Excalibur Records - Ein NaziSkin-Musikvertrieb aus Bochum
Nach dem es in den letzten Jahren um die NaziSkins etwas ruhiger geworden ist, meldet sich diese Scene zurück. Nicht nur durch ihre immer häufiger und größer werdenden Konzerte. Sie haben sich besser organisiert, und ihre Projekte sind professioneller geworden. Auch hier in Bochum.
1992/93 berichteten die Medien viel über den sogenannten Rechtsrock und die Skinheadscene in der BRD. Oft reißerisch, oberflächlich und undifferenziert. Der Öffentlichkeit wurde jeder Skinhead als Nazi präsentiert. Die proletarischen Wurzeln der Skinbewegung und die antirassistischen Skingruppen wurden nicht erwähnt. Es entstand das Bild des dummen gröhlenden Glatzkopfes. Wohl auch, um von den Rassismus der Behörden und der Medien selbst abzulenken. Die gefährliche Anziehungskraft, die die subkulturellen Musikscene auf Skins und rassistische Jugendliche darstellt, wurde nicht gesehen und als Rekrutierungsfeld für Nazikader nicht erkannt.
In der Zeit darauf ging die Präsenz von jungen Männern im Skinheadlook in der Öffentlichkeit zurück. Nicht nur, daß sie sich auf vielen Straßen und Plätzen „heiße Ohren“ holten. Viele ihrer Konzerte, Treffs und Fanzines wurden Zielobjekte von Behörden und Polizei. Als Konsequenz daraus änderten viele Skins ihr Äußeres, nicht aber ihre Einstellung. Dabei war die Vorgehensweise der Polizei gegenüber den NaziSkins, im Vergleich zu ihrem Vorgehen gegenüber Linken, relativ harmlos. Zudem wurden ihnen Sozialarbeiter zur Seite gestellt, Clubräume und Gelder angeboten - ganz so, als handele es bei ihnen um „Sozialfälle“ und nicht um politische Überzeugungstäter. Die Skins wußten dieses Angebot zu schätzen und melden sich nun verstärkt mit immer größer werdenden Konzerten zurück, zu denen bis zu 1000 BesucherInnen erscheinen. Als Beispiel sei nur ein Konzert mit der international bekannten schwedischen Nazi-Band „Ultima Thule“ am 22. Januar diesen Jahres in Dresden erwähnt.
Innerhalb der NaziSkin Scene selbst ist ein starker Trend zur Professionalisierung im internationalen Maßstab zu erkennen. Mit großem Profit vermarktet die faschistische Subkultur rassistisches und nationalsozialistisches Gedankengut im jugendlichen Stil. Federführend ist hierbei das in Detroit/USA beheimatete Plattenlabel RESISTANCE-Records und ihre schwedische Variante NORDLAND. Beide Plattenfirmen, die mit viel Gewinn faschistische MusikCDs produzieren und vertreiben, geben unter gleichem Namen Musikfanzines heraus. Diese Zeitschriften gehen weit über das hinaus, was die faschistische Subkultur bisher in der Lage war zu produzieren. Bis zu 60zig Seiten stark sind diese teilweise vierfarbigen Hochglanzbroschüren und werden in einer Auflage von 15000 bis 20000 Stück gedruckt.
Hinter dem schwedischen NORDLAND steht die VAM (Weißer Arischer Widerstand), eine der wohl skrupellosesten Nazitruppen in Westeuropa. Hinter RESISTANCE das Netzwerk der HammerSkins, die sich 1986 in Dallas/USA gründeten und als „weiße arische Bruderschaft“ verstehen. Sie organisieren sich in unabhängig voneinander operierenden Zellen in einer Kadergemeinschaft. Vorbild ist das Prinzip des „leaderless resistance“, des führerlosen Widerstandes, nachdem sich auch die faschistische Terrorscene den USA organisiert. Ziel der HammerSkins ist es, die eher unverbindlichen Strukturen der NaziSkins zu einer handlungsfähigen Bewegung umzustrukturieren, wobei ihnen Bands, Musikvertriebe und Fanzines als Knotenpunkte dienen.
Die „HammerSkins“ sind international anzutreffen. Sei es in Kanada, Australien, England, Frankreich, Schweden, Slowenien, der Tschechischen und Slowakischen Republik oder natürlich Deutschland. Rund 200 Kader des deutschen Ablegers trafen sich Ende 1995 bei einem konspirativen Treffen im baden-württembergischen Burlading. Und zu vermuten ist, daß auch Bochum ein Sprengel der „Bruderschaft“ sein Unwesen treibt. Und zwar um das NaziSkin-Label „Excalibur Records“.
Offiziell gegründet wurde es von Peter Kreß und Christian Patzelt und 1994 als Patzelt/Kreß GBR beim Handelsregister eingetragen. Seitdem läuft das Geschäft professionell mit Büro, Computer, Konto, Postfach, Lager und Vertrieb. Bestelladdresse war und ist die Privatadresse des 28jährigen Peter Kreß in Bochum-Weitmar. Wobei der ehemalige Angestellte einer Telefongesellschaft und sein Kompagnon Patzelt mit ihrem reichhaltigen Sortiment nicht nur aktuelle Skinkonzerte bestücken sondern über Bestellisten auch die rassistische Jugendscene beliefern. Zudem nutzen die beiden Männer ihre internationalen Beziehungen gewinnträchtig aus und produzieren diverse MusikCDs namhafter Nazibands wie z.B.:“Brutal Attack“(GB), „Freikorp“(BRD), oder “Bound for Glory“(USA). Für ihr Label und ihren Versand rühren sie fleißig die Werbetrommel in diversen Naziblättern, sei es in NORDLAND, RESISTANCE, dem französischen VIKING oder anderen.
Wie tief Kreß und Patzelt im HammerSkin - Netzwerk verwoben sind, zeigt sich aber vor allem dadurch, daß sie neben der Produktion von CD’s mit HammerSkin Bands u.a. die Gruppe „Freikorp“ aus Reihnfeld 1995 auf deren US - Tournee begleiteten. Kai Stüwe, der Frontmann von „Freikorp“, gilt als Chef der HammerSkin - Sektion von Schleswig-Holstein. Organisiert worden war die Tournee von RESISTANCE und dem HammerSkin - Netzwerk.
Sie ging über Detroit (Sitz von RESISTANCE), Dallas (HammerSkin Hochburg) bis nach St. Paul, wo Freikorp mit der führenden HammerSkin Band „Bound for Glory“in einem Konzert auftrat. Und schließlich ließ ein in diesem Zusammenhang in RESISTANCE erschienenes Interview keinen Zweifeln daran, daß diese US-Band eine aktive Förderung von „Excalibur Records“ in Bochum betreibt, um dadurch die Verbreitung der NaziSkin-Scene und Musik in Deutschland generell voranzutreiben.
Bei so viel gemeinsamen Interesse versteht es sich fast von selbst, daß bei der Hochzeit von Kreß 1995 die HammerSkinBands „Noie Werte“, „Freikorp“ und der Bandleader von „Brutal Attack“ zum „88-Rock n’Roll“ aufspielen. (Im Nazi-Jargon steht die Zahl 88 für die Doppelnennung des achten Buchstaben im Alphabet, also „HH“ gleich „Heil Hitler“.) Und wen wundert es, daß der publicity-geile Kreß kurz darauf in der November-Ausgabe des Skinmagazins VIKING zum Besten gab, daß er und seine Angetraute Michaela nun dabei seien, eine „weiße Familie“ mit vielen „arischen Kindern“ zu gründen?
Gelegenheit dazu hatte er bislang genug. Denn obwohl die beiden deutschen Recken von „Excalibur Recors“ im letzten Jahr mit ihrem lukrativem Handel aufflogen und von einem Bochumer Gericht zu je 18 Monaten (Patzelt ) bzw.14 Monaten (Kreß) Haft wegen Aufstachelung zum Rassenhaß, Verherrlichung von Gewalt, Verwendung von Symbolen verfassungsfeindlicher Organisationen und Vertrieb rechtsextremistischen Propagandamaterials verurteilt wurden, befinden sie sich nach wie vor auf freiem Fuß. Zu verdanken haben sie dies einschlägig bekannten Anwälten aus Köln, die Revision gegen das Urteil einlegten und so dazu beitrugen, daß ihre Mandanten mit der Produktion und dem Vertrieb von NaziSkin-Musik in Bochum bislang ungehindert weitermachen können.
Ein Label wie „Excalibur“ fällt nicht vom Himmel. Es kommt aus einem Umfeld, das es trägt, unterstützt, die gleiche politische Gesinnung hat und das auf Verbreiterung sowie gesellschaftlichen Einfluß aus ist. Dies gilt es zu verhindern!
Keinen Fußbreit den Rassisten und Faschisten!
Unabhängige Antifa, Bochum