Praxis: Über
das Erkennen und Öffnen von Briefbomben
In dieser Ausgabe
setzen wir unsere „Praxis"-Reihe fort. Im Vorwort zur letzen Radi schrieben
wir, daß wir diesen Beitrag ohne eine Diskussion darüber geführt zu haben
nicht veröffentlichen wollen. Unsere Hauptschwierigkeit damit war die
Möglichkeit, daß er von der Gegenseite zur Perfektionierung des Baus von
Briefbomben zweckentfremdet werden könnte. Unsere Absicht - die Erhöhung
unserer eigenen Sicherheit - wäre damit ins Gegenteil verkehrt worden.
Andererseits hieße das, das uns vorliegende Wissen zurückzuhalten - ein
Know-how, daß Menschen durchaus vor schweren Verletzungen oder Schlimmeren
schützen könnte. Diese Überlegung gab den Ausschlag für die Veröffentlichung.
Potentielle Briefbomben-Hersteller werden vielleicht dadurch vom Bau abgehalten,
(weil ihnen die Mittel fehlen, die zur Herstellung einer von uns nicht
zu erkennenden Briefbombe, notwendig sind. Und den „Profis", gegen deren
Briefbomben wir mit unseren Möglichkeiten eh' nichts ausrichten können,
erzählen wir sicherlich nichts neues. Öffnen von Briefbomben Ähnlich verhielt
es sich mit dem letzten Beitrag der Praxisreihe über das sichere Arbeiten
mit Computern (radi 147). Mit der Veröffentlichung gaben wir einen Teil
unseres Wissenstandes an die Bullen preis. Andererseits schützt der Artikel
Computerlaien vor drohender Strafverfolgung. Eure Reaktionen darauf gaben
uns recht...
Der Anlaß für die aktuelle Auseinandersetzung mit Briefbomben war die
Veröffentlichung von Adressen linker Menschen und Zentren in der Nazi-Postille
„Einblick" und der nahezu zeitgleich stattfindenden Briefbombenwelle in
Österreich. Dadurch wurde in linken Zusammen hängen verstärkt darüber
nachgedacht, wie mensch sich gegen Briefbomben schützen kann - nur wenige
hatten jedoch konkrete Anhaltspunkte, wie mit verdächtiger Post umzugehen
ist. Die „interim" veröffentlichte daraufhin in einer Dezemberausgabe
einen ursprünglich aus Schweden stammenden Artikel, der vor allem auf
die Problematik des Öffnens verdächtiger Post eingeht. Doch auch nach
seiner Lektüre blieb ein Haufen Fragen offen. Wir haben diesen Artikel
überarbeitet und die Frage “Wie erkennt mensch eine Briefbombe?” ergänzt.
Das Befolgen der Tips dieses Artikel stellt keinen vollständigen Schutz
gegen Briefbomben dar. Um allen denkbaren Varianten etwas entgegen zu
setzen, haben wir nicht die geeigneten Mittel wie Röntgengeräte, Sprengstoffdetektoren
oder Schutzräume und -geräte zum Öffnen verdächtiger Sendungen. Und die
Varianten, die wir behandeln, decken wahrscheinlich nur einen Bruchteil
der Postsendungen ab, die z.B. in einem durchschnittlichen Infoladen eingehen.
Aus dem, was wir im Folgenden schreiben, ergeben sich drei GROSSE Einschränkungen:
A) Sendungen, die dicker als ca. 1cm sind (z.B. Päckchen), können mit
diesen Tips nicht als Briefbomben erkannt werden. B) Sendungen, die weder
Metall noch starre Gegenstände enthalten, können nicht als Briefbomben
erkannte werden. C) Sendungen mit einem Gewicht von mehr als 100g (bzw.
50g vermuteten Sprengstoff), bei denen ihr vermutet, daß es sich um eine
Briefbombe handeln könnte, dürfen nicht mit der Methode der schwedischen
Genossinnen geöffnet werden. Unsere Tips sollen denjenigen, die sich Gedanken
über verdächtige Post machen, mit der Vermittlung von einfachen technischen
Fakts Orientierungshilfen geben, um eine verdächtige Sendung besser einschätzen
zu können. Um zu wissen, mit welchem technischen Know-how die Faschos
arbeiten und auf was wir uns einstellen müssen, wäre es wichtig, sich
intensiv mit ihren einschlägigen Publikationen auseinander zu setzen.
Uns lag nur eine Datei aus einer ihrer Mailboxen vor, in der zwar der
Bau von Sprengkörpern beschrieben wird, aber zum Thema Briefbomben fanden
wir dort nichts. Wir sind uns jedoch sicher, daß es unter unserer geneigten
LeserInnenschaft Menschen gibt, die sich genauer in den Faschopublikationen
umgeschaut haben. Deshalb ergeht folgender Aufruf: .Solltet ihr solches
Material haben, 'schickt es uns zu, damit wir es auswerten können. Das
gilt natürlich ebenso für Kritik an diesem Artikel, anderen Tips usw...
Noch ein paar Worte zu Briefbomben an sich: Wir lehnen die Briefbombe
als politisches Kampfmittel ab. Denn es ist unter keinen Umständen gewährleistet,
daß nicht Unbeteiligte, wie PostbeamtInnen oder Leute, die anstelle des
Adressaten die Post aufmachen, zu Schaden kommen.
Das Erkennen...
Eine „gut" gemachte Bombe kann mit den uns normalerweise
zur Verfügung stehenden Mitteln nicht erkannt werden. Dennoch einige
Hinweise und Anhaltspunkte:
A) Das
Äußere der Sendung
1. Absenderin / Art der Zustellung
Seid vorsichtig, wenn es sich um unverlangte Post handelt, wenn der Absender
unbekannt ist oder die Sendung nicht mit der Post zugestellt wurde. Aber
auch dann, wenn diese Kriterien nicht zutreffen, ist Vorsicht angesagt.
Denn auch ein Brief, der so aussieht, als käme er von einer Freundin,
einer Organisation, mit der ein Briefwechsel besteht oder von einem Bücherversand,
von dem normalerweise Post kommt, könnte eine Bombe enthalten. Der schwedische
Artikel berichtete von einer Briefbombe, deren Absender dem einer schwedischen
antirassistisehen Organisation nachgebildet war. Wenn ein Verdacht besteht
und der/die Absenderin bekannt ist, klärt telefonisch, ob diese Sendung
wirklich von dem/der Absenderin stammt. Oder vergleicht die Schrift oder
Stempel mit evtl. noch vorhandenen Briefen des gleichend Absenders (Vorsicht:
das könnte nachgemacht sein!). Um schon an dieser Stelle sicher gehen
zu können, ist es sinnvoll, sich folgendes Verhalten anzugewöhnen: Wenn
eine Sendung mit ungewöhnlichem Aussehen oder Inhalt verschickt wird,
sollte der/die Empfängerin vor Eintreffen dieser Sendung anderweitig informiert
werden. Oder macht einen eindeutigen, nur euch bekannten Code bzw. Kennzeichnung
aus, der dann immer auf euren Sendungen aufgebracht wird. Macht eine Kopie
des verdächtigen Briefes, um wenigsten das ursprüngliche Aussehen des
Briefes zu retten, falls das Ding hochgehen sollte. Damit können dann
Genossinnen gewarnt werden.
2. Das Aussehen Von Amateuren gefertigte Bomben können nicht so flach
sein wie eine Zeitung oder ein paar Blatt Papier. Daher müssen (die meisten)
Briefbomben irgendwie vom Aussehen eines Standardbriefes abweichen. Kontrolliert
auch, ob Drähte oder metallische Teile aus dem Brief herausragen. Profis
hingegen könnten Plastiksprengstoff so formen, daß er aussieht wie ein
dünnes Blatt, aber dann müssen immer noch Zünder, Drähte und Batterie
so in der Sendung versteckt werden, daß es nicht auffällt. Auch die „österreichischen
Briefbomben" wurden angeblich von „Profis" hergestellt (siehe Kasten).In
dem schwedischen Beitrag ist an der entsprechenden Stelle vom sog. ”siebten
Sinn" die Rede. So unkonkret diese Passage auch ist, wollen wie sie doch
hier wiedergeben. Vielleicht kann irgendwer damit was anfangen: “Ein Sicherheitsexperte
in Sachen Bomben meinte, es wäre wichtig, einen siebten Sinn zu entwickeln.
Da du nicht weißt, welcher Brief eine Bombe enthalten kann, mußt du jeden
Brief als potentielle Gefahr behandeln. Du mußt bestimmte Reaktionen entwickeln.
Es kann sein, daß du auf einen Brief reagierst und nicht weißt warum.
Vielleicht ist die Rechtschreibung auf dem Umschlag, vielleicht weil er
so anonym aussieht, vielleicht weil du die Handschrift einer Freundin
nicht erkennst. Vielleicht auch, weil, “Büchersendung" draufsteht, du
aber das Gefühl hast, daß es zu leicht oder zu schwer ist, um Bücher zu
enthalten. Immer, wenn du ein komisches Gefühl hast, muß du den Tips entsprechend
handeln”. Zum Schluß dieser Passage folgt noch ein Hinweis, dem wir uns
uneingeschränkt anschließen können: “Zögere niemals, sei nicht unschlüssig,
versuche nicht, dich selbst zu überreden, du würdest dir nur etwas einbilden.
Gehe immer davon aus, daß es eine Bombe ist.”
B) Das
Innere der Sendung
Welche Mittel stehen uns zur
Verfügung, das Innere einer verdächtigen Sendung zu erforschen, ohne sie
aufmachen zu müssen? Die hier folgenden Überlegungen basieren auf den
Informationen über den möglichen Aufbau von Briefbomben, die in dem untenstehenden
Kasten abgedruckt sind.
1. Die Sendung wiegen
Die schwedischen Genossinnen
stellen folgende Überlegungen auf: Ein DIN C6- Standardbrief mit Inhalt
wiegt in der Regel ca. 25g. Für den Zünder und das evtl. Behältnis des
Sprengstoffes rechnen sie weitere 25g, als Obergrenze für die Menge an
Sprengstoff, an die mensch sich selbst rantrauen kann, geben sie 50g an.
Daraus lassen sich folgende Schlüsse ziehen: Briefe, die weniger als 25g
wiegen, enthalten keine Bombe, Briefe mit einem Gewicht über 100g (an
anderer Stelle geben sie 75g an) dürfen mit den uns zur Verfügung stehenden
Mitteln nicht selbst geöffnet werden. Umgekehrt bedeutet das: Wiegt die
verdächtige Sendung. Zieht davon das Gewicht eines vergleichbaren Umschlages
plus das Gewicht einer DIN A4 Seite (minimaler Inhalt einer Sendung) ab.
Zieht davon nochmal 25g (für den Zündmechanismus) ab - der Rest ergibt
die maximale Menge Sprengstoff und darf laut Aussagen der schwedischen
Genossinnen nicht größer als 50g sein. Diese Rechnung ist sicherlich sehr
ungenau, Allgemeingültigeres ist aber nicht zu sagen. Trotzdem kann das
einen Anhaltspunkt für die Einschätzung einer verdächtigen Sendung geben.
Allerdings nur einen kleinen, denn in der Regel sind verdächtige Sendungen
wohl über 100g schwer. Daraus ergibt sich auch: Die ganzen Überlegungen
gelten nicht für Pakete oder Päckchen!
2. Abtasten der Sendung
Kontrolliert, ob sich etwas
Hartes oder Starres in dem Umschlag befindet, aber Vorsicht: Nicht biegen,
nicht drücken, nur fühlen. Sonst könntet ihr evtl. den Impulsgeber auslösen
(z.B. durch das» Aneinanderdrücken zweier Kabel) und der Brief fliegt
euch um die Ohren. 3. Durchleuchten der Sendung Die schwedischen Genossinnen
schlagen vor, den verdächtigen Brief zu durchleuchten. Sollte die von
uns im nebenstehenden Kasten beschriebene Variante des optischen Impulsgebers
verwendet werden, könnte dadurch die Zündung ausgelöst werden. Allerdings
können optische Impulsgeber nur in lichtdichten Sendungen (z.B.: Umschläge
aus festen Karton) verwendet werden, weil sonst das Ding ja früher hochgehen
könnte, wenn z.B. die Post in einem hellerleuchteten Raum sortiert. Die
Autorinnen des schwedischen Briefes gehen auf diesen Impulsgeber nicht
ein, vielleicht erwähnen wir da eine irrelevante Variante. Wir empfehlen:
Durchleuchtet nur Sendungen, die nicht' lichtdicht sind. Seit ihr euch
unsicher, testet das vorher mit einem vergleichbaren Umschlag aus. Beim
Durchleuchten gibt's folgendes zu beachten: Legt den Brief auf einen Leuchttisch
oder haltet ihn vor eine starke Lampe (mehr als 100W). Sollte es sich
um einen nicht aus Karton bestehenden Umschlag handeln, zeichnet sich
im Durchlicht der Umriß des Inhalts ab. Ist jedoch die Bombe z.B. zwischen
zwei Kartons eingelegt, werdet ihr nix erkennen können. 4. Kontrolle auf
Metall mit einem “Leitungssucher” Wie im nebenstehenden Kasten erwähnt
wird. enthalten die meisten Briefbomben Metall. Wenig zwar, aber ausreichend
genug, um es mit einem Leitungssuchgerät zu erkennen. Das Ansprechen des
Gerätes hängt jedoch stark von den Umständen ab. Je dicker die Sendung
und je kleiner der Metallanteil der Bombe ist, desto weniger Schlußfolgerungen
können aus den Ergebnissen des Leitungssuchers gezogen werden. Vorder
Untersuchung einer Sendung mit dem Leitungssucher müßt ihr folgende Vorbereitungen
treffen: 1) verwendet eine volle Batterie, damit die Empfind- lichkeit
nicht zu gering ist 2) Wenn der Leitungssucher einen Schalter für die
Betriebsarten „stromführende" bzw. „nichtstromführende Leitungen" hat,
wählt die Stellung „nichtstromführend''. 3) Stellt mit dem Regler die
empfindlichste Einstellung ein, in der das Gerät noch nicht von alleine
anfängt zu piepsen bzw. zu leuchten. 4) Untersucht die Stelle, auf der
ihr nachher die zu untersuchende Sendung legt, vorher, ob darin oder darunter
nicht Metall verborgen ist (Schrau- ben, Beschläge,...). Sollte das der
Fall sein, würde das Metall euch die Unter- suchung verfälschen. Zur Untersuchung
selber: Zuerst solltet ihr euch ein Vergleichsobjekt zurecht legen. Verwendet
ein 1-Pfennig-Stück (entspricht einer „Knopfzelle") und legt darauf soviel
Papier, wie die Sendung dick ist. Dann piepst das Vergleichsobjekt mit
dem Leitungssucher ab. Er muß jetzt auf das Pfennigstück ansprechen. Wenn
nicht, müßt ihr es empfindlicher einstellen, oder die Sendung ist zu dick
für die maximale Empfindlichkeit des Gerätes. Dann untersucht den verdächtigen
Brief. Piepst es da dabei, könnt ihr davon ausgehen, daß Metall in dem
Brief drin ist. Doch nicht nur Bomben enthalten Metall, es könnte sich
auch um ganz banale Dinge handeln, wie Heftklammern einer Broschüre, Büroklammern,
Disketten im 3,5 Zoll Format, Münzgeld,... Was es genau ist, läßt sich
mit einem Leitungssucher nur sehr ungenü- gend feststellen. Die Untersuchungen
unserer Forschungsabteilung ergaben, daß sich lediglich Heftklammern (sehr
wenig Metall) von Knopfzellen oder ähnlichen Mengen an Metall durch unter-
schiedliche Einstellung der Empfindlichkeit unterscheiden lassen. Münzgeld
oder besagte Disketten beispielsweise lassen sich nicht von Knopfzellen
unter scheiden. Aber vielleicht könnt ihr aus den vorher vorgenommenen
Untersuchungen (Tasten, Durchleuchten) Schlußfolgerungen ziehen. Sind
es mehrere Münzen, müßten sie klappern, eine 31/2-Diskette sollte sich
ertasten lassen.... Verwendet für die Versuche Metallstücke zu unterscheiden,
immer entsprechende Vergleichsobjekte, wie eine Heftklammer bzw. Büroklammern
unter der entsprechenden Menge Papier. ...und das Öffnen Glücklicherweise
haben wir das in Ermangelung einer Briefbombe nicht testen müssen und
können. Daher können wir nur die Tips aus dem schwedischen Papier unkommentiert
dokumentieren. Wie weiter oben schon gesagt: Macht das auf keinen Fall,
wenn der Brief mehr als 100g wiegt, denn das könnte bedeuten, daß über
50g Sprengstoff darin enthalten sind. Trage Schutzkleidung: Auf jeden
Fall eine Schutzbrille (aus'm Baumarkt oder dem Chemiezubehörhandel),
einen Ohrenschutz (Oropax oder besser einen gewerblichen Gehörschutz)
und feste Handschuhe. Lederbekleidung ist zu' empfehlen. Schicke alle
Leute aus dem Raum. Für diesem Job brauchst du keine Hilfe und vor allem
keine Schaulustigen. Es reicht, wenn sich eineR dem Risiko aussetzt. Lege
den Brief auf einen stabilen Tisch und laßt ihn sein Stück über die Tischkante
hinausragen. Decke den Brief vorsichtig mit mehreren schweren Büchern
ab, so daß nur noch der über die Tischkante ragende Teil hervorschaut.
Dicke Telefonbücher eignen sich hervorragend dafür. Sie reichen normalerweise
aus, um dich vor einer Bombe zu schützen, die weniger als 50g Sprengstoff
enthält. Stelle einen Spiegel auf einen Stuhl gegenüber der potentiellen
Bombe. So kannst du im Spiegel auf das vorstehende Teil des Briefes blicken.
Nun muß der Brief an dem vorstehenden Ende vorsichtig aufgeschnitten werden.
Damit du den Brief aufschneiden kannst, ohne mit der Hand hinter die Bücher
zu greifen, mußt du dir ein Werkzeug anfertigen: Klebe an ein Teppichmesser
o.a. im rechten Winkel einen Holz- oder Metallgriff. Schneide (hinter
dem Tisch und den Büchern stehend) das Ende des Briefes auf. Achte darauf,
daß du weitgehend in Deckung bist. Benutze evtl. eine Abdeckung unter
dem Tisch um deine Beine zu schützen. Wenn's jetzt noch nicht gerumst
hat, ' hebe die obere Seite des Umschlags vorsichtig mit einem stabilen
hakenähnlichen Gegenstand (Stahldraht o.a.) an. Wenn du jetzt in den Spiegel
schaust, müßtest du entscheiden können, ob in dem Umschlag eine Bombe
ist. Falls es sich um eine Bombe handelt, verlasse den Raum (hoffentlich
hast du den Tisch so aufgebaut, daß du nicht um ihn herumlaufen mußt,
um zur Tür zu kommen). Überlegt, wie ihr die Bombe entsorgt. Aber Achtung:
Eine bereits geöffnete Briefbombe, die noch nicht hochgegangen ist, kann
weit empfindlicher reagieren wie im geschlossenen Zustand. Wenn ihr die
Bombe irgendwo aufbewahren wollt, benutzt keine druckdichte Kiste. Durch
eine evtl. Detonation würde sonst die Wirkung der Bombe durch die umherfliegenden
Splitter der Kiste nur noch verschärft. Versucht nicht die Bombe ohne
entsprechende Ausbildung selbst zu entschärfen. Informiert möglichst schnell
mit der vorher angefertigten Kopie eure GenossInnen.
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Wie
können Briefbomben gebaut sein und was kann daraus für die Untersuchung
geschlußfolgert werden?
Eine Bombe besteht im wesentlichen
aus zwei Teilen: Dem Sprengstoff und dem Zündmechanismus. Als Sprengstoff
können verschiedene, sehr unterschiedlich reagierende Materialien verwendet
werden. In Österreich war es Nitroglyzerin, in Schweden Schwarzpulver.
Plastiksprengstoff bietet sich wegen seiner leichten Formbarkeit an. Kein
Sprengstoff selbst besteht ausschließlich aus Metall, auch wenn der Name
„Plastiksprengstoff" nahelegt, daß andere Sprengstoffe aus selbigem bestehen.
Mit unseren Mitteln ist Sprengstoff selbst daher nicht zu erkennen, nur
das evtl. verwendete Gefäß (Nitro ist flüssig, Schwarzpulver muß auch
irgendwie zusammengehalten werden). Die Frage, welche Gefahr von einer
gewissen Menge an Sprengstoff ausgeht, ist nicht zu allgemeingültig zu
beantworten, weil sie extrem von der Art des verwendeten Sprengstoffes
ausgeht. Welche Sprengstoffart die schwedischen Genossinnen für ihre Überlegun-
gen zu Grunde legen, geben sie nicht an. Ihrer Einschätzung nach sind
“25g Sprengstoff gefährlich, auch wenn sie nicht tödlich sind; sie können
dich, auch wenn du vorsichtig bist, dein Augenlicht, deine Finger oder
deine Knochen kosten... . ..50g können einen höllischen Knall verursachen."
Sie schlußfolgern daraus, daß die 50g Sprengstoff die Obergrenze dessen
ist, an was mensch sich selbst rantrauen sollte. Der einfachste Zündmechanismus
ist ein elektrischer. Er benötigt eine Stromquelle in Form einer Batterie.
Hier bieten sich wegen ihren kleinen Dimensionen „Knopfzellen" an, die
z.B. in Armbanduhren verwendet werden (Durchmesser 1 bis 2 cm, Höhe: 2
bis 3mm, Gewicht zwischen 5 und 10g, Material: Umhüllung und elektrische
Anschlüsse bestehen aus Metall). Weiterhin wird der eigentliche Zünder
benötigt, das Teil, das durch elektrischen Impuls die chemische Reaktion
im Sprengstoff auslöst. Wie ihr unseren diversen Bastelanleitungen entnehmen
könnt, kommt für diesem Zweck in der Regel ein Miniaturglüh- oder Blitzlichtbirnchen,
dessen gläserne Umhüllung vorher entfernt wurde, in Frage (Dimensionen
(ohne Glas): nicht unter 3 mm, Gewicht: evtl. unter 5g, Material: Glühdraht
aus Metall, Sockel aus Keramik). Der Zünder muß in direktem Kontakt zum
Sprengstoff stehen und ist daher in der Regel in dessen Behältnis mit
eingebaut. Als letztes wird der Impulsgeber benötigt, der den Stromfluß
aus der Batterie in den Zünder auslöst. Die einfachste Variante besteht
aus zwei Kontakten (z.B.: dünne Drähte oder Metallfolien), die beim Öffnen
der Sendung zusammen kommen. Aber auch das umgekehrte Prinzip ist denkbar
(funktioniert am wahrscheinlichsten): Ein geschlossener Stromkreis (z.B.
in Form eines dünnen Drahtes an den Rändern des Umschlags) wird beim Öffnen
zerstört. Ebenso sind optische Impulsgeber denkbar, die den Impuls durch
Lichteinfall auslösen können. Die beiden zuletzt genannten Varianten erfordern
jedoch die zusätzliche Verwendung elektronischer Bauteile. Das Gewicht
eines Impulsgebers ist vernachlässigbar, über Material und Form ist nichts
allgemeingültiges aussagbar. Weiterhin sind chemische Zündmechanismen
denkbar: Durch das Öffnen des Um- schlags werden zwei Stoffe miteinander
in Berührung gebracht. Die dadurch ausgelöste Reaktion löst die Zündung
des Sprengstoffes aus. Wird Plastiksprengstoff mit einem chemischer Zünder
verwendet, ist in der Bombe kein Stück Metall vorhanden. In wie weit diese
Methode praktikabel und damit für unsere Überlegungen relevant ist, können
wir nicht sagen. Vielleicht melden sich Leute bei uns, die zu dieser Frage
etwas beitragen können. Sieht mensch von der zuletzt genannten Variante
ab, enthält daher jede Bombe zumindest ein wenig Metall (wobei der größte
Anteil auf die Batterie fallen dürfte) und ein Behältnis für den Sprengstoff.
Ist die Sendung nicht allzu dick, kann das Metall mit einem handelsüblichen
Leitungssuchgerät festgestellt werden. Erhältlich sind diese Geräte in
Baumärkten (Abt. Bohrmaschinen) und kosten weniger als 50 DM. Bei Kauf
ist unbedingt darauf zu achten, daß das Gerät auch „nichtstromfüh. rende
Leitungen", wie Wasser- oder Gasleitungen erkennt, eine mittels eines
Reglers einstellbare Empfindlichkeit hat und eine “Ortungstiefe" für nichtstromführenden
Leitungen von mindestens 2 cm besitzt. Tests unserer Forschungsabteilung
mit einem solchen Gerät ergaben, daß eine (oben beschriebene) Knopfzelle
durch einen festen (Karton-)Umschlag, in dem mehrere Seiten Papier enthalten
waren (Gesamtdicke: ca. 1 cm), feststellbar ist. Feine Drähte hingegen
werden nicht erkannt. Enthält die Bombe keine empfindliche Elektronik,
dürfte durch die von dem Leitungssucher ausgehenden Wellen keine Detonation
ausgelöst werden. Der Inhalt von möglicherweise im untersuchten Brief
befindlichen Disketten wird von dem von uns getesteten Leitungssucher
nicht zerstört. Wer einen professionellen Metalldetektor (ab 500 DM aufwärts)
zur Verfügung hat, sollte diesen benutzen . Sie sind empfindlicher und
außerdem (je nach Gerät) sogar auf unterschiedliche Metalle einstellbar.
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