AK-Distomo
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10. Dezember 2021
Zum Tod von Enrico Pieri
Enrico Pieri wurde am 19. April 1934 geboren und überlebte als Zehnjähriger das SS-Massaker in Sant'Anna
di Stazzema. Am 10. Dezember 2021 ist Enrico gestorben.
Am 12. August 1944 wurden 560 Menschen in Sant'Anna di Stazzema, einem kleinen Bergdorf in der
Toskana, durch Soldaten der 16. Division der Waffen-SS ermordet. Während die Ermittlungen in
Deutschland immer wieder verschleppt wurden und selbst öffentliche Geständnisse von Beschuldigten
nicht zur Anklage führten, verurteilte in Italien das Militärgericht La Spezia im Jahre 2005 zehn
Divisionsangehörige wegen vielfachen Mordes zu lebenslangen Haftstrafen. Die Urteile blieben ohne
praktische Bedeutung, weil Deutsche nicht nach Italien ausgeliefert werden.
Um den in Italien verurteilten Mördern in einem Prozess in die Augen zu sehen und um doch noch
späte Gerechtigkeit zu erfahren, führte Enrico Pieri als Präsident des Vereins der Opfer
von Sant'Anna di Stazzema mit anwaltlicher Hilfe ein Verfahren, um die Anklage gegen die Täter in Deutschland
zu erzwingen. Die Beauftragung der anwaltlichen Vertretung erfolgte von ihm mit einer anrührenden handschriftlichen
Erklärung, in der er seine Familienmitglieder nannte, wegen deren Ermordung er die Nebenklage in
Deutschland führen wollte: seinen Vater Natale (39 Jahre), seine Mutter Irma Bartolucci (35 Jahre und im
vierten Monat schwanger), seine Schwester Alice Pieri (12 Jahre), seine Schwester Luciana Pieri (5 Jahre),
seine Großeltern Gabriello Pieri (73 Jahre) und Doralice Mancini (77 Jahre), die Onkel Alfredo Bartolucci
(31 Jahre) und Galliano Pieri (36 Jahre) und 19 weitere Familienangehörige, die er bei dem Massaker der SS verlor.
Das Verfahren zur Erzwingung der Anklage in Deutschland dauerte 12 Jahre. Als es im Jahr 2014 gegen den für
das Massaker verantwortlichen Kompanieführer, Gerhard Sommer aus Hamburg, endlich gewonnen wurde und die
Staatsanwaltschaft hätte Anklage erheben müssen, war der 93-jährige dement und nicht mehr verhandlungsfähig.
Enrico Pieri hat die Hölle erlebt und ist daran nicht verzweifelt. Bis zu seinem Tod hat er sich gegen
die Barbarei des Krieges und für eine friedliche Welt engagiert. Die zahlreichen Begegnungen mit jungen
Menschen, vor allem in vielen Jahren mit den jugendlichen Teilnehmer/innen der Friedenscamps in Sant'Anna di Stazzema,
haben ihn hoffnungsvoll und fröhlich gestimmt. Nach dem 12. August 1944 hatte er viele Jahre geschwiegen. Zusammen
mit seinem Freund Enio Mancini und in dem Kontakt mit Jugendlichen hat er angefangen, über seine Erlebnisse zu
berichten, seine Erfahrungen und seine Gedanken zu teilen. Es gab ein Ritual nach den jährlichen Gedenkfeierlichkeiten.
Enrico lud in den Garten der Familie Pieri in Sant'Anna ein, wo alle bei leckerem Essen durcheinander redeten,
dem ”Bella Ciao” der Wandergruppe der A.N.P.I. (Associazione Nazionale Partigiani d'Italia),
dem Gesang der Jugendgruppen oder kleinen Reden der Eingeladenen lauschten.
Wir trauern um unseren Freund Enrico Pieri. Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie, gilt den Überlebenden
des Massakers von Sant'Anna di Stazzema und ihren Angehörigen, sie gilt seinen Freunden und der Gemeinde Stazzema.
Im Gedenken an alle Opfer nationalsozialistischer Verbrechen
In Erinnerung an Enrico
AK Distomo, Hamburg
In italienischer Sprache (PDF)
In griechischer Sprache (PDF)
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Einladung zur Filmpremiere
”Erinnerung an die Okkupation in Griechenland”
Montag, den 25.10.2021 um 16:00 Uhr über WebEx
Das Projekt ”Erinnerung an die Okkupation in Griechenland” (Memories of the Occupation in Greece, MOG)
lädt Sie herzlich zur digitalen Premiere des gleichnamigen Dokumentarfilms ein.
Regisseur: Chrysanthos Konstantinidis - Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Haris Athanasiadis
Ein Mosaik aus Erinnerungen bilden die Zeitzeugenberichte zu Hunger, Widerstand, den deutschen Konzentrationslagern,
den Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung und der systematischen Deportation und Vernichtung der
griechischen Juden. Die zahlreichen Interviewausschnitte aus dem MOG-Archiv - anlehnend an die Lerneinheiten
der MOG-Bildungsplattform - vermitteln somit eine allgemeine Einführung in die Geschichte
der deutschen Besatzung Griechenlands.
Die Veranstaltung findet am Montag, dem 25.10.2021 um 16:00 Uhr (DE) über WebEx statt.
Weitere Details und die Anleitung zur Teilnahme befinden sich hier
Weitere Informationen zu dem Projekt ”Memories of the Occupation in Greece” (MOG) befinden sich hier:
https://www.occupation-memories.org/de/
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Redebeitrag des AK Distomo vom 8. September 2021 auf der
Kundgebung vor dem Lagerhaus G am Dessauer Ufer (Hamburg)
Der AK Distomo unterstützt seit fast 20 Jahren die Opfer der Verbrechen des deutschen NS-Staats. Eine besondere
Verbindung haben wir zu Griechenland und dem Ort Distomo, wo am 10. Juni 1944 eines der schlimmsten Massaker
des 2.ten Weltkrieges stattgefunden hat. Wir unterstützen ihre Ansprüche auf
Entschädigungen - politisch und juristisch.
Heute möchte ich über den deutschen Staat sprechen, der den italienischen Militärinternierten, den sog. IMIs, ihre
berechtigten Entschädigungen bis heute verweigert und das obwohl sie nach Deutschland verschleppt wurden und hier viele Monate unter
KZ-ähnlichen Haft- und Arbeitsbedingungen verbringen mussten.
Als im August 2000 unter massiven Druck der US-Regierung ein Fonds aufgelegt wurde, der die Zwangsarbeiter
des NS-Staats entschädigen sollte, gab es auch Hoffnungen für die IMIs. Der Fonds wird von der
Stiftung ”Erinnerung, Verantwortung und Zukunft” - kurz EVZ - verwaltet, die zu diesem Zwecke
gegründet wurde. Doch die Stiftung schloss die italienischen Militärinternierten aus und verweigerte
ihnen somit selbst eine kleine Entschädigung. Und das mit einer hanebüchenen Begründung, die es in sich hat.
Eine Entschädigung aus dem Fonds wurde ihnen verweigert da sie ”normale” Kriegsgefangene waren,
die nicht entschädigungsberechtigt sind. Die Nazis hatten sie allerdings 1943 zu Zivilisten zu sog.
Militärinternierten erklärt, um ihnen die wenigen Rechte eines Kriegsgefangenen auch noch zu verweigern.
Als Zivilisten wären sie damit berechtigt gewesen, Gelder aus dem Zwangsarbeiterfonds zu erhalten. Im Jahre 2000
behauptet die Bundesregierung jedoch, dass die Nazis damals im Jahre 1943 illegal gehandelt haben und
die italienischen Zwangsarbeiter somit doch Kriegsgefangene waren. Und ihnen somit keine Entschädigung zusteht.
Es stehen einem die Haare zu Berge.
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Veranstaltung am 7. September 2021, 19:00 Uhr,
im Centro Sociale (Sternstrasse 2, 20357 HH),
es gilt die 3G-Regel und eine Begrenzung der Teilnehmer*innen auf 30,
und als
Online-Veranstaltung unter https://www.sternschanze1942.de/stanna0709
Das Massaker von Sant′Anna di Stazzema - Ein deutsches Kriegsverbrechen
560 Tote, Säuglinge, Kinder, Frauen und Alte. Die angebliche ”Partisanenbekämpfungsaktion” in
den Morgenstunden des 12. August 1944 in dem toskanischen Dorf Sant′Anna di Stazzema war in Wirklichkeit
ein mörderischer Akt gegen unbeteiligte Zivilbevölkerung. Ahnungs- und wehrlos waren sie, als die
Einheiten der 16. SS-Panzergrenadierdivision ”Reichsführer SS” kamen, um das Dorf und die Bewohner
zu vernichten. Die SS wütete furchtbar und gnadenlos.
Eine amerikanische Militärkommission der nachrückenden Alliierten erhob kurze Zeit nach dem Massaker
Beweise, oft präzise Berichte über diesen Augustmorgen. Doch die Akten mit dem Ermittlungsmaterial
verschwanden im Keller des Palazzo Cesi, der italienischen Militärstaatsanwaltschaft in Rom, in dem sogenannten
”Schrank der Schande”. Es waren 695 Akten mit Unterlagen über die deutschen Verbrechen in Italien,
die erst im Jahr 1994 im Rahmen des Strafverfahrens gegen den deutschen Kriegsverbrecher Priebke ”wiederentdeckt” wurden.
Verantwortlich für den Mordbefehl in Sant′Anna di Stazzema war der damalige Kompaniechef Gerhard Sommer
aus Hamburg. Er und neun andere verantwortliche Offiziere der SS-Kompanie wurden im Juni 2005 von einem
Militärgericht in La Spezia/Italien in Abwesenheit zu lebenslänglicher Haft wegen hundertfachen
Mordes verurteilt. Eine Auslieferung erfolgte nicht.
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Der Link zur Veranstaltung im Centro Sociale befindet sich
hier
Der Aufruf als pdf-Dokument (deutsch) befindet sich hier
Der Aufruf als pdf-Dokument (italienisch) befindet sich hier
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Kundgebung vor dem Lagerhaus G am Dessauer Ufer
Am 8. September 2021 um 17:30 Uhr, Dessauer Strasse 5, Hamburg, S-Bahn Veddel
Wir erinnern an die tausenden Zwangsarbeiter_innen, italienischen Militärinternierten und KZ-Gefangenen, für die das
Dessauer Ufer in den Jahren 1943-1945 ein Haftort war.
Nach der Verkündung des Waffenstillstands Italiens mit den Alliierten am 8. September 1943 wurden die italienischen
Soldaten von der deutschen Wehrmacht gefangen genommen. Der ehemalige deutsche Verbündete war zum Feind geworden: Unter
Umgehung der Genfer Konventionen verschleppten die Nationalsozialisten im September 1943 650.000 italienische
Militärangehörige zur Zwangsarbeit nach Deutschland. Etwa 50.000 kamen infolge der Gefangennahme und der
Haftbedingungen ums Leben. Nach Hamburg kamen über 15.000 italienische Militärinternierte, von denen ca. 1.400
die schlechten Lebensbedingungen nicht überlebten. In den Lagerhäusern G und F waren ab Oktober 1943 mehrere tausend
italienische Militärinternierte untergebracht und wurden von dort zu den Einsatzorten der Zwangsarbeit gebracht.
Das Lagerhaus G war ab Juli 1944 ein Aussenlager des KZ Neuengamme, in dem bis September 1944 1.500 als Jüdinnen verfolgte
Frauen untergebracht waren, die aus dem Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau nach Hamburg gebracht wurden.
Sie mussten unter anderem in der Mineralölwirtschaft im Hafen Zwangsarbeit verrichten. Nach ihrer Verlegung in andere Hamburger
Aussenlager befand sich im Lagerhaus G ein KZ-Aussenlager für mehrere tausend männliche KZ-Häftlinge. Von der Zwangsarbeit
profitierten viele im Hafen ansässige Unternehmen, Rüstungsbetriebe und die Bau- und Mineralölwirtschaft sowie die Stadt Hamburg.
Manche Unternehmen wollen heute, fast 80 Jahre später, nicht an den Einsatz von Zwangsarbeiter_innen in ihren Betrieben oder
auf ihren Baustellen erinnert werden und übernehmen keine Verantwortung für die eigene Vergangenheit. Diese Unternehmen haben
sich meist auch nicht am Entschädigungsfonds der deutschen Wirtschaft und Bundesregierung für die Zwangsarbeiter_innen beteiligt.
Die ehemaligen italienischen Militärinternierten sind bis heute nie entschädigt worden.
Der Kleine Grasbrook ist aktuell ein Thema in der öffentlichen Debatte, da hier ein neuer Stadtteil entsteht. In diesem
Zuge fordern wir die Einrichtung einer Gedenkstätte im Lagerhaus G sowie unkommerzielle und solidarische Räume für
den neuen Stadtteil. Wir fordern die Stadt Hamburg und Hamburger Unternehmen auf, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und
Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.
Link zur Kundgebung
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Erinnerung an italienische Militärinternierte
Besuch von der Nationalen Vereinigung der italienischen Militärinternierte (ANEI) in Hamburg vom 6. bis 10. September 2021
Vom 6. bis 10. September 2021 ist die Nationale Vereinigung der italienischen Militärinternierte (ANEI) in
Hamburg zu Besuch. Es gibt Gespräche mit der Stadt und Politik. Es kommt zum Besuch von Orten, an denen
ehemals italienische Militärinternierte (IMI) als Zwangsarbeiter leben mussten.
So u.a. die Sternwoll-Spinnerei, dem IMI-Lager in der Schule Schanzenstrasse oder dem Montblanc-Haus in der
Schanzenstrasse, der Elbinsel Kaltehofe, den Lagerhäusern F und G am Dessauer Ufer.
Orlando Materassi und Silvia Pascales von der ANEI werden die im März 2021 verlegte Stolperschwelle vor der Bauer Media
Group im Kontorhausviertel besuchen. Es wird in der Woche auch um die Unternehmen gehen, die die Zwangsarbeiter
angefordert, eingesetzt und ausgebeutet haben.
Am 7. September 2021 um 19:00 Uhr findet im Centro Sociale (Sternstrasse 2, Hamburg) eine Veranstaltung über den
italienischen Ort Sant′Anna di Stazzema, in dem am 12. August 1944 ein Massaker der Waffen-SS stattfand.
”Das Massaker von Sant′Anna di Stazzema - Ein deutsches Kriegsverbrechen”
Der Link zur Veranstaltung im Centro Sociale befindet sich
hier
Der Aufruf als pdf-Dokument befindet sich hier
Die Veranstaltung wird auch unter dem Link https://www.sternschanze1942.de/stanna0709
als Online-Veranstaltung übertragen.
Am 8. September 2021 um 17:30 Uhr findet eine Kundgebung vor dem Lagerhaus G am Dessauer Ufer statt. (Dessauer Strasse 5,
Hamburg, S-Bahn Veddel)
Link zur Kundgebung
Ein Rundgang am 10. September 2021 durch das Zwangsarbeitslager und Außenlager des KZ Neuengamme Falkenbergsweg schließt
den Besuch der ANEI in Hamburg ab.
Programmübersicht als Pdf-Dokument
Weitere Infos befinden sich hier: https://imiinhamburg.wordpress.com/
Hamburg, den 20. August 2021
AK-Distomo
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Crime without Punishment:
Nazi Crimes against Humanity in Europe.
The Debt of Memory
1st Conference on the Distomo Massacre
6 - 9 June 2021
Vom 6. bis 9. Juni 2021 jeweils von 18:00 bis 20:00 Uhr (lokale Zeit Athen 19:00 bis 21:00 Uhr) findet die Konferenz statt.
Unter dem folgenden Link kann an der Konferenz teilgenommern werden:
https://www.youtube.com/playlist?list=PLYSMwWtPELu_g015Z63VfUWNNJi7SJs-R
Die internationalen Referent*innen kommen u.a. aus Griechenland, Italien, Tschechien, Polen und Deutschland.
Am 6. Juni wird auch der AK Distomo sprechen.
Programm in englischer Sprache als Pdf-Dokument
Das Programm in griechischer Sprache ist unter diesem Link zu finden:
https://distomo.blogspot.com/2021/06/6-10-2021.html
Hamburg, den 5. Juni 2021
AK-Distomo
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Gespräch mit Salo Muller (online)
Holocaust-Überlebender aus den Niederlanden
Warum die Deutsche Bahn AG Entschädigung für die Deportationen der Deutschen Reichsbahn in die Vernichtungslager leisten muss
”Nur wer zahlt, meint es ernst.”
Salo Muller, geb. 1936 in Amsterdam, überlebte als Kind den Holocaust, versteckt vom niederländischen Widerstand.
Seine Eltern wurden in Auschwitz ermordet wie auch 70 weitere Verwandte. Salo Muller wird über sein Schicksal und das
seiner Familie sprechen. Und er wird über seine aktuelle Auseinandersetzung mit der Deutschen Bahn berichten,
die er zur Zahlung von Entschädigungsleistungen verpflichten will.
107.000 niederländische Jüdinnen und Juden wurden unter der Herrschaft Nazideutschlands in die Vernichtungslager
deportiert. Ohne die Logistik der Deutschen Reichsbahn wäre der Holocaust nicht möglich gewesen. Die Opfer mussten
für die Kosten ihrer Deportation selbst aufkommen, vier Pfennige pro Kilometer musste jeder Deportierte zahlen. Für
die Fahrten durch das Gebiet des Deutschen Reiches erhielt die Deutsche Reichsbahn nach Schätzungen von Historikern umgerechnet
ca. 445 Millionen Euro.
Salo Muller fordert jetzt Entschädigung für die Opfer der Deportationen von der Deutschen Bahn AG, die zumindest
faktische Rechtsnachfolgerin der Deutschen Reichsbahn ist. Salo Muller sagt: ”Nur wer zahlt, meint es ernst.”
Doch die Deutsche Bahn AG verweigert bislang jegliche Entschädigungsleistungen. Sie lehnt die Verantwortung für die
verbrecherische Beteiligung der Deutschen Reichsbahn am Holocaust ab. Wir wollen mit Salo Muller diskutieren, wie
seine Forderungen gegenüber der Deutschen Bahn AG auch in Deutschland unterstützt werden kann.
Die Veranstaltung wird online stattfinden und niederländisch-deutsch übersetzt werden.
Veranstaltet von:
IG-Metall Jugendbildungszentrum Schliersee in Zusammenarbeit mit dem AK Distomo
Weitere Links:
https://www.salomuller.nl/
https://de.wikipedia.org/wiki/Salo_Muller
Hamburg, den 30. April 2021
AK-Distomo
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Mitschnitte der Virtuellen Kundgebungen
Erinnerung an Zwangsarbeitslager in Schule Schanzenstraße 1943 -1945
Verlegung der Stolperschwelle im Kontorhausviertel
Wer es am 12. oder 13. Februar 2021 nicht geschafft hat, kann die Aufnahmen hier ansehen:
Mitschnitt Zoom-Kundgebung zum Zwangsarbeitslager in der Schule Schanzenstraße vom 12. Februar 2021
https://www.youtube.com/watch?v=dkUvl1g6aw0
Die Stolperschwelle, die an die italienischen Militärinternierten und ihre Opfer im Kontorhausviertel erinnern soll,
wurde am 13. Februar 2021 im Rahmen einer virtuellen Kundgebung vor der Burchardstraße 11 verlegt.
https://www.youtube.com/watch?v=FIBs6uK5jg8
Hamburg, den 20. Februar 2021
AK-Distomo
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Virtuelle Kundgebung:
Erinnerung an Zwangsarbeitslager in Schule Schanzenstraße 1943 - 1945
Freitag, den 12. Februar 2021, 18 Uhr
Über die ehemalige Volksschule Schanzenstraße/Altonaer Straße, die
heutige Ganztagsgrundschule Sternschanze, wurden im Juli 1942 1.700 jüdische
Menschen ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Von Herbst 1943 bis Mai 1945 befand sich
hier ein bewachtes Zwangsarbeitslager für rund 400 Personen, die unter erbärmlichen
Bedingungen leben mussten.
Es handelte sich um Kriegsgefangene aus den Niederlanden, Belgien, Dänemark und Italien.
Die größte dort untergebrachte Gruppe waren 400 italienische Militärinternierte.
Nach dem Sturz der faschistischen Mussolini-Regierung im Sommer 1943 und dem Waffenstillstand Italiens mit
den Alliierten hatte die Wehrmacht italienische Soldaten gefangen genommen. Sie wurden vor die
Wahl gestellt, den Kampf auf deutscher Seite fortzusetzen oder in Gefangenschaft zu gehen. 600.000 italienische
Soldaten, die sich geweigert haben, wurden nach Deutschland deportiert und zur Zwangsarbeit eingesetzt.
Zehntausende kamen in Folge KZ-ähnlicher Haft- und Arbeitsbedingungen ums Leben.
Über 13.500 italienische Militärinternierte kamen nach Hamburg. Sie lebten unter sehr
schlechten Bedingungen in Lagern. Als Zwangsarbeiter wurden sie in Rüstungsbetrieben und
bei der Trümmerräumung eingesetzt. Auftraggeber waren die Stadt Hamburg und private Unternehmen.
Hunderte italienische Militärinternierte starben aufgrund mangelnder Ernährung und medizinischer
Versorgung sowie in Folge von Misshandlungen.
Im Schanzenviertel machten sich täglich etwa 2.000 Zwangsarbeiter aus der Schule Schanzenstraße,
der Schilleroper, dem ehemaligen Theater des Westens am Schulterblatt 151 und anderen Orten vor aller
Augen auf den Weg zu ihren Einsatzorten. Zu den Profiteuren der Zwangsarbeit gehörten u.a.
Montblanc in der Schanzenstraße 76/5 (heute VHS), Dennert & Pape im Schulterblatt 58, Block C, ein
Rüstungsunternehmen oder ein Schlachtunternehmen in der Schanzenstraße 62.
In ganz Hamburg waren bis 1945 rund 500.000 Zwangsarbeiter_innen im Einsatz. Ohne sie hätte die
Hamburger Wirtschaft nicht aufrecht erhalten werden können. Nach 1945 wurde die NS-Vergangenheit
der Volksschule Schanzenstraße aktiv verdrängt: Schulleitungen in den 1950er Jahren sprachen
von den italienischen Zwangsarbeitern als ”dreckige Italiener”, die den Neuanfang der
Schule nach dem Krieg erschwert hätten.
In ganz Deutschland dauerte es jahrzehntelang, bis Zwangsarbeit als nationalsozialistisches Unrecht
anerkannt wurde. Bis heute wurden die italienischen Militärinternierten nicht entschädigt.
Wir möchten Sie zu einer virtuellen Kundgebung in Erinnerung an die in der Schule Schanzenstraße
105 untergebrachten Zwangsarbeiter einladen, um an diesen Teil der NS-Geschichte im Schanzenviertel zu erinnern.
Freitag, 12 . Februar 2021 18.00 Uhr
Bitte bei weidenviertel@gmail.com
https://sternschanze1942.wordpress.com/
Zum Aufruf als Pdf-Dokument
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Historisches Urteil des Bezirksgerichts Seoul/Südkorea:
Japan wird verurteilt ehemalige ”Trostfrauen” aus Korea zu entschädigen
26. Januar 2021
Am 8. Januar 2021 fällte das Bezirksgericht Seoul eine Entscheidung, die in ihrer
Bedeutung weit über Korea und Japan hinausweist. Das Gericht entschied erstmals, dass
die sogenannten ”Trostfrauen”, Koreanische Frauen, die in Japans Kriegsbordellen
vor und während des zweiten Weltkriegs zu sexuellen Diensten gezwungen wurden, eine Entschädigung
durch den japanischen Staat zusteht. Das imperiale Japan hatte Hunderttausende von Frauen aus Korea
und anderen asiatischen Ländern zu Sexsklavinnen gemacht. Der japanische Staat erkennt bis heute eine
Entschädigungspflicht nicht an. Sammelklagen in Japan waren zuvor mehrfach gescheitert.
Das Zivilgericht in Seoul entschied nun im Fall von 12 Frauen, dass diese eine Entschädigung in
Höhe von jeweils ca. Euro 75.000,- erhalten. Japan weigerte sich unter Verweis auf die sogenannte
”Staatenimmunität”, an dem Verfahren teilzunehmen. Das Gericht akzeptierte diesen Einwand
nicht, weil es sich um systematisch geplante und durchgeführte Verstöße gegen die
Menschlichkeit gehandelt habe. Mit dem Urteil hat erstmals ein südkoreanisches Gericht die
japanische Regierung für die Taten seines Militärs verantwortlich gemacht. Die Klage war 2013
eingereicht worden, bei Urteilsverkündung waren nur fünf der ursprünglichen Klägerinnen noch
am Leben. Japan legte kein Rechtsmittel ein, erhob aber diplomatischen Protest gegen das Urteil.
Weitere Entscheidungen koreanischer Gerichte stehen noch aus.
Damit hat nach dem griechischen Areopag im Jahr 2000 und dem italienischen Kassationshof im Jahr 2008
im Fall Distomo nun auch ein südkoreanisches Gericht anerkannt, dass individuellen Opfern von
Kriegsverbrechen Entschädigungsleistungen zustehen und dass diese auch gerichtlich durchsetzbar
sind. Dies ist für die weltweite Entwicklung des internationalen Rechts von großer Bedeutung,
berufen sich bislang die meisten Staaten der Welt auf das Prinzip der ”Staatenimmunität”,
um Klagen der Opfer von Kriegsverbrechen abwehren zu können. Diese Haltung vertritt bislang auch
der Internationale Gerichtshof in Den Haag, der im Jahr 2012 zugunsten Deutschlands und dessen
Verweigerungshaltung gegen den Opfern der NS-Kriegsverbrechen entschieden hatte.
Zu hoffen ist, dass die Entscheidung in Südkorea viele weitere nach sich zieht, so dass endlich
das Recht des Stärkeren im internationalen Recht durchbrochen wird. Für die letzten Überlebenden
des Naziterrors und die Angehörigen der Opfer ist dies ein kleiner Hoffnungsschimmer.
Die Presseerklärung des ”The Korean Council for Justice and Remembrance for the Issues of Military Sexual Slavery”
(Koreanische Rat für Gerechtigkeit und Gedenken für die Verbrechen an zwangsprostituierten Frauen durch das japanische Militär)
Presseerklärung (englisch) als Pdf-Dokument
Presseerklärung (deutsch) als Pdf-Dokument
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GEGEN DAS VERGESSEN
Sonntag, 24. Januar 2021, ab 12 Uhr
Das Auschwitz-Komitee lädt ein zu einer ONLINE-Veranstaltung anlässlich der
Befreiung des KZ Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945
Dass Auschwitz nicht noch einmal sei
Das zweite Leben nach dem Überleben
Lesung - Film - Gespräch
Mit
Esther Bejarano, Überlebende der KZ Auschwitz und Ravensbrück
Eva Fahidi-Pusztai, Überlebende der KZ Auschwitz und Buchenwald
Eva Stocker, Budapest und Bern, Regisseurin
Sylvia Wempner, Schauspielerin
Rolf Becker, Schauspieler und Gewerkschafter
Mit Lesungen von Sylvia Wempner und Rolf Becker und Ausschnitten aus der Dokumentarfilm-Trilogie
”Das zweite Leben” (noch unvollendet), Teil 1: ”Der Krieg gegen die Juden”,
Regie: Eva Stocker (2020/2021). Eva Stocker weiß nicht, wer sie wirklich ist, sie wuchs bei
ungarischen Adoptiveltern auf. Ein zufällig entdeckter Zettel in einem Schuhkarton
wurde Jahrzehnte später zu ihrer Motivation für den Film: Denn Eva Stocker wurde als Säugling
aus einem der Deportationszüge gereicht, die nach Auschwitz fuhren. Ein Bahnbeamter nahm
sie entgegen und rettete so ihr Leben.
Esther Bejarano und Eva Fahidi-Pusztai berichten zum Abschluss vom Tag ihrer Befreiung im Mai 1945.
Livestream www.auschwitz-komitee.de/januar2021
Online ab Sonntag, 24. Januar 2021, 12 Uhr
Anmeldung nicht erforderlich, kein Eintritt.
Rückfragen an: kontakt@auschwitz-komitee.de
www.auschwitz-komitee.de
Mit Unterstützung durch die Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg.
Zum Aufruf als Pdf-Dokument
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