogar bei vielen der Gefangenen ist das so. Ich kritisiere eine Menge der Weißen Gefangenen dafür. Sie bekommen die besseren Jobs, wenn die aus dem Gefängnis kommen. Wenn Weiße wegen Körperverletzung angeklagt werden, werden sie vielleicht zu 30 Tagen Haft verurteilt, während wir ein Jahr Einzelhaft bekommen.
Die Weißen thematisieren Rassismus einfach nicht. Es gibt sehr wenige weiße politische Gefangene im Bundesstaat New York und in den USA. Ihr wißt, wer die meisten von ihnen sind: Marylin Buck, Judy Clark, Sylvia Beraldini und einige andere Gefangene aus dem Weißen anti-imperialistischen bewaffneten Widerstand! Die meisten Weißen sehen sich selbst nicht als unterdrückt, weil sie in dieser Gesellschaft durch ihre Hautfarbe Privilegien haben. Ich meine damit allerdings nicht, daß Weiße nicht unterdrückt sind. Es gibt viele Weiße, die ökonomisch, politisch und auf allen anderen Ebenen unterdrückt sind.
Eines der Probleme, die ich sehe und für die ich viele der Muslims kritisiere, ist, daß sie sich selbst isolieren und sich nicht so sehr in die Community einbringen, wie sie es eigentlich sollten.Ich kritisiere einige von den Leuten, mit denen ich auch zu tun habe, von einem islamischen Standpunkt aus. Sie sind zu ritualistisch, so wie sie ihre Religion ausüben, und die Bedürfnisse der Community nicht berücksichtigen. Ich denke, es ist wichtig, daß wir alle Kritik und Selbstkritik üben. Sei es von einem islamischen Standpunkt aus, oder von einem marxistischen, oder von was für einem Standpunkt auch immer.

Wie siehst Du einen Weg, die Freiheit der politischen Gefangenen in den USA zu erreichen?

Bashir:Ich denke, daß seitdem politische Gefangene und Menschenrechte durch unsere politische Aufklärungsarbeit auch auf internationaler Ebene zu einem Thema geworden sind, es vielleicht auch von denen, die an der Macht sind, in einem anderen Zusammenhang gesehen wird. Ich denke, das Thema der politischen Gefangenen wurde intensiver an die Öffentlichkeit gebracht. So wird es dann auch ein Thema, das einem größeren Teil der Minderheiten-Community bewußt ist und von ihnen aufgegriffen wird.
Wir müssen einen sehr langen Weg gehen, um anderen Menschen unser Elend, ihr eigenes Elend, sowie die Gründe für unseren Kampf bewußt zu machen.


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Anmerkungen

[ 0 ]
Nur wenige Monate später wurden Pläne des Hamburger Senats bekannt, zwei der Knastschiffe aus New York für die Unterbringung von Flüchtlingen zu kaufen.

[ 1 ]
Huey P.Newton und Bobby Seale gründeten 1969 in Oakland, Kalifornien, die Black Panther Party For Selfdefense.

[ 2 ]
Federal Bureau of Investigation, US-amerikanische Bundespolizei, vergleichbar mit dem Bundeskriminalamt in der BRD.

[ 3 ]
NAACP, Nationale Vereinigung für das Vorankommen von Farbigen Menschen. Nach Rassenunruhen in Springfield, Illinois gründete sich 1910 die NAACP. Sie ist die älteste und zugleich größte gemäßigte Bürgerrechtsorganisation und wird finanziell von Weißen Liberalen unterstützt. Anfänglich dominierten Weiße die Organisation. Der Schwarze Sozialist E.B. Du Bois war lange Zeit der Herausgeber der NAACP-Zeitschrift The Crisis (Die Krise). Das Ziel der NAACP war die Integration und gleiche Rechte für alle BürgerInnen mit friedlichen und legalen Mitteln zu erreichen.

[ 4 ]
Studentisches Gewaltfreies Koordinierungs-Komitee

[ 5 ]
Kuwasi Balagoon, Mitglied der BPP seit 1968. Angeklagt als einer der Panther 21. Wurde 1984 als Mitglied der BLA zu 75 Jahren Knast verurteilt und starb 1986 aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung in einem Gefängniskrankenhaus an AIDS.

[ 6 ]
FALN (Fuerzas Armadas de LiberaciM-sn Nacional Nationale Bewaffnete Befreiungsarmee). Die FALN enstand als puertoricanische Guerilla-Organisation nach der Zerschlagung der Young-Lords-Party durch das FBI im Jahr 1974. Sie operiert im Gegensatz zu den Macheteros sowohl in den USA als auch auf Puerto Rico. Die FALN hat bis heute über 150 Aktionen, hauptsächlich Bombenanschläge gegen militärische und industrielle Ziele, durchgeführt. Ihr Ziel ist die Unabhängigkeit Puerto Ricos.

[ 7 ]
Der Schwarze Rodney King wurde 1991 von vier rassistischen weißen Polizisten brutal zusammengeschlagen. Dieser Vorfall wurde von einem Hobbyfilmer zufällig auf Video festgehalten. Trotz dieses Filmdokuments und der daraus resultierenden eindeutigen Beweislage wurden die vier angeklagten Polizisten im Mai 1992 von einer rein Weißen Jury freigesprochen. Der Freispruch im ersten Prozeß war der Auslöser für die tagelang andauernden Riots in Los Angeles, an der sich vorwiegend Schwarze und Latinos/as, aber auch einige Weiße beteiligten. Insgesamt nahmen 4050 000 aktiv und 20 0000 Menschen passiv an den Plünderungen und dem Aufstand teil. Am Ende folgte die Repression: es gab 18 000 Festnahmen, über 50 Tote (zumeist von der Polizei und der Nationalgarde erschossen) und mindestens 610 Abschiebungen von verhafteten ImmigrantInnen.

[ 8 ]
Ku-Klux-Klan: 1866 in Tennessee von der weißen rassistischen Oligarchie der Südstaaten gegründete terroristische Vereinigung. Damaliges Ziel war die Aufrechterhaltung der Sklaverei und die Herrschaftssicherung der Weißen. Der Ku-Klux-Klan (KKK) hatte um 1869 bereits 50 0000 Mitglieder. Bei Aktionen und Treffen tragen die KKK-Mitglieder weiße Kapuzen und Umhänge. Der KKK hielt geheime Gerichtsverhandlungen ab, organisierte und beteiligte sich an Lynchmorden und Überfällen auf Schwarze. Das Abbrennen von Holzkreuzen war und ist zudem Symbol des Terrors gegen die schwarze Bevölkerung. 1924/25 hatte die Organisation auf ihrem Höhepunkt vier bis fünf Millionen Mitglieder. Sie propagierten das Konstrukt der Jüdischen Weltverschwörung. In den 50ern wurde der Klan, der sich mittlerweile antikommunistisch, antijüdisch und antikatholisch verstand, als Reaktion auf die Bürgerrechtsbewegung, die er fortan bekämpfte, wieder stärker aktiv. Im Laufe der 60er und 70er Jahre nahm der Klan auch Schwule und Lesben in sein Feindbild auf. 1988 ließ sich David Duke (in den 70ern Leiter der Public Relation-Kampagne des KKK) als Kandidat für den Gouverneursposten von Louisiana aufstellen und erhielt 35% aller Stimmen. 1990 kandidierte er für das Amt eines US-Senators. Heute gibt es sowohl eine legale politische Bewegung als auch den bewaffneten Terror des Klans, der sich nicht nur gegen Schwarze, sondern auch gegen AsiatInnen, ImmigrantInnen, JüdInnen, KommunistInnen und andere richtet, wenn auch der Haß auf Schwarze und die Vorbereitung des Rassenkriegs unverändert die Motivation aller KKK-Mitglieder bestimmt. Von auffällig vielen Gefängnisschließern und Polizisten ist heute bekannt, daß sie sich im Klan und ähnlichen faschistischen Organisationen organisieren.

[ 9 ]
Dhoruba Bin Wahad, ehemaliges BPP- und BLA-Mitglied. Er saß von 1971-1990 im Knast.

[ 10 ]
Anspielung auf den Savings & Loan Scandal 1990/1991, den großen Bankenzusammenbruch in den USA.

[ 11 ]
s. Fußnote im Interview mit Abdul Majid.

[ 12 ]
Als Chicanos bezeichnen sich die in den USA lebenden MexicanerInnen. Die Chicano-Bewegung in den 60er und 70er Jahren kämpfte gegen den Rassismus in der US-Gesellschaft und für ihre kulturelle Identität, ihre Sprache und ihr Land. (Die USA annektierte 1848 nach einem Krieg gegen Mexico mehrere heutige US-Bundesstaaten, u.a. das heutige Kalifornien und New Mexico). Die Chicano-Bewegung, die auch mit der BPP und dem American Indian Movement zusammenarbeitete, wandte sich auch gegen den Vietnam-Krieg und die Einberufung der Chicanos zur US-Armee. 1970 organisierten sie in L.A. eine Demonstration (mit mehreren tausend TeilnehmerInnen), in deren Verlauf drei Chicanos von der Polizei getötet wurden. Danach kam es zu tagelangen Aufständen in Los Angeles.

[ 13 ]
1968 kandidierte Eldridge Cleaver als Präsidentschaftskandidat für die Peace and Freedom Party.

[ 14 ]
Puertoricanische Bewegung: Die Young Lords begannen 1962 als eine Straßengang in Chicago. Sie kämpften gegen die Armut des Lebens im Ghetto und für Arbeitsplätze. Später entwickelten sie sich zu einer politischen Organisation, änderten ihren Namen in Young Lords Organization und griffen den Slogan auf: dem Volk dienen und es beschützen. In New York City gründete sich Mitte der 60er eine weitere Young Lords Gruppe. Ihre Aktivitäten waren die Einrichtung von Frühstücksprogrammen, eines Kindergartens und die Durchsetzung einer besseren medizinischen Versorgung. Später gründeten sie nach einer politischen Umorientierung die Young Lords Party als eine antiimperialistische, marxistisch-leninistische Kaderpartei nach dem Vorbild der Black Panther Party. Die Young Lords Organization und die Young Lords Party spielten eine wichtige Rolle in der puertoricanischen Community, da sie es erstmals schafften, den Kampf für die soziale Revolution in den USA mit dem Kampf für die nationale Unabhängikeit von Puerto Rico zu verbinden.

[ 15 ]
weltlich, nicht-religiös

[ 16 ]
s. Malcolm X-Biografie von Agipa Press

[ 17 ]
Eddy Murphy ist ein bekannter schwarzer Schauspieler und Komiker.

[ 18 ]
Republic of New Afrika (RNA): Am 31.März 1968 versammelten sich in Chicago über 500 VertreterInnen verschiedener nationalistischer und anti-imperialistischer Strömungen der Schwarzen Bewegungen, um die provisorische Regierung der RNA zu gründen. Die Frauen und Männer verabschiedeten eine Unabhängigkeitserklärung. Ihr Ziel ist ein autonomer Schwarzer Staat im Gebiet der fünf Südstaaten Louisana, Mississippi, Alabama, Georgia und South Carolina, dem Black Belt, in dem es einen hohen Schwarzen Bevölkerungsanteil gibt.

[ 19 ]
Stadtteil von New York, in dem es nach einem Mord eines weißen Polizisten an einem dominicanischen Mann 1992 zu Straßenkämpfen kam.

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