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Unterabschnitte

Das Abhören von Räumen

Die direkteste Kommunikationsform ist das Gespräch. Demzufolge ist Zuhören auch die direkteste Form, um über den Hörsinn etwas von jemandem aufzufangen. Beim Abhören handelt es sich dabei um Informationen, die nicht für einen bestimmt sind. Letzteres erfolgt äußerst häufig, und im Laufe der Zeit sind immer mehr Techniken entwickelt worden, die es dem Menschen ermöglichen, Ton und Gespräche aufzufangen.

Exkurs: Schwingung, Ton, Schall

Aber was ist nun eigentlich Ton? Ton ist Schall, und der hat mit Materiewellen zu tun: Teilchen beginnen zu schwingen, stoßen auf andere Teilchen, die daraufhin auch in Schwingung versetzt werden usw. Eine Schwingung (Welle), die an einer bestimmten Stelle beginnt, wird sich im Prinzip in alle Richtungen mit derselben Geschwindigkeit ausbreiten: Es entsteht eine Art kugelförmige »Außenhülle« aus Schall, die sich nach allen Seiten hin ausdehnt (ähnlich wie ein Luftballon, der immer weiter aufgeblasen wird). Diese »Außenhülle« wird Wellenfront genannt. Von einer gewissen Entfernung von der Schallquelle aus ist die Wellenfront bereits so breit, daß es für jemanden, der die Geräusche auffängt, so erscheint, als ob die Front »flach« wäre. Auch optisch kennen wir diese Erscheinung: Durch unsere beschränkte Sehkraft sehen wir den Horizont auch »flach«, während die Erde in Wirklichkeit rund ist.

Da »Schall« mit Materiewellen und Teilchen, die in Schwingungen versetzt werden, zu tun hat, könnten in einem luftleeren Raum keine Schallwellen entstehen, denn dort befinden sich keine Teilchen, die in Bewegung gesetzt werden können. Schallwellen gibt es nur dort, wo feste Materie, Flüssigkeiten oder Gase vorhanden sind.

Zwei Größen bestimmen die Schwingung der Teilchen und infolgedessen auch, wie die Schwingung auf Teilchen in der Nachbarschaft übertragen werden: die Frequenz, die sich auf die Geschwindigkeit bezieht, mit der das Teilchen schwingt, und die Amplitude, die den größten Ausschlag der Schwingung eines Teilchens von seiner Mittellage aus angibt.

Die Frequenz wird in Hertz (Hz) gemessen. Ein Teilchen mit einer Frequenz von 100 Hz schwingt 100 Mal pro Sekunde. Auf unserem Trommelfell werden die Frequenzen in unterschiedliche Tonhöhen »übersetzt«. Die Frequenz einer durchschnittlichen Stimme beträgt etwa 2.500 Hz, ein Ton von 50 Hz klingt beispielsweise äußerst tief. Unsere Ohren können Geräusche zwischen ungefähr 30 und 18.000 Hz wahrnehmen.

Die Amplitude wird von der Energiemenge bestimmt, die sich in einer Schwingung befindet. Jedes Teilchen, das anfängt zu schwingen, versetzt andere Teilchen in Schwingungen. Je weiter sich die Schwingung von der Schallquelle entfernt hat, desto mehr Teilchen werden von der Energie in einem dementsprechend großen Bereich betroffen sein. Die Schwingung wird also schwächer. An einem bestimmten Punkt wird der Schall so schwach, daß er von Menschen nicht mehr wahrgenommen werden kann. Die Amplitude wird in unterschiedlichen Maßeinheiten gemessen. Zum Messen der Lautstärke, also der Intensität des Schalls, werden meistens Dezibel (dB) verwendet.

Da Teilchen gleichzeitig Bestandteil von verschiedenen Schwingungen sein können, bestehen die meisten Geräusche, die wir erzeugen und wahrnehmen, nicht aus einer einzigen Tonhöhe. Es entsteht eine Schwingung, die sich aus einer speziellen Art Addition aller unterschiedlichen Frequenzen und Amplituden ergibt. Es würde in diesem Rahmen zu weit führen, diese mathematische Formel darzulegen.

Es ist jedoch wichtig, daß durch die Kombination von Tönen verschiedener Frequenz und Amplitude erkennbare Geräusche entstehen. Musik, Sprache und persönliche Sprachmerkmale (Stimme, Stimmfall, Betonung usw.) bestehen deswegen, weil wir sich daraus ergebende Geräusche wahrnehmen.

In bezug auf das Abhören, ist es wichtig zu wissen, daß auch das Umgekehrte möglich ist: und zwar die Zurückführung eines Geräuschs auf die unterschiedlichen Frequenzen und Amplituden, aus denen es besteht. Bestimmte Frequenzen können unterdrückt werden, wenn sie nicht relevant oder sogar störend sind. Dieses sogenannte »Filtern« wird in allen modernen Audiogeräten angewandt, um bestimmte Arten von Rauschen zu entfernen. Die übrigen Geräusche kommen dadurch besser zur Geltung.

Menschen hören mit ihren Ohren. Luftteilchen schwingen gegen das Trommelfell, das je nach Frequenzhöhe und Amplitudenpegel des Geräuschs in Schwingungen versetzt wird. Die Trommelfellbewegungen werden durch Nerven registriert, welche die dazugehörigen Impulse an das Gehirn senden. In einem Mikrofon geschieht eigentlich genau dasselbe. Die Membran übernimmt die Funktion des Trommelfells. Dessen Bewegungen werden in ein elektrisches Signal umgesetzt, das wiederum aus einer Addition aller Frequenzen und Amplituden besteht, die gemeinsam das Geräusch bestimmen. Das elektrische Signal eines Mikrofons ermöglicht es, das Signal weiter zu bearbeiten: Es kann auf Kassette, CD oder ähnliches gespeichert werden. In gespeichertem Zustand können danach diverse Filtermethoden angewendet werden, um die Qualität der Bestandteile, die für den Nutzer interessant sind, zu verbessern.

Zur Schallerzeugung benutzen wir unsere Stimmbänder, die über Schwingungen die sich daneben befindlichen Teilchen in Bewegung versetzen. Der Lautsprecher bildet die mechanische Variante der Stimmbänder. In einem Lautsprecher befindet sich eine Membran, die infolge eines elektrischen Signals in Schwingungen versetzt wird. Die Vehemenz und Geschwindigkeit, mit der die Membran schwingt, bestimmt dann wieder die Amplitude und Frequenz des erzeugten Schalls. In modernen Lautsprechern werden häufig zwei oder drei Membranen eingesetzt, weil es technisch nicht möglich ist, mit lediglich einer Membran schöne, naturgetreue hohe und tiefe Töne zu erzeugen.

Richtmikrofone

Es gibt eine ganze Reihe von Abhörtechniken. Die meisten werden zum Beispiel das Richtmikrofon kennen. In seinem Inneren befindet sich ein Teil, das Druck- bzw. Schallwellen in Elektrizität umwandelt. Das wichtigste Merkmal eines Richtmikrofons ist, daß ein »Spezialspiegel« verwendet wird, um Geräusche aus einer ganz bestimmten Richtung aufzufangen, so daß Hintergrundgeräusche aus anderen Richtungen herausgefiltert werden. Das Prinzip des sogenannten Parabolspiegels wird heutzutage vielfach angewendet. Dies ist beispielsweise bei Autoscheinwerfern der Fall. In diesen befindet sich eine relativ schwache Lampe, deren Licht über einen speziell geformten Reflektor so zurückgeworfen wird, daß es in eine einzige Richtung gesendet wird. Das Ergebnis ist ein kräftiger, konzentrierter Lichtstrahl.

Mathematisch läßt sich leicht errechnen, welche Form ein »Spiegel« haben sollte, um Schallwellen in einem Punkt zu bündeln (der sogenannte Brennpunkt oder Fokus). Die praktische Anwendung dieser Theorie bildet der Parabolspiegel. Siehe nachstehende Skizze:

Abbildung 3.1: Der Parabolspiegel. Alle Linien laufen im Brennpunkt zusammen
Parabolspiegel, 2.15k

Der Parabolspiegel wird zum Beispiel beim »Lauschen in den Weltraum« (Funkwellen-Sternwarten) und auch bei TV-Parabolantennen zum Empfangen von Satellitensignalen benutzt. Unter optimalen Verhältnissen und mit Hilfe moderner Filtertechniken ist es mit Richtmikrofonen möglich, auf Entfernungen mehrerer hundert Meter bishin zu ein paar Kilometern Gespräche aufzufangen. Die Wellenfront muß dann allerdings vollkommen gerade in das Mikrofon eingehen und völlig »flach« sein. Ein Problem dabei ist, daß extrem empfindliche Parabolrichtmikrofone auch äußerst empfindlich auf Abweichungen von den optimalen Verhältnissen reagieren.

Es gibt diverse Gründe, warum sich eine »ideale« Situation in der Praxis kaum ergibt. So kann die Wellenfront lediglich völlig gerade in das Mikrofon eingehen, wenn die abgehörten Personen stillsitzen. Außerdem dürfen sich zwischen Objekt und Mikrofon keine Hindernisse befinden. Gebäude, Bäume und Hügel bilden in diesem Zusammenhang störende Hindernisse.

Es entsteht eine »flache« Wellenfront, wenn sich der Schall in alle Richtungen mit derselben Geschwindigkeit fortpflanzt. Das ist jedoch infolge unter anderem des Luftdrucks, der Luftfeuchtigkeit, der Windgeschwindigkeit, atmosphärischer Schichten und anderer Faktoren nicht immer der Fall. Jeder kennt das Phänomen, daß bei einem kräftigen Sturm, das Geräusch schnell »verweht«. Aber auch Turbulenzen und Wärme, die durch eine vielbefahrene Straße verursacht werden, können die Arbeit mit einem Richtmikrofon über lange Entfernungen erschweren, beziehungsweise unmöglich machen.

Abgesehen davon besitzt das modernere Richtmikrofon einige andere Nachteile, es ist relativ teuer und seine Bedienung erfordert qualifiziertes Personal. Angesichts der Tatsache, daß für ein hochwertiges Richtmikrofon mehrere Zehntausend Mark hingeblättert werden müssen, werden sie nahezu ausschließlich von großen professionellen Lauschern benutzt. Und auch diese werden das Richtmikrofon nicht ohne weiteres routinemäßig benutzen, sondern nur innerhalb von Operationen, denen sie hohen Stellenwert beimessen.

Das kleinere Richtmikrofon ist ein Sammelname für eine Reihe von Techniken zum Auffangen von Geräuschen aus einer bestimmten Richtung, ohne daß dabei ein Parabolspiegel Anwendung findet. Das Grundprinzip ist sehr simpel: Alle Wellen, die aus einer anderen als der gewünschten Richtung kommen, werden unterdrückt. Falls das Signal, das übrig bleibt, sehr schwach ist, kann es mit Hilfe moderner Methoden verstärkt werden.

Das Grundprinzip ist leicht nachzuahmen, indem man eine Pappröhre an sein Ohr hält. Geräusche, die aus der Richtung kommen, in welche die Röhre gerichtet ist, sind dann gut zu hören, während andere Geräusche gedämpft werden (siehe Skizze).

Abbildung 3.2: Nur Linien, die nahezu parallel zur Röhre verlaufen, gelangen hindurch. Je länger die Röhre ist, desto präziser müssen die Linien in Höhe der Röhre hereinkommen, also parallel mit der Röhrenwand verlaufen. Dieselbe Folge ergibt sich, wenn die Röhre einen sehr geringen Durchmesser besitzt.
Signalauslöschung in einer Röhre, 1.08k

Es ist längst möglich, äußerst kleine Mikrofone zu bauen, in diesen Fällen wird eine dünne, kurze »Röhre« verwendet. Es gehört auch zu den Möglichkeiten, die Röhre mit einem speziellen akustischen Material auszutauschen, daß aus tausenden winzigen »Röhrchen« besteht. Ferner kann ein spezielles »Trommelfell« im Mikrofon benutzt werden. Indem man eine große Anzahl von Sensoren befestigt, ist zu ermitteln, welches Teil als erstes schwingt. Bei Geräuschen aus anderen Richtungen wird sich eine, zwar äußerst geringe, aber meßbare Verzögerung ergeben. Diese Signale können danach elektronisch herausgefiltert werden.

Alle diese Techniken werden bei den handelsüblichen Richtmikrofonen verwendet, die mittlerweile sehr verbreitet sind. Bei Musikkonzerten werden sie benutzt, um jedes Instrument einzeln unterscheidbar hören zu können, an modernen Videokameras befindet sich in der Regel ein gutes Richtmikrofon und sogar in einem Walkman besserer Qualität mit Aufnahmefunktion steckt gegenwärtig solch ein Mikrofon.

Für Abhörer haben kleine Richtmikrofone eine Reihe deutlicher Vorteile: Sie sind handlich, leicht zu verbergen und problemlos mobil einsetzbar. Sie sind auch äußerst einfach zu bedienen. Ohne daß weitere langwierige Einstellungen erforderlich wären, kann man einfach auf das abzuhörende Objekt zielen und mithören. Und sie sind billig genug (um die 1000 DM), um routinemäßig eingesetzt zu werden.

Die Empfindlichkeit genügt nicht, um über längere Entfernungen als 200 Meter noch ein erkennbares Signal aufzufangen. Sie sind jedoch dazu geeignet, einem Gespräch in einer vollen Kneipe, einem Theatersaal und ähnlichen Räumlichkeiten zu folgen. Voraussetzung ist allerdings, daß das Richtmikrofon immer auf die abgehörten Personen gerichtet ist. Wenn diese sich so schnell bewegen, daß das Richtmikrofon nicht hinterherkommt, wird das Abhörergebnis natürlich schlechter.

Reflexion

Reflexionsmethoden beruhen auf dem Prinzip, daß in einem Raum, in dem geredet wird, bestimmte Teile, wie Fenster mitschwingen. Mit Hilfe eines Laserstrahls, der auf das Fenster gerichtet ist, können diese Schwingungen aufgefangen werden. Technisch ausgedrückt, wird das zurückkehrende Signal durch das Schallsignal aus dem Zimmer moduliert.

Möglicherweise mutet dies wie Science-fiction an, das ist es aber absolut nicht. Lasergeräte werden seit Jahren von Geheimdiensten effektiv eingesetzt. Im spezialisierten Fachhandel ist bereits für etwa 4000 DM ein komplettes Set mit Infrarotlaser, Auffanggerät und Filtern erhältlich, mit dem bis auf ca. 200 Meter Entfernung ziemlich gute Ergebnisse erzielt werden können. Nachteil ist auch hier, daß sich zwischen dem abzuhörenden Gebäude und dem Gerät eine »Sichtlinie« befinden muß.

Nicht nur Fenster, sondern auch Spiegel und Lautsprecher können als »Spiegel« benutzt werden. Hier ein Beispiel aus der Welt von James Bond. Vor etwa dreißig Jahren schenkten die Sowjets dem amerikanischen Botschafter in Moskau eine mit prächtigen Stichen geschmückte Wandtafel. Der CIA untersuchte sie, konnte nichts finden, und sie wurde also aufgehängt. Nach einer gewissen Zeit merkte der CIA, daß starke Mikrowellen, wie vom Mikrowellenherd bekannt, auf das Gebäude gerichtet waren. Nach langen Nachforschungen bekam der britische Geheimdienst heraus, daß die Wandtafel einen Hohlraum enthielt, der sich als »Spiegel« für Mikrowellen eignete.

Kontaktmikrofone

Auch der Einsatz von Kontaktmikrofonen erfolgt »passiv«: Lauscher brauchen sich keinen Zugang zu den Räumlichkeiten, die sie abhören möchten, zu verschaffen. Es gibt verschiedene Kontaktmikrofonarten, die auf unterschiedlichen technischen Prinzipien basieren. Das Grundprinzip ist allerdings bei allen dasselbe: Schall, der in einem Zimmer erzeugt wird, versetzt auch die Wände des betreffenden Raums in Schwingungen. Indem man diese winzigen Schwingungen auf der anderen Seite der Wand auffängt und verstärkt, ist es möglich, die Schwingungen wieder in verständliche Geräusche zu »übersetzen«.

Soweit die Theorie. In der Praxis erweist sich dies jedoch als schwieriges Unterfangen. Es ist schwer vorherzusagen, welche Art Wand die Schwingungen an welcher Stelle gut leitet, und oftmals entstehen infolge von Schritten, Verkehr usw. »Hintergrundgeräusche«.

Für Abhörer ergeben sich hier folgende Vorteile: Das Mikrofon braucht nicht im Zimmer selbst installiert zu werden, und Kontaktmikrofone sind mit den üblichen Gegenabhörtechniken kaum aufzuspüren. Die ganze Anlage (Kontaktmikrofon, kräftiger Verstärker und ein Speichermedium wie ein Kassettenrecorder) kostet etwa 2000 DM, am Geld dürfte es also nicht liegen. Der große Nachteil ist, daß es beileibe nicht immer gelingt, eine gute Tonqualität zu erhalten. Wenn die Lage vor Ort zufälligerweise günstig und eine gut leitende Wand (oder Wasserleitung, Heizungsrohr usw.) vorhanden ist, so ist das Kontaktmikrofon ein effektives Mittel. Kontaktmikrofone gehören zur Standardausrüstung professioneller Lauscher.

Mikrofone in Räumlichkeiten

Ein im Raum installiertes Mikrofon bringt die beste Tonaufnahmequalität. In den USA und seit kurzem auch in den Niederlanden werden solche Aufnahmen in Gerichtsverfahren als beweiskräftiges Material zugelassen, in der BRD soll dies durch eine Gesetzesinitiative, dem sogenannten Großen Lauschangriff legitimiert werden. Daß dieses aber auch durch die Hintertür erfolgen kann, bekamen mehrere mutmaßliche Redakteure der Zeitschrift »radikal«, die von Juni bis Dezember 1995 im Knast inhaftiert waren, zu spüren. Ihr angeblicher Redaktionstreffpunkt in einem Haus in der Eifel war mit Wanzen gespickt. Die dort geführten Gespräche über Erscheinungsweise und Inhalt der Zeitschrift werden nun als Beweismittel gegen sie verwandt.

Dennoch haften auch an dieser Methode eine ganze Reihe Nachteile und praktische Probleme. So ist es erforderlich, den abzuhörenden Raum mindestens einmal zu betreten, was nicht immer einfach ist. Ferner besteht die Gefahr, daß die abzuhörenden Personen das Mikrofon finden und Gegenmaßnahmen ergreifen.

Das Verstecken von Mikrofonen bildet kein unüberwindbares Hindernis, da ein modernes Miniaturmikrofon mit Batterien kleiner ist als ein Fingerhut. Auch besteht die Möglichkeit, piezoelektrisches Papier zu verwenden. Dieses »Papier« setzt Druckunterschiede in elektrische Impulse um, wodurch es sich hervorragend als Mikrofon verwenden läßt. Sicherlich lassen sich in einem Raum, in dem mit Papieren gearbeitet wird, immer eine Vielzahl von Versteckmöglichkeiten finden ...

Das komplizierteste Problem des Ganzen ist in der Regel der Transport nach draußen. Man kann sich dafür entscheiden, den Minikassettenrecorder im Abhörraum zu verstecken. Der Nachteil ist, daß ein solcher Recorder relativ groß ist und der Abhörer regelmäßig den Ort betreten muß, um die Bänder zu wechseln.

Es können auch Minisender mit drahtloser Verbindung benutzt werden. Dies verleiht dem Abhörer die Möglichkeit, die Signale in ein paar hundert Meter Entfernung aufzufangen. Obwohl die gegenwärtigen Sender so klein wie eine Streichholzschachtel und also relativ einfach zu verstecken sind, haben sie dennoch eine Reihe von Nachteilen. Die Batterien reichen höchstens für ein paar Wochen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Techniken, mit denen die Sender geortet werden können.

In dem obengenannten Fall der Verwanzung einer angenommen Redaktionskonferenz der Zeitschrift »radikal« in der Eifel im September 1993, waren offensichtlich Wanzen u.a. in den Steckdosen (wegen der Stromversorgung) und in Tischbeinen versteckt worden. Die Aufzeichnung der Gespräche soll einige hundert Meter entfernt stattgefunden haben.3.1

Eine weitere Methode, das Schallsignal nach draußen zu transportieren, ist der Einsatz einer Kabelverbindung zu einem angrenzenden Raum. Dafür ist eine kleine Öffnung in der Wand erforderlich. In den meisten Räumlichkeiten ist das kein Problem (Steckdosen, Leitungen usw.). Die »Kabel« können auch aus hauchdünnen Glasfasern bestehen, die zum Beispiel von einem Metalldetektor nicht geortet werden können.

Eine interessante Glasfaservariante ist, nur eine einzige Faser im abzuhörenden Raum enden zu lassen. Von der »Empfangsseite« wird durch diese eine genauestens bestimmte Lichtart hindurchgeschickt, beispielsweise aus einem äußerst schwachen Laser oder einer gut justierten LED-Lampe. Eine LED ist eine kleine »Lampe«, die Licht in einer bestimmten Wellenlänge sendet. Jeder hat sie schon mal gesehen, Beispiele wären die kleinen roten, grünen oder gelben Lampen an modernen Stereoanlagen, Kameras u.ä. Die teureren Varianten sind präzise justiert. An der »Mikrofonseite« wird die Glasfaser von einer besonderen Membran bedeckt, welche die Lichtwellen zurückwirft. Diese Membran schwingt infolge produzierter Schallwellen auch mit und moduliert dadurch die Lichtwellen. Resultat ist ein extrem kleines »Mikrofon«, das praktisch nicht zu orten ist! Das Glasfasermikrofon ist, soweit wir wissen, noch nicht im Handel erhältlich, das Prinzip ist jedoch simpel. Ein paar Hobbybastlern in den USA ist es gelungen, solch ein Ding für ein paar tausend Mark an Materialkosten herzustellen.

Das Signal des Mikrofons kann auch über bereits vorhandene leitende »Verkabelung« transportiert werden. In diesem Zusammenhang sind Telefon, TV-Kabel, Stromnetz, Wasserleitungen und Heizungsrohre zu nennen. Der Vorteil ist offensichtlich: Es ist nicht erforderlich spezielle und auffallende Kabel zu verlegen. Außerdem kann das Signal auf diese Art und Weise mit niedriger Frequenz gesendet werden, wodurch es schwerer aufzuspüren ist. Auch für diese Techniken gilt, daß ein versierterer Elektroniktüftler für ein paar hundert Mark ein funktionierendes System basteln kann. Interessant ist die Tatsache, daß in den USA Experimente mit einem System durchgeführt werden, wonach es möglich sein soll, Nachrichten über das bestehende TV-Kabelnetz versenden zu können, um sich so an Spielen oder Diskussionsprogrammen zu beteiligen.

Auf diesem Prinzip soll das »interaktive TV« beruhen, daß auch bald in der BRD eingeführt wird. Mit einem Druck auf die Fernbedienung können dann Waschmaschinen und Bücher bestellt werden.

Gegenmaßnahmen

Bleibt uns noch, etwas über die andere Seite der Medaille zu melden: Wie können Lauschangriffe verhindert werden? Das erste und wichtigste ist, dafür zu sorgen, daß die Schallwellen nicht unnötig weit reichen. Also leise sprechen, wenn es niemand hören soll. Ferner gibt es unterschiedliche Methoden, Geräusche zu dämpfen. Es ist zum Beispiel bekannt, daß große Betriebe wie Philips besondere Sitzungsräume besitzen, die vollkommen schalldicht sind. Für Privatpersonen ist dieses drastische Verfahren allerdings nicht realistisch.

Dennoch gibt es eine Reihe von Methoden, die eventuellen Abhörern die Arbeit ganz schön erschweren. Bestimmte Dämmaßnahmen am Gebäude, wie Doppelfenster anzubringen, wirken sich auf die Richtmikrofone und Laser-Reflexionsgeräte störend aus. Weiter kann es sinnvoll sein, erkennbare Öffnungen in der Wand (wie zu große Löcher für Heizungs- und Wasserleitungen) abzudichten.

Tarnung, beziehungsweise das Vermischen von Gesprächen mit allerlei Hintergrundgeräuschen (Radio, heulendes Baby) funktioniert meistens, wenn es sich nur um neugierige Nachbarn handelt, gegen professionelle Abhörspezialisten hilft es wenig. Es ist heutzutage technisch leicht möglich, bestimmte Geräusche herauszufiltern. Man denke zum Beispiel an die vielen sogenannten Soundmix- und Samplergeräte. In diesem Zusammenhang gilt die Regel, daß die Filterung von Geräuschen sich in dem Maße vereinfacht, wie die »Störungsquelle« bekannt ist. Eine Kassette der Lieblingsgruppe, die jeden Tag gespielt wird, eignet sich also absolut nicht. Auch der in alten Filmen häufig benutzte Trick, Wasserhähne zu öffnen, ist gegenwärtig nicht mehr so sinnvoll. Eine interessante Variante könnte der sogenannte »Sonic Jammer« (Akustischer Klemmer) sein. Diese Methode basiert auf dem Prinzip, daß ein Schallsignal erzeugt wird, daß für das menschliche Ohr nicht hörbar ist, aber ein Mikrofon hingegen ganz schön durcheinanderbringt. Über deren praktische Anwendungsmöglichkeiten und Beschränkungen ist allerdings noch wenig bekannt. Möglicherweise eine Herausforderung für begeisterte Heimwerker?

Die älteste und immer noch wirkungsvolle Methode ist, bestimmte Informationen einfach für sich zu behalten. Darüberhinaus gibt es auch noch eine Reihe anderer Methoden, um miteinander geräuschlos zu kommunizieren, wie etwa die Zeichensprache für Gehörlose ... Die Wohnung für ein vertrauliches Gespräch zu verlassen, kann auch schon eine wirksame Möglichkeit sein. Die Frage, wohin der Ausflug in diesem Zusammenhang gehen soll, ist hier allerdings nicht ganz unerheblich. Im allgemeinen gilt, daß es viel schwieriger ist, technische Abhörhilfsmittel einzusetzen, wenn das Objekt mobil ist. Geht man in einem Wald spazieren, in dem Totenstille herrscht, ist es für die Lauscher einfacher, ein Richtmikrofon zu benutzen, als in einer Stadt mit Autos, Fußgängern und Straßenbahnen. Andererseits ist es dort jedoch nicht undenkbar, daß ein Abhörer direkt und ohne jegliche technische Hilfsmittel ein Gespräch mithören kann. So ist es an einem verkaufsoffenen Samstagnachmittag in einer vollen Fußgängerzone ziemlich schwer zu überprüfen, ob man verfolgt wird oder nicht.

Ferner ist es wichtig, einen Treffpunkt zu wählen, bei dem Mithörer nicht bereits im Vorfeld Maßnahmen treffen können. Regelmäßige »geheime« Besprechungen an einem Tisch im Café Klatsch und Tratsch bleiben nicht immer privaten Charakters ... Dabei bleibt es immer wichtig, sich bewußt zu sein, daß Abhörer auch die Fähigkeit des Lippenlesens beherrschen können. Diese Möglichkeit darf sicherlich nicht außer acht gelassen werden. Manche Leute können das sehr gut und mit Hilfe von Kameras sogar auf große Entfernungen. Dieses Risiko ist auf ein Mindestmaß zu begrenzen, indem man sich mehr dem Gesprächspartner zuwendet und gegebenenfalls etwas schneller und unartikulierter spricht.



Schließlich noch eine Reihe technischer Hinweise zum Orten von Abhörgeräten: Minisender sind am besten mit Hilfe von Spezialgeräten zu orten, die ein großes Spektrum an Funkfrequenzen aufspüren können und so angeben, ob sich in der Nähe ein Sender befindet. Mit Hilfe eines sogenannten Feldstärkemessers läßt sich ein Sender am billigsten orten. Dieses Gerät kann angeben, ob in der nahen Umgebung ein Signal gesendet wird (bei den meisten innerhalb eines Frequenzspektrums von etwa 30 kHz bis 2 MHz), aber nicht, was gesendet wird. Das heißt, daß das Gerät nicht anzeigen kann, ob die Strahlen vom eigenen Computermonitor, dem drahtlosen Telefon der Nachbarin, dem lokalen Sendemast fünf Häuserblöcke weiter oder einem Abhörsender stammen. Mit einer gewissen Erfahrung kann man, indem man planvoll an die Sache herangeht, dennoch ziemlich schnell die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sendequellen erkennen. Die Geräte besitzen den Vorteil, daß sie in eine Jackentasche passen und also überall anwendbar sind. Dies ermöglicht zum Beispiel die Ortung eines Peilsenders an einem Auto. Die Preise liegen je nach Empfindlichkeit und Benutzerfreundlichkeit zwischen 300 und 1200 DM.

Peilsender mal anders: bequem von Zuhause aus ...

Am modernsten ist es natürlich, die Spur der Peilsender per Satellit zu verfolgen. Von den niederländischen Justizbehörden ist bekannt, daß die dafür bereits verschiedentlich ARGOS in Anspruch genommen haben. ARGOS ist ein für wissenschaftliche Zwecke gedachtes Computer- und Satellitensystem, das beispielsweise dafür benutzt wird, Tiere, die mit einem Sender ausgerüstet sind, zu orten. Justiz und Polizei nutzen dieses System unter anderem, um Drogentransporten mittels versteckten Peilsendern zu folgen. Das Signal der Sender, niedrig auf dem 400 MHz-Band, wird von mehreren Satelliten empfangen, wodurch eine exakte Ortsbestimmung möglich ist. Die Ortsbestimmung ist über ein Computersystem abzurufen. Dieses »Tracking-System« wird auch in der BRD bereits verschiedentlich angewendet. Beispielsweise von großen Fuhrunternehmen, die ihre Transport-LKWs mit solchen Sendern ausrüsten, die ein unveränderliches Signal aussenden. Damit weiß die Zentrale, wo sich ihre jeweiligen LKWs in Europa gerade befinden und ob die Ware, ihren vorgesehenen Bestimmungsort auch tatsächlich erreicht. Auch Luxuslimousinen, gerne geklaut und in andere Länder verschoben, wurden schon mit Sendern versehen. Damit sind die Fahrzeuge immer lokalisierbar und die Transportrouten von Schieberringen zu ermitteln. Verschiedene Autoversicherer geben Preisnachlässe auf Fahrzeuge, die mit solchen Systemen ausgestattet sind. Aber der Halter eines solchen Fahrzeuges muß damit rechnen, daß Aufenthalt und Fahrtrouten permanent aufgezeichnet werden, auch wenn sein Auto gar nicht als gestohlen gemeldet wurde.

Die satellitengestützten Systeme senden ihre Signale allerdings nur in sehr großen Zeitabständen, manchmal nur alle 10 Minuten ein Signal, so daß sie für die Observation in einer Großstadt wahrscheinlich keine große Rolle spielen. Hierfür müssen Peilsender benutzt werden, die direkt vor Ort aufgefangen werden.

In Berlin versteckte die Polizei 1988 bei einem Mann, gegen den zwei Ermittlungsverfahren wegen Einbruch anhängig waren, einen Peilsender im Auto. Diesem fielen zuerst die ihn verfolgenden Beamten auf, dann ein kleiner Kasten mit Antenne, der unter seinem Wagen mit zwei Magneten befestigt war. Als er den Kasten seinem Anwalt übergab, wurde der flugs von der Polizei beschlagnahmt. Kein Wunder, eine richterliche Anordnung zur Durchführung dieser Maßnahme hatte nicht vorgelegen.3.2 Bei einem solchen Sender handelt es sich um einen Markierungssender, der ein bestimmtes Signal aussendet, daß den Verfolgern erlaubt, den eigenen Abstand zu dem Verfolgten zu bestimmen und so den Standort des Verfolgten einigermaßen genau herauszukriegen.



Es ist äußerst praktisch, zusammen mit einem Feldstärkemesser einen sogenannten Interzeptor zu benutzen. Dieses tolle Gerät, das oft kaum größer als ein Walkman ist, sendet ein Signal aus und scannt dann alle möglichen Frequenzbereiche durch, auf der Suche nach dem ausgesendeten Signal. Auf diese Weise können in der Nähe des Interzeptors angebrachte Sender/Wanzen geortet werden. Sind über das Gerät plötzlich die Stimmen anderer Leute in deinem Wohnzimmer zu hören, so wird es wirklich Zeit, gründlichere Nachforschungen anzustellen ...

Ein weiterer Vorteil ist, daß mit diesem Gerät auch der Funkverkehr von Personen, die einen observieren, abgefangen werden kann - sogar wenn man nicht genau weiß, auf welcher Frequenz dies erfolgt. Ein Nachteil des Apparats besteht darin, daß er zur Ortung etwa eine Sekunde benötigt. Infolge dessen kann er äußerst kurze Impulse, wie sie oftmals von Peilsendern ausgehen, übersehen. Der Feldstärkemesser besitzt diesen Nachteil nicht, da er das elektromagnetische Feld auf einmal mißt, ohne dabei alle Frequenzen einzeln abzusuchen. Deshalb ist es am besten, eine Kombination aus Interzeptor und Feldstärkemesser zu verwenden. Der Preis eines Interzeptors liegt bei ungefähr 1500 DM.

Wenn man wirklich gründlich suchen möchte, wird man einen Frequenzzähler benutzen müssen, mit dem zu ermitteln ist, welches die Frequenz eines gesendeten Signals ist. Da der Sendeverkehr im Äther ziemlich strengen Bestimmungen unterliegt, ist es leicht, eine Anweisung der Herkunft des Signals zu erhalten, wodurch unschuldige und verdächtige Signale einfach zu identifizieren sind.

Frequenzzähler und verwandte Geräte eignen sich jedoch nicht für Laien oder gelegentliche Benutzer. Sie sind teuer (ein paar Tausend bis mehrere Zehntausend Mark) und um sie angemessen verwenden zu können, ist ein gutes technisches Fachwissen unabdingbar.

Scanner sind Geräte, die Frequenzen auf der Suche nach Sendern durchlaufen. Bis vor ein paar Jahren war der Betrieb dieser Geräte in der BRD verboten. Mittlerweile gibt es eine Gemeinde von Hobbyscannern, die sich ein Vergnügen daraus bereiten alle nur erdenklichen Funksprüche aufzufangen. Die einfachsten Handscanner sind bereits ab 300 DM zu kriegen. Solche die auf bestimmte engere Frequenzbereiche einstellbar sind, ab etwa 700 DM. Füher war es generell verboten, bestimmte Frequenzen, wie die des Polizeifunks abzuhören, darauf wurde auch bei den meisten Geräten hingewiesen. Um einen Funkscanner ordentlich bedienen zu können, braucht es allerdings etwas Erfahrung, denn aus dem Kauderwelsch der Hobbyfunker wird beim ersten Hören niemand schlau.

Übrigens gilt für alle diese Geräte, daß sie nicht unfehlbar sind: Die modernsten »spread-spectrum«-Sender (siehe das entsprechende Kapitel in diesem Buch) können sie beispielsweise nicht orten. Und selbstverständlich geben sie nur über Abhöraktionen Auskunft, bei denen mit solchen Sendern gearbeitet wird.

Lauschangriffen mit Richt-, Kontakt- und Glasfasermikrofonen ist mit technischen Mitteln kaum etwas entgegenzusetzen. Manchmal ist es einfacher, die Personen zu erkennen, die jemanden abhören wollen, als die Geräte, mit denen sie das machen.

Manchmal gelingt dies allerdings auch mit den vorhin beschriebenen technischen Gegenmaßnahmen. So zeigte sich, daß in einem Fotokopierautomat in einem »sauberen« Raum in Stormont, dem Stadtparlament von Belfast, in dem sich Sinn-Fein-Vertreter zurückzogen, um sich während der Gespräche mit britischen Politikern in bezug auf den Friedensprozeß in Nordirland ungestört zu beraten, ein Abhörsender versteckt worden war. Dieser moderne Sender arbeitete auf einer Frequenz über 1000 MHz und benutzte »spread-spectrum«-Modulation. Der Sender wurde von Gerry Kelly während einer »Antiwanzenaktion« unter Verwendung eines Breitbandempfängers (»scanlock wideband receiver«) entdeckt. Die Entdeckung wurde den britischen Politikern mitgeteilt. Das Nothern Ireland Office verneinte, etwas mit dem Sender zu tun zu haben, republikanische Quellen wußten allerdings zu erzählen, daß es sich um eine typischen Wanze des britischen Geheimdienstes MI 5 handelte.



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