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Drahtlose Telefonsysteme

Nach dem Lesen des Kapitels über Telefonverkehr müßten bereits eine Menge Illusionen ins Wanken geraten sein. Ort und Identität eines Fernsprechteilnehmers können bereits in dem Moment festgestellt werden, in dem im Fernmeldeamt die erste Schaltung gelegt wird. Das gleiche gilt natürlich auch für Mobiltelefone, Handys, Autotelefone, egal in welchem Netz sie sind, und für alle anderen Funkverbindungen.

Die interessantesten Alternativen, die sich zum klassischen Telefon anbieten, sind die nicht ortsgebundenen Kommunikationsmittel. Das Autotelefon zum Beispiel. Mit 120 Stundenkilometern oder mehr durch die Landschaft rasend rufst du deinen Dealer an, um deine Designer-Droge zu bestellen. Eine Minute telefonieren und du bist schon wieder beinahe zwei Kilometer weiter. Gerüchte besagen, daß, weil vom PKW keine Kabel zum Fernmeldeamt laufen, die Gespräche nicht so einfach abzuhören oder zu orten sind. Auch könnte man mit einem Handy am Hauptbahnhof telefonieren und schnell in den nächsten Zug springen und spurlos verschwinden.

Wer der Post nicht ganz vertraut, kann also immer noch andere mobile Kommunikationsnetze nutzen. Der Äther ist grenzenlos und für jeden frei. Das ist leider kompletter Unsinn.

Mobiltelefone

Mobiltelefone sind Telefone, die du mit dir herumtragen oder in dein Auto einbauen kannst. In der BRD gibt es vier Mobiltelefonnetze: C-Netz, D1, D2 und E-Netz.

Die älteren Netze sind eingestellt worden. Das A-Netz gab es seit 1958 und hieß Öffentlicher Mobiler Landfunk, bis es 1977 aufhörte zu existieren. Das B-Netz wurde Mitte der 80er Jahre vom C-Netz abgelöst, es hatte wegen der veralteten Technik nur eine Kapazität von 27000 TeilnehmerInnen.

Funkfrequenzen gehören zu den weltweit begrenzten Resourcen. Sehr viele Frequenzen sind für Polizei, Militär und andere Behörden reserviert, so daß für Mobiltelefone nur bestimmte Frequenzabschnitte zugelassen sind. Im C-Netz ist das der Frequenzbereich 451,3-455,74 MHz und 461,3-465,74 MHz. Die Kapazität geht bis 850000 TeilnehmerInnen.

Welche Wege nimmt ein Mobilfunkgespräch?

Autotelefone sind kleine Sender und Empfänger. Sie stehen mit einem Netz von Funkstellen in Verbindung, das seinerseits wiederum mit dem Telefonnetz der Bundespost verbunden ist. Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach. Alle Mobilfunkverfahren sind nach einem zellularen Prinzip aufgebaut. Es gibt überall in den Städten, zunehmend auch auf dem Land und immer entlang der Autobahnen Sende- und Empfangsmasten, auch Funkfeststationen genannt, die für den Mobilfunk zuständig sind. Wenn du mit einem Handy die Telefonnummer deiner Mutter wählst, strahlt das Handy, das nichts anderes als ein kleiner Sender ist, Signale aus. Wenn diese auf eine geeignete Funkfeststation treffen, erkennt diese die Signale und gibt sie an die Funkvermittlungsstelle weiter. Dort wird entschieden, ob ein Gespräch über die normale Telefonleitung gehen soll, oder ob die Signale zu einer anderen Funkfeststation geleitet werden, weil deine Mutter bespielsweise auch so ein hübsches buntes Handy hat. Das ganze passiert in Bruchteilen von Sekunden.

Wenn du nun im Auto fährst, kann es sein, daß du die Funkzelle recht schnell wieder verläßt. Damit das Gespräch weitergehen kann, muß es nun von der nächsten Funkfeststation übernommen werden, die eine etwas andere Funkfrequenz hat. Diese übernimmt das Gespräch, nachdem es dem Handy mitgeteilt hat, daß es nun auf einer etwas anderen Frequenz senden muß, als jener auf der du eben noch gesprochen hast. Das geschieht, damit sich die benachbarten Funkfeststationen nicht gegenseitig stören. Hiervon merkst du selber überhaupt nichts. Aber es ist klar, daß die ganze Zeit Daten erhoben werden, um überhaupt lokalisieren zu können, wo du gerade bist.

Du kannst mit dem Handy jede Telefonnummer der Telekom anwählen (und umgekehrt) und vom E-Netz ins D-Netz oder sonstwohin telefonieren. Dafür haben die Betreiber Schnittstellen eingerichtet, die das ermöglichen. Die Technik ist dabei so aufgebaut, daß sich ein Gespräch, wenn es begonnen wird, seinen Weg selber sucht. Das heißt, es kann sein, daß ein Gespräch über die normale Telefonkabelleitung geht, oder es sucht sich einen Weg über irgendeine günstige Richtfunkstation. Die Betreiber haben dazu Verträge mit den anderen Anbietern geschlossen, in denen sie sich gegenseitig ihre Leitungen, bzw. Funkfrequenzen vermieten. Deshalb sind auch die Gespräche innerhalb eines Netzes billiger, als wenn du in ein anderes Netz hineintelefonierst.

Was ist GSM?

Um die digitalen Übertragungsverfahren einheitlich zu gestalten, gab es 1982 eine Konferenz der EG-Postminister, auf der der GSM-Standard beschlossen wurde. GSM (Global System for Mobile Communication, Globales System für Mobile Kommunikation) regelt, in welcher Art und Weise die Sprache in digitale Signale umgewandelt, komprimiert und die Zeittakte in welchen sie gesendet werden, außerdem, welche Frequenzen für Hinweg, Rückweg und für die Verbindung der Feststationen benutzt werden.

Es ist immer wieder zu hören, daß der GSM-Standard ein hohes Maß an Sicherheit mit sich bringt, da die Daten verschlüsselt durch den Äther geschickt werden.

Das digitale Signal wird nämlich vor der Versendung einmal kodiert. Zu diesem Zweck wird der A5-Verschlüsselungsalgorithmus verwendet, der bis vor kurzem noch militärischen Zwecken vorbehalten war. Die Verwendung dieser Verschlüsselungstechnik galt lange als ein Hindernis für ein weltweites GSM-Netz. Es wurde behauptet, daß die Verschlüsselung so kompliziert sei, daß westliche Nachrichtendienste (wie die National Security Agency), die über ein solches Netz geführten Gespräche nicht mehr so ohne weiteres abhören könnten und es daher ideal für Kriminelle und Terroristen wäre. Das System darf deshalb nur an Betreiber verkauft werden, die bereit sind, ihr System offiziellen Überwachungskontrollen zugänglich zu machen. Das bedeutet, daß vorläufig lediglich NATO-Länder und der NATO freundlich gesinnte Staaten GSM benutzen dürfen. Mittlerweile ist auch dies bereits überholt, da die Kodierungen, mit denen GSM arbeitet, auch schon wieder entschlüsselt wurden. Der Ehrlichkeit halber ist jedoch zu erwähnen, daß es zur Zeit erhebliche Anstrengungen und Investitionen bedarf, um GSM-Nachrichten entschlüsseln zu können.

Abbildung 5.1: Prinzipielle Struktur eines Funknetzes. Quelle: Bosch
Prinzipielle Struktur eines Funknetzes, 1.56k



Für jedes Handy brauchst du eine Telefonkarte, die eigentlich SIM-Karte heißt. SIM steht für Subscriber Identification Module, also die Benutzer-Identifizierungs Einheit. Auf dieser Karte ist deine Telefonnummer eingespeichert, sowie einige persönliche Daten. Der Zugang zu der Karte ist mit einem vierstelligen PIN-Code gesichert, wird dieser drei Mal falsch eingegeben, wird die Karte automatisch gesperrt.

Manche Leute wechseln öfters ihre Telefonkarten, das heißt, sie benutzen Karten, die anderen gestohlen oder abgekauft wurden. Damit hat das Gerät, von dem aus telefoniert wird, eine andere Telefonnummer (weil die nämlich mit der jeweiligen Karte festgelegt wird, die in das Gerät wandert). Da der GSM-Standard für die meisten europäischen Länder gilt, kann man diese Karten auch im Ausland kaufen, wo es teilweise auch billigere Tarife gibt. Diese Methode erschwert den staatlichen Abhörern ihre Arbeit erheblich, insofern diese nur deine bekannte Telefonnummer abhören. Wird eine Person aber gleichzeitig auch observiert, dann ist den Observierenden bekannt, wann und von wo aus sie telefoniert hat, und es kann herausgefunden werden, welche Telefonnummer sie tatsächlich benutzt. Kartenwechsel verschafft also einen kleinen Vorsprung, ist aber recht aufwendig und teuer, weil immer wieder neue Telefonkarten nötig sind.

Im GSM-Standard ist außerdem noch festgelegt, daß jedes Handy eine eigene Gerätenummer hat, die bei Bedarf und unabhängig von der Benutzertelefonkarte gesperrt werden kann, etwa wenn das Gerät geklaut wurde. Das heißt, es ist vorgesehen, daß bei jeder aufgenommenen Verbindung, auch die fest im Gerät gespeicherte Nummer übermittelt wird. Im D2-Netz wird dies seit August 1994 als zusätzlicher Service angeboten. Inwieweit das aber tatsächlich funktioniert, wissen wir nicht.

Wie sicher sind die Mobiltelefone?

Hinsichtlich des Schutzes der Privatsphäre sind die Schwachpunkte ganz offensichtlich. Wer sich wie die staatlichen Behörden der Mitarbeit der Post erfreuen darf, wird wenig Schwierigkeiten haben, Autotelefone abzuhören. Das Abhören von Autotelefonen im größeren Stil durch das Fernmeldeamt war bis vor kurzem noch mit technischen Problemen verbunden, so sich der Teilnehmer während des Gesprächs bewegte und damit die Funkzelle wechselte. Aber genau deswegen wurde ja die neue Fernmeldeanlagen-Überwachungs-Verordnung (FÜV) verabschiedet.

Autotelefongespräche werden, wie gesagt, durch den Äther geschickt und sind so leicht aufzufangen. Sogar ein Scanner von ein paar hundert Mark genügt, um jedes im C-Netz geführte Autotelefongespräch mithören zu können. Wenn jemand zum Beispiel weiß, innerhalb welches Frequenzbereichs sich das Autotelefon befindet, ist es ein Kinderspiel, dies einzuprogrammieren und mitzuhören. Beim analogen C-Netz kann man den Gesprächen dann, vorausgesetzt man hat einen Invertierungsdecoder, folgen. Bei den digitalen Netzen wird ein digitaler Funkscanner benötigt (der über 30000 DM kostet),5.5außerdem muß ein Abhörer über die Möglichkeit verfügen, den A5 Verschlüsselungsalgorithmus knacken zu können. Das ist aber lediglich für Amateure ein mathematisch-technisches Problem. Nach Informationen der Computerzeitschrift CHIP macht das dem Bundesnachrichtendienst überhaupt keinen Kummer. Er ist in der Lage, jedes beliebige Mobilfunkgespräch über Richtfunkstationen abzuhören,5.6 und die im GSM Standard verschickten Gespräche routinemäßig zu entschlüsseln.

So hat die Polizei von Utrecht beispielsweise im Rahmen einer Ermittlung gegen »schwere Kriminelle« zwei Jahre lang alle Autotelefongespräche in ihrem Bezirk aufgenommen, um am Ende ein paar Gespräche herauszufiltern. Keine gerade sehr selektive Ermittlungsmethode und eine Verletzung der Privatsphäre vieler hundert Menschen. Solche Fahndungsmethoden machen es »schweren Kriminellen«, die gerne Miettelefone benutzen (registriert auf einen anderen Fernsprechteilnehmer oder technisch angepaßte Autotelefone) nahezu unmöglich, sich einer Überwachung zu entziehen.

Aus zehntausenden Gesprächen, die auf Tonband festgehalten sind, können durch eine Stimmenanalyse, die Gespräche einer bestimmten Person ermittelt werden. Es ist dabei gleichgültig, über welche Nummern die Gespräche geführt wurden. Durch das »Stimmenprofil«, einer Spektralanalyse der Stimme, kann der Computer mühelos die gesuchte Stimme erkennen.

Es gibt auch Tricks, etwas selektiver mitzuhören. Für den professionelleren Abhörer ist es mit ein paar Zusatzgeräten (einem sogenannten Frequenzzähler und einem Computer) kein Problem, herauszufinden, auf welcher Frequenz das Gespräch eines Autos vor oder hinter ihm durchgegeben wird. Das berühmteste Opfer dieser Methode war der englische Kronprinz Charles, dessen intime Äußerungen an die Adresse seiner geheimen Mätresse der Boulevardpresse wochenlang hohe Auflagen besorgten.

Nur wenige Fernsprechteilnehmer sind sich bewußt, daß, wenn sie von einem Autotelefon aus angerufen werden, sie sich in einen gläsernen Bürger verwandeln und ihre Intimsphäre mit der eines Nachrichtensprechers in einer Livesendung vergleichbar ist.

Autotelefongespräche mitzuhören ist weder in den Niederlanden noch in der BRD gesetzlich verboten. Es ist lediglich nicht erlaubt, die dabei gewonnene Information zu verarbeiten, aufzunehmen, weiterzugeben, aber wen kümmert das schon?5.7

Wo ist das Handy?

Ein weiterer Nachteil der Mobiltelefone ist, daß auch das nicht benutzte Gerät immer leicht zu orten ist. Dank des Prinzips, daß das Mobiltelefon automatisch der Funkstelle seine Betriebsbereitschaft meldet, kann aufgrund des Identifikationscodes, den das Telefon der Funkstelle meldet, ermittelt werden, in welcher Funkzelle sich das Handy befindet. Anders gesagt: Wenn das Gerät eingeschaltet ist, weiß das Netz, wo du bist, auch wenn du nicht telefonierst. So kann das Mobiltelefon bis auf 500 Meter Genauigkeit geortet werden. Im E-Netz ist diese Ortung auf Grund der kleineren Funkzellen sogar noch genauer. Die Bestimmung des Aufenthaltsortes des Benutzers ist so genau, daß es sich für die Polizei lohnen würde, schweren Kriminellen ein kostenloses GSM-Gerät anzubieten.

Es gibt auch Anzeichen, daß die Daten ziemlich lange gespeichert werden. Dies wurde im Juni 1995 zwei Schwerbewaffneten zum Verhängnis, die mehrere Supermärkte überfallen hatten. Sie waren durch häufiges Telefonieren mit ihrem Handy aufgefallen. Die Polizei konnte dadurch ihren Standort ziemlich exakt bestimmen und die beiden festnehmen.5.8

Im Untersuchungsausschuß zum Tode Uwe Barschels (dem CDU-Politiker mit Kontakten zu Waffenhändlern, der trotz Ehrenwortes 1986 mit einer Flasche Rotwein tot in einer Genfer Badewanne aufgefunden wurde), konnte Monate später mit Hilfe der Post festgestellt werden, mit wem Barschel, wann von seinem Autotelefon aus gesprochen hatte.5.9

Trotz all dieser Nachteile gibt es auch in kriminellen Kreisen ziemlich viel begeisterte Mobiltelefonbenutzer. Besonders besser organisierte Banden verwenden ein fortwährend wechselndes Sortiment gestohlener Autotelefone, deren Identifikationscodes verändert werden. Man benutzt einen Apparat niemals lange hintereinander und hofft, so der Polizei immer eine Nasenlänge voraus zu sein. Es ist überflüssig zu erklären, daß dafür viele Investitionen getätigt werden müssen und eine Menge Fachkenntnisse erforderlich sind. Außerdem besteht, wie gesagt, die Gefahr, daß man durch Stimmenanalyse dennoch erwischt wird.

Abschließend kann gefolgert werden, daß analoge Mobiltelefone vorläufig ein äußerst indiskretes Medium sind. Mit der Einführung von GSM ist es zwar zu vermeiden, daß jeder einfach so mithören kann, staatliche Stellen genießen dieses Privileg jedoch weiterhin. Wer vermeiden möchte, daß seine Gespräche abgehört werden, wird auf Sprachverschlüsselungssysteme oder verschlüsselten Modemverkehr zurückgreifen müssen.


Tabelle 5.1: Funkfrequenzen der Mobiltelefone
C-Netz: 451,3-455,74 MHz und 461,3-465,74 MHz.
D1-Netz: 890,0-915,0 MHz (Sendefrequenzen der Mobilstationen/Handys);
  935,0-960,0 MHz (Sendefrequenzen der Basisstationen)
D2-Netz: wie D1-Netz
E-Netz: 1710-1880 MHz


Andere drahtlose Telefonsysteme - schnurlose Telefone

In der letzten Zeit werden immer häufiger schnurlose Telefone verwendet, die mit einer Funkstelle in Verbindung stehen, die an das Fernmeldenetz angeschlossen ist. Die meisten Geräte funktionieren auf eine Entfernung von 50-500 Metern, oftmals auch weniger. Die Kommunikation verläuft durch den Äther und kann im Prinzip abgefangen werden. Mit etwas technischem Fachwissen ist es sogar nicht schwer, in die Funkstelle des Nachbarn einzubrechen und kostenlos zu telefonieren.

Die am weitesten verbreitete Technik ist die nach dem CT 1-Standard, bei dem die Sprache unverschlüsselt und unverschleiert übertragen wird, bzw. nach dem CT 2-Standard, bei dem die Sprache verschleiert wird. Bei beiden Gerätetypen können mit im Fachhandel erhältlichen Funkscannern die Gespräche abgehört werden, wobei beim CT 2 Standard ein mittlerweile ebenfalls im Fachhandel erhältlicher Invertierungsdecoder erforderlich ist. Es ist also ohne weiteres möglich, mit so einem Funkscanner die Gespräche in der Nachbarschaft mitzuhören.5.10

Neuere schnurlose Telefone, die dann auch um einiges teurer sind, verwenden den DECT-Standard, bei dem die Daten digitalisiert werden, so daß zum Mithören das Übertragungsprotokoll bekannt sein muß. Hierbei gibt es einige Geräte, die auch verschlüsseln können, davon wird aber bislang kaum Gebrauch gemacht. Der DECT-Standard soll ab 1997 zum europäischen Standard für schnurlose Telefone werden, bis dahin jedenfalls ist noch mit vielen Geräten zu rechnen, die kaum Privatsphäre garantieren.5.11

Anrufbeantworter

Heike hat sich einen neuen Telefonanrufbeantworter zugelegt und Marina möchte sie dazu beglückwünschen. Im Hintergrund hat Marina das Radio laufen, das unablässig Hits von sich gibt. Sie ruft Heike an, der Anrufbeantworter meldet sich und Marina hält den Telefonhörer vor das Radio. Aber anstatt nun Heike die lieben Grüße zu übermitteln, spult der Anrufbeantworter nun scheinbar ganz von alleine alle eingegangenen Nachrichten ab, und alle wundern sich.

Fast alle modernen Anrufbeantworter haben die Möglichkeit zur Fernabfrage. Dazu wählst du die Nummer deines Apparates und gibst mit dem Mehrtonwahlpiepser, der bei fast allen Anrufbeantwortern mitgeliefert wird, deinen »Geheimcode« ein. Meistens ist das eine dreistellige Zahlenkombination, die dem Anrufbeantworter als Piepsen dreier verschiedener Töne übermittelt wird. Gäbe es nun eine Maschine, die in der Lage wäre, sehr viele dieser Piepstonkombinationen zu senden, könnte damit in die meisten Anrufbeantworter eingedrungen und dann entweder die eingegangenen Nachrichten abgehört oder auch ein neuer Ansagetext draufgesprochen werden. Eine solche Maschine zu bauen, ist für den Interessierten nicht weiter schwer.5.12 Vom Prinzip her gibt es dazu zwei Möglichkeiten. Entweder der Codeknacker produziert ein Geräusch, das alle 10 Zahlenpiepstöne auf einmal von sich gibt. Das wird für die billigeren Anrufbeantworter ausreichen, da diese nicht überprüfen, ob falsche Töne gesendet werden, sondern nur auf die richtigen Töne reagieren. Oder ein solcher Codeknacker geht in kurzer Zeit viele Dreitonkombinationen durch.

Die meisten billigen Anrufbeantworter machen allen nur erdenklichen Unfug, wenn ihnen wie im obigen Beispiel eine Musiksendung vorgespielt wird, weil sie dabei wie auf die drei Piepstöne reagieren.

Raumüberwachung per Anrufbeantworter

Da auch der Anrufbeantworter ein Mikrofon bzw. einen Lautsprecher besitzt, was bei den meisten Geräten das gleiche ist, sind Anrufbeantworter anfällig für Raumüberwachungen, die »frequency flooding« (Frequenzfluten) benutzen. Dazu haben wir bereits im Kapitel »Wo sitzt die Wanze und wie funktioniert's« bereits etwas geschrieben. Beim Frequenzfluten muß das angeflutete Telefon nicht klingeln!

Manche Anrufbeantworter haben auch eine eingebaute Möglichkeit zur Raumüberwachung. Dazu muß von einem anderen Apparat angerufen werden, wieder eine meist dreistellige Piepstonfolge übersendet werden, und sofort ist hören, was in dem Raum, wo das Gerät steht, gesprochen wird. Beispielsweise kannst du damit überprüfen, ob dein Babysitter vielleicht gerade eine wilde Party feiert. Auch gibt es Anrufbeantworter, die dabei nicht einmal klingeln. Sollte jemand deinen Fernabfragecode kennen oder wird dieser per Schnelldurchlauf mit einem Codeknacker geknackt, oder hast du mal einen Stromausfall und dein Fernabfragecode wurde gelöscht, können unerwünschte Dritte bei dir mithören.5.13

Als Gegenmaßnahme ist es sicherlich am einfachsten, den Anrufbeantworter auszuschalten, aber dann kannst du keine Nachrichten mehr empfangen. Den Anrufbeantworter in den Kühlschrank zu stellen oder ein lautes Radio daneben, wird den unterbezahlten Privatdetektiv in die Verzweiflung treiben, professionelle Abhörer sind damit aber kaum zu beeindrucken.



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