Bundespräsident Gauck wies bei seinem Besuch in Griechenland sämtliche Forderungen nach Reparationen und Entschädigung
für NS-Verbrechen schroff zurück. Auf die Forderung des griechischen Staatspräsidenten Papoulias erklärte
Gauck: "Der Rechtsweg ist abgeschlossen".*
Das ist Wunschdenken deutscher Regierungspolitik. Die jüdische Gemeinde Thessaloniki fordert Entschädigung
für die Verbrechen durch die deutsche Besatzungsmacht vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg. Das
rechtskräftige Urteil im Fall des Massakers in Distomo wäre mit der Zustimmung der griechischen Regierung vollstreckbar. Die
Reparationsforderungen von griechischer Seite sind nicht erloschen und können eingefordert werden, wie es Staatspräsident
Papoulias gegenüber Gauck auch getan hat.
Die in Deutschland medial viel gelobte Formel: "Mit Scham und mit Schmerz bitte ich im Namen Deutschlands die Familien der Ermordeten um
Verzeihung." ist ein Wiederaufguss der "Trauer und Scham", die der damalige Bundespräsident Rau 2000 in Kalavryta bekundete.
Gauck erklärte weiter: "Die moralische Schuld wollen wir weder leugnen noch relativieren." Aber sie soll vor allem
keine materiellen Konsequenzen haben: Keine Entschädigung der Opfer, keine Bestrafung der Täter.
Die Opfer und Hinterbliebenen haben bei allen Gelegenheiten gegenüber Gauck ihre Forderungen nach mehr als wohlfeilen
Worten deutlich gemacht. Argyris Sfountouris, Überlebender des Massakers in Distomo, überreichte dem Präsidenten beim
Staatsempfang ein entsprechendes Dossier. Vertreter des Nationalrats für die griechischen Entschädigungsforderungen gegenüber
Deutschland protestierten beim Besuch Gaucks in Lyngiades.
Bundespräsident Gauck führte aus: "Wirkliche Wiedergutmachung – das wissen wir – kann es nicht geben."
Dem setzen wir entgegen: Entschädigung der Opfer – das fordern wir – muss es geben.
* Spiegel-Online vom 06.03.2014, ansonsten Reden des Bundespräsidenten beim Staatsbesuch in Griechenland.
AK Distomo, Hamburg, den 9.3.2014
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