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Ein unentbehrlicher Apparat für Feuerwehrleute, angehende Eltern und (noch) nicht erfolgreiche Geschäftsleute ist der Funkrufempfänger. Es ist eine Lösung für weniger wohlhabende Leute, mit der sie permanent erreichbar sind.
Die Geburt steht vor der Tür und deine Partnerin legt sehr viel Wert auf deine Anwesenheit. Du bist aber unterwegs und suchst die Flohmärkte nach einem Kinderwagen für Drillinge ab. Aber du hast einen Funkrufempfänger mitgenommen. Das einzige, was deine Partnerin machen muß, ist die Zugangsnummer des Funkrufempfängers anzurufen. Der Empfänger in deiner Tasche fängt an zu piepsen und/oder zu vibrieren. Bei manchen Funkrufempfängern (Cityruf und Scall) ist es möglich, einen Zahlencode mitzusenden (höchstens 14 Zahlen) und bei den modernsten Typen kannt man sogar achtzig Buchstaben und Zahlen mitsenden. Dann ist auf einem Minibildschirm zu lesen, in welchen Abständen die Wehen kommen, wo du anrufen sollst oder welche Namen sie sich im letzten Moment ausgedacht hat.
Sobald im Fernmeldeamt eine telefonische Meldung für einen bestimmten Funkrufempfänger eingeht, wird zunächst über das Sendernetz ein Identifizierungscode gesendet. Der Funkrufempfänger erkennt daraufhin seinen Erkennungscode und reagiert darauf. Im Gegensatz zum Funktelefon werden beim Funkruf Informationen nur von einem Absender zu einem Empfänger transportiert. Gearbeitet wird auf einer festen Frequenz.
In der BRD gibt es das Eurosignal, das schon 1974 eingeführt wurde und auch in der Schweiz und Frankreich funktioniert. Es arbeitet im Bereich von 87,340 und 87,365 MHz. Es können bis zu vier Tonsignale übersendet werden. Das Gerät, welches man mit sich herumträgt, heißt Europiepser. Allerdings gibt es das System nur in den alten Bundesländern, in den neuen wurde es erst gar nicht eingeführt.
Dann gibt es seit 1989 den Cityruf, der in allen Großstädten der BRD funktioniert. Cityruf arbeitet im Bereich 469 MHz, Ende 1991 gab es bereits über 130000 Kunden in der BRD. Es gibt den Cityruf Text, bei dem bis zu 80 Ziffern oder Buchstaben gesendet, Cityruf Numerik, bei dem bis zu 15 Ziffern übersendet und Cityruf Ton, bei dem vier Tonsignale übersendet werden können.
Nur beim Cityruf Ton kann der Empfänger über das normale Telefon (Vorwahl 0154) angerufen werden, bei den anderen beiden Systemen ist ein Modem, ein spezieller von der Telekom vertriebener Tonsender, oder ein Datex-J Anschluß und ein Modem notwendig.
Seit Januar 1994 gibt es auch das Omniport System, das dem Cityruf ähnlich ist, bloß, daß die zu übermittelnde Nachricht über alle UKW-Radiosender, genau wie die Verkehrsfunkinformation (Radio-Paging), ausgestrahlt wird.
Dann gibt es noch Scall, das über die Telefonnummer 01681 zu erreichen ist. Es können bis zu 15 Ziffern und Tonsignale übersendet werden, die das Gerät dann speichert. Bei Scall fallen keine monatlichen Grundgebühren an, der Nutzer muß sich auch nicht mit seinem Namen irgendwo anmelden, das Gerät wird einfach gekauft, der Empfänger kostet je nach Anbieter ab 100 DM aufwärts.6.1 Die Anbieter werben mit dem Bild des modernen Yuppies, der seiner Freundin einen Scall schenkt, damit sie immer für ihn erreichbar ist. Ein Pager bietet also durchaus die Möglichkeit, eine einseitige Verbindung herzustellen, bei der, ohne daß der Anrufer sich zu identifizieren braucht, eine (Code)nachricht gesendet werden kann. Da der Pager nicht zu orten ist, ist er in den USA ein beliebtes Instrument für Drogenkuriere. Der Kurier hat einen Pager, der piept, wenn ein neuer Auftrag kommt. Der Pager zeigt den vorher vereinbarten Code an, aus dem beispielsweise hervorgeht, welche Menge, wann und wohin geliefert wird.
Die Frequenzen der Funkrufempfängernetze sind mit einem normalen Empfänger/Scanner leicht zu ermitteln. Mit Hilfe eines Computers und eines Umwandlers von etwa 250 DM, der das Funkrufempfängerprotokoll (Pocsag) in lesbare Zeichen umsetzt, können Funkrufempfängernachrichten empfangen werden. Auch der Funkrufempfänger ist also nicht gerade ein sehr intimes Kommunikationsmittel.
Der Nachteil von Pagern, wie Scall ist, daß es Funklöcher gibt. So funktioniert Scall nur in einem Radius von 50km um die Großstädte herum, und manchmal funktioniert es gar nicht, so etwa wenn du gerade in der Tiefgarage bist. Da die Funkrufempfänger (Pager) keinen Sender haben, gibt es auch keine Bestätigung, ob der Anruf angekommen ist. Der Anrufer kann also nie zu 100% sicher sein, ob die gewünschte Nachricht den Empfänger erreicht hat.
Außerdem braucht man dazu eigentlich noch ein Telefon, das im Tonwahlverfahren, auch Mehrfrequenzwahlverfahren (MFV) genannt, arbeitet. Das sind diese Telefone, die für jede Zahl einen unterschiedlichen Piepston ausschicken. Da in der BRD erst in kommender Zeit das gesamte Telefonsystem auf Tonwahl umgestellt wird, haben bislang nur neuere Telefone diese Möglichkeit. In Telefonzellen, die mit Telefonkarten betrieben werden und bei neueren Telefonen mußt du die folgenden drei Tasten drücken, um die MFV-Töne zu erzeugen, nämlich »-»«, »*« und »-»«. Zur Bestätigung endest du mit »#«. Hast du noch ein altes Telefon, das im Pulswahlverfahren arbeitet oder möchtest du einen Pager wie Scall über eine altmodische Telefonzelle anrufen, so mußt du dann über einen Sprachcomputer gehen, dem du die Zahlen laut und deutlich vorsprechen mußt. Ist die Verbindung schlecht, oder du sprichst etwas undeutlich, schaltet sich der Sprachcomputer einfach ab, und du mußt es wieder von vorne versuchen. Das kann ausgesprochen lästig sein.
Dieses Problem kannst du dadurch lösen, daß du dir einen Tonwahlsender zulegst. Das sind die kleinen Dinger, die du auch bei neueren Telefonanrufbeantwortern mitgeliefert kriegst, um eine Fernabfrage des Anrufbeantworters auszuführen. Das Gerät ist so groß wie eine Zigarettenschachtel und hat Tasten. Du hältst es einfach an den Telefonhörer und gibst dann deine Zahlenfolge ein. Diese Geräte sind im Fachhandel ab 5 DM erhältlich.
Anke und Carla können einander nicht anrufen, da das Telefon möglicherweise abgehört wird. Da sie nicht in der gleichen Stadt wohnen, überlegen sie, wie sie dennoch fernmündlich miteinander kommunizieren können.
Anke könnte von einer Telefonzelle aus zu einer Funkrufempfängernummer, die nicht von ihr selbst ist, eine Codenachricht senden. Carla, für die die Nachricht bestimmt ist, muß wohl permanent oder zu einem vereinbarten Zeitpunkt den Funkrufverkehr abhören. Wenn sie Nachrichten sieht, die der vorher vereinbarten Verschlüsselungsmethode ähneln, kann sie eine von Anke gesendete Codenachricht empfangen, erkennen und entziffern. Für den tatsächlichen Besitzer der Funkrufempfängernummer ist es eine unverständliche Nachricht und er wird denken, daß es sich um einen kleinen Irrtum handelte. Die Nachricht von Anke trampt gewissermaßen mit dem Funkrufverkehr eines anderen mit. Dies ist selbstverständlich nicht ganz gemäß der geltenden juristischen Bestimmungen.
Zu dieser Form des »joy-riding« eignen sich am besten die numerischen Funkrufempfänger. Sie sind von einer Telefonzelle aus relativ einfach zu bedienen. Die Codemöglichkeiten beschränken sich auf eine 14stellige Zahl. Die alphanumerischen Funkrufempfänger, mit denen eine Textnachricht gesendet werden kann, sind nur über einen Operator zu erreichen. In diesem Fall würde die Stimme von Anke auf Band aufgenommen werden, und das möchte sie nicht. Anke kann auch mit Hilfe eines PC eine Textnachricht senden. (Hast du übrigens schon mal versucht, von einer Telefonzelle aus zu modemen?)
Was ist für das »joy-riding« nötig? Zum Empfangen: Ein einfacher Empfänger/Scanner, der in der Lage ist, die Funkrufempfängerfrequenzen einzufangen, einen simplen Personal Computer, einen Funkrufempfänger-Umwandler (der das Funkrufempfängerprotokoll in lesbare Zeichen umwandelt) und die zum Umwandler gehörende Software (ein simples Kommunikationsprogramm). Umwandler und Software sind in den Niederlanden über Hacktic erhältlich (Tel. 0031-20-6222885).
Zum Senden: Eine Telefonzelle mit Tastwählern (Drucktasten mit Piepstönen). Ferner müssen Aufrufnummern von Funkrufempfängernummern bekannt sein. Um diese zu ermitteln, müssen erst ein paar Nachforschungen angestellt werden. In den Niederlanden zum Beispiel muß eine Funkrufempfängernummer mit der Zahlenreihe »06-5« anfangen. Danach sind noch sieben weitere Zahlen einzugeben.
Die Funkrufempfängernummer muß sich in einer der nachstehenden Nummernreihen befinden:
Entsprechende Frequenz | ||
Benelux: | 06-57500000/06-5799999 | 164.3500 MHz |
Niederlande: | 06-58000000/06-58749999 | 154.9875 MHz |
Niederlande: | 06-58750000/06-59549999 | 159.9900 MHz |
Numerische Funkrufempfänger enden immer mit einer 1 oder einer 5, es gibt allerdings »tone-onlys« (Funkrufempfänger, die nur ein paar Töne erzeugen), die mit diesen Zahlen enden.
Du versuchst nun eine Nummer, die sich in einer dieser Reihen befindet. Erhältst du daraufhin die Meldung »Funkrufempfängeranmeldung akzeptiert«, hattest du mit einem »tone-only«-Empfänger zu tun, und damit kommst du nicht weiter. Erhältst du die Nachricht: »Geben Sie Ihre Information ein«, so handelt es sich um einen numerischen Empfänger, den du benutzen könntest. Du gibst dann einen 14stelligen Zahlencode ein (mit »#« schließen) und hängst wieder auf.
Zu Hause setzt du dich an den Computer und schaust dir die eingegangenen Funkrufempfängernachrichten der letzten Periode an, unter denen befindet sich ganz gewiß die gesendete Nachricht. Der Funkrufempfängerverkehr steht jetzt offen. Es könnten die Vereinbarungen hinsichtlich Kodierung und Sendezeiten etc. getroffen werden.
In der Praxis könnte es so aussehen, daß man vereinbart, einmal am Tag eine Stunde lang den Funkrufempfängerverkehr abzuhören. Sollte es etwas zu vermelden geben, kann man innerhalb jener Stunde zu einer Telefonzelle gehen, ruft die Nummer an und gibt dann den Zahlencode ein. Die Empfängerseite braucht nur noch die vom Computer erstellte Liste der Funkrufempfängernachrichten durchzugehen und den vereinbarten Code zu entschlüsseln.
Die einzige Art und Weise, wie du geortet werden kannst, ist, wenn du regelmäßig von derselben Telefonzelle aus mit derselben Funkrufempfängernummer Nachrichten verschickst. Dabei besteht die Gefahr, daß der tatsächliche Besitzer der Nummer über die für ihn unverständlichen Nachrichten mit der Zeit mißtrauisch wird und Nachforschungen anstellen läßt.
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