Freitag,
25. Februar
Die antirassistische Fahrraddemo "Zweirad
gegen Doppelmoral" startete um 16 Uhr mit rund 40 TeilnehmerInnen beim
alten AKH. Auf ihrem Weg in und durch die Innenstadt wurde die Polizei
wieder einigermaßen auf Trab gehalten. Nach ungefähr einer Stunde
ging die Demonstration allerdings im einsetzenden starken Regen bzw. einem
Beisl unter. Eine kleine Gruppe von RadlerInnen, welche sich erst beim
zweiten angekündigten Treffpunkt um 18 Uhr am Schwarzenbergplatz anschließen
wollten, wartete vergeblich.
Zirka hundert Leute beteiligten sich an
einer Demonstration zum Themenbündel "Gegen jede Regierung der privilegierten
Klassen!; Raus aus der EU!; Gegen jeden Militärpakt - Nein zu NATO
und WEU!; Schluss mit dem Pensionsraub!; Kein Selbstbehalt - Gesundheit
für alle!; Keine Zwangsarbeit für Arbeitslose!; Keine Abschaffung
der Kollektivverträge!" vom Meiselmarkt im 15. Bezirk zum Ballhausplatz.
Vom Ballhausplatz selbst ging heute keine
Demo los. Einige derer, die um 19 Uhr vorbeikamen, gingen oder fuhren unorganisiert
der Demo vom Meiselmarkt entgegen.
Die Polizei verhielt sich bei beiden Demonstrationen
friedlich, bei der Fahrraddemo vielleicht auch etwas genervt. (tatblatt)
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Nicht die nützlichen Idioten
der SPÖ und EU sein Warum wir die Demonstration vom 19.2. nicht unterstützen
Erklärung
der Revolutionär Kommunistischen Liga (RKL)
1
Gegen die neue Rechtskoalition unter Einschluss
der FPÖ Jörg Haiders hat
sich ein breites gesellschaftliches Bündnis
formiert. Dieses reicht von
einzelnen christlich-sozialen Exponenten, der SPÖ
über die Grünen und die
Gewerkschaften bis hin zu zahlreichen linken Gruppen
und der KPÖ. Dessen
geometrischer Mittelpunkt sind SOS-Mitmensch und
der Republikanische Klub
als Wortführer der selbst stimmlosen "Zivilgesellschaft".
Entsprechend ihren
dominanten Akteuren - die durchwegs der wohlhabenden
Mittelschicht und den
Gewinnern des Neoliberalismus angehören - richtet
sich die Mobilisierung
nicht gegen Sozialabbau und Entdemokratisierung
an sich, dessen treibende
Kraft die EU ist, darstellt. Sondern sie bezieht
sich im Gegenteil auf eben
diese, was sich auch in den zahlreichen EU-Fahnen
auf den Demonstrationen
ausdrückt. Die Grundstimmung ist: "Wir sind
die Europäer und den
europäischen Werten verpflichtet.
So Robert Misik in der grünen Zeitschrift planet:
"Schüssel ist doppelt zu
danken: Er hat den antirassistischen Konsens der
EU einen großen Sprung
vorwärts gebracht." Auch der NATO-Propagandist
Ostenhof stößt im profil in
dasselbe Horn. Über die von SPÖ und ÖVP
zuvor ausgehandelten Angriffe, auf
die sich die neue Regierung weitgehend stützt,
wird kaum ein Wort verloren.
Nur die darüber hinausgehenden Maßnahmen
stehen im Schussfeld. Auch wenn
sich am linken Rand der Bewegung einige einbilden,
an dieser Kritik
weitertreibend ansetzen zu können, so ist diese
in Wirklichkeit nur
Camouflage für die Quintessenz der Bewegung,
nämlich Wunsch nach Rückkehr
der alten Großen Koalition.
Die Bewegung richtet sich also nicht gegen den Neoliberalismus,
sondern nur
gegen eine ihrer Formen und stützt dabei eine
andere, nämlich ihre heute
international vorherrschende Form, den Linksliberalismus.
2
Die Protestbewegung verbindet sich mit einer scheinheiligen
und
heuchlerischen internationalen Kampagne der EU,
der USA und ihrer
Verbündeten, also der so viel beschworenen
"internationalen Gemeinschaft".
Die schlimmsten Kriegsverbrecher wie der ehemalige
und der heutige
Generalsekretär der NATO Solana und Robertson,
US-Präsident Clinton sowie
ihre intellektuellen Schreibtischtäter wie
der zur Demonstration in Wien
weilende französische Regimephilosoph und Bosnienkrieger
Henri-Bernard Levi
sorgen sich um die Menschenrechte und sprechen im
Dienste von Demokratie und
Antifaschismus Sanktionen gegen unser Land aus.
Tatsächlich setzt sich in diesem vermeintlich
antifaschistischen Kreuzzeug
für die westlichen Werte der gegen den Irak
und Jugoslawien begonnene
humanitäre Interventionismus fort, durch den
sich das Imperium das Recht
gibt, überall auf der Welt für seine Interessen
auch wirtschaftlich,
politisch und militärisch zu intervenieren
- dank seiner sich selbst
verliehenen moralischen Überlegenheit.
3
Der Aufstieg der Haiderbewegung ist nur als Folge
einer diffusen
Proteststimmung gegen die Auswirkungen des Neoliberalismus
verständlich. So
ist es die alte Große Koalition, die durch
Sozialabbau und
Entdemokratisierung, durch die neoliberale gesellschaftliche
Krise im
allgemeinen Haider erst hervorgebracht hat.
Selbst in der Opposition und auf der Straße
hilft die SPÖ ihm noch, in dem
sie sich auf die Seite der EU, dem Motor des Neoliberalismus,
stellt.
Tatsächlich stabilisiert nämlich die Kampagne
der EU die rechte Regierung.
Denn die Mehrheit des Volkes ist legitimer Weise
gegen die verlogenen
Angriffe der EU und besteht auf das Recht Österreichs,
sich ohne
Fremdeinmischung in bürgerlich-demokratischen
Wahlen eine Regierung zu
geben, was sie in Ermangelung einer Alternative
wieder in die Arme Haiders
drängt.
4
Der einzige Weg, die rechte Kapitalistenregierung
zu bekämpfen, ist die
eigenständige Mobilisierung des Volkes und
insbesondere seiner ärmsten
Schichten für soziale Gleichheit und Demokratie
von unten. (Das galt
natürlich auch für die vergangene "linke"
Kapitalistenregierung, doch da
stellte sich das Problem vor allem in Form der von
Linksliberalismus
geförderten Passivität, während heute
die verlogene Mobilisierung im
Vordergrund steht.) Keinesfalls darf man als linker
Flügel der alten
Regierung erscheinen, die ja legitime Zielscheibe
des falschen, reaktionären
und von der FPÖ kanalisierten Protestes gegen
den Neoliberalismus ist.
Angesichts der neoliberalen Globalisierung schließt
diese Mobilisierung auch
die Verteidigung der nationalen Souveränität
ein, die sich gegen die fest
mit der EU verbundenen herrschenden Klasse richtet
und tendenziell die Macht
des Volkes voraussetzt und entwickelt.
5
Darum wiederholen wir unser Angebot an alle antineoliberalen
Kräfte, auf
folgender Basis für den Aufbau eines gesellschaftlichen
Pols der Interessen
des Volkes und insbesondere seiner ärmsten
Schichten zu kämpfen:
Gegen jede Regierung der privilegierten Klassen!
Raus aus der EU!
Gegen jeden Militärpakt - nein zu NATO und
WEU!
Schluss mit dem Pensionsraub!
Kein Selbstbehalt - Gesundheit für alle!
Keine Zwangsarbeit für Arbeitslose!
Keine Abschaffung der Kollektivverträge!
Demonstration
Fr, 25.2., 18 h 30
Meiselmarkt => Ballhausplatz
Wien, am 18. Februar 2000
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Revolutionär Kommunistische Liga (RKL)
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25.2.2000
21:00 MEZ
ÖGB-Demonstration in
Innsbruck gegen schwarz-blaue Regierung
Knapp 3.000 Teilnehmer - Protest gegen Sozialabbau
und Belastungen für Arbeitnehmer
Innsbruck - Mit einem Fackelzug
durch die Innsbrucker Innenstadt hat der ÖGB Tirol am Freitagabend
gegen den "geplanten Sozialabbau und Belastungen für die Arbeitnehmer"
durch die schwarz-blaue Regierung protestiert. Laut Polizeischätzungen
2.500 bis 3.000 Menschen folgten trotz Nieselregens dem Aufruf des Gewerkschaftsbundes.
Die Veranstalter sprachen von 3.500 Teilnehmern. Die Demonstration verlief
ohne Zwischenfälle.
Mit Trillerpfeifen und Transparenten
machten die Kundgebungsteilnehmer auf ihre Anliegen aufmerksam. Rote Fahnen,
Regenschirme und Windjacken prägten das Bild. Die führenden ÖVP-Gewerkschafter
hatten ihren Mitgliedern allerdings von einer Teilnahme am Fackelzug abgeraten,
weil sie eine parteipolitische Vereinnahmung der Demonstration befürchtet
hatten.
Die Kundgebungsteilnehmer
richteten sich vor allem gegen geplante Regierungsmaßnahmen im Sozial-
und Arbeitsbereich. Auf einigen Transparenten wurde auch "gegen "Rassismus,
Ausländerfeindlichkeit und Faschismus" aufgerufen.
Gegen Eingriffe ins Pensionssystem
Die Menschenmenge zog kurz
nach 18.00 Uhr vom Hauptbahnhof los und ging dann durch die Innenstadt
bis zum Landhausplatz, wo die Schlußkundgebung stattfand. Der Tiroler
ÖGB-Chef Gerhard Schneider (SP) kritisierte in seiner Rede Fremdenhass
und die Ausgrenzung von Ausländern, weil damit die internationale
Isolation Österreichs herbeigeführt werde. Die Zeche dafür
müßten nicht die Politiker, sondern die ganze Bevölkerung
zahlen. Schneider kritisierte zugleich, dass vor allem Arbeitnehmer und
sozial Schwache von den geplanten Maßnahmen der neuen Regierung betroffen
seien. Unternehmer und Bauern würden hingegen davon profitieren. Der
Tiroler ÖGB-Vorsitzende sprach sich massiv gegen Eingriffe ins Pensionssystem
und bei den Krankenversicherungen sowie gegen die Arbeitsmarktpolitik der
Regierung aus.
FSG beteiligt sich nicht
an Protesten
Die Spitze der Fraktion
Christlicher Gewerkschafter wollte die Protestaktion nicht mittragen, weil
die angekündigten Teilnehmer und Redner dem ÖGB-Grundsatz nach
Überparteilichkeit widersprochen hätten. Es sei außerdem
bisher immer die Vorgangsweise der Gewerkschaft gewesen, sich zuerst an
den Verhandlungstisch zu setzen, bevor zu Kampfmaßnahmen gegriffen
werde.
Der Tiroler ÖGB-Vorsitzende
wies diese Vorwürfe bereits im Vorfeld zurück. Schneider wies
darauf hin, dass der Gewerkschaftsbund auch gegen die Sparpakete der früheren
SP-VP-Regierung mit einem Fackelzug demonstriert habe. Außerdem hätten
auch die Christ-Gewerkschafter im ÖGB-Präsidium der Kundgebung
zugestimmt. (APA)
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25.2.2000
15:31 MEZ
"Arbeitsdienstliches Straßenwaschen"
in Salzburg gegen Regierung
"Plattform gegen Rassismus und Sozialabbau"
illustrierte auf Staatsbrücke befürchtete Beschäftigungspolitik
Salzburg - "Sie sind 38 Jahre,
Spediteurin, seit acht Monaten arbeitslos. 42 Ihrer Bewerbungen waren erfolglos.
Die neue Regierung hilft Ihnen: Ab morgen dürfen Sie im Altenheim
die Böden und WCs reinigen. Wenn Sie sich bei dieser Arbeit als tüchtig
erweisen, dann bekommen Sie etwas Geld dazu. Fühlen Sie sich aber
diesen Anforderungen nicht gewachsen, müssen Ihnen und Ihren Kindern
leider alle Leistungen gestrichen werden." Diese Aussichten illustrierten
heute, Freitag, Mitglieder der "Plattform gegen Rassismus und Sozialabbau"
mit "arbeitsdienstlichem Straßenwaschen" auf der Salzburger Staatsbrücke.
"Zwangsarbeit ist keine Lösung",
sind die Protestierer gegen "Schwarz-Blau" überzeugt und wehren sich
gegen das "BürgerInnengeld". "Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich
eine gefährliche Zwangsmaßnahme. Arbeitslose Menschen sollen
zu einem gemeinnützigen BürgerInnendienst verpflichtet werden.
Die Strafe bei Nichtleistung ist der Entzug der Ansprüche aus öffentlicher
Hand: Streichung aller Sozialleistungen. Als Sozialschmarotzer gilt, wer
nicht funktioniert, bestraft wird, wer nicht "pariert", hieß es heute
Mittag im Zentrum Salzburgs. Der Aufruf zu "demokratischem Widerstand"
war nicht zu überhören. (APA)
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25.2.2000
17:27 MEZ
"Brüssel 2000"-Eröffnung ohne österreichische
Diplomaten
Brüsseler Bürgermeister: Modell
für friedliches Zusammenleben verschiedener Kulturen - Österreichische
Künstler nehmen am Programm teil - Häupl ist willkommen
Brüssel - Ohne Anwesenheit
österreichischer diplomatischer Vertreter hat Freitag Mittag die Eröffnungsfeier
für das Projekt "Kulturstadt Brüssel 2000" im Europaparlament
stattgefunden. Die offiziellen Vertreter der Republik Österreich waren
vom Brüsseler Bürgermeister aus Protest gegen die FPÖ-Regierungsbeteiligung
formell ausgeladen worden. Ein Protest des österreichischen EU-Botschafters
Gregor Woschnagg bei EU-Kulturkommissarin Viviane Reding war erfolglos,
da es sich laut Reding um ein Projekt in Verantwortung der Stadt Brüssel
handle. An der Eröffnungsfeier im Europaparlament in Brüssel
nahmen auch der belgische Kronprinz Philippe und Kronprinzessin Mathilde
teil.
Die Stadt Brüssel ist
ein Modell des Zusammenlebens verschiedener Kulturen und damit auch ein
Modell für das Zusammenleben in Europa, betonte der Brüsseler
Bürgermeister Francois-Xavier de Donnea. Das Kulturprogramm solle
Brücken zwischen verschiedenen Kulturen schlagen und dem multikulturellen
Dialog dienen. Brüssel werde häufig zu Unrecht als bürokratische
Stadt bezeichnet, in Wahrheit sei die belgische Hauptstadt eine Kulturstadt
mit reichem Erbe. Im offiziellen Programm werden sieben Kunstprojekte aus
Österreich angeführt. Bis zum Jahresende werden verschiedene
Künstler Ausstellungen und Installationen in Brüssel am Festival
"Brüssel 2000" teilnehmen. Die formelle Ausladung der Österreicher
bezog sich nur auf die diplomatischen Vertreter und nicht auf die Kunst-
und Kulturprojekte, wurde seitens des Organisationskomitees betont.
Brüsseler Bürgermeister
lädt Häupl zu Kulturhauptstadt ein
Der Wiener Bürgermeister
Michael Häupl wäre als Politiker aus Österreich in der "Kulturhauptstadt
2000" Brüssel willkommen, sagte der Brüsseler Bürgermeister
Francois-Xavier de Donnea am Freitag in einer Pressekonferenz. De Donnea
hatte die Botschafter Österreichs in Belgien und bei der EU von der
feierlichen Eröffnungsfeier für das Kulturhauptstadtprojekt ausgeladen.
Im Übrigen seien alle
Österreicher wie auch alle österreichischen Künstler in
der Kulturhauptstadt eingeladen, betonte de Donnea. Seine Ausladung habe
sich gegen die offiziellen Vertreter der neuen österreichischen Regierung
gerichtet, in der eine Partei vertreten sei, deren Vertreter Äußerungen
getätigt hätten, die "genau den Zielen der Kulturhauptstadt 2000
widersprechen".
Prag wird Österreicher
nicht ausladen
In Prag werden hingegen
offizielle Regierungsvertreter beim Kulturhauptstadtprojekt nicht ausgeladen,
sagte der Prager Bürgermeister Jan Kasl in der gemeinsamen Pressekonferenz
von neun Stadtoberhäuptern mit der Kulturkommissarin Viviane Reding.
Er hätte zwar Haider nicht gewählt, solange es aber keine Taten
gebe, in denen die Menschenrechte verletzt werden, gebe es auch keinen
Grund für einen Boykott. Nach Angaben Kasls haben sich auch die anderen
Bürgermeister nicht für Boykottmaßnahmen ausgesprochen.
Die Bürgermeisterin von Krakau ließ allerdings auf Journalistenfragen
offen, ob in ihrer Stadt ein Boykott denkbar wäre.
Prag werde die guten Beziehungen
mit Wien weiter pflegen, betonte Kasl. Daher werde er auch am 31. März
dem Wiener Bürgermeister Häupl die "bronzene Medaille" für
Verdienste um die Stadt Prag verleihen.
Reding wiederum wiederholte
ihren Standpunkt, wonach die Organisation der Kulturhauptstadt keine EU-Angelegenheit
sei. Daher falle die Entscheidung über Einladungen auch nur der Stadt
Brüssel zu. Eine politische Bewertung der Ausladung der Österreicher
lehnte Reding ab.
Im Jahr 2000 gelten neun
europäische Städte als "Kulturhauptstadt": Brüssel, Prag,
Helsinki, Rejkjavik, Krakau, Avignon, Bergen (Norwegen), Bologna und Santiago
de Compostela (Spanien). (APA)
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