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about

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Nazi-Konzert in Bochum (Sylvester)
Nachtrag vom 10.01.2009s

Das Nazikonzert zu Sylvester in Bochum-Stahlhausen hat stattgefunden.

Dies ist einer Pressemitteilung der Bochumer Polizei zu entnehmen. Laut ihres Sprechers Herrn Michael Bloch handelte es sich hierbei aber um eine „private Feier“ mit einer Teilnehmerzahl „deutlich unter Hundert“. Es sei kein Konzert gewesen. Anders verlautbart es der „Nationale Widerstand Dortmund“. Er spricht auf seiner site von „etwa 100 Kameraden“ und das die Band Libertin gespielt hätte. Polizei-Sprecher Michael Bloch: „Wir haben die Lage beobachtet und ausgewertet. Für mehr waren der Polizei die Hände gebunden.”

Die Polizei

Nun ja. Auf Nachfrage hat sich herausgestellt, dass es die Polizei war, die der Vermieterin des Vereinsheims riet, den Mietvertrag nicht zu kündigen. So hat die Bochumer Polizei eine Rechtsgrundlage geschaffen, die es den Nazis erlaubte ihre Feier durch zu führen.
Da geht eine Behörde, die der „Verteidigung der Demokratie“ verpflichtet ist, hin und rät einer Bürgerin an, eine Feier von Feinden der Demokratie die Zustimmung bzw. Mietvertrag (trotz Unkenntnis des Zwecks der Anmietung) nicht zu entziehen.
So etwas nennt man Einflußnahme, Herr Bloch.
Wer hat hier wem die Hände gebunden?

- Das alles erinnert an das Konzert der antifaschistischen Jugendgruppe F.A.U.S.T. vom 16. Januar 1998 in Wattenscheid. Damals gesellten sich Polizeibeamte auf ein Treffen der Jugendgruppe mit dem Schulleiter des Märkischen Gymnasiums Heinz Senf und verlangten, dass die Jugendlichen den Nazis den Zutritt zu dem Konzert zu gewähren hätten. Als die Jugendlichen die Präsenz von Nazis auf ihrem Konzert nicht zulassen wollten, sprach der Schulleiter prompt von Intoleranz der Jugendlichen und verbot das Konzert. Diese polizeiliche Einflußnahme führte dahin, dass sich Rundfunk und Presse, ein Landtags- und eine Bundestagsabgeordnete einmischten und es schließlich eine Anfrage aus dem NRW Innenministerium an die Bochumer Polizei gab.
- Ebenso erinnert dies an das Nazikonzert vom 1.Juni 2002 in Herne-Baukau. Dort feierten über 230 Skins auf einer „Privatfeier“ zu der Musik der Dortmunder Naziband „Oidoxie“ und anderen Nazi-Bands. Damals wußte die Polizei von dem Auftritt der Bands im Voraus. Die Öffentlichkeit wurde nicht informiert. Es hätte ja demokratische und antifaschistische Proteste geben können. Das Ganze wurde entpolitisiert und zu einer „Geburtstagsfeier“ deklariert. Die Einsatzhundertschaft beschützt das Fest. Vermieter und Polizei lobten dann später die Nazis als „handzahm“ und die Halle und Parkplatz seien „ordentlich und sauber“ hinterlassen worden. Na, was will ein Deutscher mehr als „ordentlich und sauber“. Nicht wahr Herr Bloch?
- Oder daran, dass in der Bochumer Auseinandersetzung um den Thor-Steinar-Laden „Goaliat“ vor ein einhalb Jahren zu einem Gespräch zwischen Geschäftsleuten des Ehrenfelds und dem Bochumer/Herner Staatsschutz kam. In diesem stellte der Staatsschutz den Inhaber Thorsten K. als unpolitischen Geschäftsmann dar, negiert dessen Bedrohung der Nachbarschaft und warnte vor der Antifa. Das K. zur rechten Hooligan „Northside“ aus Dortmund gehört und auch schon in Nazikonzerte in Witten involviert war spielte keine Rolle.

Aber was kann man erwarten von einer Polizei, dessen lokaler Polizeipräsident Thomas Wenner anläßlich der NPD-Demonstration “Deutsche wehrt Euch - gegen Überfremdung, Islamisierung und Ausländerkriminalität” am 25. Oktober 2008 die antifaschistischen GegendemonstrantInnen mit Stalinisten gleichsetzte, die Gulags eröffnen wollen. Zitat: „Die Rechten stehen für KZs, die Linken für Gulags!“

Herr Bloch muss sich auch hinsichtlich der Beobachtungsgabe Bochumer Polizisten Eines fragen lassen. Die Nazis behaupten ein Konzert habe stattgefunden. Sie, Herr Bloch, behaupten das Gegenteil. Wer hat nun Recht? Waren ihre Beamten vielleicht gerade beim „Bleigießen“ , Herr Bloch?

Der Verein

Der Verein „SV Germania Bochum-West 12/27 e.V.“ wäscht derzeit seine Hände in Unschuld: „Weder wir als Verein, noch unsere Vermieterin wussten über den Hintergrund Bescheid ! Zudem versuchen wir seid Kenntnis der Fakten, alles in unserer Macht stehende, um die Situation noch zu ändern, bzw. zu entschärfen.“
Was „alles in unserer Macht stehende“ angesichts des Fortbestands des Mietvertrags nun heißen mag, kann wohl allein der Sportverein sagen. Und das der Verein zu gibt, dass die Anmietung des Vereinshauses „bereits zum wiederholten Male durch diesen Mieter geschah“, macht es auch nicht besser.
Wie jetzt AnwohnerInnen des Stadtteils und BesucherInnen des Kulturhauses „Thealozzi“ berichteten, wurden schon mal Ansammlungen von Rechtsradikalen am Vereinsheim wahrgenommen. Das scheint bis dato für keinen ein großes Problem dargestellt zu haben. Weder für die, die es wahrgenommen haben, noch für den Verein. Zu Gute kann man dem Verein lediglich halten, dass das Vereinshaus und der Sportplatz außerhalb des bewohnten Stadtteilgebiets am Rande einer Autobahn, eines Friedhofs und einer Schrebergartensiedlung liegt.
Richtig abstrus wird es nun, wenn man sich die Vereinsvita von Germania Bochum-West ansieht. Gerade in den 90ziger Jahren waren es die Jugendleiter René M. und Guido D. des Vereins Germania Bochum-West, die sich an die Öffentlichkeit wandten, weil die rassistischen Anfeindungen von gegnerischen Spielern, Schiedsrichtern und aus dem Publikum unerträglich wurden. Von den damals gut 100 Jugendlichen des Vereins, hatten 80 einen Migrationshintergrund. Der damalige DFB-Präsident Egidius Braun schaltete sich persönlich ein und sorgte für klärende Gespräche zwischen dem Verwaltungsdirektor des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen Klaus R., Vertretern des Kreises Bochum und des Vereins. (WAZ 24.1.1996)
Das dieser Verein nun sein Vereinsheim ausgewiesenen Nazis und Rassisten zur Verfügung stellt ist gelinde gesagt skurill.

Die Nazis

Bei dem Mieter soll es sich um Björn B. T. handeln.
Björn B. T. trat 2005 als Kandidat für die NPD in Gelsenkirchen an. Seine bürgerliche Kandidatur für den Landtag hielt ihn aber nicht davon ab, zusammen mit anderen 20 Nazis am 24. Februar 2007 drei antifaschistische Teenager aus Gütersloh zusammen zu schlagen. Diese kamen von einer antifaschistischen Kundgebung in Hildesheim und begegneten T. mit seinen Kameraden der Dortmunder und Hammer Naziszene im Regionalexpress. Die zu Hilfe gerufene Polizei weigerte sich die Personalien aller Nazis auf zu nehmen. Auch durften die Nazis ihre Vermummung aufbehalten, so daß die Opfer diese nicht identifizieren konnten. Die Nazis Mario S. (Windbeck), Matthias T. (Witten) und Björn B. T. (Düsseldorf) wurden wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung zu acht, bzw. sieben Monate auf Bewährung, Geldstrafen und Sozialstunden am Amtsgericht Minden verurteilt.
Das Landgericht Bielefeld verwarf in diesem Dezember die Berufung der drei Nazis. Bei den Verteidigern der Drei handelt es sich um Markus Beisicht und Judith Wolter von „Pro Köln“, sowie André Picker aus dem Landesvorstand von “Pro NRW”. Der zuletzt genannte Anwalt aus Bochum/Dortmund machte noch kürzlich von sich reden, als er zum Wahlverteidiger des nazistischen Ehepaars Sabrina und Manuel H. aus München mutierte. Jenem Ehepaar was im Zuge der Fahndung nach dem Attentäter auf den Polizeipräsidenten Mannichl aus Passau verhaftet wurde.
Der Organisator des Konzerts soll angeblich Alexander D. sein.
Alexander D., der zusammen mit Dennis G. und Dietrich S. in einer WG auf der Wittener Straße 44 in Dortmund-Dorstfeld wohnt, gehört mit seinen beiden Mitbewohnern zu dem harten Kern der Dortmunder Nazi-Szene. Und wie Björn B. T. muß man ihn zu dem Kern der äußerst gewaltbereiten so genannten „Autonomen Nationalisten“ rechnen, die gerade in Dortmund über eine ihrer Hochburgen verfügen.
Das Björn B. T. es geschafft hat für diese Zusammenhänge in Bochum mehrmals Räumlichkeiten anzumieten, sollte Bochumer AntifaschistInnen zu denken geben.

Die „Antifa Union“ aus Dortmund

In der Pressemitteilung der Antifa Union aus Dortmund heißt es: „Um dies zu verhindern, liegt es nun an örtlichen und regionalen Kräften genügend Druck aufzubauen, um die verantwortliche Vermieterin dazu zu bewegen, den Mietvertrag zu kündigen“
Ähem, und deshalb informiert man die „örtlichen Kräfte“ via einer Pressemitteilung auf Indymedia und bo-alternativ acht Stunden vor dem Konzert? Und das, obwohl man „zumindest“ einen Tag zuvor schon davon wusste? Ein solches Verhalten beraubt den „örtlichen Kräften“ ihrer Interventionsfähigkeit. Mehr nicht.
Da man darum anscheinend weiß, hofft die antideutsche Gruppe aus Dortmund auch:„dass sich in Bochum Stadt und Polizei bemühen werden, eine Absage des Konzerts zu erreichen.“. Ist jetzt Märchenstunde angesagt? Glaubt da jemand noch an den Weihnachtsmann und den antifaschistischen Input bei Staat und Kapital?

Ausblick

Vielleicht haben sich auf Grund des nachmittägliche Geplänkel auf Indymedia, bo-alternativ und mit Sicherheit auch auf Mail-Listen einige Kameraden der Naziszene entschlossen Neujahr wo anders zu feiern. Nicht desto trotz feixten die Nazis von „Nationalen Widerstand Dortmund“: „Trotz dem Versuch antifaschistischer Gruppen, unsere Feier zu verhindern, konnte diese ungestört stattfinden und als klarer Erfolg gesehen werden. In diesem Sinne: Auf ins Jahr 2009!“
Alles in Allem ein Wermutstropfen, wie für die Antifas in Bochum dieses Jahr begann.
Froh kann man nur sein, dass jetzt ein Veranstaltungsort der Nazis in Bochum aufgeflogen ist und man diesen ihnen entziehen kann.
Dies zu erreichen ist zumindest eine Aufgabe für die nächste Zeit.

Der Sportverein

"SV GERMANIA gegen RECHTS !!!

Wir, der SV Germania Bochum-West 12/27 e.V., bestreiten an dieser Stelle ganz klar und eindeutig den Vorwurf, rechtsextreme oder rechtspopulistische Gruppen zu unterstützen oder mit ihnen zu sympathisieren ! Die bekanntgewordene Vermietung unseres Vereinshauses an eine solche Gruppierung geschah weder im Wissen darüber, zu welchem Zwecke die Anmietung erfolgte, noch im Wissen darüber, welche Gruppierung hinter dem Mieter steckte. Weder wir als Verein, noch unsere Vermieterin wussten über den Hintergrund Bescheid ! Zudem versuchen wir seid Kenntnis der Fakten, alles in unserer Macht stehende, um die Situation noch zu ändern, bzw. zu entschärfen.
Wir weisen darauf hin, dass unser Verein in einem Stadtteil angesiedelt ist, in dem der Anteil von Bürgern mit Migrationshintergrund sehr hoch ist. Ähnlich ist es auch in unserem Verein. Wir verstehen uns daher als einen Verein, der um Integration und Harmonie zwischen den Menschen bemüht ist."


letzte Aktualisierung: 11.01.2009